Diese Arbeit möchte aus der christlichen Theologie zum Thema Selbstfürsorge beitragen, was für den an der christlichen Sicht Interessierten und für den christlichen Seelsorger hilfreich sein kann. Dabei wird der Schwerpunkt auf Jesu Vorbild gelegt. Jesus Christus hatte in den drei Jahren seiner Tätigkeit als Rabbi enorme Erwartungen zahlreicher Menschen vor sich. Diese Erwartungen waren auch durch Jesu Handlungen gespeist, die sich wie ein Lauffeuer herumsprachen.
Jesus war dabei empathisch, hatte Mitleid, erlebte Enttäuschungen, sah sich großen Menschenmengen gegenüber, begegnete den unterschiedlichsten Nöten und Problemen. Er erlitt keinen Burnout, wurde dabei nicht psychotisch, schmiss nie seine Aufgabe hin, wurde nicht lebensüberdrüssig. Wie hat er das gemacht? In dieser Arbeit wird ein Blick auf Jesu Selbstfürsorge geworfen und der Frage nachgegangen, was wir in diesem Bereich von ihm lernen können.
In der Selbstfürsorge geht es um die Frage, was der Mensch selbst tun kann, damit er ausreichend versorgt ist und es ihm gut geht. Jeder Mensch möchte sagen können: „Es geht mir gut.“ Wir haben Bedürfnisse des Leibes, der Seele und des Geistes, und zwar täglich und unser Leben lang. Da wir als Geschöpfe Gottes sehr verschieden sind, sind die Antworten auf diese Bedürfnisse ebenso individuell. Im Verlauf des Lebens erleben wir außerdem Veränderungen, die unsere Bedürfnisse und unsere Antworten darauf mit entsprechender Intensität aufwerfen. Je nach Lebensphase und Ereignis schiebt sich mal das Bedürfnis nach Trost oder Hilfe, mal der Wunsch nach Belebung und neuer Energie, mal nach Orientierung usw. in den Vordergrund. Wir leben im Spannungsfeld ständiger Bedürfnisse, Wünsche, Pflichten, Grenzen und Erwartungen.
Selbstfürsorgemaßnahmen gehören für jeden Menschen zu einer gesunden Lebensführung und zur Sicherung der eigenen Lebensqualität. Die moderne Fachliteratur bietet konstruktive und detaillierte Hilfen zur Selbstfürsorge. Es werden praktische Tipps bis hin zu Übungen mit Arbeitsblättern angeboten, die zur Selbstreflektion einladen und gute Anregungen für die Umsetzung und Verinnerlichung im Alltag bieten. Dabei decken sie einen großen Teil der unterschiedlichen Lebensbereiche des Lesers ab. Einige gehen sogar berufsspezifisch vor.
Inhaltsverzeichnis
A. Einleitung
B. Hauptteil
1. Was ist Selbstfürsorge?
2. Die Identität
2. a. Die Herkunft: woher wir kommen
2. a. a. Die Herkunft des Menschen allgemein
2. a. b. Die Herkunft des Einzelnen
2. b. Das eigene Selbstverständnis: wer wir sind
2. b. a. Was für jeden gilt
2. b. b. Was für den an Jesus Christus Glaubenden gilt
2. c. Die Zukunft: wohin wir gehen
2. d. Der Auftrag: was wir sollen
2. d. a. Was für jeden gilt
2. d. b. Das Beispiel Jesu
2. d. c. Was für den an Jesus Christus Glaubenden gilt
3. Die aktive Selbstfürsorge
3. a. Die Ernährung
3. b. Die Bewegung
3. c. Die Pause
3. c. a. Abstand und Rückzug
3. c. b. Besondere Orte aufsuchen
3. d. Die Gemeinschaft mit Menschen
3. e. Die Gemeinschaft mit Gott
3. e. a. Das Wort Gottes
3. e. b. Das Gebet
3. e. c. Der Gehorsam Gott gegenüber
3. f. Die Kunst
3. f. a. Musik
3. f. b. Theater und Schauspiel
3. f. c. Kunsthandwerk
3. f. d. Kreative Wege ausprobieren
3. g. Loslassen
3. g. a. Die eigene Situation wahrnehmen
3. g. b. Loslassen praktisch
4. Die passive Selbstfürsorge
4. a. Hindernisse für passive Selbstfürsorge und praktische Wege
4. b. Jesu Beispiel
4. c. Wege im Christentum
C. Schlusswort
D. Bibliographie
A. Einleitung
In der Selbstfürsorge geht es um die Frage, was der Mensch selbst tun kann, damit er ausreichend versorgt ist und es ihm gut geht. Jeder Mensch möchte sagen können: „Es geht mir gut.“ Wir haben Bedürfnisse des Leibes, der Seele und des Geistes, und zwar täglich und unser Leben lang. Da wir als Geschöpfe Gottes sehr verschieden sind, sind die Antworten auf diese Bedürfnisse ebenso individuell. Im Verlauf des Lebens erleben wir außerdem Veränderungen, die unsere Bedürfnisse und unsere Antworten darauf mit entsprechender Intensität aufwerfen. Je nach Lebensphase und Ereignis schiebt sich mal das Bedürfnis nach Trost oder Hilfe, mal der Wunsch nach Belebung und neuer Energie, mal nach Orientierung usw. in den Vordergrund. Wir leben im Spannungsfeld ständiger Bedürfnisse, Wünsche, Pflichten, Grenzen und Erwartungen.
Selbstfürsorgemaßnahmen gehören für jeden Menschen zu einer gesunden Lebensführung und zur Sicherung der eigenen Lebensqualität. Die moderne Fachliteratur bietet konstruktive und detaillierte Hilfen zur Selbstfürsorge. Es werden praktische Tipps bis hin zu Übungen mit Arbeitsblättern angeboten, die zur Selbstreflektion einladen und gute Anregungen für die Umsetzung und Verinnerlichung im Alltag bieten. Dabei decken sie einen großen Teil der unterschiedlichen Lebensbereiche des Lesers ab. Einige gehen sogar berufsspezifisch vor. Ich habe diese Bücher teilweise mit Gewinn für mich persönlich gelesen, vermisse aber weitgehend die theologische Dimension darin. In der Psychologie wird der Mensch allgemein als jemand gesehen, der mit sich und anderen Menschen allein auf der Welt ist. Daraus ergibt sich ein Maßstab für die Selbstfürsorge, der sich aus rein menschlichen und natürlichen Ressourcen speist. Mensch und Natur sind jedoch Begrenzungen unterworfen. Diese Arbeit möchte deshalb Ergänzendes aus der christlichen Theologie zum Thema Selbstfürsorge beitragen, was für den an der christlichen Sicht Interessierten und für den christlichen Seelsorger hilfreich sein kann. Dabei lege ich den Schwerpunkt auf Jesu Vorbild.
Martin Luthers Menschenbild und Vorstellung von Selbstfürsorge beschreibt Albrecht Grözinger: „Menschliche Selbstfürsorge wird nämlich für Luther nur möglich im Rahmen der Fremdfürsorge Gottes. Im seelsorgerlichen Kontext ist Fremdfürsorge primär die Sache Gottes. Der sich um den Menschen sorgende Gott befreit den Menschen aus seiner Selbst-Verkrümmung und macht ihn so erst fähig zur Selbstfürsorge. Und nur der Mensch, der zu dieser Selbstfürsorge befreit ist, kann sich dann auch frei an andere Menschen verschenken.“1
Jesus Christus hatte in den drei Jahren seiner Tätigkeit als Rabbi enorme Erwartungen zahlreicher Menschen vor sich. Diese Erwartungen waren auch durch Jesu Handlungen gespeist, die sich wie ein Lauffeuer herumsprachen. Jesus war dabei empathisch, hatte Mitleid, erlebte Enttäuschungen, sah sich großen Menschenmengen gegenüber, begegnete den unterschiedlichsten Nöten und Problemen. Er erlitt keinen Burn-out, wurde dabei nicht psychotisch, schmiss nie seine Aufgabe hin, wurde nicht lebensüberdrüssig. Wie hat er das gemacht? Ich werfe in dieser Arbeit einen Blick auf Jesu Selbstfürsorge und gehe der Frage nach, was wir in diesem Bereich von ihm lernen können.
Selbstfürsorge erfährt auch Grenzen. Nicht alles steht in unserer Macht. Besonders der Glaubende ist sich bewusst, dass er geistlich arm ist und Geistliches nur empfangen kann.
Zuerst kläre ich die Begriffe Selbstfürsorge und Identität und richte dann den Blick auf Möglichkeiten aktiver und passiver Selbstfürsorge aus christlicher Sicht.
Alle Bibelzitate sind der Elberfelder Übersetzung entnommen, wenn nicht anders angegeben.
B. Hauptteil
1. Was ist Selbstfürsorge?
Es wäre sehr interessant, die Entwicklung der Begriffe Selbstliebe und Selbstfürsorge und den Wandel in ihrer Bedeutung zu erforschen. Im Rahmen dieser Arbeit reiße ich dies nur kurz an, um den Begriff Selbstfürsorge zu erläutern. Dabei zeige ich auf, welcher Anschauung ich folge, um die Basis für das Thema dieser Arbeit zu legen.
Selbstfürsorge setzt Selbstliebe voraus. Im Duden online Wörterbuch2 gibt es nur eine negative Definition von Selbstliebe und Eigenliebe. Die Selbstliebe wird als „egozentrische Liebe zur eigenen Person“ bezeichnet. „Ego“ ist das lateinische Wort für „ich“. Die Eigenliebe wird als „mit Egoismus verbundene Eitelkeit“ beschrieben. Die Wörter egozentrisch und Egoismus besagen hier, dass diese Liebe eigennützig, ichbezogen, selbstsüchtig, also einseitig auf sich selbst gerichtet ist. Eine positive Deutung wird von vornherein ausgeschlossen. Diese Definitionen kommen aus der Philosophie, die die Selbstliebe mit negativem Inhalt füllt und dadurch für eine kritische Haltung dazu in der Gesellschaft gegenüber der Eigenfürsorge gesorgt hat. Es fehlt der Bezug zum Du, auf das der Mensch angelegt ist. Das macht die Selbst- und Eigenliebe per definitionem suspekt.
Unsere hochtechnisierte westliche Welt und die Entwicklung hin zur Globalität haben eine unüberschaubare Anzahl von Möglichkeiten eröffnet, sich zu informieren und das Leben zu gestalten. Damit sind die Anforderungen, besonders an den im Ausbildungs- und Arbeitsprozess stehenden Menschen, enorm gestiegen. Das Maß an Flexibilität, Information und Leistungsanforderungen hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr gewandelt. Damit gehen eine immer stärkere Auflösung von Familienstrukturen und Wertesystemen und ein erhöhter Orientierungsbedarf einher. Das alles bringt Stress für den Einzelnen mit sich, im Zuge dessen die natürliche Selbstfürsorge dem Menschen in unserer modernen Gesellschaft zunehmend abhanden zu kommen droht. Und gerade die in helfenden und dienenden Berufen Arbeitenden verlieren sie leicht aus dem Blickfeld. Das führt zu einem steigenden Bedarf an Unterstützung und innerer Stabilisierung. Burn-out, Depressionen, Überforderung und andere Erscheinungen zwingen die Menschen, sich mit Selbstfürsorge auseinander zu setzen.
Hierauf antworten viele Instrumente der westlichen Welt wie die Werbung, Wellness-Einrichtungen, Gastronomie, psychotherapeutische und philosophische Angebote und Literatur. Auch die Forschung befasst sich intensiv damit. Inzwischen ist der Begriff Selbstfürsorge nicht mehr so negativ gefüllt, sondern die zahlreichen Angebote aus den genannten Einrichtungen laden sogar dazu ein, sich gründlich damit zu beschäftigen. Es ist ein starker Trend zur Eigenfürsorge entstanden. Auch Psychologen antworten in der Fachliteratur auf die negativ besetzte Entwicklung, indem sie die möglichen Einwände der Leser dazu aufgreifen und eine neue, positive Definition liefern.
Dr. Udo Baer, Gesundheitswissenschaftler und Pädagoge, versteht die Selbstfürsorge als Weg zur Stärkung der eigenen Widerstandskraft (= Resilienz) und gibt in seinem Buch Hilfen zur Vorbeugung und zum Abbau von Problemen, die im Dienst für andere auftreten.3 Dr. Nicolas Hoffmann und Dr. Birgit Hofmann, beide Psychologische Psychotherapeuten, definieren Selbstfürsorge als „Synonym für Psychohygiene“.4 Sie zitieren Luise Reddemann: „Ich verstehe darunter einen liebevollen, wertschätzenden, achtsamen und mitfühlenden Umgang mit mir selbst und das Ernstnehmen meiner Bedürfnisse“.5 Dieser Auslegung schließt sich auch Katharina Senger an, die in ihrem Beitrag im PiD-Magazin auf Hoffmann und Hofmann verweist.6 Und die Diplom-Psychologin Dr. Friederike Potreck-Rose ergänzt, dass Selbstfürsorge nicht nur sich selbst verwöhnen meint, sondern auch Selbstbeschränkung beinhaltet.7 Sowohl Baer als auch Hoffmann und Hofmann haben einen eher an Defiziten orientierten Ansatz. Die Psychologin Thurid Holzrichter nähert sich am stärksten dem Konzept der Bibel, indem sie das Wort „egoistisch“ aus der philosophischen Definition streicht und die Bibel zitiert: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“.8 Sie stellt klar, dass Selbstliebe Grundlage und Voraussetzung für Nächstenliebe ist und füllt den Begriff Selbstfürsorge mit Selbstachtsamkeit, Selbstakzeptanz und Selbstwertschätzung.9 Ein weiterer Zusammenhang zu den biblischen Aussagen über Selbstfürsorge kommt bei ihr aber nicht vor.
In der Fachliteratur aus dem Bereich Psychologie und Therapie wird der Mensch allgemein als ein Wesen gesehen, das mit sich und seinen Mitmenschen allein auf der Welt ist. Zwar respektieren die Psychologen persönliche Wertesysteme, zu denen auch religiöse Wertvorstellungen und die Spiritualität gehören. Aber diese sind eher dem Einzelnen überlassen, nehmen allenfalls eine Nebenfunktion in der Selbstfürsorge ein und werden nicht als relevant für das Thema integriert. Der Gottesbezug fehlt meist. Der Mensch ist dadurch sich selbst Maßstab im Umgang mit sich und anderen. Bei Thurid Holzrichter z. B. soll der Leser seinen inneren Antreibern und Kritikern mit eigenen Erlaubnissätzen begegnen.10 Diese Sichtweise wird von ihr sogar illustriert, indem sie das Ich (= Leser, Anm. d. A.) in die Seitenmitte am Anfang jedes Kapitels stellt und die Aspekte der Selbstfürsorge um das Ich herum anordnet. Eine weitere Instanz außer dem Ich und seinen Mitmenschen gibt es bei ihr nicht. In der Psychologie hängt die Selbstfürsorge inhaltlich und praktisch allein vom Betreffenden und seinem sozialen Umfeld ab. Amerikanische Forscher fanden jedoch heraus, dass der Glaube ein nachweisbarer Gesundheitsfaktor ist. Dazu wurden zahlreiche Studien veröffentlicht.11
Die Selbstfürsorge ist kein speziell christliches Thema. Sie ist auch nicht auf die Seelsorge beschränkt. Vielmehr betrifft sie alle Menschen, unabhängig vom Glauben, vom Geschlecht und von kulturellen oder sonstigen Merkmalen. Sie ist Ausdruck der menschlichen Selbstliebe, die in der Bibel als natürlich vorausgesetzt wird und daher als für alle Menschen relevant und gültig gesehen werden muss. In Matthäus 22, 39 sagt Jesus: „Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst.“ Damit wiederholt er das Gebot in Levitikus 19, 18. Jeder gesunde Mensch kümmert sich um sich selbst, indem er für sich sorgt oder sorgen lässt. Tut er das nicht, vernachlässigt er sich selbst und gilt als nicht gesund. Kann er das nicht mehr, übernehmen oft Mitmenschen dies, um der Würde des Betreffenden Rechnung zu tragen. Denn Selbstfürsorge ist eng mit der menschlichen Würde verknüpft und hat etwas mit der Identität des Menschen zu tun.
Selbstfürsorge heißt, lebenszugewandt sein, sich selbst wahr- und ernstnehmen, sich selbst Gutes tun, auf sich achten, sich abgrenzen können, verzichten, die Fürsorge durch andere annehmen. Diese Aufzählung deutet schon an, dass Eigenfürsorge vielfältig ist und alle Lebensbereiche berührt. Es geht um Ausgewogenheit im Leben, um ein Wahrnehmen jeweiliger Eigenbedürfnisse, ohne dabei ins Extrem zu verfallen, weil dies das menschliche Herz gefangen nehmen, in die Sucht und zur Vernachlässigung anderer Bedürfnisse oder zur Benachteiligung anderer Mitmenschen führen kann. Nur wer ausgewogen lebt, lebt in guter Selbstfürsorge. Wie sich das gestaltet, ist eine individuelle Sache. Hier spielen persönliche Vorlieben, Begabungen und vieles mehr mit hinein. Was für den einen gut ist, muss für den anderen lange nicht gut sein. Selbstfürsorge hängt eng mit der Originalität der Persönlichkeit und der individuellen Lebenslage und -aufgabe zusammen. Dabei gibt es aber auch Allgemeingültiges.
Selbstfürsorge kann in zwei Richtungen unausgewogen geschehen: zu ausgeprägte Selbstfürsorge führt zu einer übermäßigen Beschäftigung mit sich selbst. Das eigene Ich ist der Mittelpunkt, betreibt viel „Nabelschau“, „dreht sich um sich selbst“ und würdigt seinen Mitmenschen nicht angemessen. Ein solcher Mensch ist sich seiner selbst zu einseitig und übertrieben bewusst und schenkt sich selbst zu viel Aufmerksamkeit. Solche Menschen sind meist auf Dauer keine angenehme Gesellschaft, Beziehungen mit ihnen befinden sich in einer Schieflage. Man wird im Gespräch mit ihnen unweigerlich zum ständigen Zeugen dessen, was sie beschäftigt und betrifft, wird selbst aber wenig wahrgenommen.
Zu geringe Selbstfürsorge endet in Selbstvernachlässigung, die viele Facetten hat, auf Teilbereiche beschränkt sein oder generell stattfinden kann. Manche Menschen vernachlässigen sich nur in bestimmten Lebensbereichen und leben andere Bereiche stark aus. Ein typisches Beispiel heutiger Zeit ist der Workaholic, der seiner Arbeit viel Aufmerksamkeit widmet und damit u. a. Beziehungen vernachlässigt.
Diese Ausführungen zeigen das Spannungsfeld auf, in dem wir Menschen uns befinden. Ein großes Thema unserer Zeit ist die Work-Life-Balance. Heute muss oft geplant werden, die richtige Balance zu finden zwischen Arbeit und Freizeit, Einsatz für andere und Zeit für sich selbst, Lärm und Stille, usw. Während die meisten Menschen noch bis vor 50 Jahren leichter ein Gleichgewicht im Alltagsmanagement fanden, geraten sie heute leichter aus dem Lot angesichts der Vielzahl an Angeboten und Möglichkeiten durch technischen Fortschritt und bei all den Anforderungen der Arbeitswelt an ihre Kraft, Zeit, Flexibilität und Erreichbarkeit. Selbstfürsorge ist deshalb wichtiger denn je. Wie kann sie gesund und richtig umgesetzt werden? Dem christlichen Seelsorger dient die Heilige Schrift als Grundlage und Fundgrube. Jesus ist uns hier ein Leitbild, das wir näher betrachten wollen.
Die Bibel zeichnet ein anderes Bild vom Menschen als die meisten Vertreter der Philosophie und der allgemeinen Psychologie. Und das hat Folgen sowohl für den am Thema Selbstfürsorge Interessierten als auch für den Ratgeber, der in puncto Selbstfürsorge Hilfen anbieten möchte. Auch die Bibel ist Einladung zur Selbstfürsorge mit all ihren Facetten. Die Gefahr der Selbstbezogenheit ist im Gebot der Nächstenliebe dadurch gebannt, dass die Eigenliebe mit der Nächstenliebe wie ein Zwilling genannt wird, sowohl im Alten als auch im Neuen Testament. Sie dient als Maßstab für die Liebe zum Mitmenschen. Mit anderen Worten: Gott hat den Menschen mit einer natürlichen Selbstliebe geschaffen, die als Vorlage für den Umgang mit dem Mitmenschen dient. Wenn der Mensch dies Gebot einhält, kann er weder in Egozentrik noch im Ausbrennen im Dienst am Nächsten enden. Hier liegt das Geheimnis der gesunden Selbstfürsorge. Die Bibel zeichnet darüber hinaus ein Bild von Gott, der ebenfalls für uns sorgt! Der Mensch ist keineswegs allein mit seiner Spezies. Er ist auch nicht sein einziger Maßstab. Es gibt Dinge, die wir uns nicht nehmen können, sondern durch Gottes Gnade empfangen. Sie berühren, prägen und gestalten unsere Identität und auch die Eigenfürsorge. Der Mensch kann und muss nicht alles unter Kontrolle haben. Aufgrund seiner Ähnlichkeit mit Gott hat er Gestaltungsfreiraum und kann viel für sich selbst tun. Genauso ist er aber begrenzt und Empfänger von Gottes Gnade, Versorgung, Schutz und Liebe, kurzum von Gottes Segen mit all seinen Facetten. Darin ist er aktiv und passiv. Dabei bietet Gott uns Ressourcen an, die Jesus genutzt hat und die ich näher erläutern werde.
An dieser Stelle möchte ich noch festhalten, dass es neben der Eigenfürsorge des Einzelnen auch die Selbstfürsorge von Gruppen gibt. Es wäre eine Arbeit wert, über die Fürsorgeaspekte von beispielsweise einer christlichen Gemeinde und von Kreisen innerhalb der Gemeinde und damit über die Besonderheit der kollektiven Selbstfürsorge nachzudenken. In dieser Arbeit beschränke ich mich jedoch auf die individuelle Sorge des Einzelnen für sich selbst, mit dem Schwerpunkt auf einen Blick in das Leben Jesu Christi.
2. Die Identität
Gruppen und ganze Nationen haben Identitäten, aber auch der einzelne Mensch. Diese persönliche Identität steht im Fokus meiner Arbeit. Das Thema Identität ist umfangreich in Büchern von Psychologen behandelt worden. Im Rahmen dieser Arbeit grenze ich es ein, indem ich nur einige Aspekte aufgreife, die die Identität und die Selbstfürsorge des Menschen aus theologischer Sicht berühren.
Vom Wortstamm her leitet sich der Begriff Identität vom lateinischen „idem“ ab, was „derselbe“ heißt. Identität bedeutet Gleichheit oder Übereinstimmung.12 In dieser Definition leuchtet auf, dass es sich bei der Identität um eine Stimmigkeit (Kohärenz) oder – anders ausgedrückt - um eine Passung mit einem gleichbleibenden Faktor handelt: angesichts der Veränderungen, die im Laufe des Lebens auf den Menschen einwirken, bleibt er dieselbe Person, auch wenn er sich dabei mehr oder weniger den sich wandelnden Umständen anpasst. Der amerikanische Psychoanalytiker Erik Erikson sagte: „Identität im psychologischen Sinne beantwortet die Frage nach den Bedingungen, die eine lebensgeschichtliche und situationsübergreifende Gleichheit in der Wahrnehmung der eigenen Person möglich machen (innere Einheitlichkeit trotz äußerer Wandlungen).“13 Sokrates sah den Menschen als ein Wesen, das immer dasselbe bleibt, obwohl es körperlich, seelisch und geistig Veränderungen unterworfen ist. „Identität bildet ein selbstreflexives Scharnier zwischen der inneren und der äußeren Welt. Genau in dieser Funktion wird der Doppelcharakter von Identität sichtbar: Sie soll einerseits das unverwechselbar Individuelle, aber auch das sozial Akzeptable darstellbar machen. Insofern stellt sie immer eine Kompromißbildung zwischen `Eigensinn´ und Anpassung dar.“14 Hier zeigt sich das Spannungsfeld der Dualität zwischen Differenzierung (Entwicklung der individuellen Persönlichkeit) und Sozialisation (Eingliederung in die Gesellschaft), in dem der Mensch seine Identität entwickelt und nach der erwähnten Passung ringt.
Die Identität setzt sich aus unterschiedlichen Aspekten zusammen, die die Psychologie erforscht. Beim Sichten der Fachliteratur zum Thema Selbstfürsorge wurde mir deutlich, dass ein gründliches und gesundes Bewusstsein dessen, wer man ist, unverzichtbare Voraussetzung für gute Eigenfürsorge ist. Mich erstaunt die Tatsache, dass Psychologen in ihren modernen Büchern über Selbstfürsorge kaum auf das Wissen zum Thema Identität aus ihrem Fachbereich zurückgreifen! Hier sehe ich Ergänzungsbedarf.
Theologisch gesprochen gibt es eine Identität des Menschen vor dem Sündenfall, nach dem Sündenfall und seit Jesu Christi Tod und Auferstehung. Diese drei Seiten der menschlichen Identität will diese Arbeit näher betrachten.
Über unsere Identität als Menschen vor dem Sündenfall erfahren wir Grundlegendes aus dem Schöpfungsbericht der Bibel in Genesis 1 und 2.
Mit dem Sündenfall, der in Genesis 3 geschildert wird, entschied sich der erste Mensch, Gott nicht zu gehorchen. Seitdem lebt er nicht mehr im Paradies, sondern in einer vom Sündenfall geprägten Welt, in der die Schöpfung nach Erlösung ächzt.15 Er ist in den Einflussbereich des Bösen gekommen. Die Arbeit ist zur mühevollen Tätigkeit geworden, und der Mensch erleidet Schmerzen.16 Er lebt in der Spannung zwischen Erfüllung und Leere, Glück und Not, Wünschen und Können, in Begrenztheit und Vergänglichkeit und der Suche nach sich selbst und Gott. Das ungetrübte Glück, die ständige Unbeschwertheit und Sicherheit im Paradies sind nun vom Bösen unterwandert, und der Mensch hat mit seiner sündigen Natur zu tun. Das Wort Sünde hat einen Wortstamm mit den Begriffen „sondern, absondern“ und bezeichnet den Zustand der Trennung von Gott.
Hier hat die Forschung der Psychologie angesetzt und sucht nach Antworten. Sämtliche therapeutischen und seelsorgerlichen Ansätze wollen dem Menschen in diesem Spannungsfeld helfen. Die Besonderheit der menschlichen Identität wird dabei mal mehr, mal weniger berücksichtigt. Die Selbstfürsorge ist eine der Möglichkeiten, sich selbst zu regulieren und Kompetenzen in der Lebensgestaltung zu entwickeln. Jede Therapie sollte die Selbstfürsorge stärken und dem Klienten helfen, immer unabhängiger von Hilfe zu einem zunehmend besseren Eigenfürsorger zu werden. Die modernen Fachbücher zur Selbstfürsorge wollen dies unterstützen. Dabei sehen sie die Quellen zur Hilfe meist nur im Menschen selbst. Bei Thurid Holzrichter und bei Udo Baer soll sich der Leser selbst würdigen und für wertvoll halten.17 Die Selbstwürdigung setzt ein gesundes Selbstbewusstsein voraus, sonst misslingt sie. Es bleibt die Frage offen, woher der Mensch dies gesunde Selbstbewusstsein nehmen soll. Herr Baer bietet eine Übung zur Stärkung des Selbstbewusstseins an.18 Die Inhalte und Maßstäbe dafür liegen im Leser selbst oder im Mitmenschen, den er selbst dafür wählt.19 Das möchte ich um die christlichen Ressourcen ergänzen.
Gott hat sich nach dem Sündenfall nicht abgewendet und den Menschen allein gelassen. Vielmehr ist er mit ihm in Verbindung geblieben und hat ihm Grundlegendes darüber gesagt, wie er trotz der Folgen seiner Sünde erfüllt und glücklich leben kann. Die Bibel ist eine Quelle für die gute Gestaltung des eigenen Lebens, die die gesunde Selbstfürsorge mit einschließt.
Der Nachfolger Jesu Christi besitzt zusätzlich eine geistliche Identität, die ausführlich im Neuen Testament der Bibel beschrieben wird und die beiden anderen Seiten der Identität nicht ersetzt oder auslöscht, sondern sie erneuert. In Jesus Christus werden herausfordernde und zugleich befreiende Wege aufgezeigt, ein erfülltes Leben zu erlangen und darüber hinaus ewiges Leben.
Jesus Christus hatte immer schon eine geistliche Identität und nahm für eine Zeit eine irdisch-menschliche an. dies. Man beachte den Plural in Genesis 1, 26: „Lasst uns Menschen machen“. Der Heilige Geist war da,20 und Jesus war am Schöpfungsgeschehen mit beteiligt!21 Das Alte und das Neue Testament bezeugen, dass Jesus ewig ist.22 Deshalb sind nicht alle Punkte seiner Identität auf uns übertragbar, sondern Alleinstellungsmerkmale Jesu Christi. Es gibt aber Aspekte seiner Identität, die er auf seine Nachfolger übertragen hat.
2. a. Die Herkunft: woher wir kommen
2. a. a. Die Herkunft des Menschen allgemein
Als die Kirchen noch einen stärkeren Einfluss auf die europäische Gesellschaft ausübten, folgten die Biologieforscher hinsichtlich der Herkunft des Menschen weitgehend der biblischen Lehre von der Schöpfung. Heute beantwortet die Biologie diese Frage in wichtigen Punkten anders als die Bibel. Die durch Charles Darwin 1859 berühmt gewordene Evolutions- und Selektionstheorie, nach der der Mensch ursprünglich aus einem Einzeller hervorgegangen ist, sich im Laufe der Jahrtausende durch Auslese weiterentwickelt hat und vom Affen abstammt, hält sich bis heute und ist allgemeine Lehre. Immer neue Funde der Archäologen scheinen diese Theorie zu belegen, werfen aber auch genauso viele Fragen auf. In der Schule hatte ich den Leistungskurs Biologie belegt. Ich erinnere mich noch genau an die Abstammungslehre. Unser Lehrer zeichnete die verschiedenen Stammlinien der Tiere an die Tafel und darunter auch die Säugetiere, zu denen die Affen gehören. Diese teilen sich in Affen und Menschenaffen auf. Als er den Menschen einzeichnete, wurde es spannend für mich. Er malte hinter den Menschenaffen eine graue Schraffierung und dahinter den Menschen. Welche Enttäuschung! Mit anderen Worten: er wusste nicht, wie aus den Menschenaffen der Mensch gekommen war. Die genaue Verbindung ist in der Tat wissenschaftlich nicht sicher belegt, wird aber so behandelt und gelehrt, als sei sie es! Gott als Schöpfer tritt nicht in Erscheinung. Die meisten Psychologen haben diesen Ansatz übernommen.
Die Bibel vermittelt ein ganz anderes Bild. Der Schöpfungsbericht in Genesis 1 und 2 sagt uns, dass Gott die Welt und die Erde mit allem, was darin ist, geschaffen hat. Auch der Mensch ist eine Kreatur, die Gott sich ausgedacht hat.23 Von Anbeginn der Welt ist Gott da und der Mensch winziger Teil eines riesigen Universums, über das Gott herrscht. Der Mensch ist also keineswegs allein mit sich und seinesgleichen. Deshalb ist er auch nicht alleiniger Maßstab seiner Lebensgestaltung und Selbstfürsorge.
Wie die Tiere ist auch der Mensch aus dem Erdboden (= adama) gemacht,24 also ein buchstäblich irdisches Geschöpf. Die Tiere schuf Gott zuerst. Danach machte er den Menschen. Dies stimmt mit Erkenntnissen aus Archäologie, Geologie und Geschichtsforschung überein, wonach der Mensch in die jüngere Geschichte der Erde gehört. Der Mensch hat mit dem Tier gemeinsam, aus der Erde geformt und zur Vermehrung aufgefordert zu sein.25 Er entwickelte sich aber nicht aus dem Tier.
Später in der Menschheitsgeschichte kam eine Sintflut. Das bestätigen auch etliche Wissenschaftler aus den genannten Disziplinen. Einzige überlebende Menschen waren Noah, seine Frau und seine drei Söhne Sem, Ham und Japheth mit deren Frauen.26 Danach sollte die Erde nie mehr in dieser Weise vernichtet werden.27 Die gesamte heutige Menschheit stammt demnach von Noah ab.28 Nach Sem sind die Semiten benannt, von Ham und Japheth stammen alle anderen Menschen.
2. a. b. Die Herkunft des Einzelnen
Es ist für uns heute unmöglich, unsere Abstammung detailliert bis auf die drei Söhne Noahs zurückzuführen, da sich über Jahrtausende zu viele Generationenvermischungen ereignet haben. Dennoch wird Ahnenforschung betrieben, um wenigstens einiges über die eigene Herkunft zu erfahren. Viele Menschen lassen sich von entsprechenden Institutionen ihre Stammbäume erstellen, weil sie nach ihrer Herkunft, ihrem geistigen oder biologischen Erbe als Teil ihrer Identität innerhalb der Familie suchen. Dies kann zur Wertschätzung der eigenen Wurzeln führen, aber auch Scheitern und Versagen bei den Vorvätern ans Licht bringen. Auf jeden Fall birgt es die Chance, eine besondere Sichtweise auf die persönliche Herkunft zu entwickeln. Ein Gespräch mit noch lebenden Groß- oder Urgroßeltern kann ebenfalls helfen, den eigenen Wurzeln auf die Spur zu kommen. Erinnerungen älterer Menschen reichern die oft spärlichen Informationen aus der Stammbaumforschung mit Bildern und Geschichten an, die die persönliche Historie sehr beleben. Die Medien berichten ebenfalls viel aus früheren Zeiten. Wenn Großeltern nicht mehr am Leben sind, kann vielleicht ein älterer Mensch aus dem Freundes- und Bekanntenkreis Geschichten von früher erzählen, die die eigene Vergangenheit verständlicher machen. Auch Bücher bieten reichlich geschichtliche Fakten und persönliche Erfahrungsberichte. Die Suche nach den Wurzeln kann viel Verständnis dafür öffnen, weshalb Vorfahren so waren und handelten, wie es überliefert wurde, und welche Auswirkungen das auf die nachfolgenden Generationen hatte. Besonders für die Aufarbeitung von einschneidenden Erlebnissen kann dies hilfreich sein, weil die Folgen manchmal noch über Generationen hinweg spürbar sind. Eine Frau aus meinem Hauskreis setzt sich gerade intensiv mit den Kriegsauswirkungen auf ihre Familie auseinander, weil sie die Folgen als belastend erlebt. Sie sucht nach Wegen zur Heilung in ihrer Eigenwahrnehmung und zugleich zum besseren Umgang mit ihren Eltern. Die Wertschätzung von besonderen Erfolgen und Segenspuren in der Familie stärkt die eigene Identität. Gerade angesichts von Scheitern, Verlust und Katastrophen ist es wichtig, auch nach Segensspuren Ausschau zu halten, die zweifellos ebenfalls in jeder Familiengeschichte vorhanden sind. Nur eine ressourcenorientierte Suche ist von stärkender Wirkung für das Verständnis der eigenen Herkunft. Wie wurde Scheitern gemeistert, wie nach einem Zerbruch weiter gelebt? Was ist Gutes geworden? Welches „Aber“ oder „Trotzdem“ gab es nach unguten Entwicklungen? Welche Stärken kamen zum Vorschein? Solche Fragen können die Forschung im Stammbaum konstruktiv begleiten und vor einseitig negativer Wahrnehmung und Resignation bewahren. Sie können negativ entwickelte Sichtweisen ausgleichen und die Versöhnung mit den Folgen einleiten. Vielleicht entwickelt man einen neuen Stolz auf die eigene Herkunft.
Jeder Jude weiß, dass die Erzväter Abraham, Isaak und Jakob seine irdischen Vorfahren sind. Im Disput mit Jesus betonten die jüdischen Gelehrten, dass Abraham ihr Vorvater sei.29 Detaillierte Abstammungslisten finden sich schon in Genesis 10 und 11, in Numeri 1 und 2 und in den Chroniken. Das zeigt die große Bedeutung des Herkunftsbewusstseins in der hebräischen Kultur. Gleichzeitig wurden immer auch die Erlebnisse der Vorfahren weitererzählt. Dies ist entscheidender Bestandteil hebräischen Selbstverständnisses. Gott selber hat den Juden aufgetragen, die Geschichten der Ahnen an die kommenden Generationen weiterzugeben.30 So war das Bewusstsein um die eigene Herkunft immer auch mit der Geschichte des Volkes verknüpft. Die Stämme Israels sind Nachfahren der zwölf Söhne Jakobs,31 und haben das Land Kanaan besetzt. Für einen Juden ist es heute noch wichtig zu wissen, aus welchem der zwölf Stämme er kommt. Jesus konnte seinen irdischen Stammbaum sogar bis zu Adam zurückverfolgen!32 Er kam aus dem Stamm Juda und wird „Löwe von Juda“ genannt33. In seiner Ahnentafel gab es die Prostituierte Rahab und den König David, der einst seine Macht missbrauchte, um Ehebruch und einen Mord zu begehen.34 Als Erwachsener wurde Jesus oft „Sohn Davids“ genannt. Er hat seine Vorfahren nie kritisiert, abgelehnt oder verurteilt. Vielmehr ließ er sich widerspruchslos „Sohn Davids“ nennen und stand voll und ganz zu seiner irdischen Herkunft. Bis zu seinem Tod behielt er Kontakt zu seiner irdischen Familie.35 Am Kreuz sorgte er sogar noch für seine Mutter.36 Später waren seine Mutter und Brüder unter den Jüngern, als Jesus schon in den Himmel aufgefahren war.37
2. b. Das eigene Selbstverständnis: wer wir sind
2. b. a. Was für jeden gilt
„Wer sind wir? Was macht uns aus? Die Frage nach unserer Identität bewegt die Gesellschaft. Antworten sucht die Kunst, die Wissenschaft, die Politik und jeder einzelne von uns.“38
Dies Zitat von der Firma Vontobel Holding AG erscheint in verschiedenen Artikeln, die sie über Forschungen zur Identität des Menschen veröffentlicht.
Die Philosophie beschäftigt sich unter anderem intensiv mit der Frage, wer wir sind. Vertreter des Materialismus behaupten, der Mensch sei nur Materie, und folgen der Evolutionstheorie. Vertreter des Idealismus sagen, der Mensch sei sowohl Materie als auch Seele oder Geist. Der französische Philosoph René Descartes tat den berühmten Ausspruch „cogito, ergo sum“ (Ich denke, also bin ich).39 Er definierte den Menschen als Wesen mit Erkenntnisfähigkeit und verfolgte das Ziel, einen „täuschenden Gott“ als Ausgangspunkt menschlicher Existenz in Abrede zu stellen. Den Geist des Menschen platzierte er zwischen Gott und Welt, aber Gott sei nicht beweisbar und deshalb womöglich eine Illusion. Der antike Philosoph Plato war überzeugt, dass Seele und Geist des Menschen schon existieren würden, bevor sie in einen Körper kämen, und dass sie nach dem körperlichen Tod weiter bestünden. Seine Fähigkeit, Ideen zu haben, unterscheide den Menschen vom Tier. Diese Ideen seien göttlicher Natur.40
Die Psychologie würdigt ebenfalls, dass der Mensch einen Verstand hat. Dies ist mit dem Schöpfungsbericht der Bibel zu vereinbaren, also auch theologisch belegbar und daher wissenschaftlicher Konsens. Die meisten Psychologen sehen den Menschen als handlungs- und entscheidungsfähig und als ein Wesen, das ein Wertesystem – eventuell auch Spiritualität - entwickelt, Aufgaben übernimmt, Verantwortung trägt, Sinnhaftigkeit erleben möchte, Veränderungen unterworfen ist, im Spannungsfeld einer von Schwierigkeiten erfüllten Lebensherausforderung steht und Respekt verdient. Alle diese Aspekte gehören zur Identität als Mensch.
Die niederländische Psychologin Rita Kohnstamm schreibt mit ihrem Mann und Hochschullehrer Dolph Kohnstamm: „Es ist sehr schwer, die Bedeutung der Begriffe >Ich< und >Selbst< genau zu definieren. (…) Aber auch ohne genau erläutern zu können, wofür das `Ich´ eigentlich steht, ist es zweifellos von großer Wichtigkeit, dass ein Mensch sich als `Ich´ erlebt. Das wird zum Beispiel deutlich, wenn dieses Gefühl fehlt, wie es beim psychisch Kranken der Fall ist.“41 Unterschiedliche Abstufungen eines unvollständig oder negativ ausgeprägten Ich-Gefühls können den Menschen in seinen Beziehungen und auch in seiner Selbstfürsorge beeinträchtigen, ohne dass dies gleich in die psychische Erkrankung mündet. Die Entwicklung eines gesunden Ich-Gefühls stellt eine wichtige Grundlage für gute Selbstfürsorge dar. Die Auseinandersetzung mit Selbstfürsorge führt den Menschen also zur Frage nach seiner Identität und ob er diese bejaht und mit ihr versöhnt lebt. Das Bewusstsein seiner Identität platziert ihn in seine persönliche Geschichte, die aus ihm denjenigen gemacht hat, der er nun ist. Sie enthält Wahrnehmungen, Selbstreflexion, Erinnerungen, Prägungen und die Ausbildung von Werten.
Unter heutigen Jugendlichen in der westlichen Welt scheint die Frage, wer man selbst ist, viel brisanter zu sein als noch vor 40 Jahren. So haben sich z. B. die Werte in Familie und Gesellschaft durch Säkularisierung stark verändert. Die familiären Strukturen lösen sich schneller und bereitwilliger auf. Die gesellschaftlichen und staatlichen Institutionen und die Gesetzgebung reagieren entsprechend darauf. Während früher eine Ehescheidung noch als Makel empfunden wurde, hat sich unsere Gesellschaft inzwischen an die Patchwork-Familie gewöhnt. Bindungsprozesse verlaufen verstärkt unter anderen Voraussetzungen, und das wirft für viele Jugendliche auch vermehrt die Frage nach ihrer Identität auf. Meine Töchter – Jahrgang 1998 und 2003 – und ihre Lehrer berichten mir aus ihrem jeweiligen Umfeld von Jugendlichen, die Selbstzerstörungsverhalten, Orientierungslosigkeit und Äußerungen von Sinnlosigkeit und Verzweiflung bis hin zu Selbstmordversuchen an den Tag legen. Die gesellschaftlichen Veränderungen, die sich aus der Entwicklung von Globalität, Netzwerken, Konsumverhalten und Säkularisierung ergeben, fordern die Menschen immer stärker heraus, sich zu positionieren, ihre Wertvorstellungen zu überdenken, ihren Status zu hinterfragen, ihre Bildung zu prüfen, ihren Wert allgemein in der Gesellschaft und speziell auf dem Arbeitsmarkt neu zu definieren. Alle diese Faktoren beeinflussen das Selbstverständnis. Der junge Mensch empfindet schmerzhaft, dass er sich mit diesen Prozessen auseinandersetzen und erkennen muss, dass er nicht perfekt ist.
Der Orientale beantwortet die Frage nach der eigenen Identität anders als jemand aus dem Westen. Im Orient wird der Einzelne stark als Mitglied einer Gemeinschaft wahrgenommen, während der Westler sehr vom Individualismus geprägt ist. Das spiegelt die Dualität, in der sich unsere Identität ausbildet. Denn der Orientale und der Westler haben beide Recht: wir sind Individuen, aber immer auch Teil einer Gemeinschaft und ihrer Systeme. Der Eremit ist die Ausnahme und wird als Aussteiger angesehen. Zwischen individueller Persönlichkeit und dem Einfluss durch Familie und Gesellschaft besteht eine Wechselwirkung. In der Dualität von Differenzierung und Sozialisation bildet sich die Identität aus.
Die amerikanischen Psychologen Bourne und Ekstrand schreiben: „… die Entwicklung des Selbst und die Erfahrung der inneren Einheit des Selbst sind ganz in die soziale Entwicklung einer Person eingebunden. Durchs ganze Leben, besonders jedoch am Anfang, kennt man sich selber nur durch andere. Denn zumindest im Säuglingsalter und in der frühen Kindheit bestimmen soziale Beziehungen zum großen Teil, was ein Mensch von sich selber denkt. Soziale Entwicklung und Persönlichkeitsbildung sind daher während des Heranwachsens unauflöslich miteinander verwoben.“42 Die Identität des Einzelnen liegt zum einen in seiner besonderen, individuellen Persönlichkeit, zum anderen in dem, was andere in ihm wahrnehmen, wie sie ihn beeinflussen und welche Rollen er im Gefüge seiner Beziehungen innehat. Es ist wie mit den zwei Seiten der Münze. Die eine Seite zeigt die einzigartige Persönlichkeit, Stärken und Schwächen, Begabungen und Vorlieben, aber auch die Begrenzung durch nicht Vorhandenes. Auf die spezielle Problematik unguter Gewaltsituationen und psychischer Erkrankungen, die einen solchen Prozess nicht erlauben, gehe ich hier nicht ein. Die Erkenntnisse der Psychologie ergänze ich im weiteren Verlauf mit Aussagen der Bibel über Jesus.
Der amerikanische Psychologe Erik Erikson sprach von einer lebenslangen Identitätsentwicklung.43 Der Mensch bekommt sein Ich-Gefühl nicht bei seiner Entstehung mit, sondern es prägt sich über Jahre aus und verändert sich. Dieser Prozess beinhaltet die Chance auf Korrekturen und lebenslanges Lernen in der Ausgestaltung des Ich-Gefühls. Das kann uns freuen, da diese Erkenntnis Hoffnung auf Verbesserung bzw. Heilung von Fehlentwicklungen weckt. Diese Hoffnung ist nach den Aussagen der Bibel berechtigt. So sollte es nicht nur heißen: „Bleibe, wie du bist“, sondern auch: „Werde, wie Gott dich gemeint hat.“ In der Psychologie und in der Theologie wird von der Veränderbarkeit der Selbstwahrnehmung ausgegangen, denn sämtliche Therapien, die Botschaft der Bibel und die christliche Seelsorge basieren darauf.
Ein erster Faktor aus der Umwelt, der zur persönlichen Identität gehört, ist der Eigenname. Die Bedeutung von Namen ist in der modernen westlichen Welt vielfach verloren gegangen. Es kann eine gute Idee sein, die Eltern einmal zu fragen, wie sie zu dem Namen für ihr Kind gekommen sind. Vielleicht wird dabei eine schöne Bedeutung entdeckt. Vielleicht kommt man auch guten Gedanken der Namensgeber bei der Suche nach einem passenden Namen auf die Spur. Den Eigennamen nimmt man sich nicht, sondern er wird einem verliehen. Er ist ein Stück mitgelieferte Identität und steht als Synonym für die Einzigartigkeit des Trägers. Die Bedeutung zeigt ein negatives Beispiel deutscher Geschichte. Im Konzentrationslager Neuengamme wurden den Inhaftierten nicht nur sämtliche persönlichen Dinge weggenommen, sondern sogar die Namen aberkannt. Sie mussten sich eine fünfstellige Zahl merken, mit der sie von nun an bezeichnet wurden. Sie waren also „nur eine Nummer“ in den Augen ihrer Wächter. Diese Form der Entpersonalisierung wurde noch dadurch gesteigert, dass die persönliche Kleidung durch einheitliche Sträflingsanzüge ersetzt wurde. Das hat die Einzigartigkeit des Einzelnen nach außen hin nivelliert und wirkt verletzend auf jeden, der solches erlebt. Es widerspricht zutiefst dem Schöpfungsgedanken Gottes, der jeden Menschen als einzigartiges Individuum geschaffen hat.
In der psychologischen Betreuung sogenannter verwaister Eltern wurde erkannt, dass es für die Trauerarbeit sehr hilfreich ist, dem verstorbenen Baby noch einen Namen zu geben. Die verlorene Leibesfrucht wird damit persönlich und kann besser losgelassen werden. Dies beugt der Verdrängung des „unbekannten Objektes“ und Verlustvorganges vor.
Der erste Mensch nannte seine Frau Eva.44 Die Bedeutung des Namens wird hier gleich mitgeliefert: Mutter aller Lebenden. Der Eigenname ist in der Heiligen Schrift immer auch mit der Bedeutung und Einzigartigkeit seines Trägers in der Gesellschaft oder im Plan Gottes verbunden und hat oft prophetischen Charakter. Das ist identitätsstiftend, typisch für die hebräische Kultur und zieht sich durch die ganze Bibel. Bevor Jesus geboren wurde, sagte der Engel Gabriel seiner zukünftigen Mutter, wie sie ihn nennen solle.45 Jesus ist die griechisch-lateinische Form des hebräischen Jeschua und bedeutet „Rettung“ oder „Der Herr ist Heil“. In der Bibel findet der Spruch aus unserer Zeit „Der Name ist Programm“ schon lange Anwendung.
Auch Titel und akademische Grade erfüllen einen klaren Zweck in dieser Hinsicht. Sie geben einen Aspekt der Persönlichkeit zu erkennen. So zeigen sie eine besondere Leistung an (z. B. Doktortitel, Sir, Ritter) oder frühere Autoritätsansprüche und die Herkunft (z. B. Adelstitel). Die meisten Träger solcher Titel sind stolz auf sie. Dieser Stolz ist sehr identitätsfördernd.
In der Bibel ist der Name Gottes von enormer Wichtigkeit, weil er für Gottes Eigenschaften steht: seine Macht, Herrlichkeit, Größe, Liebe, seinen Anspruch u.v.m. In den zehn Geboten Gottes heißt es: „Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht zu Eitlem aussprechen.“46 Gott will seine Identität, für die sein Name steht, durch Wahrheit dargestellt wissen. So steht auch der Name Jesus für Jesu Person mit allem, was ihn als Sohn Gottes und Retter der Welt ausmacht. In seinem Namen sollen seine Jünger handeln und reden.
Der Mensch ist schöpfungsgemäß auf Bindung an ein Gegenüber angelegt. Zum einen auf ein menschliches, zum anderen auf Gott als Gegenüber. Das Kind erlebt Zugehörigkeit und Bindung zunächst im Elternhaus. Der Heranwachsende löst sich allmählich von seiner Abhängigkeit von den Eltern und wird selbstständig, bleibt aber Teil seiner Familie. Zu jemandem zu gehören ist wesentlicher Bestandteil der persönlichen Identität. Ausdruck dafür ist unter anderem die Ehe, die der Erwachsene eingeht. Die Bibel nennt es „anhangen“.47 Wer in Bezug auf Bindung und soziale Prozesse eine gesunde Entwicklung erlebt hat, hat in diesem Punkt auch ein gutes Selbstwertgefühl erworben und ist für die Selbstfürsorge entsprechend aufgestellt. „Wer ein starkes Selbstvertrauen hat, der hat meistens auch das Gefühl, etwas wert zu sein. Voraussetzung für ein gutes Selbstwertgefühl ist eine sichere Bindung. (…) Durch das gefühlsmäßige Erfahren von Sicherheit in der Beziehung zur Außenwelt entsteht ein inneres Selbstbild und kommt es zur Wertschätzung der eigenen Person.“48 Die Psychologie, die Psychotherapie und die Seelsorge befassen sich mit der ganzen Bandbreite von Defiziten in den genannten Punkten.
Gott bot dem Menschen immer neu eine Bindung an sich selbst an, indem er ihm Bünde vorlegte, in denen er sich auch selbst auf bestimmte Vereinbarungen festlegte und seinen Segen in Aussicht stellte49. Diese Bindung an Gott stellt für den Menschen eine lebenslange Herausforderung dar. Die in der Sünde begründete Tendenz zur Unabhängigkeit von Gott, die trotzdem vorhandene Abhängigkeit von ihm und die Sehnsucht nach einer erfüllten Beziehung streiten in jedem Menschen.
Von Jesu Kindheit erfahren wir aus Lukas 2, 39 - 52, dass er Eltern hatte, die ihn durch seine Kindheit ins Erwachsenenleben begleitet, ihn sehr geliebt und für ihn gesorgt haben. So heißt es: „Das Kindlein aber wuchs und erstarkte“50, „…und wurde kräftig“,51 „…nahm zu an Größe“.52 Dies deutet an, dass Jesus unter der Fürsorge seiner Eltern eine normale Entwicklung in körperlicher, seelischer und geistiger Hinsicht erlebt hat. Die Familie wird Jesus Sicherheit, Geborgenheit, Verlässlichkeit, Grundversorgung, Wertschätzung und Zugehörigkeit und auch das punktuelle Versagen in diesen Bereichen geboten haben, was ihm als Basis für die Entwicklung seiner menschlichen Persönlichkeit diente. Offensichtlich achtete man in Jesu erweiterter Familie aufeinander. Da Jesus erst mit zwölf Jahren zum ersten Mal nach Jerusalem mitgenommen wurde, ließen ihn die Eltern in den Jahren zuvor in der Obhut anderer zurück. Als Teil einer Großfamilie war er es also gewohnt, kurzfristig ohne Eltern zu sein. Als sie ihn mit zwölf suchen mussten, glaubten Maria und Josef ihn bei Verwandten oder Bekannten, VV. 43 - 49. Sie verließen Jerusalem ohne ihn und vertrauten darauf, dass er auf der Heimreise wieder zu ihnen stoßen würde. Das zeigt, dass sie ihren Ältesten schon für kurze Zeit gut loslassen konnten und ihm zutrauten, in solchen Zeiten für sich selbst zu sorgen. Das dürfte die Selbstständigkeit und das Selbstvertrauen des heranwachsenden Jesus gestärkt haben. Auch er begann sich in dieser Zeit loszulösen und eigene Wege zu probieren. Die wenigen Aussagen über Jesu Kindheit und Jugend vermitteln den Eindruck, dass vieles an Erziehungsarbeit und Fürsorge durch seine Eltern geglückt ist. Das schließt ein gegenseitiges Nichtverstehen und Konflikte nicht aus.
Ein weiterer Aspekt der Identität ist die Kompetenzentwicklung, die in der Familie ihren Anfang nimmt und in die gesellschaftliche Einordnung übergeht. „Das Gefühl, etwas wert zu sein, hat etwas damit zu tun, wie kompetent man sich einschätzt, … wie wichtig es ist, dass die Umgebung auf das, was das Kind tut, eingeht. Wenn es von früh an die Erfahrung macht, dass es mit seinem Tun etwas in seiner Umwelt bewirkt, fördert dies sein Kompetenzerleben.“53 Eltern, Lehrer und Ausbilder vollbringen einen „Drahtseilakt“, indem sie ihre Schüler einerseits bilden und fordern, andererseits nicht über- oder unterfordern und frustrieren sollen. Es gilt, eine Ausgewogenheit von Erfolg und Scheitern zu erzielen, damit die Motivation zum Weiterlernen erhalten bleibt.
Als Jesus zwölf Jahre alt war, lebte Josef noch. Somit hat Jesus die Erziehung und Begleitung durch Josef mindestens bis zum Beginn seiner Adoleszenz erlebt. Er nahm ihn als Zimmermann, als berufstätigen Versorger der Familie und vielleicht auch als Vorbild wahr, denn er erlernte selbst später den Beruf des Zimmermanns. Denkbar ist, dass er bei Josef in die Lehre ging. Vielleicht übernahm er dessen Betrieb nach dem Tod. Es war in Israel alte Tradition, dass ganze Sippen denselben Beruf ausübten.54 Jesus erlernte ein Handwerk. Er arbeitete mit dem Naturmaterial Holz und mit Werkzeugen. Er wird Erfolg und Misserfolg erlebt haben. Der Zimmermann leistet körperliche Arbeit. Vielleicht erlebte Jesus Befriedigung in seinem Beruf. Gleichzeitig war er stark an der Thora interessiert, hatte also auch Lesen und Schreiben gelernt und leistete mit seinem Verstand etwas. Er nahm zu an Gunst bei Gott und Menschen,55 ist also eine charakterliche Entwicklung durchlaufen. Seine Mitmenschen nahmen ihn mit wachsendem Wohlwollen wahr und reflektierten ihm das. Kompetenzentwicklung fand für ihn ebenfalls außerhalb der Familie im Gespräch über die Thora statt, als er als Zwölfjähriger mit den geistlichen Gelehrten im Tempel disputierte. Diese waren über sein Wissen erstaunt.56 So erlebte er, dass er sich durchaus bereits in diesem Alter als ernstzunehmender Gesprächspartner mit ihnen auf Augenhöhe befand. Durch alle diese Erlebnisse wurde Jesus zunehmend selbstbewusst. Er wurde aber nicht überheblich, das Lob „stieg ihm nicht zu Kopf“. Er war demütig genug, sich weiterhin der Autorität der Eltern zu unterstellen.57 Jesus ist also ein Beispiel geglückter Differenzierung und Sozialisation, an dem wir uns orientieren können. Er wurde als Gottes Sohn auch von seinem himmlischen Vater wahrgenommen und erhielt entsprechenden Zuspruch von ihm.58 Wir dürfen von einer stark gefestigten Persönlichkeit ausgehen. Den erwähnten Faktoren verdankte er, dass er seinen Weg als erwachsener junger Mann so unbeirrbar gehen konnte.
Mit entscheidend für die Entwicklung der Identität im Sozialisationsprozess ist das Verständnis von den Rollen, die man in Familie und Gesellschaft inne hat. Philip Zimbardo, Professor für Psychologie an der Stanford University, USA, hat Experimente zum Rollenverständnis und dessen Auswirkungen durchgeführt. Er beobachtete, dass zugesprochene Rollen das Verhalten der Probanden veränderten. Diese verhielten sich anders, als sie es außerhalb des Experimentierumfeldes getan hätten.59 Rollen haben eine wechselseitige Wirkung auf den, der sie innehat, und prägen die Identität. Manche Rollen werden einem zugeschrieben. So werden beispielsweise bei den Massai oder einigen muslimischen Volksgruppen Töchter durch Zwangsheirat zu Ehefrauen. Für andere Rollen kann man sich selbst entscheiden, z. B. für die berufliche oder die Rolle als Ehepartner in unserer westlichen Kultur. Manche Rollen können abgelegt und durch andere ersetzt werden. Ein uns bekannter Pastor hat sich mit seiner beruflichen Rolle sehr stark identifiziert. Er ist in Rente und hat seinen Beruf geliebt. Sein Hobby ist laut eigener Aussage die Gemeinde. So hat er nun im Rentenalter keine Alternative zur Gemeindearbeit. Glaube, Christsein, Pastorenamt stellen den Hauptteil seines Selbstverständnisses dar. Er nimmt trotz gesundheitlicher Probleme immer noch Dienste in Vertretung an. Die Kanzel fehlt ihm. So kommt es immer wieder dazu, dass er Familienzusammenkünfte nutzt, um zu predigen. Er merkt nicht, dass er die frühere Rolle des Pastors nicht abgelegt hat. Die Familie aber will nicht immer „unter der Kanzel sitzen“. Andere Teile seiner Identität hat er vernachlässigt oder nie entdeckt. Ein einseitig gelebtes Rollenverständnis kann eine Eigendynamik entwickeln. Einige Rollen sind auf eine Phase des Lebens beschränkt und müssen verabschiedet werden, und zwar äußerlich und innerlich, um eine gesunde Ausgewogenheit zu gewährleisten. Die berufliche Rolle ist in unserer westlichen Welt meist auf den aktiven Teil der Berufstätigkeit bis zum Rentenalter beschränkt. Die Rolle der Eltern muss in den unterschiedlichen Lebensphasen der Kinder angepasst werden, sonst sind Konflikte vorprogrammiert. Wer hier nicht reflektiert genug ist, stößt auf Widerstand. Eine bestimmte Rolle kann einem Menschen auch dadurch zugedacht werden, dass ihm jemand ein Mandat dafür zuspricht. So kann ein Seelsorger seine Aufgabe erhalten, indem jemand ihn in dieser Rolle anspricht und ihm entsprechendes Vertrauen entgegenbringt. Diese Rolle kann auf diese Situation begrenzt sein und bleiben, sie kann sich aber auch ausweiten und sogar in eine berufliche Tätigkeit münden. Rollen sind also Entwicklungen unterworfen und mit ihnen das eigene Selbstverständnis.
Jesus füllte je nach Alter und Lebensphase verschiedene Rollen aus. Darin unterschied er sich nicht von anderen Menschen. Er war nicht von Anfang an geistlicher Prediger, sondern durchlief zunächst Kindheit, Adoleszenz und Berufsausbildung. So war er Kind, Auszubildender und Zimmermann. Dies erinnerten später Menschen, die ihn als Rabbi erlebten.60 Erst mit etwa 30 Jahren trat er in seine geistliche Aufgabe ein und füllte sie vollzeitig aus. Nun war er Rabbi und wurde so auch von anderen wahrgenommen.61 Rabbi bedeutete „Mein Lehrer“ und war die respektvolle Anrede für geistliche Lehrer im Spätjudentum. Jesu geistliche Rolle war und ist für alle Zeiten die des Erlösers, des Retters und Heilandes.62
Die eigenen Rollen zu kennen und situationsgemäß auszufüllen ermöglicht es, sich gut abzugrenzen und nicht von Anforderungen überwältigen oder von Menschen instrumentalisieren zu lassen. Der Pastor unserer Gemeinde erhielt einmal von einem Mitglied einer anderen Gemeinde einen Anruf mit der Bitte, jemanden aus dessen Hauskreis zu entfernen. Der Anrufer sah sich durch die betreffende Person im Hauskreis gestört und wollte nun, dass unser Pastor sie zum Verlassen des Kreises aufforderte. Dazu sah sich unser Pastor nicht befugt. Er stellte klar, dass dies Aufgabe des entsprechenden Hauskreisleiters sei und nicht seiner Rolle als Seelsorger entsprach. Auch Jesus ließ sich in seiner letzten Zeit auf der Erde nicht instrumentalisieren. So stellte er klar, dass es nicht seine Aufgabe sei, jemandem einen Platz im Himmel zuzuweisen.63 Er wich nicht von seiner Rolle als Messias ab, sondern füllte sie konsequent aus, auch in Verfolgung und Todesgefahr. Menschen stellten ihn als den Gesandten Gottes in Frage, indem sie ihn auf seine irdische Herkunft reduzierten.64 Das hielt ihn nicht davon ab, weiterhin seinen Auftrag von Gott unverändert auszufüllen.
Viele Menschen wissen um eine Dimension jenseits dessen, was wir mit unseren körperlichen Sinnen wahrnehmen. Sie sehen sich als Teil eines größeren Ganzen. Dies birgt Vorteile, denn es kann Hoffnung und Geborgenheit über die irdischen Gegebenheiten hinaus vermitteln. In der religiösen Erziehung kommt es aber darauf an, welches Gottesbild weitergegeben wird. Die Vorstellung von Gott entscheidet darüber, ob die religiöse Erziehung als Last oder Segen empfunden wird. Wird sie als Last erlebt, löst sich der Heranwachsende in der individualistisch geprägten westlichen Welt oft ganz davon. Hier muss das Gottesbild anhand der biblischen Wahrheit korrigiert werden. Jesus sagt: „Mein Joch ist sanft…“65 Er hat selbst an seinen Mitmenschen beobachtet, wie belastend religiöse Fehlerziehung sein kann. Eine positive religiöse Erziehung ist dagegen eine gute Quelle für das eigene Selbstverständnis und die Lebensgestaltung. Eventuell wurden Traditionen mitgeliefert, die einen Rahmen für besondere Ereignisse und Feste bieten, Struktur im Alltag und in unsicheren Zeiten, sowie Stabilität in Krisen vermitteln. Wenn Eltern in positiver Weise einen Gottesbezug in den frühen Jahren ihrer Kinder herstellen, erzeugt dies Vertrauen in einen guten, handelnden und sprechenden Gott, hat bewahrende Funktion in der emotionalen Entwicklung und stärkt so die Identität. Aber auch zu einem späteren Zeitpunkt im Leben ist es jederzeit möglich, Versäumtes nachzuholen und das Wissen um Gott als liebenden Vater zu vervollständigen.
Jesus wuchs in einer jüdischen Familie auf, die in den Traditionen aus der Thora gegründet war und sie befolgten.66 Maria und Josef hatten Engelbegegnungen und taten gehorsam, was diese Boten Gottes ihnen auftrugen. Diesen Glauben an den allmächtigen Schöpfer und Herrn der Welt gaben sie an ihre Kinder weiter. Jesus merkte sich alles genau. Diese Herzenshaltung lebte ihm auch seine Mutter vor,67 so dass sie ihm hier als Vorbild gemäß Sprüche 1, 8 diente.
Jeder kann sein eigenes Leben daraufhin beurteilen, wie es bei ihm selbst gelaufen ist. Wo es keinen glücklichen Verlauf genommen hat, kann es noch Seelsorge- und Heilungsbedarf geben. Es ist Ausdruck guter Selbstfürsorge, sich kompetente Hilfe zu holen, wenn Mangel an gesunder Entwicklung festgestellt wird. Die Frage „Wofür bist du dankbar?“ ist eine gute Ausgangsbasis für die Entwicklung einer positiven Haltung, gerade auch angesichts nicht gut gelungener Bereiche. Wir haben blinde Flecken in unserer Wahrnehmung oder neigen zum Verdrängen und brauchen Hilfen, um Unbewusstem und Verdrängtem gewahr zu werden. Hier ist das Innehalten und Danken eine solche Hilfe. In sogenannten Morgenroutinen wird ein solches Innehalten praktiziert.68 Das Dankgebet wendet sich an Gott als Geber all dessen, wofür der Beter dankbar ist. Man kann sagen, dass der dankende Mensch bewusster lebt. In unserer Schwachheit schwanken wir immer wieder zwischen Selbstbewusstsein und Minderwertigkeitsgefühlen hin und her. Dieses innere Spannungsfeld begleitet uns ein Leben lang. Wo es unser Leben über das gesunde Maß hinaus beeinträchtigt, ist es gut, kompetente Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eine Quelle zur Stärkung des Selbstwertes sind Aussagen in der Bibel, die die Liebe Gottes zu seinen Geschöpfen und die Würde des Menschen beinhalten, z. B. Joh. 3, 16; Jes. 43, 3; Ps. 23 und 139. Ein Seelsorger oder Therapeut kann solche Prozesse helfend begleiten.
Auch der Dank an Menschen, die Gutes hinterlassen haben, ist sehr stärkend für die eigene Identität, für diejenige der betreffenden Person und für die Beziehung zu ihr.
„There are more things in heaven and earth, Horatio, than are dreamt of in your philosophy“, lässt William Shakespeare Hamlet zu seinem Freund Horatio sagen.69 Bourne und Ekstrand zitieren den Meditationslehrer Govind, der 1989 zu wissenschaftlichen Forschungen im Bereich Meditation schrieb: „…ist es vielleicht gar nicht so verkehrt, wenn unsere moderne Wissenschaft endlich anfängt, sich auch einmal intensiver mit den ´Dingen zwischen Himmel und Erde` zu beschäftigen, von denen ´sich unsere Schulweisheit nichts träumen läßt.`“70 Dinge zwischen Himmel und Erde finden sich nicht nur in fernöstlicher Meditation, sondern auch im christlichen Glauben. Im Schöpfungsbericht der Bibel erfahren wir Weiteres und Wesentliches darüber, wer wir sind.
Wir sind Gott ähnlich: Gott hat den Menschen sich ähnlich gemacht.71 Nur den Menschen erfüllte er mit seinem Lebensatem und machte ihn zu einem Wesen mit einem Geist. Der Mensch ist zwar biologisch gesehen ein Säugetier, aber er ist auch ein Geistwesen mit Eigenschaften, die ihn vom Tier klar unterscheiden. Gott ist mit ihm ins Gespräch getreten und will die Beziehung zu ihm. Der Mensch ist auf den Herrn als sein Gegenüber angelegt. Gott entschied, dass es nicht gut sei, wenn der Mensch allein bliebe.72 Er schuf ihn weiblich und männlich und legte ihn damit auch auf ein menschliches Gegenüber an. Der Mensch soll über die Erde und die Tiere herrschen, nimmt also innerhalb der Schöpfung eine übergeordnete Stellung ein. Das zeigt sich u.a. darin, dass er Dinge benennt. Dingen Namen zu geben, ist eine göttliche Eigenschaft,73 die auch der Mensch hat.74 Schon im Paradies stellte Gott den Menschen vor eine Entscheidung.75 Das setzt voraus, dass der Mensch entscheidungsfähig ist und Verantwortung für seine Entscheidungen trägt. Deshalb konnte Gott ihn später zur Rechenschaft ziehen.76 Diese Aspekte der Gottesebenbildlichkeit zu bedenken kann schon eine Herausforderung sein und die Sicht auf den Menschen verändern. Die menschliche Würde hat ihren Ursprung in Gott. Diese Würde ist im deutschen Grundgesetz als schützenswert, unantastbar und allgemeingültig verankert, unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Religionszugehörigkeit, Familienstand, Hautfarbe, Alter usw.77 Die Gottesebenbildlichkeit ist dem Menschen verliehen, ohne dass er selbst etwas dazu beigetragen hat. Dies kommt bei Udo Baer und seinen Kollegen zu kurz, da sie nur die Eigenwürdigung und die Würdigung durch Mitmenschen kennen78 und damit in der menschlichen Begrenztheit der Definition davon, wer wir sind, verbleiben.
Wir leben in einer Ordnung: Gott fügte den Menschen bei der Schöpfung in eine Grundordnung ein. Mann und Frau verbinden sich in der Ehe, sollen sich vermehren und erhielten mit der Hege und Pflege des Gartens eine Aufgabe und Verantwortung. Zu dieser Ordnung gehören auch Grenzen. Gott hat dem Menschen bereits im Paradies Grenzen aufgezeigt. Sie dienen dem Menschen zum Schutz und regeln seine Beziehung zu Gott. So gehört es zum Menschsein dazu, in Begrenztheit zu leben. Dies zu akzeptieren macht einen Teil der menschlichen Würde aus. Nach dem Sündenfall kamen weitere Anordnungen hinzu. So regeln die zehn Gebote das Verhältnis zu Gott und zu den Mitmenschen.79 Diese Gebote sind allgemein gültig und unabdingbar für gelingendes Leben. Vieles davon ist in die deutsche Gesetzgebung geflossen und wird im Rechtsstaat mit staatlichen Instrumenten umgesetzt und geschützt. Versagen im mitmenschlichen Bereich ist also Verstoß gegen die Ordnung Gottes. Diese gute Ordnung zu übergehen kann zu großen Schwierigkeiten führen. So nutzen viele Menschen die Sabbath-Ruhe nicht mehr so wie ursprünglich gedacht. Besonders Menschen in der westlichen Welt, in der Leistung, Arbeit und Erfolg einen hohen Stellenwert haben, erleben die fatalen Folgen für die Identität durch die Abweichung vom Ruhegebot. Das Burn-out-Syndrom ist eine solche Folge. Mühsam versuchen immer mehr Menschen im Westen, die Ruhe neu zu entdecken und zu pflegen.
Wir sind nicht allein: Gott war vor dem Menschen da80 und blieb auch nach dem Sündenfall in Verbindung mit ihm. Der Mensch ist also keineswegs allein mit der Schöpfung auf der Welt. Als Schöpfer kennt Gott den Menschen besser, als dieser sich selbst kennt, denn Gott hat ihn gemacht. Seit Generationen werden Menschen unabhängig von ihrer Beziehung zu Gott z. B. die Psalmen 23 und 139 zugesprochen, die von Gottes Omnipräsenz handeln. Gott hat sich nicht von seiner Schöpfung zurückgezogen: Psalm 139, 9 und 10. Wer Gott anruft, erfährt seine Nähe. Das gilt besonders für den schwachen, bedürftigen Menschen.81 Gott ist kein ferner, distanzierter Gott wie Allah im Islam, sondern ist den Menschen nahe. In Jesus ist er uns besonders nahe gekommen. Auch Jesus wusste, dass er Gott immer an seiner Seite hatte.82
[...]
1 Albrecht Grözinger, Fremdfürsorge und Selbstfürsorge als Thema protestantischer Theologie, in: Joachim Küchenhoff (Hrsg.), Selbstzerstörung und Selbstfürsorge, edition psychosozial, Gießen, 1999, S. 86 und 87.
2 www.duden.de/suchen/dudenonline/Selbstliebe bzw. Eigenliebe.
3 Udo Baer, Selbstfürsorge – wie Helfende das Helfen gut überleben, Unterstützung, Resilienzstärkung und Burnout-Prophylaxe in sozialen, pädagogischen, therapeutischen und Gesundheitsberufen, Semnos Verlag, Berlin, 2016, S. 9 und 10.
4 Hoffmann und Hofmann, Selbstfürsorge für Therapeuten und Berater, Beltz Verlag, Weinheim, Basel,
2. Aufl. 2012, S. 33.
5 Luise Reddemann, Hrsg.: Kernberg, Dulz, Eckert, WIR: Psychotherapeuten über sich und ihren „unmöglichen“ Beruf, Schattauer GmbH, Stuttgart, 2005, S. 565.
6 Katharina Senger, Landau, Psychotherapie im Dialog, Georg Thieme Verlag, Ausgabe 4 aus 2017, S. 17.
7 Friederike Potreck-Rose, Psychotherapie im Dialog, S. 24.
8 Lev 19, 18.
9 Thurid Holzrichter, Selbstfürsorge als Basis der Lehrergesundheit, Strategien, Tipps und Praxishilfen, Verlag an der Ruhr, Mühlheim an der Ruhr, 2016, S. 78.
10 Thurid Holzrichter, Selbstfürsorge als Basis der Lehrergesundheit, S. 45.
11 Dale A. Matthews, Glaube macht gesund, Spiritualität und Medizin, Verlag Herder, Freiburg im Breisgau, 2000.
12 Meyers Großes Taschenlexikon, Bd. 10, B.I.-Taschenbuchverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich, 4. Aufl. 1992, S. 119.
13 Heiner Keupp, Essay: Identität, Lexikon der Psychologie, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 2000.
14 Heiner Keupp, Essay: Identität.
15 Röm 8, 19 – 23.
16 Gen 3, 16 – 19.
17 Thurid Holzrichter, Selbstfürsorge als Basis der Lehrergesundheit, S. 18 – 20, Udo Baer, Selbstfürsorge – wie Helfende das Helfen gut überleben, S. 86 und 87.
18 Udo Baer, Selbstfürsorge – wie Helfende das Helfen gut überleben, S. 38 und 40.
19 Udo Baer, Selbstfürsorge – wie Helfende das Helfen gut überleben, S. 89.
20 Gen 1, 2.
21 Joh 1; Eph 3, 9.
22 Kol 1, 15 - 18; Hebr 13, 8; Jes 44, 6 mit Offb 1, 8 und 22, 10 - 13.
23 Gen 1, 26.
24 Gen 2, 7 und 19.
25 Gen 1, 22 und 28.
26 Gen 7, 7 mit 8, 15 und 16.
27 Gen 8, 21 und 22.
28 Gen 9, 1 und 19; Gen 10.
29 Joh 8, 39 und 53.
30 Deut 6, 6 - 8.
31 Gen 35, 22 - 26; Num 26.
32 Mt 1.
33 Offb 5, 5.
34 Mt 1, 5; Jos 2; 2 Sam 11.
35 Mt 12, 46 und 47; Joh 7, 1 - 9.
36 Joh 19, 25 - 27.
37 Apg 1, 14.
38 https://www.vontobel.com/de-de/uber-vontobel/impact/, Beim Mensch ist der Wurm drin: Identität im Spiegel der Genforschung, 21.02.2018.
39 René Descartes, Discours de la méthode (Teil IV), anonym, 1637, S. 31 und 32.
40 Helmut Engels, Klaus Goergen, Abi Philosophie, Mehr wissen. Mehr können. Schöningh Verlag, Paderborn, 2013, S. 103.
41 Rita Kohnstamm, Praktische Kinderpsychologie, Die ersten 7 Jahre, Eine Einführung für Eltern, Erzieher und Lehrer, 4. Auflage, Verlag Hans Huber, Bern, 4. Aufl. 2006, S. 191.
42 Lyle E. Bourne, Bruce R. Ekstrand, Einführung in die Psychologie, Verlag Dietmar Klotz, Eschborn bei Frankfurt a. M., 5. Aufl. 2008, S. 333.
43 Bourne u. Ekstrand, Einführung in die Psychologie, S. 344.
44 Gen 3, 20.
45 Lk 1, 31.
46 Ex 20, 7.
47 Gen 2, 24.
48 Rita Kohnstamm, Praktische Kinderpsychologie, S. 206.
49 Gal 4, 21 – 31; Gen 8, 21 – 9, 17; 15, 7 – 21; Ex 19 – 24.
50 Die Heilige Schrift, aus dem Grundtext übersetzt, „Elberfelder Bibel“, R. Brockhaus Verlag Wuppertal, 2. Aufl. der Großausgabe 1978.
51 Gute Nachricht Bibel, Senfkornausgabe, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart, 2005.
52 Die Heilige Schrift, aus dem Grundtext übersetzt, „Elberfelder Bibel“.
53 Rita Kohnstamm, Praktische Kinderpsychologie, S. 206 und 207.
54 1 Chr. 4, 21 - 23; Neh 3, 8.
55 Lk 2, 52.
56 Lk 2, 47.
57 Lk 2, 51.
58 Mt 3, 16 und 17; 17, 5.
59 Bourne u. Ekstrand, Einführung in die Psychologie, S. 423 und 424.
60 Lk 4, 22.
61 Mt 23, 7 - 8.
62 Hebr 13, 8.
63 Mt 20, 20 – 23.
64 Mt 13, 54 - 58.
65 Mt 11, 30.
66 Lk 2, 24 mit Num 12, 8; Lk 2, 41ff.
67 Lk 2, 51.
68 Z. B. Hal Elrod, The Miracle Morning, The 6 Habits That Will Transform Your Life Before 8am, Verlag John Murray, 2016.
69 William Shakespeare, Hamlet, Anfang 17. Jh., 1. Akt, 5. Auftritt.
70 Bourne u. Ekstrand, Einführung in die Psychologie, S. 592.
71 Gen 1, 26.
72 Gen 2, 18.
73 Gen 1, 5.8.10.
74 Gen 2, 19 und 20.
75 Gen 2, 16 und 17.
76 Gen 3.
77 GG, Grundgesetz, Beck-Texte im dtv, Deutscher Taschenbuch Verlag, C. H. Beck, München, 28. Aufl. 1992.
78 Udo Baer, Selbstfürsorge – wie Helfende das Helfen gut überleben, S. 86 - 89.
79 Ex 20, 1 - 17.
80 Gen 1, 1.
81 Ps 34, 17 und 18; 86, 5; 145, 18.
82 Joh 8, 16 und 29.
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