Die Auseinandersetzung mit dem ‚Hofmeister oder Vorteile der Privaterziehung‘ von Jakob Michael Reinhold Lenz ist für die Betrachtung der Zeitgeschichte von großer Wichtigkeit, sowie für die Veranschaulichung der Dramenentwicklung an sich. In seiner Form und Sprache den Sturm und Drang widerspiegelnd, setzt der Hofmeister die Bemühungen anderer Stürmer und Dränger fort, erstarrte Traditionen aufzubrechen. Die bereits erfolgten literarischen Veränderungen im Gegensatz zur Literatur der Aufklärung, machen eine Manifestierung der Definition der neuen Literaturtheorie erforderlich. Lenz schafft mit seinen 'Anmerkungen übers Theater' eine öffentliche Darlegung der Ideale der modernen, zukünftigen Dichtung.
Im Hofmeister werden Kritik an der Tradition und Mut zur Modernisierung erstmals umgesetzt. Doch zeigen sich im Hofmeister nicht nur formelle und auf die Charaktere bezogene Veränderungen. Auch inhaltlich wird das Stück genutzt, um Kritik am bestehenden System zu äußern.
Diese Arbeit soll aufzeigen, welche Veränderungen im Detail die 'Anmerkungen' für die traditionelle Dramentheorie bedeutet haben. Inwieweit Lenz sich von der Tradition entfernt hat, und ob überhaupt noch Gemeinsamkeiten bestehen, soll erarbeitet werden. Demzufolge ist zu prüfen, ob auch der Hofmeister streng nach den 'Anmerkungen' konzipiert ist, oder ob Parallelen zum aristotelischen Drama bleiben.
Im zweiten Teil soll die Figur des Läuffers untersucht werden, die eine Schlüsselfigur des Dramas darstellt. Schließlich ist Läuffer selbst der im Titel genannte Hofmeister. Seine Funktion, sowie sein Einfluß auf den Verlauf des Stückes werden hinterfragt. Inwieweit die Figur des Läuffers die gesellschaftliche Kritik widerspiegelt, wird Gegenstand der Analyse sein.
Da die Frage der Erziehung zur Zeit des Sturm und Drang ein viel diskutiertes Thema war, wird sie auch in Lenzens Hofmeister zum Kritikpunkt. Im dritten Teil wird inhaltlich geprüft, welche Standpunkte zur Diskussion der Erziehung erörtert werden und welche Figur, ihrem gesellschaftlichen Stand entsprechend oder nicht, welche Meinung vertritt.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Der Hofmeister oder Vorteile der Privaterziehung von J.M.R. Lenz – Kritik am zeitgenössischen Drama und der Gesellschaft in Anlehnung an die „Anmerkungen übers Theater“
- Abgrenzung vom aristotelischen Drama und der Versuch einer neuen, modernen Theaterkonzeption – Umsetzung der „Anmerkungen übers Theater“ im Hofmeister
- ,,Läuffer läuft fort“ – ein tragischer Held? Gesellschaftskritik thematisiert an der Zentralfigur
- Die Erziehung in der gesellschaftlichen Diskussion thematisiert am Beispiel des Hofmeistertums
- Schlußwort
- Literaturverzeichnis
- benutzte Primärliteratur
- benutzte Sekundärliteratur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Jakob Michael Reinhold Lenzens "Der Hofmeister oder Vorteile der Privaterziehung" im Kontext der Dramentheorie des Sturm und Drang. Sie untersucht die Kritik am zeitgenössischen Drama und an der Gesellschaft, die sich im Werk manifestiert, insbesondere in Bezug auf die "Anmerkungen übers Theater". Dabei wird die Abgrenzung von der aristotelischen Dramentheorie beleuchtet und der Versuch Lenzens, eine neue, moderne Theaterkonzeption zu etablieren, erörtert.
- Die Abkehr von traditionellen Dramenkonventionen
- Die Kritik am aristotelischen Drama und dessen zeitgenössische Umsetzung
- Die Bedeutung des "Läuffers" als tragischer Held und Gesellschaftskritiker
- Die Erörterung der Erziehung in der gesellschaftlichen Diskussion
- Die Darstellung von selbstverantwortlichen Charakteren, die das Stück bestimmen
Zusammenfassung der Kapitel
Das Vorwort bietet eine Einführung in Lenzens "Der Hofmeister" und seine Bedeutung für die Dramenentwicklung des Sturm und Drang. Es stellt die "Anmerkungen übers Theater" als Manifestation der neuen Literaturtheorie vor und erläutert die Ziele der Arbeit.
Das erste Kapitel analysiert die Abgrenzung des Hofmeisters vom aristotelischen Drama und Lenzens Versuch, eine moderne Theaterkonzeption zu etablieren. Es beleuchtet die Umsetzung der "Anmerkungen übers Theater" in Lenzens Werk, insbesondere die Verwendung einer unstrukturierten Form und die Kritik an flachen Charakteren.
Das zweite Kapitel untersucht die Figur des "Läuffers", den Hofmeister selbst, und beleuchtet seine Funktion als tragischer Held und Gesellschaftskritiker.
Das dritte Kapitel konzentriert sich auf die Erörterung der Erziehung in der gesellschaftlichen Diskussion. Es untersucht die Standpunkte zur Erziehung, die im Stück thematisiert werden, und welche Figur welche Meinung vertritt.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Sturm und Drang, Dramentheorie, "Der Hofmeister", J.M.R. Lenz, "Anmerkungen übers Theater", aristotelisches Drama, Moderne Theaterkonzeption, Gesellschaftskritik, "Läuffer", Erziehung, Charakter, selbstverantwortliche Figuren, Tradition, Form und Inhalt.
- Arbeit zitieren
- Sabrina Reuter (Autor:in), 2000, 'Der Hofmeister oder Vorteile der Privaterziehung' von J.M.R. Lenz - Kritik am zeitgenössischen Drama und der Gesellschaft in Anlehnung an die 'Anmerkungen übers Theater', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49301