Die Digitalisierung von TV-Signalen ermöglicht neben einer besseren Qualität eine Differenzierung des Angebots aufgrund von Interaktivität und Individualisierung der Programmauswahl. Sie erfordert wie beim Pay-TV eine Decoder-Box, die die Daten für die Darstellung auf dem Fernsehbildschirm entsprechend decodiert bzw. umwandelt. Im Zuge der Umstellung von analoger auf digitaler Übertragungstechnik in Deutschland wird das Digitalfernsehen zu einem Massenmarkt. Dabei handelt es sich um ein Systemgut, das sich aus kompatiblen und komplementären Produkten zusammensetzt. TV-Sender kooperieren mit Geräteherstellern, um gemeinsam ein Netzwerk aufzubauen. Die vorliegende Arbeit zeigt Netzwerkeffekte auf, die sich für das digitale Pay-TV bilden. Direkte Netzwerkeffekte ergeben sich für die Konsumenten durch erhöhte Austauschmöglichkeiten bezüglich des Contents. Indirekte Netzwerkeffekte lassen sich in Bezug auf die Decodertechnologie feststellen, deren erweiterte Einsatzmöglichkeit durch die Empfangsart und das eingesetzte Verschlüsselungssystem bestimmt wird und den Nutzen des Konsumenten steigert. Die Verwendung von Standards spielt dabei eine entscheidende Rolle. Der größte deutsche Bezahlsender Premiere änderte seine proprietäre Strategie zugunsten einer offenen Decodertechnologie, die einen Wettbewerb auf dem Pay-TV-Markt zulässt. Die Investition der Nachfrager in die eigene Technologie und ein Lock-in der Konsumenten wird durch Marketingaktivitäten und attraktive Produktfeatures, wie exklusiven Inhalt und individuelle Programmaus-wahl, erreicht. Eine deutliche Abhebung gegenüber den frei empfangbaren Programmen ist nur mit hohen finanziellen Investitionen möglich. Der neue Fernsehstandard HDTV bildet eine große Chance für Premiere als First-Mover im Markt von positiver Rückkopplung zu profitieren. Zukünftig wird das Zusammenschmelzen von Rundfunk und Telekommunikation ein verändertes Umfeld mit hohem Wachstumspotenzial für alle Akteure im Markt erbringen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemstellung und Zielsetzung
- Vorgehensweise
- Digitale Grundlagen
- Die Entwicklung des deutschen digitalen Fernsehmarkts
- Digitale Vorteile
- Digitaler Empfang
- Analoge vs. digitale Übertragung
- Die aktuelle Situation in Deutschland
- Pay-TV vs. Free-TV
- Free-TV
- Öffentlich-rechtliche Anbieter
- Private Anbieter
- Pay-TV
- Entwicklung des Pay-TV in Deutschland
- Angebotsformen des Pay-TV
- Pay-TV-Anbieter
- Premiere
- Easy.tv
- Kabel Deutschland
- KabelKiosk
- Zusammenfassung
- Netzwerkeffekte im Pay-TV
- Theorie der Netzwerkeffekte
- Netzwerkmärkte
- Netzwerkprodukte
- Direkte und indirekte Netzwerkeffekte
- Nachfrage und Angebot im Netzwerkmarkt
- Netzwerkmarkt digitales Pay-TV
- Netzwerkeffekte im Decoder-Markt
- Zugangswege
- Verschlüsselung
- Netzwerkeffekte im Content
- Kritische Masse im Pay-TV
- Die Rolle von Standards im digitalen Fernsehmarkt
- HDTV
- MHP
- Zusammenfassung
- Optionen für strategisches Handeln in Netzwerkmärkten am Beispiel Premiere
- Branchenanalyse und Wertenetz
- Kunden und Lieferanten
- Konkurrenten und Komplementoren
- Strategische Optionen
- First-Mover
- Kompatibilität
- Lock-in
- Marketing
- Komplementen-Management
- Signalisierung
- Zusammenfassung
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit analysiert die Netzwerkeffekte im deutschen digitalen Pay-TV-Markt. Sie untersucht die Entwicklung des Marktes, die verschiedenen Anbieter und deren Strategien sowie die Rolle von Standards und Technologien.
- Die Digitalisierung des Fernsehmarktes und ihre Auswirkungen auf die Programmvielfalt und den Wettbewerb.
- Die verschiedenen Formen des Pay-TV und die Rolle von Netzwerkeffekten im Wettbewerb.
- Die Bedeutung von Standards und Technologien wie HDTV und MHP für den digitalen Fernsehmarkt.
- Die strategischen Optionen der Pay-TV-Anbieter im Wettbewerb um Marktanteile.
- Die Rolle von Netzwerkeffekten für den Erfolg von Pay-TV-Anbietern.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit ein. Sie erläutert den Hintergrund der Digitalisierung des Fernsehmarktes und die damit verbundenen Chancen und Herausforderungen für Pay-TV-Anbieter.
Kapitel 2 beleuchtet die digitalen Grundlagen des Fernsehmarktes. Es analysiert die Entwicklung des deutschen digitalen Fernsehmarktes, die technischen Unterschiede zwischen analoger und digitaler Übertragung sowie die aktuelle Situation in Deutschland.
Kapitel 3 stellt den Unterschied zwischen Free-TV und Pay-TV heraus. Es analysiert die verschiedenen Anbieter im Free-TV-Bereich sowie die Entwicklung und Angebotsformen des Pay-TV in Deutschland. Es beleuchtet außerdem die wichtigsten Pay-TV-Anbieter, darunter Premiere, Easy.tv, Kabel Deutschland und KabelKiosk.
Kapitel 4 untersucht die Netzwerkeffekte im Pay-TV. Es erklärt die Theorie der Netzwerkeffekte, unterscheidet zwischen direkten und indirekten Netzwerkeffekten und analysiert die Bedeutung von Netzwerkeffekten im Decoder-Markt sowie im Bereich des Content. Es geht außerdem auf die kritische Masse im Pay-TV und die Rolle von Standards wie HDTV und MHP ein.
Kapitel 5 untersucht die Optionen für strategisches Handeln in Netzwerkmärkten am Beispiel Premiere. Es analysiert die Wertschöpfungskette im Pay-TV, die strategischen Optionen der Pay-TV-Anbieter und die Bedeutung von Faktoren wie First-Mover-Vorteile, Kompatibilität, Lock-in und Marketing.
Das Fazit fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und gibt einen Ausblick auf die zukünftige Entwicklung des Pay-TV-Marktes.
Schlüsselwörter
Digitale TV-Signale, Pay-TV, Netzwerkeffekte, Decoder-Technologie, HDTV, MHP, Strategisches Handeln, Premiere, Deutscher Fernsehmarkt.
- Arbeit zitieren
- Julia Liebscher (Autor:in), 2005, Pay-TV im deutschen digitalen Fernsehmarkt - Eine Analyse bestehender Netzwerkeffekte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49337