„Der Medienpolitik der Westalliierten verdankt die zweite deutsche Republik wesentliche Bestandteile ihrer politischen Kultur und ihrer demokratischen Substanz, die für ein halbes Jahrhundert tragfähig geblieben sind. Hätten die Alliierten dies den Deutschen selbst überlassen, so wage ich zu resümieren, hätten wir schon bald eine andere als eben diese Bundesrepublik und eine andere als eben diese Medienlandschaft gehabt“ (Koszyk, 1999, S.53f).
Dieses Zitat von Manfred Buchwald, dem Intendanten des Saarländischen Rundfunks, das aus dem Jahr 1997 stammt zeigt, welch starke Wirkung die Nachkriegsjahre unter alliierter Besatzung noch immer auf das deutsche Bewusstsein haben, und wie stark der Einfluss der Alliierten auf den Wiederaufbau der deutschen Medien eingeschätzt wird.
In dieser Hausarbeit soll nun am Beispiel der amerikanisch besetzten Zone ein Überblick über den Wiederaufbau der deutschen Presse nach dem Zweiten Weltkrieg gegeben werden.
Während der erste Teil der Arbeit sich allgemein mit den Zielen und der Vorgehensweise der Amerikaner bei der Lizenzvergabe beschäftigen wird, soll der zweite Teil näher auf die Probleme und Chancen, die sich den deutschen Lizenzträgern zwischen 1945 und 1949 darboten, eingehen.
Dieser zweite Teil soll am Beispiel der Süddeutschen Zeitung in München erörtert werden, indem ein kurzer Überblick über ihre Gründung und ihre Entstehungsgeschichte bis zum Jahr 1949 gegeben wird.
Zum Schluss soll betrachtet werden, wie der Einfluss der Amerikaner auf die deutsche Presse eingeschätzt werden kann. Hat die Medienpolitik der Alliierten die deutsche Presselandschaft wirklich in dem Maße geprägt wie Manfred Buchwald dies behauptet?
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Wiederaufbau der Presse in der amerikanisch besetzten Zone
2.1 Ziele der Amerikaner
2.2 Vorgehensweise der Amerikaner
2.3 Aufgaben und Pflichten der Lizenzpresse
2.4 Kontrolle durch die Besatzer
2.5 Das Ende der Lizenzpresse
3 Die Süddeutsche Zeitung als Beispiel für eine Lizenzzeitung in den Jahren 1945-1949
3.1 Die Zeitung mit der Lizenz Nr.1 in Bayern
3.2 Alltägliche Probleme
3.3 Probleme mit den amerikanischen Richtlinien
3.4 Bedeutung der Süddeutschen Zeitung
4 Fazit
1. Einleitung
„Der Medienpolitik der Westalliierten verdankt die zweite deutsche Republik wesentliche Bestandteile ihrer politischen Kultur und ihrer demokratischen Substanz, die für ein halbes Jahrhundert tragfähig geblieben sind. Hätten die Alliierten dies den Deutschen selbst überlassen, so wage ich zu resümieren, hätten wir schon bald eine andere als eben diese Bundesrepublik und eine andere als eben diese Medienlandschaft gehabt“ (Koszyk, 1999, S.53f).
Dieses Zitat von Manfred Buchwald, dem Intendanten des Saarländischen Rundfunks, das aus dem Jahr 1997 stammt zeigt, welch starke Wirkung die Nachkriegsjahre unter alliierter Besatzung noch immer auf das deutsche Bewusstsein haben, und wie stark der Einfluss der Alliierten auf den Wiederaufbau der deutschen Medien eingeschätzt wird.
In dieser Hausarbeit soll nun am Beispiel der amerikanisch besetzten Zone ein Überblick über den Wiederaufbau der deutschen Presse nach dem Zweiten Weltkrieg gegeben werden.
Während der erste Teil der Arbeit sich allgemein mit den Zielen und der Vorgehensweise der Amerikaner bei der Lizenzvergabe beschäftigen wird, soll der zweite Teil näher auf die Probleme und Chancen, die sich den deutschen Lizenzträgern zwischen 1945 und 1949 darboten, eingehen.
Dieser zweite Teil soll am Beispiel der Süddeutschen Zeitung in München erörtert werden, indem ein kurzer Überblick über ihre Gründung und ihre Entstehungsgeschichte bis zum Jahr 1949 gegeben wird.
Zum Schluss soll betrachtet werden, wie der Einfluss der Amerikaner auf die deutsche Presse eingeschätzt werden kann. Hat die Medienpolitik der Alliierten die deutsche Presselandschaft wirklich in dem Maße geprägt wie Manfred Buchwald dies behauptet?
2. Wiederaufbau der Presse in der amerikanisch besetzten Zone
2.1 Ziele der Amerikaner
Ziel der Amerikaner war es, in Deutschland ein völlig neues Pressesystem zu installieren, das in seinen Grundzügen weder dem totalitären System des Dritten Reiches, noch der leistungsschwachen Presselandschaft der Weimarer Republik entsprach. Vielmehr sollte das amerikanische Pressesystem als Vorbild für eine unabhängige und freie Presse in Deutschland dienen (Mosberg, 1991, S.76f). Um dies zu ermöglichen war nach Ansicht der amerikanischen Besatzer allerdings zunächst eine tiefgreifende Umerziehung („Reeducation“) des deutschen Volkes nötig. Man wollte demokratisches Denken in den Köpfen der Deutschen verankern, und so „das Wiederentstehen von Nazismus, Militarismus, Rassismus, Pangermanismus oder Nationalismus auf dem Gebiet der Zeitungen…verhindern“ (Mosberg, 1991, S.64f). Des Weiteren sollte jegliche Unterwanderung der Presse durch Interessengruppen, seien sie wirtschaftlicher oder parteipolitischer Art, verhindert werden, um eine freie Berichterstattung zu ermöglichen. Keinesfalls durfte es zu Einflüssen seitens der deutschen Regierung kommen; um dies zu verhindern sollten in den nächsten Jahren wirksame Pressegesetze erlassen werden, die die Freiheit und Unabhängigkeit der deutschen Presse garantieren konnten (Mosberg, 1991, S.65). Um das Prinzip des Föderalismus zu unterstützen, aber gleichzeitig die Vielzahl lokaler Kleinzeitungen wie es sie zur Zeit der Weimarer Republik gab, zu verhindern, strebten die Amerikaner ein Netz von regionalen Zeitungen mittlerer Größe an (Frei, 1986, S.23). Diese sollten, den amerikanischen Presseprinzipien folgend, objektiv berichten, wobei besonderes Augenmerk auf die Trennung von Kommentar und Nachrichtenteil gelegt wurde.
Um diese hehren Ziele zu erreichen, waren tiefe strukturelle und vor allem auch personelle Einschnitte nötig.
Man hatte sich schon früh Gedanken gemacht, wie „die Bildung einer neuen Schicht von ‚Meinungsmachern’“ (Mosberg, 1991, S.78) zu erreichen sei, und entschloss sich zu folgender Vorgehensweise.
2.2 Vorgehensweise der Amerikaner
Als Leitlinie zur Vorgehensweise diente den amerikanischen Presseoffizieren das „Manual for the Control of German Information Services“ vom 12.Mai 1945, das einen Drei-Stufen-Plan vorsah. Im ersten Schritt sollten sämtliche deutsche Medien verboten werden, man plante einen so genannten „black-out“, der der Bevölkerung noch einmal das Ende der NS-Diktatur und ihres Pressesystems deutlich vor Auge führen sollte. Der zweite Schritt sah im Anschluss daran die Herausgabe alliierter Militärzeitungen vor. Hier gab es zunächst die so genannten Heeresgruppenzeitungen, und später in jeder Besatzungszone eine Zonenzeitung. In der amerikanischen Zone war dies ab Oktober 1945 die „Neue Zeitung“. Sie sollte unter anderem als Vorbild für die Lizenzpresse fungieren (Koszyk, 1999, S.39).
Gleichzeitig begann man in dieser zweiten Phase bereits mit dem Lizenzverfahren, das dann in der dritten Phase dazu führte, dass wieder deutsche Zeitungen herausgegeben werden konnten. Dies geschah zwar unter alliierter Kontrolle, aber die Hauptakteure waren Deutsche.
Wie schon erwähnt, sollte das deutsche Volk zur Demokratie umerzogen werden. Als wichtigstes Mittel hierfür wurden die Medien angesehen. Ein amerikanischer Mitarbeiter des Kriegsministeriums in Washington, Robert B. McRae, ging noch weiter, er meinte „der Anteil der Medien an der Umerziehung sei vermutlich der bedeutendste Beitrag zum Frieden“ (Mosberg, 1991, S.42). Es war daher also notwendig den Wiederaufbau der Presse streng zu kontrollieren. Dies geschah unter anderem durch die Praxis der Lizenzvergabe, die in den westlichen Besatzungszonen vorgenommen wurde. Wer in Deutschland eine Zeitung herausgeben wollte, durfte dies nur, wenn er von der jeweiligen Besatzungsmacht eine Lizenz erhalten hatte. Sowohl Verleger und Herausgeber als auch Chefredakteure benötigten solch eine Lizenz. Diese wurde erteilt, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt wurden.
„’Lizenzträger’ konnte nur werden, wer nicht Mitglied der NSDAP gewesen oder sonst wie politisch belastet war und sich zur Mitarbeit am demokratischen Neuaufbau bereit erklärte“ (Frei/Schmitz, 1989, S.183).
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