Die drei Lebensformen und das höchste Gut bei Aristoteles

Ein kurzer Überblick


Hausarbeit, 2005

13 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.) Vorwort

2.) Aristoteles und seine Zeit

3.) Die Seelenlehre

4.) Die drei Lebensformen
4.1) Die hedonistische Lebensform
4.2) Die politische Lebensform
4.3) Die theoretische Lebensform

5.) Das höchste Gut
5.1) Was ist das höchste Gut?
5.2) Wie erlangt man es?

6.) Staat vs. Individuum

7.) Ausblick

8.) Quellenverzeichnis

1.) Vorwort

Aristoteles ist neben Platon der bedeutendste griechische Philosoph. Unter modernen Philosophen gibt es einen vielfachen Bezug auf Aristoteles’ Praktische Philosophie: Im Anschluss an G.E.M. Anscombe hat sich ab Mitte des 20. Jahrhunderts eine neue Tugendethik etabliert, die sich an Aristoteles’ Tugendethik anschließt. In der politischen Philosophie beziehen sich Vertreter unterschiedlicher, zuweilen sogar gegensätzlicher Theorien auf Aristotelische Überlegungen. Dies zeigt, dass Aristoteles’ Philosophie auch heute noch eine enorme Aktualität aufweist.

Ich möchte in dieser Hausarbeit basierend auf der Nikomachischen Ethik näher auf deren drei Hauptthesen eingehen:

1. Alle Menschen streben nach Glückseligkeit als dem höchsten Gut/Ziel.
2. Glückseligkeit besteht in der vortrefflichen Tätigkeit der Seele gemäß der Vernunft.
3. Die Lebensform, in der Glückseligkeit am besten verwirklicht

wird, ist die theoretische Lebensform.

Zunächst möchte ich mich mit Aristoteles’ Seelenlehre beschäftigen, um so eine Verstehensgrundlage zu schaffen für die drei Lebensformen. Darauf aufbauend möchte ich das höchste Gut des Menschen erläutern und schließlich auf Zusammenhänge zwischen Staat und Individuum eingehen.

2.) Aristoteles und seine Zeit

Aristoteles wurde 384 vor Christus in Stagira als Sohn des Leibarztes am makedonischen Königshof geboren. Ab 367 vor Christus lebte er in Athen, wo er Platons Schule besuchte und später selbst dort lehrte. Nach Platons Tod 347 vor Christus verließ er Athen und wurde Lehrer von Alexander dem Großen, kehrte schließlich 335 vor Christus zurück und gründete das Lykeion[1]. 322 vor Christus starb er im Alter von 62 Jahren in Chalkis.

Aristoteles gilt als Begründer der formalen Logik, die bis zum 19. Jahrhundert die wichtigste Grundlage der Logik allgemein darstellte. Seine Werke sind stark durch den zeitlichen Kontext geprägt. Im Peloponnesischen Krieg Ende des 5.Jahrhunderts vor Christus hatte Sparta die Vorherrschaft gewonnen, Athen verlor nach außen an politischer Bedeutung. Machtkämpfe und Wechsel der Regierungsformen beschleunigten den innenpolitischen Niedergang Athens. Nach dem Peloponnesischen Krieg herrschten in Athen 30 Tyrannen.

Eine weitreichende Verbreitung des Griechischen (Sprache; Leistungen in Naturwissenschaft und Technik (wozu Arist. viele Anstöße gab)) erfolgte durch den Hellenismus unter Alexander dem Großen. Aristoteles war der Meinung, dass, wer über die Frage der besten Staatsverfassung handeln wolle, zunächst definieren müsse, was die erstrebenswerteste Form menschlichen Lebens sei. Auf diese Problematik geht er in der Nikomachischen Ethik ein.[2]

3.) Die Seelenlehre

Im Rahmen der Nikomachischen Ethik hat Aristoteles ein umfassendes Seelenmodell entwickelt, das ihm als Paradigma dient, um das höchste Ziel, die Glückseligkeit, ins Visier zu nehmen. Die Seele setzt sich nach

Aristoteles aus zwei Teilen zusammen, dem rationalen und dem irrationalen Seelenteil.[3]

Der irrationale Seelenteil kann wiederum in zwei Teile eingeteilt werden: „Da ist erstens die vegetative Grundlage, die keinerlei Anteil am Rationalen hat, und zweitens das Begehrungsvermögen - mit einem umfassenden Ausdruck: das Strebevermögen. Dieses hat in bestimmter Weise Anteil am rationalen Element, insofern es auf dieses hinzuhören und ihm Gehorsam zu leisten vermag.“[4] Den vegetativen Seelenteil, der das reine Lebensvermögen und Sinneswahrnehmungen beinhaltet, haben auch Pflanzen. Das Strebevermögen hat der Mensch mit den Tieren gemeinsam. Es ist zuständig für Instinkte und Triebe und leitet zu den richtigen Zielen. Beim Besonnenen harmoniert das Strebevermögen mit dem rationalen Seelenteil, beim Beherrschten gehorcht es ihm immerhin noch und beim Unbeherrschten ist es widerspenstig gegenüber der Vernunft. Es fungiert also als eine Art moralische Instanz; Moral bedeutet eine Überwindung des irrationalen Seelenteils. Das Strebevermögen bringt die Charaktertugenden (ethische Tugenden) wie Besonnenheit, Tapferkeit, Gerechtigkeit etc. hervor, die dem Willen die Richtung auf das Gute geben. Sie sind zwar naturhaft angelegt, müssen aber im Erziehungsprozess noch entwickelt werden.

Lediglich der rationale Seelenteil ist dem Mensch eigen und daher die höchste Kraft in ihm. Aristoteles teilt diesen Seelenteil ein in ein reflektierendes Denkvermögen[5] und ein spekulatives Denkvermögen[6].[7]

Das reflektierende Denkvermögen beschäftigt sich mit Veränderlichem, nämlich menschlichen Handlungen. Wichtig hierfür ist die sittliche Einsicht, die ein „Mit-sich-zu-Rate-Gehen“ ist und viel Erfahrung benötigt, um im Einzelfall jeweils die richtige Entscheidung zu treffen.[8] Staatskunst ist im Grunde identisch mit dem reflektierenden Denkvermögen. Die leitende architektonische Form nennt man Gesetzgebung, das auf den Einzelfall bezogene Handeln Politik.

[...]


[1] Philosophieschule nach dem Modell von Platons Akademie.

[2] Vgl. Wiedemann, Uwe: PhilLex – Lexikon der Philosophie. 2005. URL: http://www.phillex.de. Stand: 18.08.2005.

[3] E.N. Buch 1, Kap. 13.

[4] Vgl. ebd. Buch I, Kap. 13.

[5] „Klugheit“, entspricht praktischer Vernunft.

[6] „Weisheit“, entspricht theoretischer Vernunft.

[7] Vgl. E.N. Buch 6, Kap. 7.

[8] Vgl. ebd. Buch 6, Kap. 5-10.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Die drei Lebensformen und das höchste Gut bei Aristoteles
Untertitel
Ein kurzer Überblick
Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg  (Philosophisches Seminar)
Veranstaltung
Einführung in die Ethik
Note
1,5
Autor
Jahr
2005
Seiten
13
Katalognummer
V49423
ISBN (eBook)
9783638458832
ISBN (Buch)
9783638764537
Dateigröße
489 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lebensformen, Aristoteles, Einführung, Ethik
Arbeit zitieren
Mona Mähler (Autor:in), 2005, Die drei Lebensformen und das höchste Gut bei Aristoteles, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49423

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Die drei Lebensformen und das höchste Gut bei Aristoteles



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden