Die folgende Arbeit befasst sich aus philologische Sicht mit dem Konzept des "unzuverlässigen Erzählers" in Thomas Manns Werken "Der Bajazzo" und " Der kleine Herr Friedemann".
Für eine Untersuchung dieses Phänomens wurden für die folgende Arbeit zwei der frühen Erzählungen Thomas Manns gewählt, welche sich hinsichtlich der Beschaffenheit ihrer Vermittlungsinstanzen unterscheiden, jedoch inhaltliche Parallelen aufweisen und sich somit für einen Vergleich hinsichtlich ihrer Narrationsverfahren besonders eignen. So lässt sich eine Betrachtung des autodiegetischen Erzählers anhand der Erzählung "Der Bajazzo" durchführen, welcher aufgrund seiner rückblickend, wertenden Vermittlung des erzählten Stoffes einige Auffälligkeiten hinsichtlich seines Erzählverhaltens aufweist. Gegenübergestellt wird diesem "Der kleine Herr Friedemann", welcher mit einem heterodiegetischen Erzähler häufige Perspektivwechsel mit Fokalisierung auf den Protagonisten durchführt und daher ebenfalls Auffälligkeiten in der Präsentation des Erzählten besitzt.
Nach der Erläuterung der verwendeten Untersuchungsschwerpunkte steht zunächst "Der Bajazzo“ im Zentrum einer Betrachtung hinsichtlich mimetischen Zuverlässigkeit. Dabei sollen die Aussagen der Erzählinstanz betreffend ihrer Quantität, Qualität, Relation und Modalität Aufschluss über die Wohlgeformtheit der Angaben durch den Erzähler geben und somit deren Zuverlässigkeit in mimetischer Hinsicht prüfen. Um einen direkten Vergleich zu ermöglichen, finden die auf den "Bajazzo" angeleg ten Kriterien Anwendung auf den "kleinen Herr Friedemann". Daraufhin erfolgt die Gegenüberstellung beider Erzählungen auf mimetischer sowie axiologischer Ebene.
Die aus dem Vergleich der Erzählinstanzen gewonnen Erkenntnisse sowie Auffälligkeiten der Untersuchung beider Früherzählungen Thomas Manns, sollen daraufhin im letzten Kapitel zusammengefasst werden, und die Ausführungen dieser Arbeit abschließen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der unzuverlässige Erzähler
- Entstehung und Probleme
- Festlegung der Kriterien des unzuverlässigen Erzählens
- Der autodiegetische Erzähler in „Der Bajazzo“
- Die epische Situation und Erzählform
- Untersuchung mimetischer Unzuverlässigkeit
- Maxime der Quantität
- Maxime der Qualität
- Maxime der Relation
- Maxime der Modalität
- Untersuchung axiologischer Unzuverlässigkeit
- Zusammenfassende Erkenntnis zur Unzuverlässigkeit
- Der heterodiegetische Erzähler in „Der kleine Herr Friedemann“
- Die epische Situation und Erzählform
- Untersuchung mimetischer Unzuverlässigkeit
- Maxime der Quantität
- Maxime der Qualität
- Maxime der Relation
- Maxime der Modalität
- Untersuchung axiologischer Unzuverlässigkeit
- Zusammenfassende Erkenntnis zur Unzuverlässigkeit
- Gegenüberstellung beider Erzählungen
- Kritische Betrachtungen der Analysekriterien nach Tom Kindt
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Konzept des unzuverlässigen Erzählers in zwei frühen Erzählungen Thomas Manns, „Der Bajazzo“ und „Der kleine Herr Friedemann“. Im Zentrum der Untersuchung steht die Analyse der jeweiligen Erzählinstanzen hinsichtlich ihrer Zuverlässigkeit. Ziel ist es, die Besonderheiten der Erzählformen in beiden Texten aufzuzeigen und die unterschiedlichen Formen der Unzuverlässigkeit zu beleuchten.
- Entwicklung und Problematik des Konzeptes des unzuverlässigen Erzählers
- Analyse der mimetischen und axiologischen Unzuverlässigkeit in „Der Bajazzo“ und „Der kleine Herr Friedemann“
- Vergleich der beiden Erzählinstanzen und ihrer spezifischen Strategien der Unzuverlässigkeit
- Kritische Betrachtung der Analysekriterien des unzuverlässigen Erzählers
- Bedeutung der Erzählformen für die Interpretation der Werke
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die das Konzept des unzuverlässigen Erzählers einführt und die Bedeutung des Themas für die Erzählforschung herausstellt. Im zweiten Kapitel wird die Entstehung und Problematik des Konzepts beleuchtet, wobei die Schwierigkeit der Definition und Operationalisierung hervorgehoben wird. Das dritte Kapitel widmet sich der Analyse der Erzählform und der mimetischen sowie axiologischen Unzuverlässigkeit in „Der Bajazzo“. Im vierten Kapitel werden die gleichen Kriterien auf „Der kleine Herr Friedemann“ angewendet und die Besonderheiten der heterodiegetischen Erzählform untersucht. Im fünften Kapitel erfolgt ein Vergleich der beiden Erzählungen und die Herausarbeitung ihrer Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Im sechsten Kapitel wird die Arbeit mit einer kritischen Betrachtung der Analysekriterien nach Tom Kindt abgeschlossen.
Schlüsselwörter
Unzuverlässiger Erzähler, Erzählform, Mimetische Unzuverlässigkeit, Axiologische Unzuverlässigkeit, Erzählinstanz, „Der Bajazzo“, „Der kleine Herr Friedemann“, Thomas Mann, Narratologie.
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- Tobias Martin (Autor), 2019, Das Phänomen des "Unzuverlässigen Erzählers" in Thomas Manns "Der Bajazzo" und "Der kleine Herr Friedemann", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/494517