Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Lehr- und Lernvoraussetzungen
2. Didaktische Begründung des Themas
3. Sachanalyse
4. Didaktische Transformation des Themas
5. Lehr- und Lernziele
5.1. Hauptlernziel
5.2. Fachliche Kompetenzen und Indikatoren
5.3. Überfachliche Kompetenzen
6. Tabellarischer Verlaufsplan zur Stunde
7. Didaktisch-methodische Begründungen der einzelnen Lern- bzw. Unterrichtsschritte
8. Bibliographie
9. Anhang
1. Lehr- und Lernvoraussetzungen
Bei der Lerngruppe handelt es sich um einen Grundkurs der zwölften Jahrgangsstufe. Die Lerngruppe besteht aus 15 Schülerinnen und 3 Schülern. Das eher unausgewogene Verhältnis zwischen den Geschlechtern macht sich im Unterricht jedoch nicht negativ bemerkbar.
Die Schülerinnen und Schüler1 der Lerngruppe sind dem Fach Französisch gegenüber allgemein positiv eingestellt, sodass eine sehr angenehme und produktive Arbeitsatmosphäre herrscht. Im Hinblick auf ihr Leistungsvermögen ist die Lerngruppe heterogen. Die Leistungsunterschiede zeigen sich sowohl im schriftlichen als auch im mündlichen Bereich und betreffen alle funktionalen Kompetenzen der Sprachbeherrschung (Hör- und Leseverstehen, Sprech- und Schreibkompetenz). Gemessen an den Stufen der Globalskala des GeR befinden sich die SuS des Kurses nach Einschätzung der Lehrkraft überwiegend auf dem Niveau B1. Von den stärkeren SuS sind Einzelne im Bereich B2 einzuordnen (vgl. GeR – Kurzinformation 2004: 3-6).2 Die Personalkompetenz der SuS des Kurses ist unterschiedlich ausgeprägt, was sich neben einer unterschiedlichen Mitarbeit auch im Arbeitsverhalten zeigt. Während dies im Allgemeinen bei den SuS sehr positiv zu bewerten ist, gibt es vereinzelt SuS, die von sich aus meist nur einen geringen aktiven Arbeitseinsatz (Mitarbeit, Hausaufgaben) zeigen. Die Sozialkompetenz der Lerngruppe, die in der betreffenden Stunde vor allem bei der Erstellung und der Präsentation der Rollenspiele von Bedeutung sein wird, ist sehr gut ausgebildet. Die SuS gehen respektvoll miteinander um und zeigen eine große Kooperationsbereitschaft. Im Hinblick auf die Methodenkompetenz der Lerngruppe lässt sich, angesichts ihres Alters und der Form ihres bisherigen Unterrichts sagen, dass sie bereits mit einer Vielzahl von Methoden und Arbeitsformen vertraut sind und diese angemessen auszuführen wissen. Die Methode des Rollenspiels habe ich selbst zuvor noch nicht in der Lerngruppe verwendet. Sie bietet sich bei der Gruppe jedoch besonders gut an, da einige der SuS „Darstellendes Spiel“ an der Schule belegen und deshalb vermutlich für inszenierende, handlungsorientierte Auseinandersetzungen mit dem Text zu begeistern sind.
Bei der bisherigen Arbeit mit dem Drehbuch hat sich gezeigt, dass die SuS mehrheitlich das grobe Geschehen gut verstehen, es jedoch einige SuS gibt, die Probleme haben, zentrale Geschehnisse im Text für die Bedeutung des Szenarios zu identifizieren. Aus diesem Grund soll in der betreffenden Doppelstunde vor allem die Textkompetenz der SuS gefördert werden. In Bezug auf die in der Doppelstunde weiterhin primär zu fördernde Sprechkompetenz lässt sich feststellen, dass viele der SuS der Lerngruppe noch kein gefestigtes Vertrauen in ihre Sprechfähigkeit haben, wenn sie nicht zuvor das, was sie sagen wollen, notiert haben. Außerdem wechseln die SuS noch häufig versehentlich ins Deutsche.
2. Didaktische Begründung des Themas
In Anlehnung an den Lehrplan des Landes Rheinland-Pfalz für die gymnasiale Oberstufe ermöglicht die Auseinandersetzung mit dem Drehbuch Le fabuleux destin d’Amélie Poulain den näheren Eingang auf den Themenkomplex ‚Qui suis-je?‘ mit besonderem Fokus auf relevante Themen wie ,projets de vie‘, ,amour‘ und ,identité‘ (vgl. Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Weiterbildung. 1998: 25-26). Abgesehen vom Lehrplanbezug haben die bestimmenden Themen des Drehbuchs, wie Liebe und Glück, Träume und Realität jedoch auch grundsätzlich Relevanz für Lerner dieses Alters und stehen im direkten Bezug zu ihrer Lebenswelt. Durch seine Thematik bietet das behandelte Drehbuch vielfältige Möglichkeiten zum affektiven Einbezug der SuS, z.B. in Form eines handlungs- und produktionsorientierten Umgangs mit dem Gelesenen, durch welchen sich die SuS intensiv und auf individuelle Weise mit der Perspektive der Figuren und deren Gefühlen und Gedanken auseinandersetzen können, z.B. bei Tagebucheinträgen oder inneren Monologen sowie bei Rollenspielen. Dem Interesse der SuS förderlich ist außerdem der zum Drehbuch gehörige Film.3 In diesem kommt zudem der Schauplatz des relativ zeitgenössischen (wenn auch beschönigten) Paris zur Geltung, welcher am Ende der Unterrichtseinheit thematisiert werden könnte (Förderung der interkulturellen Kompetenz).
Die Doppelstunde bezieht sich thematisch auf die 2. Szene und das Ende des 7. Kapitels. Dieser Abschnitt in dem es um ein Rezept zum Verlieben geht, bietet sich an um auch ethische Fragen wie z.B. gleichgeschlechtliche Liebe zu problematisieren und den Blick der SuS zu öffnen und sie für diese Thematik zu sensibilisieren. So werden auch möglicherweise gleichgeschlechtlich orientierte SuS in der Unterrichtsplanung berücksichtigt und angesprochen. Da der Stellenwert literarischer Texte im Fremdsprachenunterricht der gymnasialen Oberstufe zentral ist, das Verstehen und Deuten dieser Texte jedoch u.a. durch literarische Leerstellen und implizite Inhalte im Vergleich zu Sachtexten mit zusätzlichen Schwierigkeiten verbunden ist (vgl. Tesch/Leupold/Köller 2008: 60-61), bietet es sich an in der Doppelstunde den Fokus primär auf die Förderung von Fähigkeiten zu legen, wie das Erschließen, Analysieren und Interpretieren sowie die Darstellung des eigenen Standpunktes zum Gelesenen (Förderung der Textkompetenz).
3. Sachanalyse
Die Suche nach dem Glück und einer erfüllenden Liebe ist in unserer heutigen Gesellschaft ein zentrales und allgegenwärtiges Thema. Sie ist verbunden mit dem Bestreben des modernen Menschen, sein Leben selbst zu bestimmen und sich zu verwirklichen. In dem Drehbuch zu dem gleichnamigen Spielfilm Le fabuleux destin d’Amélie Poulain greifen Jean-Pierre Jeunet und Guillaume Laurant dieses Thema aus der Perspektive der jungen, in Paris isoliert lebenden Amélie auf. Sie arbeitet als Kellnerin in einem Café im Stadtteil Montmartre und erträumt sich ihre eigene Welt. Obwohl ihr Alltag eher grau erscheint, findet sie Freude an den kleinen Dingen des Lebens. Eines Tages beschließt sie, ausgelöst durch den Fund eines kleinen Kästchens, Menschen in ihrem Umfeld zu einem glücklicheren Leben zu verhelfen. Sie spielt Schicksal und inszeniert scheinbare Zufälle. Auch wenn sie in der Erfüllung des Glückes anderer eine Art Berufung findet und dies ein wichtiger Bestandteil ihres eigenen Glückes darstellt, droht das große Glück und die eigene Liebe auf der Strecke zu bleiben. Ihr Nachbar zeigt ihr schließlich auf, dass sie sich auch um ihr eigenes Glück kümmern muss und ermutigt Amélie dazu, sich dem Leben und dem Umgang mit Menschen zu stellen (vgl. QualiQuanti 2002, 7).
Die geplante 90-minütige Doppelstunde bezieht sich thematisch auf das Ende des 7. Kapitels und spielt in dem Café, in dem Amélie arbeitet. In diesem Abschnitt geht es um das Rezept Suzannes für einen coup de foudre und den Versuch Amélies, dieses am Beispiel von Georgette und dem krankhaft eifersüchtigen, fast psychopatischen Stammgast Joseph umzusetzen. Das Rezept von Suzanne Idee besteht aus der Idee, zwei alleinstehende Menschen in dem Glauben zu lassen, dass der andere ihn unwiderstehlich findet. Sie ist von der Wirkung dieses Rezepts überzeugt und geht davon aus, dass die beiden Betroffenen sich verlieben. Amélie, begeistert von der Idee, möchte dies sofort ausprobieren und knöpft sich zunächst Joseph vor, der bisher nur Augen für Gina hatte. Danach folgt ein Gespräch mit Georgette, in dem Amélie versucht auch sie zu überzeugen, dass Joseph nur so häufig ihretwegen in das Café kommt.
4. Didaktische Transformation des Themas
Im Rahmen der Unterrichtseinheit soll die thematische Vielfalt und Komplexität des Drehbuchs Le fabuleux destin d’Amélie Poulain auf wesentliche Aspekte begrenzt werden. Mit dem Ziel der intensiven Auseinandersetzung mit dem Rezept zu einem coup de foudre müssen einige andere Themen ausgegrenzt werden: So können im Rahmen der Doppelstunde beispielsweise die Personen und Orte, die eine wichtige Rolle spielen, nicht weiter in den Fokus gerückt werden. Diese werden an anderer Stelle eingehend behandelt.
Da die bisherige Arbeit mit dem Drehbuch gezeigt hat, dass die SuS mehrheitlich das grobe Geschehen gut verstehen, es jedoch einige SuS gibt, die (u.a. aufgrund der dargestellten Sichtweise Amélies auf ungewöhnliche Details) Probleme haben, zentrale Geschehnisse im Text für die Bedeutung des Szenarios zu identifizieren, wird sich auf die ausgewählte Szene konzentriert, da sie eine Schlüsselszene darstellt.
Da sich eine Filmanalyse ebenfalls als sehr komplex und zeitintensiv darstellt, soll der zu dem Drehbuch gehörige Film lediglich zur Verdeutlichung des Inhalts dienen und für verschiedene Szenen gezielt eingesetzt werden; die Textarbeit steht im Vordergrund.
5. Lehr- und Lernziele
5.1. Hauptlernziel
Die SuS erweitern ihre Textkompetenz, indem sie ihre eigenen Hypothesen zum Vorgehen Amélies und zur Wirksamkeit des Rezeptes von Suzanne für einen coup de foudre bei Joseph und Georgette inszenieren und anschließend mit dem tatsächlichen Textverlauf vergleichen.
5.2. Fachliche Kompetenzen und Indikatoren
Die SuS …
- erweitern ihre Textkompetenz,
… indem sie sich bei der Inszenierung der verfassten Rollenspiele in die konkrete Situation des Drehbuchs hineinversetzen und dabei die Perspektive der Handlungsfiguren übernehmen.
… indem sie die Plausibilität der Hypothesen der anderen Gruppen in Bezug auf das Verhalten der Handlungsfiguren beurteilen und anschließend ihre eigenen Hypothesen mit dem tatsächlichen Textverlauf abgleichen (Minimalziel).
- erweitern ihre kommunikative Kompetenz des Sprechens,
… indem sie Bilder zum Thema coup de foudre beschreiben und sich mit ihrem Nachbarn mündlich über die Wirksamkeit des Rezeptes von Suzanne für einen coup de foudre austauschen.
… indem sie ihre verfassten Dialoge möglichst frei und spielerisch überzeugend umsetzen und die Inszenierungen ihrer Mit-SuS mündlich beschreiben.
- erweitern ihre Kompetenz des Hör-Sehverstehens, indem sie den inszenierten Dialogen ihrer MitSuS die wichtigsten Informationen entnehmen.
- erweitern ihre Lesekompetenz, indem sie den noch unbekannten Teilen des 7. Kapitels die wichtigsten Informationen in Bezug auf den Arbeitsauftrag entnehmen.
- erweitern und vertiefen ihre lexikalischen Fähigkeiten, indem sie Vokabular zum Thema ‘amour‘ anwenden.
5.3. Überfachliche Kompetenzen
Die SuS erweitern …
- ihre Methodenkompetenz, indem sie kleine Rollenspiele präsentieren und die Inszenierungen ihrer Mitschüler beschreiben und auswerten.
- ihre Sozialkompetenz, indem sie den Arbeitsauftrag zum Vergleich zwischen Text und eigenen Hypothesen mit einem Partner bearbeiten und dabei zu einem gemeinsamen Ergebnis gelangen.
6. Tabellarischer Verlaufsplan zur Stunde
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
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1 Im Folgenden abgekürzt durch SuS. Ebenso wird „Mitschülerinnen und Mitschüler“ durch Mit-SuS abgekürzt.
2 Die Einschätzung beruht sowohl auf der Beobachtung der SuS in ihrer mündlichen Mitarbeit als auch auf ihren im Unterricht oder zuhause erstellten Schreibprodukten. Da die im Zentrum der Stunde stehende Textkompetenz als „komplexe, integrative Kompetenz“ aufgefasst wird, die auf den funktionalen kommunikativen Kompetenzen aufbaut und über diese hinausgeht (vgl. Kultusministerkonferenz 2014: 20) , ist von einer ähnlichen Einordnung der SuS in Bezug auf diese Kompetenz auszugehen.
3 Dieser könnte zur Vertiefung des Verständnisses im Anschluss an den Lektürevorgang der SuS oder am Ende der einzelnen Szenen genutzt werden. Dieses Vorgehen würde zunächst eine individuelle Bildung von Vorstellungen durch die SuS ermöglichen. Durch den anschließenden Vergleich mit dem Film bieten sich Redeanlässe zu Unterschieden oder neu verstandenen Aspekten.