Urban Gardening und Guerilla Gardening als zivile Protestformen


Hausarbeit, 2019

15 Seiten, Note: 1,0

Anonym


Leseprobe

Inhalt

1. Einleitung

Die moderne Stadt im Wechselspiel des Neoliberalismus und der Selbstbestimmung des Menschen

2. Hauptteil
2.1. Theoretische Grundlagen: Sehnsuchtsstädte- auf der Suche nach lebenswerten
urbanen Räumen S.
2.2. Neoliberale Tendenzen in Großstädten
2.3. Transparenz und Bürgerinnenbeteiligung in der neoliberalen Stadt
2.4. „Urban Gardening“- Ursprünge, Entwicklungen und Möglichkeiten
2.5. Ein Beispiel urbaner Gärtnerei - K. N. e.V

3. Fazit S

4. Literaturverzeichnis S.12

1. Einleitung- Die moderne Stadt im Wechselspiel des Neoliberalismus und der Selbstbestimmung des Menschen

Die Städte der heutigen Welt verändern sich. Dynamische Prozesse der modernen Entwicklungen in urbanen Räumen finden jeden Tag statt. Wissenschaftliche und gesellschaftlich- soziale Diskurse drehen sich dabei um Schlagbegriffe wie Gentrifizierung, Privatisierung und den zunehmenden Abbau des Sozialstaats. Mieten steigen, marginalisierte Gruppen werden verdrängt, öffentliche Flächen verschwinden immer mehr und der Konsum von unterschiedlichen Waren tritt in den Vordergrund. Es gibt ein gewandeltes Verständnis von Städten als „Unternehmen“, die so gewinnmaximierend wie möglich arbeiten sollen. In deutschen Städten lassen sich derzeit grundlegende Verschiebungen in den Paradigmen und Handlungsweisen von Stadtentwicklung und Stadtpolitik beobachten. Eine generelle Ökonomisierung der Städte findet statt. Effizienz und Wirtschaftlichkeit stehen im Vordergrund.1 Dieser Wandel greift in nahezu alle Lebensbereiche ein. Das umfasst öffentliche Institutionen aber auch die individuelle Lebensplanung eines Menschen. Dieser diskursive Wandel lässt sich als Neoliberalisierung bezeichnen. Anhand dieses Begriffs lassen sich moderne städtebauliche Veränderungen näher beleuchten.

All diese Entwicklungen betreffen das menschliche Leben und die Gestaltung des Heimes, den Ort den Menschen Zuhause nennen. Die Notwendigkeit eines Kontakts zwischen dem Menschen und seiner Umwelt, der Natur, ist dabei weithin unbestritten. Der Mensch hat eine gewisse Sehnsucht nach der natürlichen, nicht menschlichen Umwelt.2 Naturerfahrungen sind essenziell für unser Wohlbefinden, die mentale Gesundheit und ein Verständnis von Ruhe und Entspanntheit. Menschen, die in einer Großstadt leben und wenig Kontakt zu einer natürlichen Umwelt haben, neigen öfter zu mentalen Erkrankungen wie Depressionen oder Stress- und Angstzuständen.

Verschiedene Studien zeigen, dass Einwohnerinnen die mehr Zeit in der Natur verbringen, mental und körperlich gesünder sind.3 Doch wie kann man diese Erkenntnisse mit einem Leben in einer Großstadt verbinden? Fakt ist, Großstädte bieten auch viele Vorteile und unzählige Menschen leben gern und lange in ihnen.

Was gibt es nun also für Möglichkeiten für Städterinnen ihre Umwelt bestmöglich und gesundheitsfördernd zu gestalten und gleichzeitig auch neoliberalistische Tendenzen der Stadtplanung einzudämmen oder sogar zu stoppen?

Eine mögliche Antwort darauf ist das urbane Gemeinschaftsgärtnem, dass bereits in vielen Städten für Verbesserungen der Lebenswelt sorgt. „Guerilla Gardening“, eine Unterform dieser Bewegung beinhaltet das ungefragte Bepflanzen von ungenutzten, öffentlichen Flächen. Es geht darum Städte gemeinschaftlich zu gestalten und sich neoliberalen Tendenzen zu entziehen und diese aktiv zu bekämpfen und zu thematisieren. Denn wem gehört die Stadt tatsächlich? Und wie wollen wir in ihr leben?

Die Aufgabe dieser Arbeit ist es, zu beleuchten, inwiefern sich neoliberale Stadtentwicklung zeigt und ob „Urban Gardening“ als Möglichkeit der dezentralen, zivilen, bürgerlichen Stadtgestaltung dienen kann. Birgt urbanes Gärtnern ein geeignetes Potenzial zur grünen Stadtgestaltung „von unten“? Diese Thematik wird anhand von theoretischen Ausführungen und konkreten Beispielen diskutiert. Die Auswertung verschiedener wissenschaftliche Literatur trägt dazu bei, ein umfassendes Bild der „Urban Gardening“ Bewegung darzustellen.

2. Hauptteil

2.1. Theoretische Grundlagen: Sehnsuchtsstädte- auf der Suche nach lebenswerten urbanen Räumen

Der Mensch formt seine Umwelt nach seinen eigenen Vorstellungen, Wünschen und Ideen. Der wissenschaftliche Leiter des Instituts für Stadtbaukunst Alexander Pellnitz4 beschrieb die Sehnsüchte der Menschen in ihrem urbanen Umfeld wie folgt: „Es geht eher um die Sehnsüchte nach bestimmten Stadtformen und urbanen Räumen, die mit der Möglichkeit eines bestimmten Lebens in diesen Räumen verbunden werden.“ Der Mensch als Teil der Stadt beeinflusst so schon seit Beginn der Urbanisierung den Bau der Städte maßgeblich. Kollektive Sehnsüchte äußern sich dabei in einer Forderung nach Teilhabe, nach Mitgestaltung. Der Autor schreibt, dass es heutzutage wieder eine neue Sehnsucht nach Stadt gibt. „Das Leben in der Stadt hat im Gegensatz zum Haus im Grünen wieder an Attraktivität gewonnen. [...]“.5

Dieser Trend zeigt sich auch in statistischen Zahlen zum Städtewuchs. In deutschen Großstädten wächst die Bevölkerung stetig an. Zahlreiche Studien beweisen es, die Menschen kommen zum Arbeiten, zum Studieren und zum Leben in die vielen großen Städte des Landes. Einen besonderen Zuwachs verzeichnen dabei die Städte Leipzig, Darmstadt, Münster und Frankfurt, so das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)6.

2.2. Neoliberale Tendenzen in Großstädten

Der starke Anstieg der Bevölkerungszahlen in Großstädten legt nahe, dass Städte nun neue Konzepte des Zusammenlebens entwerfen müssen. Gemeinschaftliches Zusammenleben muss garantiert sein. Doch wie sieht die Realität aus?

In vielen deutschen Großstädten ist das Bild ein eher pessimistisches. Es herrscht eine große Wohnungsnot, denn die Immobilienpreise und Mieten der Wohnungen steigen teilweise in schnellem Tempo immer wieder an. Wohnen wird zu einer entscheidenden sozialen Frage unserer Zeit.

Weitere Phänomene wie die ungezügelte Privatisierung und Bebauung öffentlicher (Grün)Flächen und die Gentrifizierung ganzer Viertel verändern zudem nachhaltig das Bild der Stadt. Als Gentrifizierung wird hier ein sozioökonomischer Strukturwandel verstanden, in dem großstädtische Viertel durch eine Attraktivitätssteigerung zugunsten zahlungskräftigerer Eigentümerinnen und Mieterinnen verändert werden. Sozial schwächere Gruppen werden so aus dem Stadtbild verdrängt.7

Annika Mattissek, die an der Universität Freiburg zu kulturgeographischen Fragen forscht und lehrt, beschreibt die „neoliberale Stadt“ als eine durch generelle Ökonomisierung veränderte Form des Zusammenlebens. „Im Gegensatz zu dem bis in die 1980er Jahre gültigen, am Allgemeinwohl orientierten wohlfahrtsstaatlichen Paradigma sollen sich diese [die Städte] nun als Unternehmen verstehen und entsprechend Kriterien der Effizienz und Wirtschaftlichkeit in den Vordergrund stellen.“8 Der Neoliberalismus ist „gekennzeichnet durch die zwei eng miteinander verschränkten Prozesse der Ökonomisierung von Institutionen und Handlungslogiken auf der einen Seite und der Aktivierung und Verantwortlichmachung von Individuen auf der anderen Seite.“9 Dies geht einher mit einem umfassenden Wertewandel in der Gesellschaft. Ein neuer Fokus liegt nun auf dem Individuum. Der Mensch gilt als selbstverantwortlich. Im städtischen Kontext entstehen neue hegemoniale Auseinandersetzungen und es bilden sich teilweise neue politische Gruppierungen.

2.3. Transparenz und Bürgerinnenbeteiligung in der neoliberalen Stadt

Stadtentwicklung resultiert aus dem Handeln vieler Akteure. In der Praxis heißt das: Wer sich mit einem konkreten Raum auseinandersetzt, stößt auf Nutzungen, Rechte, Interessen und Zuständigkeiten vieler unterschiedlicher Personen.10 Man muss also alle miteinbeziehen, die Rechte innehaben, Interessen verfolgen und Räume nutzen. Diese Auseinandersetzung mit der Vielfalt an Interessen ist für öffentliche Planungsprozesse vorgeschrieben.

[...]


1 Mattissek, Annika: „Die neoliberale Stadt- Diskursive Repräsentationen im Stadtmarketing deutscher Großstädte“:https://www.degruvter.com/view/books/9783839410967/9783839410967-007/9783839410967- 007.xml (letzter Zugnff:12.05.2019. 14:00)

2 Gebhard, Ulrich: Kind und Natur: die Bedeutung der Natur für die psychische Entwicklung, Wiesbaden, Springer Fachmedien Wiesbaden, 2013

3 Studie: The Greener, The Happier? The Effects of Urban Green and Abandoned Areas on Residential Well­Being Christian Krekel, Jens Kolbe, Henry Wüstemann; https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw 01.c.495061.de/diw sp0728.pdf (letzterZugriff: 30.05.2019, 15:46)

4 Global young faculty :https://www.global-voung-facultv.de/alumni/gyf2-mitglieder/alexander-pellnitz/ (letzter Zugriff: 12.05.2019, 13:40)

5 Sehnsuchtsstädte: Auf der Suche nach lebenswerten urbanen Räumen

6 Welt.de/ Wirtschaft: In diesen Städten wächst die Bevölkerung am stärksten https://www.welt.de/wirtschaft/articlel75761683/Bevoelkerungsstudie-In-diesen-Staedten-waechst-die- Bevoelkerung-am-staerksten.html (letzter Zugriff: 12.05.2019, 13:38)

7 Ronneberger, Klaus: „Auf dem Weg zur neofeudalen Stadt“

8 Die neoliberale Stadt- Diskursive Repräsentationen im Stadtmarketing deutscher Großstädte; Mattissek, Annika, https://www.degruvter.eom/view/books/9783839410967/9783839410967-007/9783839410967-007.xml (letzter Zugriff :12.05.2019,14:00)

9 Da das Themenfeld des Neoliberalismus äußerst komplex und vielschichtig ist, wird es im Rahmen dieser Hausarbeit nur im Ansatz beschrieben. Viele unterschiedliche Positionen und Diskurse zu diesem Thema machen es schwer, dies hier in Kürze ganzheitlich zu beschreiben.

10 Stadtentwicklung und Kommunikation http://www.pt.rwth- aachen.de/files/dokumente/pt materialien/11 %20stadtentwicklung%20%20kommunikation%20111004.pdf (letzterZugriff:23.05.2019, 12:39) Seile, Klaus (2005): Planen, Steuern, Entwickeln. Dortmund (Kapitel 10)

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Urban Gardening und Guerilla Gardening als zivile Protestformen
Hochschule
Leuphana Universität Lüneburg
Veranstaltung
DIY- Interventionistische und formale Stadtentwicklung
Note
1,0
Jahr
2019
Seiten
15
Katalognummer
V494966
ISBN (eBook)
9783346004369
ISBN (Buch)
9783346004376
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Urban Gardening
Arbeit zitieren
Anonym, 2019, Urban Gardening und Guerilla Gardening als zivile Protestformen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/494966

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