Spielerberatung im professsionellen Fußball

Inwiefern spiegelt die Spielerberatung Merkmale einer Profession wider?


Bachelorarbeit, 2018

68 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis (Auswahl)

1 Einleitung

2 Grundlagen einer Profession
2.1 Definitionen und Begriffsabgrenzung von Professionen
2.1.1 Definition des Begriffes “Profession“
2.1.2 Begriffsabgrenzung zu analogen Begriffen
2.2 Charakteristika einer Profession
2.3 Professionsmodelle
2.4 Vertrauen zwischen Professionellem und Klienten
2.5 Kurzzusammenfassung

3 Grundlagen der Spielerberatung
3.1 Spielerberatung und Spielervermittlung.
3.1.1 Beratung im Fußball
3.1.2 Die „Deutsche Spieler-Vermittler Vereinigung e. V.“
3.2 Das Reglement zur Arbeit mit Vermittlern
3.3 Besonderheiten der Spielerberatung
3.3.1 Das soziale Netzwerk der Spielerberater
3.3.2 Anlässe zur Inanspruchnahme eines Spielerberaters
3.4 Spielerberater – Familienangehörige oder externe Berater?
3.5 Der „Ruf der Spielerberater“
3.6 Kurzzusammenfassung

4 Spielerberatung im professionellen Fußball
4.1 Entwicklung des professionellen Fußballs
4.2 Professionalisierung von Sportorganisationen
4.3 Die Entwicklung der Spielerberatung im professionellen Fußball
4.3.1 Das Bosman-Urteil
4.3.2 Anzahl der Spielerberater/-agenturen
4.3.3 Zahlungen an Spielerberater/-agenturen
4.4 Kurzzusammenfassung

5 Wissenschaftliche Methode
5.1 Methodik
5.2 Analyse und Auswertung der qualitativen Untersuchung
5.2.1 Datenauswertung
5.2.2 Datenauswertung

6 Fazit/Ausblick

Literaturverzeichnis

Quellenverzeichnis

Anhang

Zusammenfassung

Spielerberater werden in der Öffentlichkeit, aufgrund ihres unprofessionellen und unseriösen Verhaltens, häufig negativ kritisiert. Das Ziel dieser Forschung ist zu untersuchen, ob diese negative Kritik gerechtfertigt ist und sich die Spielerberater tatsächlich unprofessionell verhalten. Dementsprechend wird folgende Forschungsfrage aufgestellt: Inwiefern spiegelt die Spielerberatung Merkmale einer Profession wider? Damit die Forschungsfrage differenziert betrachtet werden kann, wird neben der theoretischen Grundlage, ein Experteninterview herangezogen, welches mit einem Spielerberater durchgeführt wurde. Die Antworten des Interviewpartners zeigen, dass die Spielerberater größtenteils professionell handeln, es jedoch immer wieder Negativbeispiele gibt, die das Image negativ darstellen lassen. Außerdem gibt es in der Spielerberatung einige Lücken, wodurch die Bezeichnung als Profession außer Betracht steht. Die Spielerberatung spiegelt letztendlich nur einige Merkmale einer Profession wider und ist deshalb keine eigene Profession. Diese Bachelorarbeit ist sowohl für Personen gedacht, die mit der Spielerberatung tangiert werden, als auch für Außenstehende, welche die Branche der Spielerberatung näher kennen wollen.

Abstract

Player agents are often criticized negatively due to their non-professional and slippery behavior. The aim of this research must be examined, whether this negative criticism is justified, and player agents really has non-professionally behavior. The following research question is: To what extent does player agents reflect characteristics of a profession? To be able to differentiate the research questions, an expert interview is consulted. The answers of the interview partner indicate that the most part of player agents are acting professional. However, there are some gaps in player agency, so the player agencies ultimately reflect only a few characteristics of a profession and therefore is not a profession of its own.

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Anzahl der deutschen Spielerberater & Agenturen in den Jahren 2015-2018

Tabelle 2: Zahlungen der Vereine an deutsche Spielerberater in den Jahren 2015-2018

Abkürzungsverzeichnis (Auswahl)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Die Transfermarkt-Datenbank (Beraterfirmenübersicht, o. D.) zeigt, dass in den 125 registrierten Fußball-Lizenzländern, im Jahr 2018, etwa 3.840 (Spieler-)Beraterfirmen und insgesamt 8.464 Spielerberater engagiert sind. Im deutschen Fußball sind, mit großem Abstand, die meisten Spielerberater, etwa 886 Spielerberater, in der Transfermarkt-Datenbank registriert. Die Zahlen steigen täglich und es ist, zumindest mittelfristig gesehen, kein Ende in Sicht.

Neusten Forschungen zufolge (John, 2018) haben die 341 Spielerberater, die offiziell beim DFB registriert und in der 1. Bundesliga tätig sind, im Zeitraum von März 2017 bis März 2018, knapp 200 Millionen Euro erhalten. Ein Jahr zuvor lag diese Summe noch bei etwa 150 Millionen Euro und ist dementsprechend um ein Drittel gestiegen. Ein Grund für den immensen Anstieg, sind grundlegend die steigenden Umsätze der Fußballvereine, wovon nicht nur die Spielerberater, sondern unter anderem auch die Arbeitnehmer der Vereine profitieren. Je höher die Summen werden, desto größeren Einfluss können die Spielerberater nehmen. Es gibt genügend Beispiele von Spielerberatern, wie Mino Raiola (Spielerberater u.a. von Paul Pogba und Zlatan Ibrahimović), die auf zweifelhafte Art und Weise, allein an den Transfers, die sie abwickeln, Unmengen an Geld verdienen. Mit der rasanten Entwicklung des Fußballs, zwischen Tradition und Kommerz, entwickelt sich ebenso, die Branche der Spielerberatung. Infolge dessen, äußern sich, gegenüber dieser Branche, immer mehr Kritiker. Die Spielerberater werden, als „Abzocker“, „Menschenhändler“ und „unprofessionell“ bezeichnet. Außerdem sind sie mit dem Klischee behaftet, durch zwei bis drei Anrufe, Millionen an Geld einzunehmen. Die Spielerberater selbst, kämpften bisher vergeblich dagegen an, um den Kritiker zu zeigen, wie seriös und professionell ihre Arbeit ist.

Dieser Zwist führt uns zu der Problemstellung, inwiefern die Spielerberater professionelles Verhalten, vielmehr Eigenschaften einer Profession vorweisen können. Das Thema ist insofern relevant, da es aktueller denn je ist und im Zuge der Kommerzialisierung des Fußballs, die Spielerberatung ein ausgiebig diskutiertes Thema ist. Die kritischen Ansätze, dass Spielerberater unseriös und unprofessionell seien, geben einen guten Ansatz für diese Bachelorarbeit, um die Bestätigung bzw. den Widerspruch jener Ansätze wissenschaftlich herauszuarbeiten. Das Thema ist für den Autor relevant, da er schon seit langer Zeit Fußball spielt und diese Entwicklung hautnah miterleben konnte, jedoch selbst noch keinen direkten Kontakt zu einem Spielerberater gehabt hat, weshalb er es interessant finde, diesen Themenbereich näher beleuchten zu können. Das Ziel der Arbeit ist die Beantwortung der Frage, inwiefern die Spielerberatung Merkmale einer Profession widerspiegele. Außerdem wird geklärt, ob die negative Kritik, bezüglich unprofessionellen Verhaltens der Spielerberater, gerechtfertigt ist. Das Ergebnis der Arbeit, sollte klarstellen, dass die Branche der Spielerberatung eine sehr professionelle Branche ist und durch bestimmte Bedingungen, von Außenstehende zu kritisch angesehen wird. Zur Bewältigung der Frage, wird ein Experteninterview herangezogen, damit bestimmte und spezifische Informationen deutlich gemacht werden können.

Letztendlich wird diese Bachelorarbeit in drei Themenblöcke gegliedert. Das erste Kapitel beschäftigt sich mit dem Themenblock „Profession“ und soll grundlegende Merkmale und Definitionen diesbezüglich darlegen. Das zweite Kapitel bezieht sich auf die Grundlagen der Spielerberatung und beinhaltet grundlegende Informationen und Besonderheiten der Spielerberatung. Anschließend wird im dritten Kapitel die Spielerberatung im professionellen Fußball behandelt, die Grundlagen des professionellen Fußballs beleuchtet und die Entwicklung der Spielerberatung im professionellen Fußball beschrieben. Im Anschluss an das vierte Kapitel, in dem die Methodik der wissenschaftlichen Arbeit dargestellt wird, wird im letzten Kapitel, auf Basis der zuvor theoretisch erarbeiteten Kapitel und dem Experteninterview, die Untersuchungsfrage diskutiert und ausgewertet.

2 Grundlagen einer Profession

Der erste Themenblock ist der Profession gewidmet. Im folgenden Kapitel wird der Begriff „Profession“ erklärt und von analogen Begriffen abgegrenzt. Anschließend wird die Profession durch ihre Merkmale charakterisiert. Des Weiteren werden diverse Professionsmodelle vorgestellt und abschließend das spezielle Verhältnis zwischen professionell Tätigen und ihren Klienten erklärt.

2.1 Definitionen und Begriffsabgrenzung von Professionen

Zu aller erst ist zu erwähnen, dass der Begriff „Profession“ die Basis des Begriffes „Professionalisierung“ darstellt. Die Professionalisierung ist hierbei lediglich die Beschreibung des Prozesses zu einer Profession. Damit die Definition des Begriffes verständlicher wirkt, wird sowohl die Profession, als auch die Professionalisierung, als solches erklärt und beschrieben. Außerdem wird zum besseren Verständnis die Profession unter anderem vom Beruf und Expertentum abgegrenzt.

2.1.1 Definition des Begriffes “Profession“

Hesse (1972) schlussfolgert in seiner Untersuchung, dass die angelsächsische Soziologie viele Schwierigkeiten hatte, eine eindeutige Definition für den Begriff „Profession“ zu deklarieren. Ein Grund hierfür ist die hohe Anzahl und Vielfältigkeit der Berufe, die als „professions“ bezeichnet wurden. Demgemäß haben die angelsächsischen Soziologen mehrere Auswege gefunden, um sich der Definition anzunähern. Darunter zählt die Einteilung der „professions“ in diverse Gruppen. Grundlegend wird zwischen „professions“ und „semi-professions“ unterschieden. Obendrein gibt es Gruppierungen, wie „would-be-professions“ oder „marginal professions“. Zusätzlich wird zwischen „old-established-professions“, z. B. der Medizinberuf, und „new professions“, wie naturwissenschaftliche oder sozialwissenschaftliche Berufe, differenziert. Eine weitere Alternative, ist die Zuteilung des „professional status“. Hierbei werden alle Berufe ermittelt, die sich im Professionalisierungsprozess befinden und gegeben falls bestimmt, inwiefern sie in diesem Prozess fortgeschritten sind. Als nächstes Mittel arbeiten mehrere Autoren, gemeinsame Charakteristika der „professions“ heraus (siehe Kapitel 2.2). Zu der Gruppe der Berufe, die nicht als „professions“ benannt werden können, zählen Berufe aus dem primären Sektor, kaufmännische Berufe und Handwerksberufe sowie die Lohnempfänger. Damit ein Beruf, sehr wahrscheinlich, als Profession bezeichnet wird, sind Charakteristika, wie die Selbstverwaltung in einem Berufsverband, bestimmte Verhaltensregeln und eine abgeschlossene Spezialausbildung von Nöten.

H. A. Hesse (1972) bezeichnet eine Profession als ein „überkommenes Handlungsbündel, das vor anderen ausgezeichnet ist durch eine typische Kombination zumeist monopolisierter Chancen auf spezifische, überwiegend nicht-manuelle Arbeit mit überdurchschnittlichen Erwerbschancen, überdurchschnittlichen prestige- und Autoritätschancen sowie überdurchschnittlichen Qualifikationserwartungen.“ (S. 69).

Eine Definition zur Profession, aus dem „Lexikon zur Soziologie“, lautet: „Ein für die Gesellschaft relevanter Dienstleistungsberuf mit hohem Prestige und Einkommen, der hochgradig spezialisiertes und systematisiertes, nur im Laufe langer Ausbildung erwerbbares, technisches und/oder institutionelles Wissen relativ autonom und kollektivitätsorientiert anwendet (z.B. Arzt, Richter).“ (W. Fuchs, 1978, Stichwort „Profession“).

1986 beschrieb Fischer, dass die angelsächsischen Soziologen, Professionen zusätzlich in die Klassen „professions“ und „non-professions“ separieren. Der Begriff „profession“ hebt sich insofern ab, dass er im Gegensatz zum Begriff „non-profession“, Berufsgruppen bezeichnet, die durch ihren hoch angesehenen Einfluss und dem daraus resultierenden Ansehen, grundlegend eine höhere Einkommenserwartung aufweisen können. In den 1930er Jahren haben A. M. Carr-Saunders und P. A. Wilson (1986) eine Liste aller Berufe aufgestellt, welche sich mehr oder weniger als Professionen eignen. In die Liste wurden, neben den allgemeinen Professionen, sowohl Berufe, die sich selbst als Professionen bezeichneten, als auch Berufe, die gewisse Merkmale einer Profession offenbarten, aufgenommen. In sportlicher Hinsicht, wurden neben dem Berufssportler bzw. „athlete“, überdies der Trainer/Sportlehrer, Manager und Sportwart als Professionen angesehen. H. Fischer (1986) weist darauf hin, dass professionelle Tätigkeiten eine gewisse Qualität, ergo fachmännische Eigenschaften besitzen und „Professionelle“ mit Spezialisten assoziiert werden können.

2.1.2 Begriffsabgrenzung zu analogen Begriffen

An erster Stelle ist jede Profession Teil eines Berufes. Ausschlaggebend hierfür sind Merkmale, die sowohl für Berufe, als auch Professionen gelten, wie die benötigte Qualifizierung für eine Tätigkeit oder die Entlohnung nach erfüllender Ausübung der Profession/des Berufes (Kurtz, 2005).

Professionen sind grundlegend spezifische Berufe. Berufe werden als „dauerhafte, standardisierte, auf einer Spezialisierung der Fähigkeiten beruhende Form(en) der Bereitstellung von Arbeitsvermögen“ definiert (Beck, Brater & Daheim, 1980, S. 25). Schützeichel (2007) beschreibt, dass die Ausführung beruflicher Tätigkeiten, einerseits der „Arbeitsmarktverwertung“ und anderseits der „Existenzsicherung“ dienen. Professionen sind insofern speziell, dass sie Berufe sind, die auf der Basis einer akademischen Ausbildung aufbauen und vielmehr eine zusätzliche drittrangige Ausbildung voraussetzen, wodurch professionell Tätige über eine gewisse Expertise bzw. ein spezielles Wissen verfügen. Auf wissenschaftlicher Ebene bedeutet professionelles Handeln, sein professionelles Wissen in seine jeweilige Handlungsordnung zu integrieren. Das professionelle Wissen sollte niemals mit wissenschaftlichem Wissen geleichgesetzt werden. Ein Unterschied ist zum Beispiel, dass der Professionelle, im Gegensatz zum Wissenschaftler, eine Dienstleistung, gegenüber dem Klienten, ausübt. Des Weiteren trifft er seine Tätigkeiten, unter starkem Handlungszwang und muss sich mit lebensweltlichen Sinnformen auseinandersetzen sowie aus jenen eine Problemlösung darlegen. Professionen üben, anders als andere Berufsgruppen, infolge ihrer abgesonderten Problembearbeitung, ihr akademisches Sonderwissen und ihrer führenden Position in Funktionssystemen, einen enormen Einfluss auf „kulturelle Sinnstiftungsprozesse und kulturelle Signifikationen“ aus.

Ein großer Unterschied zwischen Professionen und Berufen ist, dass Berufe in jedem Teilbereich der Gesellschaft auftreten, Professionen hingegen sind nur in einigen besonderen Teilbereichen beheimatet. Die beiden Soziologen Talcott Parsons & Gerald M. Platt (1990) unterscheiden zwischen professionellen Berufen auf der Ebene des allgemeinen Handlungssystems (z. B. Universitätslehrer, Ingenieure und Ärzte) und professionellen Berufen mit Funktionen innerhalb des Sozialsystems (z. B. Bildung, Fürsorge und Verwaltung). Die Berufe auf der Ebene des allgemeinen Handlungssystems beschäftigen sich hauptsächlich mit der kognitiven Ressource bei der Bestimmung der Grundsätzlichkeit gesellschaftlichen Lebens. Professionelle, die innerhalb des Sozialsystems arbeiten, beschäftigen sich dagegen mit operativen Aufgaben innerhalb dieses Rahmens.

In den Ausführungen von Schützeichel (2007) wird der Begriff „Professionen” vom Expertentum abgegrenzt. Vorerst verfügen Experten über Spezialwissen, wobei Professionen Gruppen spezieller Experten sind, die sowohl lizenziert sind, als auch an eine autonome Organisation gebunden sind. Die Behandlung eines spezifischen Handlungsproblems und dem daraus entstehenden spezifischen Wissensproblem, ist das Spezifische der Professionen, welches sie von den Experten unterscheidet.

In Verbindung mit der Definition zum Begriff „profession“, welcher vor allem Bezug zum Beruf nimmt, deklariert „Webster`s Dictionary“, als analogen Begriff, die Professionalisierung, als eine spezifische Art eines Vorganges der einen Beruf („calling“) entstehen lässt, welcher vor allem von spezifischem (Fach-)Wissen charakterisiert ist und meistens eine längere, intensive Vorbereitungszeit bedingt. Außerdem sind eine qualitativ hochwertige Berufsarbeit und Lebensführung sowie ständige Weiterbildungen typisch. Die Professionalisierung kann demnach, als der Prozess beschrieben werden, wenn sich ein Beruf zu einer Profession entwickelt (Hesse, 1972).

Michaela Pfadenhauer (2005) beschreibt, den zur Profession verhältnismäßigen Begriff, die Professionalität, als eine Art Auszeichnung, welche in gewisser Art und Weise nicht selbst angeeignet werden kann und viel mehr als Abzeichen von anderen Personen anerkannt wird. Daraus lässt sich schließen, dass die Bezeichnung professionell, ebenso, wie ein deutlicher Großteil von Auszeichnungen, grundlegend als positiv angesehen werden kann, jedoch ist es hierbei essentiell wer die Bestimmung des „Abzeichens“ vornimmt. Pfadenhauer unterscheidet bei ihrer Betrachtung, professionelles Handeln zu definieren, zwischen dem „Handeln von Professionellen“ auf der einen Seite und dem „Handeln einer bestimmten Qualität“ auf der anderen Seite. Das Handeln von Professionellen wird, im Gegensatz zum Handeln von nicht-Professionellen, verstärkt von besonderen Persönlichkeitsmerkmalen, aber auch institutionellen Merkmalen unterlegt. Institutionelle Merkmale, die das Handeln von Professionellen auszeichnen, sind unter anderem Autonomie, Kollektivitätsorientierung und Eigenkontrolle. Persönliche Merkmale, wie Arbeitsfleiß, hohes Verantwortungsbewusstsein und Expertise, sondern professionelle Menschen von nicht-professionellen Menschen ab. Das Handeln einer bestimmten Qualität spiegelt sich im Fußball vor allem bei der Unterscheidung zwischen Profifußballern (Anm. Profi = Professionell) und Amateurfußballern wider, wobei der monetäre Erwerb einen großen, entscheidenden Unterschied darstellt. Im Allgemeinen wird von „Profi“ gesprochen, wenn eine Person eine bestimmte Leistung beherrscht und diese, gegeben falls, zertifiziert nachweisen kann

Heinemann (1980), der sich mit der Soziologie des Sports befasste, deklariert die Professionalisierung wie folgt: „Professionalisierung bedeutet, dass die Berufsrolle eine eindeutige Definition erfährt. Sie beinhaltet die Bindung der Berufszulassung und die Absolvierung eines genau festgelegten Ausbildungsganges; Ausbildung wird reglementiert, Einstellungsvoraussetzungen werden bestimmt, Aufgaben- und Kompetenzabgrenzungen vorgenommen, Entscheidungsregeln festgelegt, Karrierewege vorgeschrieben; es entstehen ein eigenes Berufsethos und eigene Berufsbilder […]“ (S. 124).

2.2 Charakteristika einer Profession

Das Werk von H. A. Hesse (1972) stellt eine Übersicht dar, die sich mit gemeinsamen Charakteristika der Professionen, welche die Definitionen von 20 angelsächsischen Autoren darlegt, beschäftigt. Folgende vier Charakteristika stimmen in der Literatur bei mindestens zehn Autoren überein und sind grundlegende Merkmale einer Profession:

1. Das Wissen wird bei einer lang andauernden und theoretisch basierten Spezialausbildung angeeignet, (17 von 20 Autoren)
2. bestimmte Verhaltensregeln sind die Basis (12 von 20 Autoren)
3. für die jeweilige Profession werden Berufsverbände hervorgerufen, die sich weitgehend selbst verwalten (11 von 20 Autoren)
4. die Berufstätigkeit dient zum Wohl der Öffentlichkeit/Allgemeinheit (10 von 20 Autoren)

Thomas Kurtz (2005) unterstütz in seinem Werk die Ausführungen von H. A. Hesse und stellt sieben bestimmte Merkmale dar, die in diversen Professionstheorien immer wieder kehren, und „professionelle Berufsgruppen“ beschreiben:

1. Die Berufsangehörigen sind in einem autonomen (Berufs-)Verband organisiert,
2. die Professionellen sind spezifischen Anordnungen verpflichtet, die vom Verband, in Form einer Berufsethik, vorgeschrieben werden,
3. der Professionstätigkeit geht die Aneignung einer (spezifischen) Wissenbasis voraus,
4. Zweck der professionellen Tätigkeit ist das Wohl der Allgemeinheit in Bereichen, wie Erziehung, Gesundheit oder Gerechtigkeit,
5. es herrscht eine asymmetrische Beziehung zwischen Professionellen und Klienten, wobei der Professionelle als Experte gilt bzw. ein hohes Verantwortungsbewusstsein hat und der Klient dem Experten sein Vertrauen schenken muss
6. professionelle Arbeit genießt in der Gesellschaft, aufgrund ihres exklusiven Handlungskompetenzmonopoles und trotz des Risikos einer scheiternden Problemlösung, einen hohen Stellenwert und
7. Professionellen ist öffentliche Werbung untersagt.

2.3 Professionsmodelle

Neben den sieben Merkmalen, die T. Kurtz (2005) aufgegriffen hat, beschreibt er in seinem Buch insgesamt fünf wichtige Ansichten/Theorien, die dem Prozess der Professionalisierung und den Professionen unterschiedliche Bedeutungen zuschreiben. Neben den altbewährten Positionen (die strukturfunktionalistische Sichtweise, die interaktionstheoretisch-problembezogene Sichtweise und der machttheoretische Ansatz) haben sich der strukturtheoretische und systemtheoretische Ansatz angefügt. Die strukturfunktionalistische Theorie ist eine, von Talcott Parsons entwickelte Sichtweise, die sich in erster Linie darauf konzentriert, dass einzelne Professionen bestimmte gesellschaftliche Werte, wie Erziehung, Gerechtigkeit oder Gesundheit vermitteln und dadurch einen gewissen Wertekonsens generieren. Damit ein Problem auf professioneller Basis gelöst werden kann, sind neben der gesellschaftlichen Werteübertragung, eine spezielle kognitive Begabung und ein gewisser Mut zum Risiko des Scheiterns erforderlich. Im Endeffekt ist die Professionellen-Klienten-Beziehung auf der einen Seite von der Experstisenleistung des Professionellen und auf der anderen Seite vom Expertisenvertrauen des Klienten, charakterisiert. Es gibt bei professionellen Berufen eine besondere Form bzw. den Vorteil, dass die Klienten sich mit „Fremden“ (Professionellen) solidarisieren und ihnen Vertrauen schenken, was hingegen bei anderen Berufen weniger der Fall ist. Die interaktionstheoretisch-problembezogene Sichtweise, befasst sich mit der Interaktion zwischen Professionellem und Klient. In dieser Theorie wird professionelle Arbeit, als „Personenveränderung“ respektive als Personenförderung beschrieben. Der Unterschied zum machttheoretischen und strukturfunktionalistischen Ansatz ist, dass bei der interaktionstheoretisch-problembezogenen Sichtweise zu den allgemeinen Merkmalen, Unterschiede innerhalb der Professionen herausgearbeitet wurden. Die Professionen sind auf spezifisches Wissen angewiesen, wodurch sie sich ferner voneinander abheben (Kurtz, 2005).

Ulrich Oevermann (1996) beschreibt die theoretische Skizze zur strukturtheoretischen Bestimmung. Hauptaugenmerk bei dieser Theorie sind die Probleme der Klienten, die mithilfe der strukturellen Vermittlung zwischen Theorie und Praxis aufgelöst werden sollen. Die „Heiler“ gelten als professionell, wenn sie grundlegendes Allgemeinwissen und hermeneutisches Fallverstehen logisch kombinieren und das Problem des Klienten deuten können. Oevermann (1996) erklärt die klassischen Professionstheorien, von u. a. Hughes, Marshall und Parsons, als kritisch, da er diesen ein analytisches Defizit attestiert. Für ihn haben Professionen, zusätzlich zu gesellschaftlichen Zentralwerten und wissenschaftlicher Expertise, Kompetenzen der Berufspraxis, die zur Krisenbewältigung, vor allem von Lebenskrisen, beisteuern.

Der machttheoretische Ansatz steht den funktionalistischen und systemtheoretischen Ansätzen gegenüber und verfolgt rationale Eigenschaften. Professionen sind nach dem machttheoretischen Ansatz auf dem Weg sozialer Schließungsprozesse entstanden und lassen sich, als Monopole bzw. Kartelle, zur Kontrolle spezifischer Berufsfelder, bezeichnen. Die Professionalisierung ist die perfekte Vorrausetzung für angehäuften Neuerwerb von Sacheigentum und Errungenschaft von hoch angesehenem sozialen Status. Die Experten sind „unsichtbare Herrscher“, die durch ihr spezifisches Wissen, beliebig viel Macht ausüben können (Schützeichel, 2007). Der machttheoretische Ansatz geht ebenso der Frage auf den Grund, inwiefern Professionen das Vorrecht und die Kontrollchance haben, in die Privatsphäre ihrer Klienten einzugreifen, um eine zentralwertbezogene Funktion in der Gesellschaft darzulegen. Den Professionellen werden, aufgrund mangelnder Alternativen auf Seiten der Klienten, eine Fülle an Privilegien zugesprochen (Kurtz, 2005).

Thomas Kurtz (2005) weist darauf hin, dass Professionen der systemtheoretischen Sichtweise weder in der Gesamtgesellschaft noch in jedem Teilbereich verankert sind, und sich dagegen auf besondere Teilbereiche fokussieren. Professionen genießen demgemäß eine spezifische Ausbildung für einen besonderen Tätigkeitsbereich. Professionen agieren außerdem als „Zwei-Seiten-Formen“, die sich aus binären Codes ergeben. Ein Beispiel aus der Medizin ist die Entscheidungsfrage: Krank vs. Gesund. Um jene Frage/jene Problem lösen zu können, bildet die Profession ein Kommunikationsmedium.

2.4 Vertrauen zwischen Professionellem und Klienten

Grundlegend ist, nach Schützeichel (2007), die soziale Beziehung zwischen dem Professionellen und dem Klienten von einer „Wissensasymmetrie“ charakterisiert, die sich aus diversen epochalen und sozialen Prozessen folgern lässt. Beispielhaft hierfür ist das Verhältnis zwischen Arzt und Patient, welches bis in das frühe 19. Jahrhundert, alles andere als Dominanz seitens der Ärzte offenbarte, da das medizinische Wissen zu dieser Zeit sehr spekulativ und symptomorientiert war. Aufgrund der Gründung von Standesorganisationen, Mitte des 19. Jahrhunderts, die eine Akademisierung für die ärztliche Ausbildung anboten, gelang es den Ärzten sukzessive das Vertrauen und die Dominanz, gegenüber der Klienten, sicher zu stellen.

Luzio di Gaia (2005) erklärt, dass bei der Ausübung von professionellem Handeln zwischen Professionellem und Klient, das Vertrauen in der Professionellen-Klienten-Beziehung, eine unvermeidliche Konstante spielt. Strukturell gibt es, hinsichtlich des Kompetenzgefälles und der asymmetrischen Informationskenntnisse, ein klares Verhältnis zwischen Professionellem und Klient. Auf der einen Seite der Profi, der sich Fachwissen zur Anwendung angeeignet hat, und auf der anderen Seite der Klient als Laie, der im Regelfall auf die Hilfe des Profis angewiesen ist, um sein Problem lösen zu können. Gewissenhaftes Risiko bei einer solchen professionellen Tätigkeit ist einerseits die Gefahr der Ungewissheit, dass selbst der Professionelle mit all seiner Expertise in einigen wenigen Fällen nicht weiterhelfen kann, anderseits, dass persönliche und intime Informationen des Klienten gegenüber des Professionellen geäußert werden. Das Risiko hierbei ist, dass der Klient nie abschätzen kann ob das professionelle Urteil fehlerfrei ist, die persönlichen Details vertraulich behandelt werden oder die „Behandlung“ im Allgemeinen von Unsicherheiten geplagt ist. Trotz all dieser Gefahren, schenkt der Klient dem Professionellen sein Vertrauen, wodurch sich die professionellen Berufe von anderen Berufsgruppen deutlich abgrenzen.

Goode (1972) betont, dass die spezielle Bindung zwischen den Professionellen und ihren Klienten bzw. Laien sich, aufgrund von Problemen, welche die Laien nicht selbst lösen können und dementsprechend Rat bei den jeweiligen Experten suchen, ergeben. Im Grunde sind die Laien bei ihrer Wahl des Professionellen frei, wobei sie durch unzureichende Kompetenzerfahrung demgegenüber, etwas eingeschränkt sind. Auf der anderen Seite können die Professionellen, aufgrund ihrer Macht und ihres Einflusses, die Laien ausbeuten. Damit ihr Eigennutzen und das damit einhergehende Prestige nicht sinkt sowie die Vertrauensbasis zwischen Professionellem und Klienten erhalten bleibt, versuchen sie solche Ausbeutung strikt zu meiden. Den maximalen Erfolg erreichen Professionelle, indem sie sich, an die sowohl informellen als auch formellen Berufsnormen halten. Die Laien üben bei der (freien) Wahl des Professionellen eine „bestimmte Art der sozialen Kontrolle“ aus, da sie über ökonomische aber auch überlebenswichtige Schicksale entscheiden.

2.5 Kurzzusammenfassung

Im ersten Themenblock wurden die Grundlagen einer Profession dargestellt. Der Begriff „Profession“ ist grundlegend sehr vielfältig, weshalb sich jener schwierig definieren lässt. Die als „professions“ bezeichneten Berufe wurde deswegen in verschiedene Gruppen eingeteilt. In der Sportbranche werden der Sportler selbst, aber auch die Trainer/Sportlehrer, Manager und Sportwarte als „professions“ angesehen. Die „Professionalisierung“ ist hauptsächlich für die Umwandlung eines Berufes zu einer Profession verantwortlich. Neben den institutionellen Merkmalen, wie Autonomie und Eigenkontrolle, sollten Professionelle persönliche Merkmale, wie Arbeitsfleiß, hohes Verantwortungsbewusstsein und Expertise vorweisen können. Professionen sind grundlegend spezifische Berufe, grenzen sich jedoch dadurch ab, dass sie auf einer akademischen Ausbildung aufbauen und vielmehr eine zusätzliche drittrangige Ausbildung voraussetzen sowie sich ein spezielles Wissen bzw. Expertenwissen aneignen. Grundlegend ist die Beziehung zwischen Professionellem und seinem Klienten von einer „Wissensasymmetrie“ gekennzeichnet, weshalb der Klient seinem Gegenüber großes Vertrauen schenkt. Der Auslöser ist mit hoher Wahrscheinlichkeit immer ein Problem, welches der Laie mit seinem vorhandenen Wissen nicht selbstständig lösen kann und deshalb einen Professionellen um seinen Rat bittet.

3 Grundlagen der Spielerberatung

Für die Allgemeinheit ist es im Grunde gleich, ob es sie als „Spielervermittler“ oder „Spielerberater“ bezeichnet werden. Sie gelten als „Schattenmänner“, sowohl des Profifußballs, als auch des Amateurfußballs. Außenstehende wollen nur die großen Summen sehen, die auf die Konten der Spielerberater/-vermittler fließen, obwohl sie, nach Meinung der Laien, „lediglich“ vermitteln und Kontakte knüpfen. Wird tiefer in die Materie der Spielerberatung/-vermittlung eingedrungen, dann sind zu diesen laienhaften Vorurteilen, große Unterschiede bezüglich Finanzen/Einnahmen und Arbeitsaufwand erkennbar. Im Endeffekt wird in der Branche des Fußballs, zwischen den Begriffen „Spielerberater“ und „Spielervermittler“, ein Unterschied herangezogen, der jene Berufsfelder voneinander abgrenzt. Im folgenden Kapitel wird darauf eingegangen, welche Unterschiede Spielerberater und -vermittler auszeichnen bzw. welche Aufgaben sie grob tätigen, wie sich diese Branche entwickelt hat, das Verhältnis zwischen Agent und Klient ist und inwiefern sich die Kritik an Spielerberatern darstellt bzw. gerechtfertigt werden kann. Im Folgenden werden die Begriffe Spielerberatung und Spielervermittlung, je nach Literatur, als Synonym verwendet.

3.1 Spielerberatung und Spielervermittlung

2013 definierte Heidtke den Spielervermittler, als „eine natürliche Person, welche sowohl für Vereine als auch Spieler auf dem Transfermarkt aktiv wird und gegen Entgelt neue Arbeitsverträge und Transfers aushandelt und insbesondere die Karrieren von Spielern langfristig plant und den Spieler in allen, mit seinem Beruf zusammenhängenden Belangen, umfassend betreut.“ (S. 70).

Die FIFA definiert in ihrem „Reglement zur Arbeit mit Vermittlern“ (siehe Kapitel 3.2) lediglich die Spielervermittlung, die sich hauptsächlich um das Zusammenführen zwischen Verein und Spieler kümmert. In der heutigen Zeit gibt es Begriffe wie Spielerberater, Spieleragent oder Spielermanager die immer gängiger und häufiger angewandt werden.

Heidtke (2013) deutet an, dass sich seit des Spielervermittlerreglements 1996, der Begriff des Spielervermittlers im Rahmen seiner Definition stark geändert hat. Im Reglement von 1996 wurde zum ersten Mal von Spielervermittlern gesprochen, denen zu dieser Zeit jedwede inhaltliche Bedeutung abgesprochen wurden. Fünf Jahre später definierte die FIFA, im Spielervermittlerreglement 2001, den Spielervermittler, als natürliche Person, die bei Vertragsverhandlungen zwischen zwei Parteien vermittelte und einem Makler gleichgestellt werden konnte. Der Begriff Spielervermittler wurde von Jahr zu Jahr ausgeweitet und wurde im Spielervermittlerreglements 2008, insofern (erneut) erweitert, dass der Spielervermittler „nur die Interessen einer Partei vertreten darf, sowie das Recht zur Kontaktaufnahme von (nicht bei einem anderen Spielervermittler unter Vertrag stehenden) Spielern hat“ (S.70).

Stephanie Jungheim (2002) differenziert in ihrer wissenschaftlichen Arbeit zwischen dem Berufsbild „Spielervermittler“ und „Spielerberater“. Eine Differenzierung zwischen Spielervermittlern und Spielerberatern erweist sich, aufgrund der fehlenden Ausbildung und Quereinstiegen aus den unterschiedlichsten Berufsfeldern, wie zum Beispiel dem Beamtentum, Journalismus oder Immobilienmarkt, als sehr schwierig. Grundlegend muss in der Praxis zwischen jenen Berufsbildern abgegrenzt werden, wobei Spielerberatern umfassendere Dienstleistungen, als Spielervermittler zugeschrieben werden. Jungheim (2002) kategorisiert die Spielervermittler, einerseits in Makler und anderseits in Arbeitsvermittler. Spielervermittler liegt es zu Gute, dass sie Insiderwissen und ein ausgeprägtes Netzwerk mitbringen. Spielervermittler werden für Spieler interessant, wenn die Spieler einen neuen Verein suchen, der sie nachhaltig fördert. Für die Vereine sind Spielervermittler wiederum, für die Suche nach neuen Spielern, die für eine bestimmte Position verpflichtet werden sollen, wertvoll. Sollte ist zu einer Vermittlung sowie eines Vertragsabschlusses zwischen Spieler und Verein kommen, besteht für den Spielervermittler eine Vertragspflicht und ihm steht eine Vergütung vom Auftraggeber zu. Der Spielervermittler fällt in das Raster des Nachweismaklers, da dieser nicht bei Vertragshandlungen mitwirkt, und lediglich denkbare Verhandlungspartner (Spieler oder Verein) zum Abschluss eines Dienstvertrages sucht. Neben der Einordnung als Makler, sind Spielervermittler überdies „Makler von Arbeitsverhältnissen“, wodurch sie ebenfalls als Arbeitsvermittler eingegliedert werden. „Die Tätigkeit des Sportvermittlers ist vergleichbar mit Head-hunting und Job-hunting im Führungskräftebereich von Unternehmen.“ (Jungheim, 2002, S. 148). Die Spielervermittlung muss unparteiisch ausgeübt werden, sodass der Spielervermittler auf die Vertretung der Interessen einer Partei bzw. eines Vertragspartners verzichtet.

„Der Spielerberater ist der Manager des Lizenzspielers.“ (Jungheim, 2002, S. 150). Der Spielerberater schließt, im Gegensatz zum Spielervermittler und abgesehen von jeglichen Vertragsabschlüssen mit einem Verein, direkt mit dem Spieler einen eigenen Vertrag ab. Mit solch einem Vertrag ist es dem Spielerberater gestattet, den Spieler bei Abschlüssen von Werbeverträgen, Versicherungsfragen, der Vertragsgestaltung, der Medienberatung, der Gewinnung von Sponsoren, der langfristigen Karriereplanung, der Vermögensplanung oder allgemein der persönlichen und juristischen Beratung weiter zu helfen. Ist der Spielerberater in einem Bereich überfragt, dann kontaktiert er über sein ausgeprägtes Netzwerk, externe Fachleute (z. B. einen Juristen für die Vertragsverhandlungen). In den letzten Jahren haben sich immer mehr professionelle Berateragenturen entwickelt, die sich als ein Unternehmen aus mehreren Spielerberatern zusammensetzen (Jungheim, 2002).

In der heutigen Praxis ist die reine Spielervermittlung sehr selten bis gar nicht auffindbar. Grund dafür ist, dass die Spielerberater die Tätigkeit des Spielervermittlers verinnerlicht und in ihren Tätigkeitsbereich mit aufgenommen haben. Der einzige Unterschied ist, dass Spielerberater die Interessen ihres Spielers vertreten und demgemäß parteiisch sind. Außerdem gibt es bei der Vertragsgestaltung einen erheblichen Unterschied. Der Spielervermittlungsvertrag muss, aufgrund der „gesetzlichen Reglung zur Arbeitsvermittlung“, schriftlich geschlossen werden und ist ausschließlich für die Dauer eines Transfers gültig. Der Spielerberatungsvertrag hingegen, kann sowohl mündlich, als auch frei gestaltet werden und ist auf eine längere Dauer ausgelegt. Der Spielervermittler kann seine Tätigkeiten selbst bestimmen und ist gegenüber dem Spielerberater, nicht auf die Weisungen des Spielers abhängig. Ein weiterer Unterschied ist die Treuepflicht zwischen beiden Parteien. Das Verhältnis zwischen Spieler und Spielerberater ist, unter anderem aufgrund der Vertragsdauer, deutlich stärker und pflichtbewusster, als das Verhältnis zwischen Spieler und Spielervermittler. In Bezug auf die finanziellen Aspekte kann der Spielerberater über die Art und Höhe der Vergütung mit dem Spieler frei verhandeln, wohingegen der Spielervermittler den Entschädigungen der „gesetzlichen Reglungen der Arbeitsvermittlung“ unterliegt. (Jungheim, 2002).

3.1.1 Beratung im Fußball

2005 hat Kern detailliert beschrieben, dass es im Fußball, wie auch im Alltag, fachspezifische Probleme gibt, welche mithilfe einer Beratung analysiert und gelöst werden können. Wenn die eigenen Lösungsstrategien nicht mehr als ausreichend bzw. zielführend angesehen werden, dann wünschen sich Spieler oftmals andere zusätzliche Meinungen, Sichtweisen oder Alternativen, die zur Lösung des Problems weiterhelfen. Inwiefern die Intensität der Hilfe des Beraters, bei der Lösung des Problems erscheint, hängt ganz davon ab, in welcher Situation sich der Spieler/Verein befindet. Sind die Vorzeichen eher negativer Natur, z. B. wenn der Verein in eine niedrigere Liga absteigt oder sich gar auflöst, dann ist es für den Spieler leichter sich für einen Vereinswechsel zu entscheiden, als wäre es ein Vereinswechsel, aufgrund subjektiv empfundener Verlockung, z. B. um einmal im Ausland spielen zu können oder sein eigenes Prestige steigern zu können. Neben dem Berater spielt die Familie einen noch viel wichtigeren Entscheidungsträger, da die Bedürfnisse, in enger Absprache miteinander, beidseitig befriedigt werden sollten. Die Spielerberatung zeichnet sich durch die Verknüpfung von Berufs- und Lebensfragen aus. Die Beratung tritt, bezüglich des zwischenmenschlichen Verhaltens, in jeder Lebenssituation auf.

Kern (2005) differenziert die Beratung in Alltagsberatung, Therapie und Lebensberatung. All diese Beratungsformen sind gewiss Teil des Fußballs. Die Lebensberatung ähnelt der Spielerberatung jedoch am Meisten. Ausschlaggebend ist die Unterstützung zur Lösung von Problemen auf längerfristiger Basis sowie das Treffen von Entscheidungen, die über die aktive Karriere hinausgehen. Ein grundlegender Aspekt, der für eine Beratung unumgänglich ist, ist die Grundeinstellung des Spielerberaters, den Spieler als gleichberechtigten Partner anzusehen. Der Spielerberater wird mit einer Vielzahl von Problemen konfrontiert und ist deshalb darauf angewiesen, eine gewisse Haltung, vielmehr Empathie zu vermitteln. Außerdem muss die Würde und die gesamte Lebensperipherie des Spielers geachtet und akzeptiert werden. Die Ziele des Beraters sind die Autonomie des Klienten und die Hilfe zur Selbsthilfe, wobei der Klient als Vorrausetzung seine eigenen Probleme erkennen muss. Im Fußball gibt es diverse Faktoren, die einen guten Fußballspieler auszeichnen und in der Spielerberatung betrachtet werden müssen. Die Faktoren Konstitution, Kondition, taktisches Verständnis, technische Fähigkeiten, Psyche und Umweltbedingungen (Einflüsse während eines Fußballspiels z. B. Zuschauer, Schiedsrichter oder Mitspieler) wirken sich auf das Spielerverhalten und die Leistung des Spielers aus. Der Spielerberater muss all diese Faktoren, nach einer einlaufenden Analyse des Spielers, berücksichtigen.

3.1.2 Die „Deutsche Spieler-Vermittler Vereinigung e. V.“

Die „Deutsche Fußballspieler-Vermittler Vereinigung e. V.“, kurz DFVV, wurde im Jahr 2007, in Anlehnung an den europäischen Dachverband „European Football Agents Association“, als deren Gründungsmitglied und zum Zweck, der kollektiven Vertretung der Interessen deutscher Spielervermittler, gegründet. Ausschlaggebend für die Gründung der DFVV, war das EU Weißbuch Sport (2007), welches in Amsterdam verabschiedet wurde. Die DFVV wird seit 2016 vom DFB und der DFL anerkannt. Die DFVV wird von einem achtköpfigen Vorstand in Frankfurt am Main sowie verwaltungstechnisch in Duisburg organisiert. Zu den Interessen der Vereinigung sowie deren Mitglieder, zählt das Schaffen einer professionellen, transparenten und verbandsrechtlich kontrollierten Basis für den Bereich der Spielervermittlung. Im Großen und Ganzen hat die DFVV aktuell 78 Mitglieder von Spielervermittlern (DFVV, Über uns, o. D.).

Die „Reform des Spielervermittlersystems“ der FIFA (siehe Kapitel 3.2), hat dazu geführt, dass es nicht mehr möglich war/ist Spielervermittler-Lizenzen zu erlangen. Insofern hat die DVFF darauf kritisch reagiert und einen Verhaltenskodex, den sogenannten „Code of Conduct“ entwickelt, der das Ansehen der Spielerberater verbessern und unseriöse Personen vom Geschäft der Spielervermittlung abhalten sollte. Der „Code of Conduct“ gilt für die Spielervermittler ebenso, wie die auf ihre Berufstätigkeit zugeschnittenen nützlichen Satzungen (u.a. das „FIFA-Reglement zur Arbeit mit Vermittlern“, das „DFB-Reglement für Spielervermittler „oder die „Spielordnung des Ligaverbandes“). Die Grundpflichten für die Mitglieder des DFVV sind:

- Die verbindliche Registrierung als Vermittler,
- die Interessen des Klienten (Spieler oder Club) stehen im Vordergrund,
- bestehende Verträge sind im Interesse des Klienten zu respektieren,
- wichtige Informationen, Tatsachen und Vereinbarungen müssen ausdrücklich und schriftlich, gegenüber dem Klienten, geäußert werden,
- sollte der betreffende Spieler minderjährig sein, so ist es dem Spielervermittler nicht gestattet, bezüglich Transfervereinbarungen, Zahlungen anzunehmen,
- Spielervermittler folgen der „Verschwiegenheitspflicht“,
- unsachliches Verhalten, wie das äußern von Unwahrheiten, ist strengstens untersagt,
- ein gegenseitiges Verhältnis auf Wohlwollen und Vertrauen ist erstrebenswert und
- Mitglieder der DFVV sind dazu verpflichtet, sich mind. acht Präsenzstunden pro Jahr fortzubilden.

[...]

Ende der Leseprobe aus 68 Seiten

Details

Titel
Spielerberatung im professsionellen Fußball
Untertitel
Inwiefern spiegelt die Spielerberatung Merkmale einer Profession wider?
Hochschule
Fachhochschule für Sport und Management Potsdam
Note
1,7
Autor
Jahr
2018
Seiten
68
Katalognummer
V495137
ISBN (eBook)
9783346029225
ISBN (Buch)
9783346029232
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sportmanagement, Spielerberatung, Profession, Fussball
Arbeit zitieren
Frederik Müller (Autor:in), 2018, Spielerberatung im professsionellen Fußball, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/495137

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