Ziel dieser Arbeit soll es sein, die Grenzen eines adaptionistischen und eines transzendentalen irreduzibilen Verständnisses von Kunst aufzuzeigen. Das führt zu einer strikten Trennung der Begriffe „Attraktivität“ und „Ästhetik“, die unterschiedliche Dinge bezeichnen. Daran anknüpfend werden die Ansätze der evolutionären Kulturtheorie und der evolutionären Psychologie dargelegt, um zu untersuchen, ob ein Kompromiss der Naturwissenschaft und der traditionellen Ästhetik möglich ist. Die Diskussion um die Definitionen von Kunst wird sich annähernd kongruent zur übrigen Diskussion entwickeln. Um dies zu zeigen, werden verschiedene Werke zu dem Thema „evolutionäre Ästhetik“ in die Argumentation mit einbezogen.
Während Kunst im deutschen Idealismus als ein Produkt von rein geistigem Interesse verstanden wurde, änderte sich diese Auffassung spätestens seit der Evolutionstheorie von Charles Darwin, der sinnlichen Erklärungen ästhetischer Phänomene die Grundlage bietet. Gemeinsam ist den beiden Ansätzen, dass sie die Ästhetik als den Indikator für Kunst anerkennen. Auf der einen Seite Hegel, auf der anderen Darwin. Wenn dieser schreibt: „In the distant future, I see open fields for far more important researches. Psychology will be based on a new foundation, that of the necessary acquirement of each mental power and capacity by graduation. Light will be thrown on the origin of man and his history.“, so ist seine Prophezeiung spätestens seit der Etablierung der „evolutionären Ästhetik“ als wissenschaftliche Disziplin wahr geworden.
Naturalistische Erklärungen laufen den traditionell geisteswissenschaftlichen und philosophischen Ansätzen in ihrer Vielheit aktuell den Rang ab. Nach der evolutionären Ethik und der evolutionären Erkenntnistheorie ist die neueste empirische Forschung daran interessiert, die Ästhetik für sich zu gewinnen. Für die Kunst bedeutet das, dass sie zum Spielball zwischen Evolution und Idealismus wird.
Evolutionäre Erklärungsansätze befassen sich mit der Kunst allerdings längst nicht mehr nur biologisch, sondern auch psychologisch, soziobiologisch und kulturell.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Definitionen von Kunst
- 2.1 Die traditionell philosophische (idealistische) Definition
- 2.2 Empfindung und Erkenntnis
- 2.3 Die evolutionäre Herangehensweise an Kunst
- 2.4 „Was“, „warum“ oder „wozu“?
- 3. Das „Wozu“ der Kunst
- 3.1 Ästhetik a priori
- 3.2 Kunst und biologische Adaption
- 3.3 Kunst im Tierreich
- 3.4 Attraktivität oder Ästhetik?
- 3.5 Evolution und Kultur
- 3.6 „Making special“ und kultureller Enaktivismus
- 3.7 Funktionalität in der menschlichen Kunst
- 3.8 Evolutionäre Psychologie
- 4. Kunst und Exaptation
- 4.1 Kritik an den evolutionären Theorien
- 4.2 Kunst als Epiphänomen
- 4.3 Kritik an der Spandrel-These
- 5. Was die evolutionäre Ästhetik nicht leisten kann
- 5.1 Kunst und Emergenz
- 5.2 Kunst und Memetik
- 5.3 Schönheit als Wert
- 5.4 Die Grenzen der Wissenschaft
- 6. Fazit
- 7. Quellen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die komplexe Beziehung zwischen der traditionellen, idealistischen Kunstauffassung und evolutionären Erklärungsansätzen. Das Ziel ist es, die Grenzen beider Perspektiven aufzuzeigen und die Möglichkeit eines Kompromisses zu erörtern. Die Arbeit analysiert die Definition von Kunst im Kontext von Evolution und Idealismus.
- Die Definition von Kunst im deutschen Idealismus im Vergleich zu evolutionären Ansätzen.
- Die Rolle der Ästhetik und ihre Erklärung durch Evolution und Idealismus.
- Die Grenzen adaptionistischer und transzendentaler Kunstverständnisse.
- Die Unterscheidung zwischen Attraktivität und Ästhetik.
- Die Anwendung evolutionärer Kulturtheorie und evolutionärer Psychologie auf Kunst.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit vor: die Auseinandersetzung mit Kunst im Spannungsfeld zwischen dem deutschen Idealismus und der evolutionären Ästhetik. Sie hebt die unterschiedlichen Perspektiven Hegels und Darwins hervor und verortet die Arbeit innerhalb der aktuellen Debatte um naturalistische Erklärungen ästhetischer Phänomene. Die Arbeit kündigt eine kritische Auseinandersetzung mit evolutionären Theorien und eine Untersuchung der Grenzen dieser Ansätze an, wobei auch die Rolle der traditionellen Ästhetik beleuchtet werden soll.
2. Definitionen von Kunst: Dieses Kapitel befasst sich mit der Definition des Begriffs „Kunst“ aus idealistischer und evolutionärer Perspektive. Es wird argumentiert, dass eine allgemein gültige Definition schwer zu finden ist, und die idealistische Philosophie Kants mit ihrer Betonung von Freiheit und Intention als Grundlage für Kunst herangezogen. Der Instinkt der Tiere wird als Gegenstück zum menschlichen schöpferischen Vermögen dargestellt, um die Spezifität künstlerischen Schaffens hervorzuheben. Die Grenzen und Schwierigkeiten einer einheitlichen Definition von Kunst werden deutlich gemacht.
3. Das „Wozu“ der Kunst: Dieses Kapitel untersucht die Funktion und den Zweck von Kunst aus evolutionärer Sicht. Es werden verschiedene Aspekte diskutiert, darunter die biologische Adaption, die Rolle von Kunst im Tierreich, der Unterschied zwischen Attraktivität und Ästhetik und der Einfluss von Kultur. Das Kapitel untersucht Konzepte wie kultureller Enaktivismus und evolutionäre Psychologie, um die Funktionalität von Kunst im menschlichen Kontext zu beleuchten. Der evolutionäre Ansatz wird kritisch hinterfragt.
4. Kunst und Exaptation: Das vierte Kapitel widmet sich der Kritik an evolutionären Kunsttheorien. Es diskutiert die Konzeption von Kunst als Epiphänomen und die Spandrel-These. Die Kritik befasst sich mit den Schwächen und Unzulänglichkeiten rein evolutionärer Erklärungen für künstlerische Phänomene, indem sie die Grenzen dieser Ansätze aufzeigt. Die Diskussion vertieft sich in die möglichen Erklärungslücken des rein evolutionären Ansatzes.
5. Was die evolutionäre Ästhetik nicht leisten kann: In diesem Kapitel werden die Grenzen der evolutionären Ästhetik herausgearbeitet. Es werden Themen wie Emergenz, Memetik und die Definition von Schönheit als Wert diskutiert. Die Unmöglichkeit einer vollständigen wissenschaftlichen Erklärung von Kunst wird herausgestellt, und die Grenzen naturwissenschaftlicher Ansätze im Umgang mit Kunst werden betont.
Schlüsselwörter
Evolutionäre Ästhetik, Idealismus, Kunstdefinition, Adaption, Exaptation, Attraktivität, Ästhetik, Kultureller Enaktivismus, Evolutionäre Psychologie, Memetik, Emergenz, Grenzen der Wissenschaft.
Häufig gestellte Fragen (FAQs) zu: Evolutionäre Ästhetik vs. Idealismus - Eine Auseinandersetzung
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht die komplexe Beziehung zwischen der traditionellen, idealistischen Kunstauffassung und evolutionären Erklärungsansätzen. Sie analysiert die Definition von Kunst im Kontext von Evolution und Idealismus und versucht, die Grenzen beider Perspektiven aufzuzeigen und die Möglichkeit eines Kompromisses zu erörtern.
Welche Hauptthemen werden behandelt?
Die zentralen Themen sind die Definition von Kunst im deutschen Idealismus im Vergleich zu evolutionären Ansätzen, die Rolle der Ästhetik in beiden Perspektiven, die Grenzen adaptionistischer und transzendentaler Kunstverständnisse, die Unterscheidung zwischen Attraktivität und Ästhetik, sowie die Anwendung evolutionärer Kulturtheorie und evolutionärer Psychologie auf Kunst.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in ihnen?
Die Arbeit gliedert sich in sechs Hauptkapitel: Kapitel 1 (Einleitung) stellt die zentrale Fragestellung vor. Kapitel 2 (Definitionen von Kunst) beleuchtet idealistische und evolutionäre Definitionen von Kunst. Kapitel 3 ("Das Wozu" der Kunst) untersucht die Funktion von Kunst aus evolutionärer Sicht. Kapitel 4 (Kunst und Exaptation) widmet sich der Kritik an evolutionären Kunsttheorien. Kapitel 5 (Was die evolutionäre Ästhetik nicht leisten kann) zeigt die Grenzen der evolutionären Ästhetik auf. Kapitel 6 (Fazit) fasst die Ergebnisse zusammen.
Wie definiert die Arbeit den Begriff "Kunst"?
Die Arbeit argumentiert, dass eine allgemein gültige Definition von Kunst schwer zu finden ist. Sie vergleicht die idealistische Philosophie (z.B. Kant), die Freiheit und Intention betont, mit evolutionären Ansätzen, die auf biologische Adaption und Funktionalität fokussieren. Die Arbeit hebt die Schwierigkeiten und Grenzen einer einheitlichen Definition hervor.
Welche Rolle spielt die Ästhetik in der Arbeit?
Die Arbeit analysiert die Rolle der Ästhetik sowohl aus idealistischer als auch aus evolutionärer Perspektive. Sie untersucht die Erklärung der Ästhetik durch Evolution und Idealismus und befasst sich mit der Unterscheidung zwischen Attraktivität und Ästhetik.
Welche Kritik an evolutionären Kunsttheorien wird geübt?
Die Arbeit kritisiert die Beschränkungen rein evolutionärer Erklärungen für künstlerische Phänomene. Sie diskutiert die Konzeption von Kunst als Epiphänomen und die Spandrel-These und hebt die Grenzen und Erklärungslücken des rein evolutionären Ansatzes hervor.
Welche Grenzen der evolutionären Ästhetik werden aufgezeigt?
Die Arbeit zeigt die Grenzen der evolutionären Ästhetik auf, indem sie Themen wie Emergenz, Memetik und die Definition von Schönheit als Wert diskutiert. Sie betont die Unmöglichkeit einer vollständigen wissenschaftlichen Erklärung von Kunst und die Grenzen naturwissenschaftlicher Ansätze im Umgang mit Kunst.
Welche Schlussfolgerung zieht die Arbeit?
Die Arbeit fasst die Ergebnisse der Analyse zusammen und präsentiert ein Fazit, das die Grenzen und Möglichkeiten beider Perspektiven (Idealismus und Evolution) in Bezug auf das Verständnis von Kunst beleuchtet. Ein expliziter Kompromissvorschlag wird jedoch nicht genannt.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Evolutionäre Ästhetik, Idealismus, Kunstdefinition, Adaption, Exaptation, Attraktivität, Ästhetik, Kultureller Enaktivismus, Evolutionäre Psychologie, Memetik, Emergenz, Grenzen der Wissenschaft.
- Arbeit zitieren
- Michael Drescher (Autor:in), 2018, Kunst zwischen Evolution und Idealismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/495622