Kaum ein spanischer Autor des 20. Jahrhunderts ist gleichermaßen so berühmt und umstritten wie Miguel de Unamuno. Der Baske gehört nicht nur zu den einflussreichsten Autoren der Iberischen Halbinsel, sondern hat das gesamte Geistesleben Europas bereichert. Neben Azorín, Maeztu, Baroja, Antonio Machado und Valle-Ínclan reiht er sich in die Liste der Vertreter der Generación del 98 ein, die das Literaturgeschehen um 1900 wesentlich beeinflusst haben. Durch Unamuno wurden neue Impulse in die Strömung gelenkt, da er sich eingehend mit der Konstruktion von Fiktion und Wirklichkeit auseinander setzte.
Um zu verstehen, warum er trotz verschiedener Vorbehalte und Einschränkungen heute in Spanien zu den bedeutendsten Autoren des vergangenen Jahrhunderts gezählt wird, muss man sich im Grunde dem ganzen breiten Spektrum seines Schaffens widmen. Philosoph, Essayist, Lyriker, Dramatiker, Dichter und Denker- es ist unmöglich Unamunos Werk oder seine Person in eine Kategorie zu pressen. Doch das würde dem Autor ohnehin nicht entsprechen, denn er kümmerte sich bei seiner dichterischen Arbeit kaum um literarische Gattungs- und entsprechende Formgesetze.
Thema dieser Arbeit soll Unamunos Konzeption von Fiktion und Realität sein. Es gilt zu beantworten, ob nur das Realität ist, was empirisch nachgewiesen werden kann, ob man sich auf die eigene Objektivität überhaupt verlassen kann und wo denn nun genau die Grenze zwischen Fantasie und Wirklichkeit verläuft. Miguel de Unamuno war mit den Schriften bedeutender Denker wie Kant und Freud vertraut, ließ sich von verschiedenen Philosophen leiten, um seine persönliche Weltanschauung zu untermauern und seine Auseinandersetzung mit Leben und Tod, Imagination und Realität literarisch umzusetzen. Um einen Gesamtkontext zu erhalten, soll zunächst das mentalitätsgeschichtliche Umfeld und die Ästhetik der 98er Generation vorgestellt und Miguel de Unamuno in diesen Zusammenhang eingeordnet werden. Danach folgt ein Einblick in die persönlichen Gedanken des Autors zu Realität und Wirklichkeit sowie Leben und Vergehen. Im Hauptteil der Arbeit soll anhand der RomaneNiebla, San Manuel Bueno, mártir und dem Gedichtzyklus Poemas de los Pueblos de España Unamunos Konzeption von Fiktion und Wirklichkeit exemplarisch dargestellt und seine Vorstellung von Leben und Tod näher beleuchtet werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Merkmale der Generación del 98
- Das Spanienbild der Generación del 98
- Die Nutzung verschiedener literarischer Formen und Gattungen
- Miguel de Unamuno
- Die Konzeption von Fiktion und Wirklichkeit bei Unamuno
- Leben und Sterblichkeit
- Die Konzeption von Fiktion und Wirklichkeit in literarischen Texten
- Fiktion und Wirklichkeit in Niebla
- Strukturelle Ebenen von Fiktion und Realität in Niebla
- Fiktion und Wirklichkeit, Leben und Sterben in San Manuel Bueno, mártir
- Fiktion und Realität in Poemas de los Pueblos de España
- Fiktion und Wirklichkeit in Niebla
- Der Mythos Don Quijote
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Miguel de Unamunos Konzeption von Fiktion und Wirklichkeit im Kontext der Generación del 98. Ziel ist es, zu untersuchen, wie Unamuno die Grenzen zwischen Realität und Fantasie in seinen literarischen Werken aufzeigt und die Frage nach der menschlichen Existenz in Bezug auf Leben und Tod behandelt.
- Die Generación del 98 und ihre Auseinandersetzung mit der spanischen Identität
- Unamunos Philosophie und seine Sicht auf Realität und Fiktion
- Die Darstellung von Leben und Sterben in Unamunos Werk
- Die Rolle des Mythos Don Quijote in Unamunos literarischer Arbeit
- Unamunos Position innerhalb der Generación del 98
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt Miguel de Unamuno als wichtigen Vertreter der Generación del 98 vor und führt das Thema der Arbeit ein: die Konzeption von Fiktion und Wirklichkeit bei Unamuno. Kapitel 2 beleuchtet die Merkmale der Generación del 98 und ihre kritische Auseinandersetzung mit dem Spanienbild. In Kapitel 3 werden Unamunos eigene Gedanken zu Realität und Wirklichkeit sowie Leben und Sterben vorgestellt. Kapitel 4 analysiert exemplarisch die Konzeption von Fiktion und Wirklichkeit in Unamunos Romanen Niebla und San Manuel Bueno, mártir sowie in seinem Gedichtzyklus Poemas de los Pueblos de España. Kapitel 5 thematisiert den Mythos Don Quijote und seine Bedeutung für Unamunos Werk.
Schlüsselwörter
Generación del 98, Miguel de Unamuno, Fiktion, Wirklichkeit, Leben, Tod, Spanien, Identität, Niebla, San Manuel Bueno, mártir, Poemas de los Pueblos de España, Don Quijote
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- Diana Schmidt (Author), 2005, Fiktion und Realität bei Miguel de Unamuno, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49584