Die Schule ist in den letzten Jahren in Bewegung gekommen und wird tatsächlich immer weiterentwickelt. Damit hat sich auch das Bild der Gesellschaft verändert und stellt höhere Forderungen an die Schule. Immer mehr neue Bereiche wie die Integration behinderter Kinder, die ethnische Vielfalt und viele neu erprobte Methoden kommen zur Sprache. Der Begriff einer „guten Schule“ wird zum Gesprächsstoff mehrerer Theoretiker. Doch was zeichnet guten Unterricht aus? Misst sich die Qualität der Schule wirklich daran, wie viele besonders leistungsstarke und gute Schüler vorhanden sind? Dies ist sicher zu verneinen, denn die Frage nach gutem Unterricht wird im Zusammenhang mit einer Professionalisierung der Lehr- und Lernkultur gesehen und lässt sich im Genaueren dadurch ausdrücken, dass 1.) ein fundiertes Wissen über kognitive und affektive Voraussetzungen von gelungenen Lernprozessen vorhanden ist,
2.) fachliches Wissen sich mit didaktischen Methoden verknüpfen lässt, wobei aktives Lernen ermöglicht werden soll und
3.) tragfähige Grundlagen an alle Kinder vermittelt werden sollen. Hier sind pädagogisches Einfühlungsvermögen, methodische Fantasie, Geduld, starke Nerven und Durchhaltevermögen gefragt.
Diese Kriterien können sicher von einigen Schulen erfüllt werden, weshalb sie als besonders qualitativ dargestellt werden können. Guter Unterricht meint aber auch, dass vorherrschende Strukturen in der Klasse und innerhalb der Schule in einer dynamischen Balance stehen. Beispielweise werden ein guter Unterricht und der dazugehörige Lehrerkreis den Bildungsauftrag sehr ernst nehmen, sich damit beschäftigen und gemeinsam mit Eltern eine Balance zwischen gesellschaftlichen und individuellen Anforderungen schaffen. Weiters stellt der gute Unterricht hohe Ansprüche an jeden einzelnen Schüler, deshalb werden ein pünktlicher Beginn des Unterrichts, ein geringes Ausmaß an Unterrichtsunterbrechungen, ein effektives Arbeiten während der Unterrichtszeit und die Betonung kooperativer Sozialformen (vgl. WIECHMANN 1998, S. 10) sehr wertgeschätzt. Darüber hinaus kennzeichnet sich der Qualitätsanspruch an Lehrer und Schüler durch überlegtes außerschulisches Unterrichtsgeschehen wie das Gestalten der Pausen, der Freizeit, gemeinsamer Veranstaltungen und das Planen von Lehrausgängen, Klassenfahrten und Schullandwochen.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- 1 Einleitung: Was zeichnet guten Unterricht aus?
- 2 Individualisieren
- 2.1 Voraussetzungen zum Individualisieren
- 2.1.1 Kindbeobachtung
- 2.1.2 Lernprozessanalyse
- 2.2 Methodenauswahl
- 2.1 Voraussetzungen zum Individualisieren
- 3 Elemente des Sprachunterrichts
- 3.1 Lesen
- 3.1.1 Grundleistungen, um Lesen zu lernen
- 3.1.2 Entwicklungsstufen des Lesenlernens
- 3.1.3 Berücksichtigung unverzichtbarer Elemente im Erstleseunterricht
- 3.2 Schreiben
- 3.2.1 Grundleistungen, um Schreiben zu lernen
- 3.2.2 Entwicklungsstufen des Schreibenlernens
- 3.3 Methoden zum Schriftspracherwerb
- 3.1 Lesen
- 4 Reformpädagogische Konzepte als Anlass zur Öffnung des Unterrichts und zum Individualisieren
- 4.1 Montessori-Pädagogik
- 4.1.1 Grundgedanken und typische Merkmale
- 4.1.2 Erwerb der Schriftsprache in der Montessori-Pädagogik
- 4.2 Freinet-Pädagogik
- 4.2.1 Grundgedanken der Freinet-Pädagogik
- 4.2.2 Unterrichtselemente
- 4.2.3 Sprachunterricht in der Freinet-Pädagogik
- 4.3 Dalton-Plan
- 4.3.1 Daltonprinzipien
- 4.3.2 Unterrichtsgestaltung und Organisation
- 4.4 Jenaplan
- 4.4.1 Charakteristik des Jenaplans
- 4.4.2 Ablauf eines Vormittags in einer österreichischen Jenaplan-Klasse
- 4.1 Montessori-Pädagogik
- 5 Umsetzung im Sprachunterricht
- 5.1 Individuelles Lesen- und Schreibenlernen
- 5.1.1 Beschreibung der Methode
- 5.1.2 Erarbeitung eines neuen Lernwortes
- 5.1.3 Arbeit am Buchstaben
- 5.1.4 Buchstabenbaum
- 5.2 Freies Schreiben nach Juna
- 5.2.1 Möglichkeiten des freien Schreibens
- 5.2.2 Das Wiener Lernprozessmodell des Schreibens und Lesens
- 5.1 Individuelles Lesen- und Schreibenlernen
- 6 Arbeit am subjektiv-didaktischen Konzept des Lehrerinnenseins
- 7 Zusammenarbeit von Lehrern, Schülern und Eltern
- 8 Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit befasst sich mit der Frage, wie im Sprachunterricht auf die individuellen Lernvoraussetzungen, Bedürfnisse und Interessen von Kindern eingegangen werden kann. Sie analysiert verschiedene reformpädagogische Konzepte und untersucht deren Wirksamkeit in der Praxis. Ziel ist es, pädagogische Konzepte aufzuzeigen, die eine individualisierte und effiziente Lernumgebung im Sprachunterricht schaffen.
- Individualisierung im Sprachunterricht
- Reformpädagogische Konzepte und ihre Eignung für eine individualisierte Unterrichtsgestaltung
- Methoden zum Schriftspracherwerb und deren Anwendung in der Praxis
- Lernprozessanalyse und Kindbeobachtung als Grundlage für die Gestaltung eines individualisierten Unterrichts
- Zusammenarbeit von Lehrern, Schülern und Eltern im Kontext der Individualisierung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Diplomarbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Bedeutung von gutem Unterricht und die Herausforderungen der heutigen Schule beleuchtet. Anschließend werden verschiedene Aspekte der Individualisierung im Sprachunterricht behandelt, wie etwa die Voraussetzungen für Individualisierung, die Auswahl geeigneter Methoden sowie die Rolle von Kindbeobachtung und Lernprozessanalyse. Die Arbeit beleuchtet dann die verschiedenen Elemente des Sprachunterrichts, insbesondere Lesen und Schreiben, und analysiert die Entwicklungsstufen des Lesen- und Schreibenlernens. Im Fokus stehen auch verschiedene reformpädagogische Konzepte wie die Montessori-Pädagogik, die Freinet-Pädagogik, der Dalton-Plan und der Jenaplan, die wichtige Erkenntnisse für die Gestaltung eines individualisierten Unterrichts bieten. Abschließend werden verschiedene Methoden zum Schriftspracherwerb und konkrete Beispiele aus der Praxis vorgestellt, die die Umsetzung der individualisierten Unterrichtsgestaltung im Sprachunterricht verdeutlichen.
Schlüsselwörter
Individualisierung, Sprachunterricht, Reformpädagogik, Montessori-Pädagogik, Freinet-Pädagogik, Dalton-Plan, Jenaplan, Schriftspracherwerb, Lesenlernen, Schreibenlernen, Kindbeobachtung, Lernprozessanalyse, Unterrichtsgestaltung, Methoden, Zusammenarbeit, Lehrer, Schüler, Eltern.
- Quote paper
- Renate Prinz (Author), 2001, Im Sprachunterricht individualisieren?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49591