Die Melancholie in Gedichten

"Meine Dichterglut war sehr gering" von Johann Wolfgang von Goethe, "Nachtigall" von Clemens Brentano und "Fünf Uhr nachmittags Traurigkeit" von Franz Werfel


Hausarbeit, 2018

21 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Begründung der Auswahl

Historische Einordnung
Sturm und Drang (1767-1785)
Romantik (1798-1835)
Expressionismus (1910-1925)

Autor und Gegenstand
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
Clemens Brentano (1778-1842)
Franz Werfel (1890-1945)

Formale Analyse

Aspekte der Melancholie

Schluss

Literaturverzeichnis

Einleitung

„Qui dit poesie, dit souffrance.“ (dt.: „Wer Dichtung sagt, sagt Leid.“)

Beginnend mit einem Zitat vom französischen Schriftsteller Honore de Balzac (1799-1850) möchte ich in die vorliegende Hausarbeit über „Melancholie in den Gedichten „Meine Dichterglut war sehr gering“ von Johann Wolfgang von Goethe, „Nachtigall“ von Clemens Brentano, und „Fünf Uhr nachmittags Trauer“ von Franz Werfel einleiten. Nicht selten liest man den Begriff der Melancholie in älteren sowie in aktuellen Texten und Gedichten. Doch was genau meint dieser Begriff der Melancholie? Würde man ihn mit der Trauer beschreiben? Oder eher mit der Depression? Ist der Zustand der Melancholie ein gewöhnlicher Zustand oder handelt es sich hierbei eventuell um eine besondere Erkrankung der menschlichen Psyche?

Die Melancholie ist von der Trauer und auch von der Depression zu unterscheiden. Selbstverständlich gibt es jedoch viele Gemeinsamkeiten dieser benannten Zustände mit der Melancholie, was auch der Grund dafür sein könnte, dass man den Begriff der Melancholie immer mit dem der Trauer oder der Depression zu erläutern versucht. Genau diese Gemeinsamkeiten und Unterschiede werden in der Arbeit behandelt. Gegenstand dieser Hausarbeit sind also die drei genannten Gedichte, die Gründe für die Auswahl dieser, ihre literatur-historische Einordnung, ihre Autoren, die formale Analyse, der Zustand der Melancholie und welche melancholischen Aspekte in welcher Form in den ausgewählten Gedichten auftauchen.

Einen Überblick über die behandelten Epochen gibt Eberhard Hermes in seinem im Jahre 1994 erschienenen Buch (Hermes 1994). Informationen der jeweiligen thematisierten Autoren sind hauptsächlich den wissenschaftlichen Quellen von Julius Bab (Bab 1922), Karl Otto Conrady (Conrady 1982), Hans- Heinrich Reuter (Reuter 1982), Helene M. Kastinger Riley (Kastinger Riley 1985), Werner Hoffmann (Hofmann 1966), und Lore B. Foltin (Foltin 1972) entnommen. Die Aspekte der literatur-historischen Einordnung stützen sich auf die Literaturen von Gerhard Lauer (Lauer 2009) und Eberhard Hermes (Hermes 1994) und die der Melancholie auf Sigmund Freud (Mitscherlich 1975) und auf Herbert Will (Mertens 2014). Einen sehr guten Überblick über viele melancholische Gedichte über mehrere Epochen hinaus gibt Ludwig Völker (Völker 1983) in dem Buch „Komm heilige Melancholie“, woraus auch die ausgewählten, zu untersuchenden Gedichte dieser Hausarbeit stammen.

Die Arbeit konzentriert sich hierbei nur auf die oben genannten Aspekte und wird beispielsweise keine inhaltliche Analyse der ausgewählten Gedichte leisten. Das Ziel dieser Arbeit besteht hauptsächlich darin, die jeweilige Lyrik und dessen Autoren in den dazugehörigen Kontext einzuordnen, die Gedichtauswahl zu begründen, eine kurze formale Analyse darzustellen, den Zustand der Melancholie zu erläutern und die ausgewählten Gedichte auf Aspekte der Melancholie zu untersuchen.

Begründung der Auswahl

Bei der Auswahl der Gedichte habe ich mich eher an den Epochen und an den Autoren orientiert. Zu Autoren, die mir bekannt waren bzw. mit denen ich mehr oder weniger vertraut war, sei es aus der Sekundarstufe, der gymnasialen Oberstufe oder im Verlauf des Germanistikstudiums, habe ich eher tendiert. Nur den dritten Autor Franz Werfel kannte ich im Vorhinein noch überhaupt nicht.

Johann Wolfgang von Goethe bin ich während meiner bisherigen Studienzeit schon des Öfteren begegnet. In der Sekundar- und Oberstufe kannte ich nur seinen Namen, mehr habe ich im Deutschunterricht in der Schule aber auch nicht gelernt. Im Studium jedoch, habe ich mich intensiver mit Goethe beschäftigen können. Selbst im letzten Semester hatte ich die Gelegenheit Goethes Konzept der Weltliteratur kennenzulernen und mich damit zu befassen. Mir gefallen seine Äußerungen über den Orient und Okzident und ich sehe seine Aussagen als sehr friedensstiftend an. Deswegen fiel meine Auswahl auf Goethe. Somit habe ich mir das einzige melancholische Goethe- Gedicht, was in dem Buch „Komm heilige Melancholie“ von Ludwig Völker (Völker 1983) aufgeführt war, ausgesucht.

Im Gegensatz zu Johann Wolfgang von Goethe habe ich dem Clemens Brentano des Öfteren in der Schule begegnen können. Ganz besonders kann ich mich an sein Gedicht „Der Spinnerin Nachtlied“ erinnern. Unter anderem durch Brentano, verstand ich das erste Mal was es mit den epochenspezifischen Motiven, wie beispielsweise Nachtigall, auf sich hatte. Das Interesse hing also auch mit der Bekanntschaft zusammen. Ich kann aber sagen, dass sich das Interesse an Clemens Brentano, seinem Leben und seinen Werken mit dieser Hausarbeit erweitert und gesteigert hat, da ich seine frühe Kindheit und Familiensituation kennenlernen durfte. Die Muttersymbolik in seinen Werken, die leidenschaftliche Liebe zu seiner Mutter, die Beziehung zu dem Vater und zu den vielen Geschwistern und seine allgemeine Gefühlslage finde sich äußerst interessant und lese seine Gedichte deshalb von nun an mit einer anderen Brille. Außerdem beschäftige ich mich sehr gerne mit der Epoche der Romantik und den Motiven, Gedichten, Werken, die aus ihr stammen.

Den dritten und letzten Autor, also den Franz Werfel, kannte ich bis zu der Beschäftigung mit dieser Hausarbeit überhaupt nicht. Der Grund wieso ich eines seiner Gedichte ausgewählt habe, war der Titel des Gedichts „Fünf Uhr nachmittags Traurigkeit“, der mir beim ersten Lesen einen nicht zu beschreibenden, aber positiven ersten Eindruck gemacht hat. Bei der Beschäftigung mit seinem Leben und Werk erhoffte ich mir vor der Recherche eigentlich viel mehr, als ich im Endeffekt erreichen konnte. Trotzdem wollte ich das Gedicht nicht aufgeben und blieb bei der Auswahl und Entscheidung. Die Epoche des Expressionismus finde ich äußerst interessant, da ich zuvor die Gelegenheit hatte, mich sehr oft mit ihr auseinanderzusetzen. Da mein zweites Fach Kunst ist, begegne ich auch im Kontext Kunst mehr als oft expressionistischen Werken oder Motiven und fühle mich relativ sicher im Umgang mit ihnen.

Historische Einordnung

Sturm und Drang (1767-1785)

Durch die Begegnung von Goethe und Herder in den Jahren 1770/1771 in Straßburg entstand die literarische Bewegung „Sturm und Drang“, welche ihren Namen aber erst viel später bekam. Die literarische Bewegung bildet sich in der Aufklärung, kritisiert jedoch ihre Positionen. Die Stürmer und Dränger behaupteten beispielsweise, dass der Optimismus

Gesellschaftskonflikte herunterspiele und die Entwicklung des Einzelnen verhindere und dass es so etwas wie das „Genie“ gäbe. Motive der Epoche sind Aufwertung des Autors bis hin zum Genie, Betonung der dichterischen Einbildungskraft, Ästhetisierung der Literatur, Originalitätsästhetik und extensive und identifikatorische Lektüre.[1] Vertreten sind alle drei Gattungen, jedoch dominierte die Gattung des Dramas, die häufig über die offene, epische Form verfügte und sich an Shakespeares Muster orientierte.[2] Shakespeare war ein Ideal, der damals aufgrund seinen unregelmäßigen Dramen als schlechtes Vorbild für die Dichtung gesehen war, doch genau diese Unregelmäßigkeit war es, was den Stürmern und Drängern so gefiel und originell erschien.[3] Im Roman waren Monologe und Aspekte der

Empfindsamkeit und des Gefühlsausdrucks typisch. Die Gattung der Lyrik war in Form von „Erlebnislyrik“ vertreten und wies individuelle Gefühlsaussagen auf. Die wichtigsten Vertreter der Epoche sind Johann Wolfgang Goethe, Friedrich Schiller, und Jakob Michael Reinhold Lenz. Johann Gottfried Herder und Jean-Jaques Rousseau zählen als Anreger der literarischen Epoche.[4]

Das Gedicht „Meine Dichterglut war sehr gering“ von Johann Wolfgang von Goethe stammt aus der Epoche des Sturm und Drangs.

Romantik (1798-1835)

Die Aufgabe des romantischen Dichters war es, die gewöhnliche Welt als ungewöhnlich und geheimnisvoll darzustellen, also zu „romantisieren“.[5] Er sah sich als ein revolutionärer Vollender der Aufklärung.[6] Durch die Romantik entstand die Germanistik. Zentrales Motiv der Romantik war die Sehnsucht nach einer anderen Welt beispielsweise nach einer idealisierten Kindheit. Romantische Ironie findet sich ebenfalls in romantischer Literatur wieder. Die Frühromantik war durch die Auseinandersetzung mit der Klassik, die Hochromantik durch die mittelalterliche und durch die Volksdichtung, und die Spätromantik durch die Wendung zum Katholizismus geprägt. Zu den Themen der Epoche der Romantik gehören beispielsweise neben der Sehnsucht die Kindlichkeit, die Nachtseite des Lebens, also der Schlaf, der Traum, der Tod, die individuelle und allgemeine Vergangenheit, das Zusammenwirken der Künste, Heimatliebe und Fernweh. Als die bedeutendste Gattung der Romantik gilt die Lyrik und das Drama, wenn auch untergeordneter als die Lyrik. Doch gab es auch Vermischungen der Gattungen, wie zum Beispiel das Roman und das Gedicht. Zu den wichtigsten Vertretern der Romantik gehören August Wilhelm Schlegel, Friedrich Schlegel, Novalis, Ludwig Tieck, E.T.A. Hoffmann, Clemens Brentano, Achim von Arnim und Joseph von Eichendorff.[7]

Das Gedicht „Nachtigall“ von Clemens Brentano stammt aus der Epoche der Romantik.

[...]


[1] (Vgl. Lauer: Grundkurs Literaturgeschichte, S.101)

[2] (Vgl. Hermes: Abiturwissen deutsche Literatur. Epochen - Werke - Autoren, S.41-62)

[3] (Vgl. Lauer: Grundkurs Literaturgeschichte, S.98)

[4] (Vgl. Hermes: Abiturwissen deutsche Literatur. Epochen - Werke - Autoren, S.41-62)

[5] (Vgl. Hermes: Abiturwissen deutsche Literatur. Epochen - Werke - Autoren, S.85-106)

[6] (Vgl. Lauer: Grundkurs Literaturgeschichte, S.111)

[7] (Vgl. Hermes: Abiturwissen deutsche Literatur. Epochen - Werke - Autoren, S.85-106)

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Die Melancholie in Gedichten
Untertitel
"Meine Dichterglut war sehr gering" von Johann Wolfgang von Goethe, "Nachtigall" von Clemens Brentano und "Fünf Uhr nachmittags Traurigkeit" von Franz Werfel
Hochschule
Universität Paderborn
Note
2,3
Autor
Jahr
2018
Seiten
21
Katalognummer
V496043
ISBN (eBook)
9783346010056
ISBN (Buch)
9783346010063
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Melancholie, Gedichte, Gedichtanalyse, Goethe, Franz Werfel, Clemens Brentano, Trauer
Arbeit zitieren
Büsra Koc (Autor:in), 2018, Die Melancholie in Gedichten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/496043

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