Strukturwandel in rohstofforientierten Wertschöpfungsketten

Akteursbezogene Analyse der Seltenen Erden


Masterarbeit, 2012

103 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Danksagung

Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Zusammenfassung

1 Einleitung
1.1 Fachspezifische Einordnung und Stand der Forschung
1.2 Zentrale Fragestellung und Strukturierung der Arbeit
1.3 Vorgehensweise und Methodik
1.4 Zentrale Begrifflichkeiten

2 Theoretischer Rahmen
2.1 Perspektive der evolutionären Wirtschaftsgeographie
2.2 Globalisierung
2.3 Global Value Chain-Ansatz
2.3.1 Theoretische Wurzeln des GVC-Ansatzes
2.3.2 Grundzüge der GVC-Analyse
2.3.3 Kritische Aspekte des GVC-Ansatzes
2.4 Implikation des GVC-Ansatzes auf das Thema dieser Arbeit

3 Die Rohstoffgruppe der Seltenen Erden
3.1 Begriffsbestimmung und Charakterisierung
3.2 Ressourcen und Reserven der Seltenen Erden
3.3 Produktionsprozess der Seltenen Erden
3.4 Applikationsmöglichkeiten und Anwendungsfelder
3.5 Die Seltene-Erden-Wertschöpfungskette

4 Strukturwandel der Seltenen-Erden-Wertschöpfungsketten
4.1 Entstehung des chinesischen Monopols
4.1.1 Vormachstellung der USA (1950 bis 1985)
4.1.2 Ablösung der USA als Hauptproduzent durch China (1986 bis 2001)
4.1.3 Chinas wachsendes Monopol (seit 2002 )
4.1.4 Hauptursachen der Monopolstellung im SE-Abbaubereich
4.2 Strategische Nutzung und Sicherung des Monopols
4.2.1 Handelshemmende und marktbeeinflussende Maßnahmen
4.2.2 Höhere Kontrolle über den SE-Sektor
4.2.3 Technologieführerschaft
4.2.4 Das Hauptziel der Maßnahmen
4.3 Ergebnis der Entwicklungen – Strukturelle und räumliche Veränderung der Wertschöpfungsketten
4.4 Bewertung der Ursachen-Wirkungs-Zusammenhänge

5 Bewertung des Strukturwandels im theoretischen Kontext
5.1 Entwicklung aus evolutionärer Perspektive
5.2 Staatlicher Regulationsverlust im Kontext der Globalisierung
5.3 Der Strukturwandel aus Perspektive der GVC-Typisierung

6 Fazit und Ausblick

Literaturverzeichnis

Datenquellen

Danksagung

Mein größter Dank gilt Herrn Prof. Dr. Walter Thomi und Herrn Dr. Sebastian Henn für ihre hervorragende Betreuung und Unterstützung bei der Erstellung dieser Masterarbeit.

Gleichermaßen danke ich den wissenschaftlichen Mitarbeitern der Fachgruppe Wirtschaftsgeographie, namentlich Jana Mayer, Felix Hacker, Mark Kruse und Florian Ringel, für ihre vielen Tipps und Hinweise. Ebenso gilt mein Dank Steffen Ebert, der mich erst auf das Thema dieser Arbeit aufmerksam gemacht hat.

Bedanken möchte ich mich ebenso bei Herrn Dr. Frank Elsner von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover, Herrn Dr. Andreas Klossek vom Helmholtz-Institut für Ressourcenforschung in Freiberg und Herrn Dr. Volker Zepf von der Universität Augsburg, welche mir in der Frühphase dieser Arbeit wichtige Hinweise bezüglich der Besonderheiten dieser Thematik gaben.

Sebastian Hammer danke ich vor allem für die vielen hilfreichen Diskussionen und Hinweise, aber auch für die gemeinsamen Jahre an der Universität.

Ebenso bedanke ich mich bei meiner Mutter Astrid Demuth und meiner Schwester Jasmin Demuth sowie Rabea Frohwein und Christin Weiland für das Korrekturlesen dieser Thesis. Aber auch meinem Bruder Philipp Demuth und meinen Großeltern danke ich für die starke Unterstützung der letzten Monate und Jahre.

Einen besonderen Dank widme ich meiner Partnerin Tina Hansch, die mich in den letzten Monaten bestmöglich unterstützt hat und mich aus der einen oder anderen Schaffenskrise befreite.

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Anzahl der Publikationen zum Thema der Seltenen Erde

Abbildung 2: Die fünf Wertschöpfungskettentypen des GVC-Ansatzes

Abbildung 3: Die vier Dimensionen im GVC-Ansatz

Abbildung 4: Die Verteilung der SE-Weltressourcen

Abbildung 5: globale Verteilung der Reservebasisund Reservemengen

Abbildung 6: Produktionsschritte der Seltenen Erden

Abbildung 7: Die Wertschöpfungsketten der Seltenen Erden

Abbildung 8: Produktionsmenge und Anteil der USA zwischen 1950 und

Abbildung 9: weltweite SEO-Produktionsmenge von 1985 bis

Abbildung 10: Anteile der USA und Chinas an der globalen SE-Produktionsmenge

Abbildung 11: Herstellungskosten im Jahr 2002 für Industriegüter in China, Deutschland und Japan im Vergleich zu den USA über eine Indexdarstellung

Abbildung 12: Chinas SE-Exportmengen von 1995 bis

Abbildung 13: Anzahl der exportlizenzierten Unternehmen in China

Abbildung 14: Geplante SE-Produktionsgebiete in China

Abbildung 15: Die räumlichen Veränderungsprozesse in der Wertschöpfungskette der Permanentmagneten

Abbildung 16: Wirkung der "chinesischen" Maßnahmen zur Förderung der SE-Industrie

Abbildung 17: Veränderung des GVC-Typus als Ausdruck des Strukturwandels

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Leichte und Schwere Seltene Erden

Tabelle 2: Die wichtigsten Anwendungsbereiche der einzelnen SE

Tabelle 3: Chinas Exportsteuer auf Seltenen Erden (in Prozent)

Tabelle 4: Durchschnittliche chinesische Inlandspreise und die entsprechenden Exportpreise für ausgewählte SEO im 4. Quartal 2011

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Zusammenfassung

Durch den wirtschaftlichen Aufstieg von Schwellenländern, insbesondere Chinas, haben sich die Verhältnisse auf den Rohstoffmärkten stark verändert. Ein Beispiel dafür sind die Entwicklungen bezüglich der Rohstoffgruppe der Seltenen Erden. China besitzt gegenwärtig eine Monopolstellung von rund 97 Prozent hinsichtlich des Abbaus dieser Stoffe, jedoch ist diese nur Ausdruck eines viel weitreichenderen Wandels, der sich in Bezug auf die Wertschöpfungsketten dieser Rohstoffgruppe vollzogen hat.

Die sich aus 17 verschiedenen Elementen zusammensetzende Stoffgruppe ist Grundlage für eine Vielzahl an Wertschöpfungsprozessen und vor allem im Bereich von Hochtechnologieprodukten unersetzlich. Dabei finden sich diese Rohstoffe entgegen ihres Namens relativ häufig in der Erdkruste vor, allerdings limitieren sich die möglichen Abbaustellen anhand der vorliegenden Konzentrationswerte. Die Gesamtressourcen werden aktuell auf rund 166 Mio. t geschätzt, wobei Russland und China mit Abstand die größten Vorkommen haben. Hinsichtlich der globalen Reserven, d.h. den tatsächlich abbaubaren Mengen, lagern rund 55 Mio. t in China, aber auch die USA und weitere Staaten verfügen über abbauwürdige Vorkommen. Der Weiterverarbeitungsprozess dieser Rohstoffe ist auf Grund des gemeinsamen Vorkommens der Elemente hochkompliziert und kostenintensiv. Über technisch aufwendige und für jeden Standort individuelle Verfahren müssen die einzelnen Seltenen-Erd-Oxide, welche als Basis für die weiteren Verarbeitungsschritte dienen, separiert werden.

Der Strukturwandel der Seltenen-Erden-Wertschöpfungsketten lässt sich in zwei Entwicklungsphasen untergliedern. In der ersten Phase errichtet China durch eine massive Produktionsausweitung und einer damit verbundenen Preisdumping-Strategie die Monopolstellung im Bereich des Abbaus. Die zweite Phase des Strukturwandels ist geprägt durch verschiedene Maßnahmen seitens der chinesischen Regierung, um ihre dominante Stellung wirtschaftspolitisch zu nutzen. Über handelshemmende und marktbeeinflussende Instrumente versucht die chinesische Regierung der eigenen Industrie Wettbewerbsvorteile zu verschaffen und gleichzeitig den Transfer von Technologie nach China zu fördern. Das Hauptziel dieser Strategie ist die Herausbildung einer eigenen Hochtechnologieindustrie und eines damit verbundenen Wirtschaftsund Beschäftigungswachstums. Von Seiten der chinesischen Regierung werden aber der Umweltund Ressourcenschutz als Begründung für die ergriffenen Markteingriffe genannt. Allerdings sind nicht nur die von China ergriffenen Maßnahmen ursächlich für den stattgefundenen Strukturwandel. Besonderheiten dieser Rohstoffgruppe, günstige globale Rahmenbedingungen und andere externe Faktoren haben ebenso die Entwicklungen beeinflusst. Am Beispiel der Wertschöpfungskette der NdFeBPermanentmagneten lassen sich die tiefgreifenden räumlichen und strukturellen Veränderungen im Rahmen des Strukturwandels darstellen. Konzentrieren sich in den 1970er und 1980er Jahren die verschiedenen Wertschöpfungsstufen vor allem auf die USA sowie Japan, verlagern diese sich im Verlauf des Prozesses beinahe vollständig nach China.

Der Strukturwandel lässt sich dabei aus verschiedenen Perspektiven bewerten. Aus einer evolutionären Perspektive stellt sich der Strukturwandel als ein Ergebnis eines sich selbst verstärkenden Prozesses dar, in dessen Verlauf es zu einer Pfadabhängigkeit und schlussendlich in der gegenwärtigen Vormachtstellung Chinas endet. Dies stellt einen Login dar, welcher allerdings durch das Eintreten eines externen Schocks, zum Beispiel infolge einer Innovation, aufgebrochen und den Beginn eines neuen Entwicklungspfades darstellen kann. Eine zweite Perspektive bezieht sich auf Aspekte der Globalisierung. Der Strukturwandel macht deutlich, dass der im Rahmen der Globalisierung angenommene Gestaltungsverlust von Staaten auf ökonomische Aktivitäten in Bezug auf die Wertschöpfungsketten der Seltenen Erden nur teilweise zutreffend ist. China gestalte aktiv diesen Prozess, allerdings stellt das Land aufgrund seines speziellen Wirtschaftsund Politiksystem einen Sonderfall dar. In den westlichen Industriestaaten und den dort vorliegenden demokratischen und marktwirtschaftlichen Systemen sind solche direkten Einflussnahmen auf die Wirtschaft nur bedingt möglich. Des Weiteren lassen sich die Veränderungen im Zuge des Strukturwandels anhand der im GVCAnsatz vorliegenden Wertschöpfungsketten-Typisierung darlegen. So verändert sich der GVC-Typ von einer marktvermittelnden Form zu einer Art Mischform, welche als „rohstoffdominierte Wertschöpfungskette“ bezeichnet werden kann.

Schlussendlich stellen die Seltene-Erden-Industrie und ihre Wertschöpfungsketten ein hochkomplexes Konstrukt dar, welches von der Marktmacht Chinas geprägt wurde und wird. Hinsichtlich der zukünftigen Entwicklungen ist kurzfristig keine Verringerung der Abhängigkeit zu erwarten. Zudem besteht die Gefahr von politischen Auseinandersetzungen.

1 Einleitung

Rohstoffe stellen seit Jahrtausenden eine wesentliche Grundlage von wirtschaftlichen Aktivitäten dar. Lange Zeit waren dabei die Rollen in der Weltwirtschaft klar verteilt. Die Industrieländer verbrauchten die Rohstoffe, welche die weniger entwickelten Länder lieferten. Diese Situation hat sich allerdings drastisch verändert. Im Zusammenhang mit der Globalisierung haben sich Produktionsprozesse aus ihrer räumlichen Konzentration gelöst und sich über die Grenzen der Nationalstaaten ausgedehnt. Der sich daraus ergebende wirtschaftliche Aufstieg der von diesem Prozess profitierenden Länder und einer damit einhergehenden Steigerung des Wohlstandes führt zu einem wachsenden Rohstoffverbrauch in diesen Schwellenländern. Parallel zu diesem Prozess erhöhte sich durch den technischen Fortschritt die Anzahl der in den Produktionsprozessen benötigten Rohstoffe drastisch. Waren es in den 1980er Jahren lediglich 12 verschiedene Elemente aus dem Periodensystem, wuchs die Zahl in den 1990er Jahren auf 16 und liegt aktuell bei über 60 unterschiedlichen Elementen, welche in den Produktionsprozess1 einfließen (Kausch, 2011, S. 44). Eine Gruppe von Rohstoffen ist dabei in der jüngsten Vergangenheit im besonderen Maße in den Fokus gerückt, die sogenannten Seltenen Erden. Diese 17 Elemente umfassende Stoffgruppe war bis vor 20 Jahren lediglich Chemikern und Geologen ein Begriff, heute finden diese Rohstoffe Eingang in eine Vielzahl von Wertschöpfungsprozessen, insbesondere von Hochtechnologieprodukten aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien und den Informationsund Kommunikationstechnologien. Da diese Stoffe lange Zeit zu günstigsten Preisen auf dem Weltmarkt angeboten wurden, vernachlässigten die Industrieländer die offensichtliche Entwicklung: Ein stetig steigender Marktanteil chinesischer Produzenten im Bereich des Abbaus dieser Rohstoffe. Erst als China 2010 drastisch die Exporte dieser Rohstoffgruppe senkte und es zu Versorgungsengpässen in den hochentwickelten Ländern kam, rückte die Monopolstellung Chinas in den Fokus der Akteure. Mit einem Marktanteil von 97 Prozent bestimmte nun mehr China, zu welchen Preisen und welchen Mengen die Seltenen Erden den Unternehmen in den Industrieländern zur Verfügung stehen. Im Verlauf dieser Entwicklung ist die ökonomische Bedeutung dieser Rohstoffe stark gestiegen, weshalb sie „[…] mittlerweile als die Edelmetalle des 21. Jahrhunderts bezeichnet [werden]“ (Tiess, 2009, S. 39). Dass dieser Prozess weitaus größere Entwicklungsdimensionen und Wirkungszusammenhänge aufweist, wird im Rahmen dieser Arbeit aufgezeigt.

1.1 Fachspezifische Einordnung und Stand der Forschung

Zu Beginn wird die Frage aufgeworfen, inwieweit sich die Wirtschaftsgeographie mit dem Thema Rohstoffe auseinandersetzt. In diesem Zusammenhang finden sich die Ressourcengeographie und die Geographie des Bergbaus. Letztere beschäftigt sich mit der Förderung von mineralischen Rohstoffen, den dabei auftretenden bergbaulichen Aktivitäten sowie deren Auswirkung auf die entsprechenden Regionen. Die Ressourcengeographie thematisiert hingegen die Verteilung von Rohstoffen und Ressourcen, deren Einbettung in die Welthandelsstruktur und die sich daraus ergebenden Entwicklungsmöglichkeiten (Haas & Neumair, 2008, S. 6). Neuere Literatur aus diesen Bereichen ist jedoch kaum vorhanden. Lediglich eine Publikation aus dem Jahr 2006, in der das Hauptaugenmerk auf die raumwirksamen Aspekte des Metalls Indiums gerichtet wird, weist einen expliziten Bezug zur Ressourcengeographie auf. Allerdings geschieht dies auf keiner theoretischen Basis und geht über einen beschreibenden Charakter nicht hinaus (Bublies, 2006). Eine Betrachtung der wirtschaftsgeographischen Standardwerke macht deutlich, dass das Thema Rohstoffe kaum Berücksichtigung findet. Beispielsweise betont Schätzl (2000) in aller Kürze die Bedeutung von Rohstoffvorkommen für regionale Entwicklungspotenziale, wonach diese das regionale Wirtschaftswachstum begünstigen. Kulke (2004) hingegen hebt die Rolle der Ressourcenausstattung im Zusammenhang mit der Erklärung von räumlichen Entwicklungsunterschieden in der Dependenztheorie hervor, in der eine fehlende Rohstoffbasis als interner Erklärungsansatz für die Unterentwicklung ausgewiesen wird. Mit einem Fokus auf die internationalen Wirtschaftsbeziehungen führt Kulke lediglich die Gründe für diese auf, wobei u.a. die Nicht-Verfügbarkeit von Ressourcen genannt wird. Ebenso beziehen sich Haas, Neumair & Schlesinger (2009) auf den Entwicklungsaspekt, der mit der Verfügbarkeit von Rohstoffen verbunden ist. Bei allen genannten Werken wird zum einen kein Bezug auf die Wertschöpfungsketten (WSK) genommen und zum anderen stehen hauptsächlich Energieund Agrarrohstoffe im Fokus. Nur in klassischen Ansätzen, wie der industriellen Standorttheorie von Alfred Weber, wurde sich mit Rohstoffen aus einer wirtschaftsgeographischen Perspektive beschäftigt. Dieser Ansatz ist aber auf Grund des industriellen Strukturwandels und der aufgestellten Annahmen kaum noch anwendbar (Braun & Schulz, 2012, S. 55). Ein Begründungszusammenhang für die fehlende Thematisierung liegt möglicherweise im Wandlungsprozess von einer Industriezu einer Dienstleistungsgesellschaft, in dessen Rahmen Rohstoffe als vorrangiger Produktionsfaktor an Bedeutung verloren und Wissen, Innovationen, Kreativität und Technologie stattdessen in den Fokus rückten (Maier & Tödtling, 2006, S. 39f). Eine Ausnahme bildet allerdings der Themenkomplex „Rohstoffe und Konflikte“. Hierbei wird sich der Problematik des Rohstoffabbaus und -handels in unterentwickelten und politisch instabilen Regionen der Erde, vielfach in Afrika, angenommen. Dies geschieht häufig im Zusammenhang mit dem theoretischen Paradigma des sogenannten „Ressourcenfluches“ (resource curse), in dessen Kern es um den negativen Zusammenhang zwischen Ressourcenausstattung und den Entwicklungsprozessen geht (für detaillierte Informationen siehe Oßenbrügge, 2007). Beispielhaft dafür sind Arbeiten von Doevenspeck (2012) mit dem Regionsbeispiel Ostkongo oder Le Billion (2008), der sich mit dem Thema Konfliktdiamanten beschäftigt. Letzterer ist aber eher der Politischen Geographie zuzuordnen.

Zum wissenschaftlichen Forschungsstand bezüglich der Seltenen Erden (SE) zeigt sich, dass in der jüngsten Vergangenheit eine Reihe von Publikationen erschienen sind, die sich mit der Thematik aus einer politisch-strategischen Perspektive beschäftigen bzw. den Aspekt der Versorgungslücke und deren Folgen und Gefahren sowie mögliche Handlungsoptionen untersuchen und diskutieren. Insgesamt ist festzustellen, dass Informationen zum Thema der SE nur sehr punktuell vorliegen und eine sehr unbefriedigende Datenund Informationslage generell und insbesondere zu deren WSK besteht. Lediglich die geologischen Dienste einiger Länder lassen sich positiv hervorheben. Diesbezüglich sind vor allem der United States Geological Survey (USGS), deren Datenbasis über die SE als die Beste weltweit gilt, der British Geological Survey (BGS) sowie die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) zu nennen. Diese Institutionen haben in der jüngsten Vergangenheit einige sehr informative Berichte veröffentlicht, welche eine wesentliche Informationsquelle dieser Arbeit darstellen (vgl. u.a. BGS, 2011; Elsner, 2011; Elsner, Melcher, Schwarz-Schampera & Buchholz, 2010).

Das lange Zeit vorherrschende Desinteresse seitens der Wissenschaften, aber auch der Wirtschaft und Politik, lässt sich beispielhaft anhand der Publikationszahlen zweier OnlineDatenbanken (LexisNexis, Handelsblatt) skizzieren2. Im Ergebnis zeigt sich ein rapider Anstieg der Publikationszahlen ab dem Jahr 2010. In Zahlen ausgedrückt heißt das für LexisNexis einen Anstieg von 55 Nennungen im Jahr 2009 auf 738 im Folgejahr. Für das Handelsblatt zeigt sich eine Steigerung von neun Artikeln im Jahr 2009 auf 67 im Jahr 2010. Auch im Folgejahr 2011 stieg die Anzahl der Publikationen weiter stark an (vgl. Abbildung 1). Diese Darstellung ist nur bedingt repräsentativ3, verdeutlicht aber, in welch kurzem Zeitraum das Thema der SE in das Interesse der Akteure gelangte. Eine Begründung für das geringe Interesse an Rohstoffen im Allgemeinen und SE im Besonderen ergibt sich aus der Wahrnehmung der Gesellschaft. Zwar werden in allen Lebensbereichen Rohstoffe benötigt, finden aber mit Ausnahmen der Energierohstoffe kaum Beachtung in der Öffentlichkeit. Erst wenn es zu problematischen und kritischen Entwicklungen kommt, wie es im Falle der SE ab 2010 zu beobachten war, rücken die jeweiligen Rohstoffe in den Fokus (Bardt, 2008, S. 28; Kleinwächter, 2011, S. 54).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Anzahl der Publikationen zum Thema der Seltenen Erden (Quelle: eigene Darstellung)

1.2 Zentrale Fragestellung und Strukturierung der Arbeit

Wie dargestellt, lassen sich keine Arbeiten finden, die sich mit der Entwicklung der Seltenen-Erden-Wertschöpfungsketten (SE-WSK) aus einer wirtschaftsgeographischen und somit räumlichen Perspektive beschäftigen. Dieser Wissenslücke wird sich in dieser Arbeit angenommen, mit dem Ziel eine Erklärung der stattgefundenen Entwicklungen und Veränderungen der WSK zu liefern. Daher wird die Bedeutung Chinas in diesem Prozess im Besonderen betrachtet, wobei – ableitend aus dem theoretischen Rahmen, welcher im folgenden Kapitel 2 festgelegt wird – insbesondere der institutionelle Rahmen bzw. die sich daraus ableitenden Maßnahmen in den Fokus rücken. Daraus leitet sich die zentrale Frage dieser Arbeit ab:

Wodurch entstand das aktuell bestehende chinesische Monopol im Bereich der Produktion von Seltenen Erden und welche Auswirkung hatte diese Entwicklung auf die Wertschöpfungsketten?

Aus dieser Zielsetzung ergeben sich eine Reihe weiterer Fragen, deren Beantwortung sich abschnittsweise angenommen wird:

1. Wie stellt sich der Strukturwandel in den Seltenen-Erden-Wertschöpfungsketten dar?
2. Welche Auswirkungen lassen sich in Bezug auf die räumliche Struktur der Wertschöpfungsketten feststellen?
3. Welche Bedeutung bzw. welchen Einfluss hatte der institutionelle Rahmen Chinas auf die stattgefundenen Entwicklungen?
4. Welche nicht-institutionellen Faktoren haben die Entwicklung beeinflusst?
5. Welche grundlegenden Motive bzw. Ziele verbergen sich hinter Chinas Vorgehen?

Die Beantwortung der zentralen Fragestellung und der sich daraus ergebenen Teilfragen wird sich im Rahmen dieser Arbeit angenommen. Dafür wird zunächst in den weiteren Abschnitten des 1. Kapitels das dafür verwendete methodische Instrumentarium vorgestellt und im Anschluss auf die zentralen Begrifflichkeiten eingegangen. Im zweiten Kapitel werden die für diese Arbeit relevanten theoretischen Ansätze im Detail beleuchtet. Als Ergebnis erfolgt im letzten Abschnitt dieses Kapitels eine Implikation des gewählten theoretischen Ansatzes auf die Thematik. Im Anschluss werden in Kapitel 3 die grundlegenden Aspekte der SE dargestellt, welche für das Verständnis der Entwicklungen dieser Industrie und ihrer WSK unabdingbar sind. Das vierte Kapitel stellt den zentralen Teil der Arbeit dar. In diesem werden mit Hilfe des vorab gesetzten theoretischen Rahmens die stattgefundenen Entwicklungen der SE-WSK hinsichtlich ihres Verlaufes und den dafür wesentlichen Einflussfaktoren und Ursachen analysiert und auf verschiedene Hintergründe der Entwicklungen eingegangen. Die gewonnenen Erkenntnisse werden in Kapitel 5 zusammenfassend in Hinblick auf die in Kapitel 2 angesprochenen theoretischen Ansätze bewertet. Abschließend wird in einem letzten Kapitel das Fazit gezogen sowie ein Ausblick über die möglichen weiteren Entwicklungen gegeben.

1.3 Vorgehensweise und Methodik

Auf Grund der in Abschnitt 1.1 angesprochenen unzureichenden Datenverfügbarkeit ergibt sich eine qualitative Ausrichtung der Arbeit, welcher ein offenes Forschungsdesign zu Grunde liegt. Um die erforderlichen Informationen zur Beantwortung der Fragestellungen zu erhalten, wurden folgende Arbeitsmethoden angewandt, welche im Anschluss näher erläutert werden:

- Recherche und Analyse von Sekundärdaten
- Literaturrecherche und Inhaltsanalyse
- Leitfadengestützte Experteninterviews

Die angesprochene Informationsproblematik spiegelt sich insbesondere bei der Recherche von quantitativen Daten wider. Die Sekundärdatenlage ist als problematisch einzuschätzen, da zum einen kaum Zahlen vorliegen und zum anderen die Qualität der Daten vielfach mangelhaft bzw. nicht überprüfbar ist. Beispielsweise variieren die veröffentlichten Angaben über Produktionsvolumina von Seltenen Erden zum Teil sehr stark. Trotz dieser Schwierigkeiten wurde versucht, alle relevanten sekundärstatistischen Daten zu recherchieren, entsprechend zu bearbeiten und in die Arbeit zu integrieren.

Im Kern der Informationsbeschaffung standen eine allgemeine Literaturrecherche und eine vereinfachte Form der Inhaltsanalyse. Die Literaturrecherche umfasst dabei eine umfangreiche Suche nach jeder Art von Veröffentlichungen, die sich mit dem Thema der SE, aber auch allen weiteren einbezogenen Aspekten, wie den theoretischen Ansätzen, dem Stand der Forschung oder der Methodik, beschäftigen. Dagegen wurde die Inhaltsanalyse lediglich für die Inhalte des 4. Kapitels angewandt. Im Sinne der eigentlichen Definition einer Inhaltsanalyse ist es „[…] eine Methode, die in der Hauptsache Texte aller Art […] einer quantifizierenden Analyse unterzieht“ (Schnell, Hill & Esser, 2005, S. 407). Generell lassen sich vier Formen der Inhaltsanalyse unterscheiden: Frequenz-, Valenz-, Intensitätsund Kontingenzanalyse. In den drei letztgenannten Formen stehen die Bewertung der Textinhalte und die Überprüfung von sprachlichen Mitteln im Fokus der Analyse. Da es ausschließlich um die Informationsinhalte geht, spielen diese Formen keine Rolle4. Es wird lediglich ein Teil der Frequenzanalyse angewandt, in der die Textelemente klassifiziert und ihre Häufigkeit ausgezählt werden. Davon wiederum wird nur die Klassifikation durchgeführt (ebd., S. 408). Die somit als eine vereinfachte Form der Inhaltsanalyse anzusehende Methodik wurde in mehrere Arbeitsschritte unterteilt:

1. In der ersten Phase werden die nötigen Grundlagenkenntnisse über die Thematik zusammen getragen, wofür sich zunächst mit einer kleinen Zahl an Texten intensiv beschäftigt wird. Dabei werden in aller Ausführlichkeit die Inhalte dieser Texte analysiert und exzerpiert. Die damit gewonnenen Kenntnisse dienen der Entwicklung eines Codierungsplanes, d.h. Schlagwörter bzw. kurze Wortgruppen, welche die wesentlichen Aspekte der Arbeit ansprechen.
2. Im Anschluss erfolgt die Auswahl der in die Analyse einzubeziehenden Texte. Da die Anzahl der zur Verfügung stehenden Texte eingeschränkt ist, gibt es lediglich das Auswahlkriterium „wissenschaftliche Qualität“, d.h. Texte die eindeutig einen wissenschaftlichen Publikationscharakter aufweisen. Folgende Aspekte dienen dafür als Orientierung: Art der herausgebenden Institution (Universitäten, Forschungseinrichtungen), Autorenreferenzen (wissenschaftlicher Status), Häufigkeit der Nennung in anderen Quellen und Vorhandensein sowie Umfang des Quellenverzeichnisses.
3. Den Kern dieser Methodik stellt die Analyse der ausgewählten Texte anhand der Codierung dar. Dabei werden alle Abschnitte eines Textes einem Code zugeordnet, die Informationen dieser Abschnitte im Anschluss zusammengefasst und in den jeweils zum Code passenden Thesis-Bereich eingepflegt und nach Abschluss der Analyse aller Texte gemeinsam verarbeitet.

Aus diesem Vorgehen ergeben sich einige kritische Aspekte. Zum einen besteht die Möglichkeit, dass wichtige Quellen nicht in die Analyse einbezogen werden und zum anderen fehlt es an analytischer Tiefe. Dem ersten Kritikpunkt wird damit entgegengewirkt, dass nach Abschluss der Inhaltsanalyse auch weiterhin neue Informationen bis zur Fertigstellung dieser Arbeit aus bis dato unbekannten Quellen in die jeweiligen Abschnitte einfließen. Zum zweiten Kritikpunkt lässt sich konstatieren, dass es sich bei der Anwendung dieser Methodik ohnehin nicht um eine tiefgreifende Analyse der Texte, sondern lediglich um eine systematische Informationsrecherche handelt. Zudem stellt dieses Vorgehen eine wichtige Unterstützung bei der Erstellung der Gliederung dar, da auf Basis des Codierungsplanes zunächst die Grobgliederung und darauf aufbauend im Zuge der Analyse durch den stetigen Zufluss neuer Informationen weitere Unterabschnitte der Gliederung gebildet werden.

Des Weiteren wurden Informationen über leitfadengestützte Experteninterviews in Erfahrung gebracht. Als Experte gilt in diesem Zusammenhang jede Person, die durch ihr spezifisches Wissen für die Untersuchung von Bedeutung sein kann. Diese Interviewart beinhaltet, dass weder die Fragen des Interviewers noch die Antworten des Interviewpartners standardisiert sind. Allerdings kann dennoch von einem „teilstandardisierten“ Interview gesprochen werden, da der Interviewer mit vorgegebenen Themen und einer Frageliste, dem Leitfaden, arbeitet. Wie viele Interviews durchgeführt werden, ist abhängig vom Zweck und Gegenstand der Befragung sowie vor allem von der Verfügbarkeit von „Experten“ (Gläser & Laudel, 2009, S. 41ff). Jedoch ergibt sich das Problem, dass auf Grund der hohen Brisanz der Thematik und des erst kurzen Beachtungszeitraumes in der Wissenschaft und Wirtschaft zum einen ein sehr kleiner Personenkreis als Experten in Frage kommt und zum anderen insgesamt kaum Informationen an die Öffentlichkeit gegeben werden. Im Ergebnis konnten drei Interviews durchgeführt werden, wobei zwei davon face-to-face-Gespräche waren. Ein Interview erfolgte mit einem Mitarbeiter der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover und das zweite mit einem Angehörigen des Helmholtz-Instituts für Ressourcenforschung in Freiberg. Das dritte Gespräch fand in Form eines Telefoninterviews mit einem Wissenschaftler der Universität Augsburg statt. Auf dieses methodische Instrument wurde ausschließlich in der explorativen Phase der Arbeit zurückgegriffen.

1.4 Zentrale Begrifflichkeiten

Für die weitere Bearbeitung ist es zunächst erforderlich, zentrale Begrifflichkeiten zu klären und abzugrenzen. An dieser Stelle wird auf eine Beschreibung der im Fokus stehenden Rohstoffgruppe verzichtet, da dies in Kapitel 3 in aller Ausführlichkeit erfolgt. Im Kern der Arbeit steht die Analyse des Wandels einer WSK, allerdings mit einem hohen Rohstoffbezug. Somit stellt sich die Frage, was unter einem „Strukturwandel“ zu verstehen ist und um was es sich bei „rohstofforientierten Wertschöpfungsketten“ handelt.

Der Begriff „Strukturwandel wird in verschiedensten Wissenschaftsund Themenbereichen verwendet, beispielsweise gesellschaftlicher Strukturwandel in Ostdeutschland nach der Wiedervereinigung, und vielfach als eine Kombination aus wirtschaftlichen, räumlichen und gesellschaftlichen Veränderungsprozessen beschrieben. Relevant für die hier betrachtete Thematik ist in erster Linie der wirtschaftliche Strukturwandel, der eine „[…] dauerhafte Verschiebung der einzelnen Teile bzw. Sektoren einer Volkswirtschaft [beschreibt]“ (Haas & Neumair, 2008, S. 74). Generell kann zwischen dem sektoralen und regionalen Strukturwandel unterschieden werden. Erster steht für den ökonomischen Wandel von einer Agrarzur Industrieund schlussendlich zur Dienstleistungsgesellschaft. Der regionale Strukturwandel hingegen umfasst die Veränderungen der regionalen Wirtschaftsstruktur. Hierbei wird sich den Veränderungen der räumlichen Struktur der Wertschöpfung eines ökonomischen Prozesses angenommen und diese im Zusammenhang mit den Arbeitsund Lebensbedingungen vor Ort betrachtet. In Bezug auf die Veränderungen von WSK stellt der Strukturwandel somit einen schwer umkehrbaren und über einen längeren Zeitraum vollzogenen Prozess dar, wodurch dieser sich deutlich von konjunkturellen Schwankungen unterscheidet. Daher ist für ein genaues Verständnis eines Strukturwandels immer eine langfristige Betrachtungsperspektive notwendig. Dem Theorieteil vorweggenommen, muss konstatiert werden, dass es auf Grund der hohen Komplexität keine allgemein gültige Theorie zur Erklärung des Strukturwandels gibt. Allerdings gibt es Ansätze und Hypothesen, die sich mit bestimmten Teilaspekten des Strukturwandels auseinandersetzen, zum Beispiel die Regulationstheorie, die Theorie der Langen Wellen oder die Drei-Sektoren-Hypothese. Da diese zum einen nicht auf die hier betrachtete Problematik übertragbar sind und zum anderen eine zu hohe Komplexität aufweisen (insb. die Regulationstheorie) werden sie in dieser Arbeit nicht berücksichtigt5 (Haas & Neumair, 2008, S. 74f).

Für eine Definition von „rohstofforientierten Wertschöpfungsketten“ (ROW) ist zunächst eine separate Begriffsbestimmung notwendig. Unter „Rohstoffen werden generell alle vom Menschen genutzten und nutzbaren natürliche Stoffe verstanden, die in den Produktionsprozess eingehen. In diesem Zusammenhang wird auch von natürlichen Ressourcen gesprochen, welche wiederum in mineralische, energetische, pflanzliche und tierische Ressourcen untergliedert werden können. Für den weiteren Verlauf sind ausschließlich die mineralischen Ressourcen von Relevanz. Hierbei handelt es sich um Wertanreicherungen von Elementen in der Erdkruste, deren Verteilung maßgeblich durch die geologischen Strukturen eines Gebietes beeinflusst wird, wodurch deren Verfügbarkeit streng ortsgebunden ist. Von den mineralischen Ressourcen sind jedoch nur bestimmte Anteile tatsächlich für die Industrie verwendbar und zwar jene, die sich „[…] mit vertretbarem technischen Einsatz wirtschaftlich gewinnen lassen“ (Haas & Schlesinger, 2007, S. 78). Dieser Anteil wird als Reserve bezeichnet. Erst wenn diese Reserve abgebaut wird und in den Produktionsprozess einfließt, wird es als Rohstoff6 bezeichnet (ebd., S. 77ff). Bei einer „Wertschöpfungskette“ (value added chain) handelt es sich um eine Verflechtung von Unternehmen, die arbeitsteilig über mehrere Produktionsschritte einem Produkt einen Wert hinzufügen und an dessen Ende ein Nutzen stiftendes Outputgut für die Konsumenten zur Verfügung steht (Bathelt & Glückler, 2002, S. 30). Somit handelt es sich bei ROW um eine Abfolge von Produktionsschritten, an deren Beginn ein für den Menschen Nutzen stiftender Rohstoff einfließt, welcher gleichzeitig aus wirtschaftlichtechnischer Sicht zur Verfügung gestellt werden kann. An dieser Stelle muss jedoch konstatiert werden, dass bei nahezu allen WSK, mit Ausnahme von DienstleistungsWertschöpfungsketten, ein bzw. mehrere Rohstoffe als Input in die Produktionskette einfließen. Dieser Punkt unterstreicht eines der Hauptprobleme der Thematik: Die unübersichtlichen und kaum fassbaren Verflechtungen der WSK. Auch gibt es keine reinen RohstoffWertschöpfungsketten. Zwar könnte behauptet werden, dass dies zum Beispiel in Bezug auf Aluminium oder Gold der Fall ist. Im Grunde sind es jedoch „Vor-Wertschöpfungsketten bzw. -stufen“, da keine konsumfähigen Endprodukte produziert werden, sondern lediglich Zwischenprodukte. Ein Endprodukt entsteht aus einem hochkomplizierten „Netz“ von Zulieferern und Produzenten, an Rohstofflieferanten und -händlern. Der Terminus „rohstofforientierte Wertschöpfungskette“ lässt sich somit nur aus einem anderen Zusammenhang erläutern. Generell werden Wertschöpfungskettenanalysen aus einer „Endprodukt“-Perspektive vollzogen, d.h. ausgehend von einem für den Konsum geeigneten Produkt wird untersucht, welche Inputs dafür benötigt werden und welche Zulieferer diese bereitstellen usw. (Schamp, 2008, S. 4). Im Falle der ROW wird die Perspektive gewechselt und aus Sicht des Rohstoffes analysiert. Würden nun die gleichen Fragestellungen wie in der ersten Perspektive verfolgt, wäre das Ergebnis das angesprochene unübersichtliche Bild aus Zulieferern, Zwischenund Endproduktherstellern. Daher beschränkt sich die Analyse auf eine bestimmten Bereich der WSK der SE. Eine genaue Beschreibung, was darunter zu verstehen ist, erfolgt im Abschnitt 3.5. Im Folgenden werden zunächst die für die Thematik relevanten theoretischen Ansätze vorgestellt und der theoretische Rahmen dieser Arbeit bestimmt.

2 Theoretischer Rahmen

Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Herangehensweise für die Bearbeitung wissenschaftlicher Fragestellungen. Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht die Erklärung eines in der Realität beobachtbaren Prozesses (Empirie) unter Einbezug theoretischer Ansätze. Bei dem gewählten Thema steht allerdings weniger die Theorie im Zentrum, als vielmehr eine konkrete Problemstellung. Dafür wird zwar ein theoretischer Ansatz genutzt, aber in erster Linie um einen Bearbeitungsrahmen zu setzen bzw. um entsprechende Instrumente und Werkzeuge zur Erklärung zur Verfügung zu haben. Im Anschluss werden verschiedene theoretische Ansätze diskutiert und bewertet, um schlussendlich den zentralen Theorierahmen festzulegen.

2.1 Perspektive der evolutionären Wirtschaftsgeographie

Im Rahmen einer Untersuchung der Wandlungsund Entwicklungsprozesse von Unternehmen, Branchen oder Regionen ergibt sich schon auf Grund von häufig in diesem Zusammenhang verwendeten Fachtermini, wie „Wachstum“ oder „Lebenszyklus“, eine Verbindung zur Biologie. Diesen Aspekt erkannte bereits frühzeitig Thorstein Veblen, als er im Jahr 1898 mit kritischem Bezug auf die Unfähigkeit der neoklassischen Theorie, wirtschaftlichen Wandel erklären zu können, fragte: „Why is Economics not an Evolutionary Science?” (Essletzbichler & Rigby, 2007, S. 550). Aber erst mit der Veröffentlichung des Werkes „An Evolutionary Theory of Economic Change“ von Richard R. Nelson und Sidney G. Winter im Jahre 1982 etablierte sich erstmals eine evolutionäre Perspektive in den Wirtschaftswissenschaften (Boschma & Martin, 2010, S. 44). Seit den 2000er Jahren erwuchs auch in der Wirtschaftsgeographie aus der Kritik an den klassischen Theorien ein evolutionäres Paradigmenkonstrukt. Im Zentrum dieser neuen Ansätze steht das Ziel, „[…] dynamische Entwicklungen von Unternehmen und regionalen Produktionszusammenhängen nicht als vorbestimmt, sondern als historisch beeinflusst und zukünftig offen anzusehen“ (Bathelt & Glückler, 2012, S. 335). Es geht um die Erklärung, wie sich ein Wandel vollzieht und warum dieser auf eine bestimmte Weise oder in eine bestimmte Richtung verläuft. Somit charakterisiert sich ein evolutionärer Wandel durch eine bestimmte Abhängigkeit von früheren Ereignissen oder anders formuliert, ist ökonomischer Wandel nicht als Ergebnis zufälliger oder determinierter Ereignisse zu betrachten. Es werden historische, irreversible und räumlich spezifische Entwicklungen, die erst ex post verstanden werden können, als Hauptursache angenommen (ebd., S. 335f). Zentrale Untersuchungsgegenstände sind „[…] processes by which the economic landscape – the spatial organisation of economic production, circulation, exchange, distribution and consumption – is transformed from within over time“ (Boschma & Martin, 2010, S. 6f). Zur Erklärung derer lassen sich in der Wirtschaftsgeographie drei Grundperspektiven unterscheiden: der universelle Darwinismus, die Theorie der komplexen Systeme und das Konzept der Pfadabhängigkeit. Die größte Bedeutung erlangte der universelle Darwinismus. Dieser lässt sich auf verschiedene Untersuchungsebenen bzw. –einheiten, wie Unternehmen, Technologien, Sektoren, Städte oder Länder, beziehen und hat zum Ziel, die für den Wandel entscheidenden drei Mechanismen zu bestimmen: Variation, Selektion und Reproduktion (Bathelt & Glückler, 2012, S. 371f).

In Bezug auf die Variation geht es um die Klärung, was zum Beginn der ökonomischen Entwicklung geführt hat. Auslöser eines solchen Wandels können externe Schocks, historische Zufälle, aber auch Innovationen sein. Der zweite Mechanismus, die Selektion, bezieht sich auf die sogenannte „fitness“ der Untersuchungseinheiten. Allerdings muss zuvor eine Auswahl aus der Vielzahl der genannten Untersuchungseinheiten getroffen werden. Aus geographischer Sicht ist ein Bezug auf Regionen sinnvoll. Hierfür gibt es zwei Möglichkeiten. Erstens kann die Region an sich als die Selektionsumwelt bestimmt werden, d.h. der Wettbewerb von Sektoren, Technologien, Industrien und Unternehmen in einer Region. Zweitens besteht ein Selektionsprozess zwischen verschiedenen Regionen. Hierbei stehen wiederum Unternehmen, Industrien oder Technologien im Wettbewerb, in diesem Fall geht es aber um einen interregionalen Vergleich. Dabei wirken die regionalspezifischen Bedingungen auf die Wettbewerbsfähigkeit, wobei die Institutionen als wesentlicher Unterschied zwischen den Regionen gelten. Im letzten der drei Mechanismen geht es um die Herausbildung der Entwicklung. Im Verlauf führen die Folgen von Ereignissen zu einem sich selbst verstärkenden Prozess, welcher schließlich zu einem von vielen möglichen Ergebnissen führt. Bereits kleine Unterschiede in der Reihenfolge der Ereignisse haben zur Folge, dass ein System oder ein Phänomen einen bestimmten Entwicklungspfad einschlägt. Dies wird als sogenannte Pfadabhängigkeit bezeichnet (ebd., S. 372f).

In der Wirtschaftsgeographie wird unter einer evolutionären Perspektive vor allem „[…] der kontextund ortsspezifische Charakter selbst verstärkender wirtschaftlicher Entwicklungen hervorgehoben“ (Bathelt & Glückler, 2012, S. 373). Damit wird auf die Ortsgebundenheit von wirtschaftlicher Entwicklung eingegangen, da diese als eine Begründung für die evolutionäre Entwicklung angesehen wird. Ausschlaggebend dafür ist eine Reihe von Faktoren:

1. Abhängigkeit von natürlichen Ressourcen
2. Standortpersistenz durch hohe versunkene Kosten
3. Lokalisierungsvorteile
4. Regionale technologische Lock-ins
5. Agglomerationsvorteile
6. Interregionale Verflechtungen und Abhängigkeiten

Diese Faktoren können über eine kumulative Abfolge zu einem Lock-in führen, wobei eine Unterscheidung zwischen positiven (d.h. der Verfestigung eines Wachstumspfads) und negativen Lock-ins (d.h. Pfadschließung, der zu einer langfristigen strukturellen Krise einer Region führt) besteht. Ein Aufbruch dieses Lock-ins und die Bildung eines neuen Pfades ist durch externe Einflüsse, historische Zufälle, Innovationen oder Aufwertungsprozesse einer Region möglich. Somit stellt dieser Ansatz eine Möglichkeit dar, dynamische und über einen längeren Zeitraum verlaufende Entwicklungen von Sektoren oder Regionen zu analysieren und eine Erklärung für die in der Gegenwart vorliegenden Strukturen zu finden (ebd., S. 373).

Jedoch ist die evolutionäre Wirtschaftsgeographie zum jetzigen Zeitpunkt nicht als eine einheitliche Theorie, sondern vielmehr als ein heterogenes Projekt aus einer Vielzahl an unterschiedlichen Ansätzen zu verstehen, welche sich hinsichtlich der Methodik und Empirie, aber auch der Terminologien in einer Frühphase der Theorieentwicklung befinden. Ebenso gibt es recht unterschiedliche Interpretationen des Hauptfokus der evolutionären Wirtschaftsgeographie (Aoyama, Murphy & Hanson, 2011, S. 46; Bathelt & Glückler, 2012, S. 374f). Daher steht die evolutionäre Perspektive nicht im Zentrum dieser Arbeit, allerdings wird im abschließenden Kapitel 5, in dem eine Bewertung der dargelegten Entwicklung durchgeführt wird, Bezug auf diese junge Betrachtungsweise ökonomischer Entwicklungen genommen. Dabei soll insbesondere die Kernaussage dieses Ansatzes, dass ein Wandel auf Grund von Ereignissen sattfindet, die wiederum durch frühere Ereignisse beeinflusst worden sind, in Bezug auf den Wandel der SE-WSK reflektiert werden.

2.2 Globalisierung

Eine einheitliche Theorie zur Globalisierung gibt es nicht. Trotz allem muss auf bestimmte Aspekte der Globalisierung eingegangen werden, da sie für die Bewertung der Entwicklungen relevant sind. An dieser Stelle wird auf eine ausführliche Darstellung verzichtet. Stattdessen werden kurz die wesentlichen Grundlagen vorgestellt, um anschließend die relevanten Aspekte der Globalisierung für die Thematik der SE zu identifizieren. Generell wird unter Globalisierung „[…] die raum-zeitliche Ausdehnung ökonomischer, sozialer und kultureller Praktiken über staatliche Grenzen [verstanden]“ (Braun & Schulz, 2012, S. 168). Als Ursache bzw. Voraussetzung für die Globalisierung wird die Veränderung der technischwirtschaftlichen, politisch-rechtlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen angesehen, welche aber gleichermaßen auch als Verstärker des Globalisierungsprozesses angesehen werden können. In Bezug auf die wirtschaftliche Globalisierung werden die Ursachen u.a. in technischen Innovationen, wie die Entwicklung der Informationsund Kommunikationstechnologie (IuK-Technologie), und den Abbau von Handelshemmnissen durch Schaffung organisatorischer und institutioneller Strukturen, wie die Welthandelsorganisation (WTO), gesehen. Im Kern steht dabei die Entwicklung globaler Produktionsund Marktsysteme, d.h. die geographische Ausweitung von Wertschöpfungsprozessen. In diesem Zusammenhang kommt es in der Regel zu einer Transformation von Raumbezügen und einer Verschiebung von Machtpositionen (ebd., S. 168; Haas & Neumair, 2008, S. 107f; Kulke, 2004, S. 220; Schamp E. , 2008, S. 5; Scherrer & Kunze, 2011, S. 7).

Der Aspekt der Machtverschiebung ist dabei einer der wesentlichen Punkte für diese Arbeit. Im Zuge der Globalisierung ist es zu einer dynamischen Veränderung des globalen Wettbewerbs gekommen. Im Ergebnis kam es zu einer Erschließung neuer Absatzund Beschaffungsmärkte im Ausland, aber gleichermaßen zur Öffnung des heimischen Marktes für ausländische Konkurrenten. In Bezug auf WSK führte die Globalisierung zu einer verstärkten Ausnutzung von standortgebundenen Faktorausstattungsvorteilen, die sich in einer verstärkten internationalen Arbeitsteilung ausdrückt. Je nach Standortbedingung (bzw. vorhandenen Kostenvorteilen) sind die einzelnen Wertschöpfungsstufen eines Produktionsprozesses in unterschiedlichen Räumen und Ländern lokalisiert worden. Unter dem Begriff der „New International Division of Labor“ verlagerte sich die Produktion in Länder der Peripherie, was die alte internationale, sektoral strukturierte Arbeitsteilung, welche sich über den klassischen Austausch von Rohstoffen gegen Industriegüter zwischen den Entwicklungsund Industrieländern ausdrückte, auflöste. Dies spiegelt sich auch im Aufstieg sogenannter „emerging markets“, u.a. der BRIC-Staaten7, sowie anderer Länder in Ostund Südostasien sowie Lateinamerika wider (Haas & Neumair, 2008, S. 109ff). Des Weiteren führt die Machtverschiebung zu einem steigenden Verlust von staatlichen Gestaltungsund Steuerungsmöglichkeiten auf ökonomische Aktivitäten. Waren es früher die Nationalstaaten, welche im Wesentlichen die rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen beeinflussten und gestalteten, ist im Zusammenhang mit der Globalisierung eine „Entmachtung“ bzw. eine „Entgrenzung“ der Nationalstaaten zu beobachten8. Die nationalen Volkswirtschaften und Märkte haben mit der steigenden Relevanz des Weltwirtschaftsraumes an Bedeutung verloren (Wood & Roberts, 2011, S. 74f). Die Steuerungsmöglichkeiten verlagern sich auf eine andere Maßstabsebene (auch als Reterritorialisierung bezeichnet), da immer mehr Themen globale Aspekte ansprechen (u.a. Klimawandel, internationale Finanzkrise, Terrorismus etc.). Diese können nur durch ein gemeinsames globales Vorgehen gelöst werden, wodurch globale Steuerungsmechanismen notwendig werden, die sogenannte „Global Governance“. Damit wird ausgedrückt, dass die Steuerung nicht allein durch Vertreter von einzelnen Staaten, sondern nur unter Einbezug von internationalen Organisationen und Institutionen möglich ist. Auf der wirtschaftlichen Ebene spielen dafür insbesondere die Weltbank, der Internationale Währungsfond und die WTO eine wesentliche Rolle (Haas et al., 2009, S. 29; Scherrer & Kunze, 2011, S. 62f).

Ein weiterer relevanter Aspekt leitet sich aus der Frage nach den Entwicklungschancen im Rahmen der Globalisierung ab, wobei diese für die Entwicklungsländer stark umstritten sind. Unabhängig von der Verlierer-Gewinner-Diskussion besteht in der Wissenschaft Einigkeit darüber, dass vor allem „[…] der Art und Weise, wie die Globalisierung politisch und institutionell ausgestaltet wird, eine entscheidende Rolle für die Chancen und Risiken zukommt“ (Braun & Schulz, 2012, S. 179).

2.3 Global Value Chain-Ansatz

Für die Analyse und Betrachtung von WSK stehen in der wirtschaftsgeographischen Forschung eigens dafür entwickelte theoretische Ansätze, die sogenannten Chain-Ansätze, zur Verfügung. Im Ergebnis liefern diese Aussagen über Verflechtungen und Beziehungen im Zusammenhang mit Produktionsund Warenketten (Halder, 2005, S. 49). Es wird im Folgenden dargestellt, welchen Ursprung die dieser Arbeit zu Grunde liegende Theorie der „Global Value Chain“ hat, was genau unter diesem theoretischen Ansatz zu verstehen ist und wie es sich auf das hier betrachtete Thema übertragen lässt.

2.3.1 Theoretische Wurzeln des GVC-Ansatzes

Ein erstes Konstrukt stellt der aus den 1970er Jahren stammende filière-Ansatz (franz. für „Sektor“) dar. Entwickelt durch französische Ökonomen ermöglicht dieser Ansatz einen strukturierten Einblick in die Produktionsund Logistikverbindungen, wobei insbesondere die Schnittstellen zwischen den verschiedenen Einheiten einer „filière“ von großer Bedeutung sind. Mit diesem Ansatz ist sowohl eine räumlich als auch eine inhaltliche Trennung möglich. Schlussendlich kommt er über eine beschreibende Ebene nicht hinaus und ist daher eher ein heuristisches Instrument als ein theoretisches Konstrukt (Braun & Schulz, 2012, S. 208; Halder, 2005, S. 50).

Den eigentlichen Begriff der Wertschöpfungskette bzw. value chain prägt zuerst Michael E. Porter in seinem Werk „Competitive Advantage“ aus dem Jahr 1985, unter dem er differenzierte aufeinander folgende ökonomische Tätigkeiten einschließlich nichtmaterieller Aktivitäten innerhalb eines Unternehmens versteht und damit versucht, Wettbewerbsvorteile von Unternehmen zu erklären. Die Neuerung besteht in der Ausweitung der Betrachtung über den eigentlichen Produktionsprozess hinaus und zwar auf die Schnittstellen zwischen den einzelnen Bereichen eines Unternehmens. Es wird aber lediglich der Wertzuwachs untersucht, andere Einflussfaktoren wie externe Beziehungen oder Verflechtungen werden nicht beachtet (Dörry, 2008, S. 28; Halder, 2005, S. 50; Porter, 1985, S. 36f).

Mit der sogenannten Global Commodity Chain (GCC)9 entwickelt Gary Gereffi im Jahr 1994 einen der wichtigsten Ansätze. Eine GCC stellt dabei die Summe der Verbindungen eines Produktes, beginnend beim Rohmaterial, über die Herstellung bis zum Verkauf dar. Es handelt sich somit um „[…] grenzübergreifende Netzwerke von Arbeitsund Produktionsprozessen, deren Ergebnis fertige Waren sind“ (Giese, Mossig & Schröder, 2011, S. 150). Gereffi definiert eine GCC wie folgt:

„[…] sets of interorganizational networks clustered around one commodity or product, linking household, enterprises, and states to one another within the worldeconomy. These networks are situationally specific, socially constructed, and locally integrated, underscoring the social embeddedness of economic organization” (Gereffi, Korzeniewicz & Korzeniewicz, 1994, S. 2).

In diesem Netzwerk sind alle Akteure miteinander verbunden. Dabei handelt es sich um vertikale Netzwerke (Abnehmer-Zulieferer-Beziehungen) auf verschiedenen Ebenen: zwischen großen und kleinen Unternehmen, zwischen Entwicklungs-, Schwellenund Industrieländern bzw. zwischen Regionen. Im Fokus der Analyse stehen die Beziehungen und Verflechtungen zwischen den Unternehmen, globale wirtschaftliche Disparitäten, der Zugang zu Märkten und Ressourcen sowie die Konzentrationsprozesse in bestimmten Kerngebieten. Als Begründung für die Entstehung einer GCC lässt sich vor allem das Kostenoptimierungsbestreben der Unternehmen hervorheben, welche die in einer globalisierten Wirtschaft räumlich variierenden Kostenstrukturen bestmöglich ausnutzen wollen (Dörry, 2008, S. 26; Giese et al., 2011, S. 150; Halder, 2005, S. 52; Kulke, 2004, S. 121).

Die wesentlichen Elemente einer GCC stellen die materiellen Input-OutputBeziehungen, die unterschiedlichen Raumstrukturen (Territorialität) sowie die GovernanceStrukturen (Steuerung und Koordination) dar, wobei letzteres als wichtigstes Element angesehen wird. Die Regulation und Koordination der Warenketten findet dabei auf zwei unterschiedlichen Ebenen statt. Zum einen auf der Ebene der Nationalstaaten, innerhalb derer ein Unternehmen agiert und zum anderen die Ebene des Unternehmens selbst. Die Koordinationsmöglichkeiten variieren dabei zwischen zwei Extremen. Zum einen werden alle Transaktionen über den Markt geregelt und somit vollständig aus dem Unternehmen ausgelagert und zum anderen sind alle Aktivitäten über ein vertikales System in dem Unternehmen eingebunden und werden hierarchisch organisiert. Ursprünglich waren die Governance-Strukturen identisch mit den Unternehmenshierarchien. Dies hat sich aber durch Externalisierungsprozesse der Warenketten verändert, wodurch einzelne Unternehmen im Netzwerk der miteinander verbundenen Unternehmen das Handeln deutlich stärker beeinflussen können. Diese Unternehmen werden als sogenannte „lead firms“ bezeichnet. Unter Berücksichtigung der als wichtigstes Element hervorgehobenen Governance-Strukturen lassen sich zwei Typen von GCC unterscheiden: die produzentendominierten (producer-driven) und die käuferdominierten (buyer-driven) Commodity Chains (Braun & Schulz, 2012, S. 210; Gereffi, Humphrey & Sturgeon, 2005, S. 82f; Giese et al., 2011, S. 150f; Halder, 2005, S. 52-56; Kulke, 2004, S. 121).

Die Stärke des GCC-Ansatzes bei der Analyse industrieller Standorte liegt in der Betrachtung von Beziehungen zwischen den Akteuren, wodurch sich von „black box“-Denken in Bezug auf Industriebetriebe gelöst und neue Erkenntnisse gewonnen wurden. Der GCCAnsatz hat die wirtschaftsgeographische Forschungsperspektive von einer „[…] clusterzentrierten Analyse sozialer, industrieller und institutioneller Entwicklungen hin zur Vorstellung eines globalen Netzwerkes aus einer Vielzahl von regionalen Clustern [verschoben]“ (Giese et al., 2011, S. 160). Durch eine umfassende Analyse aller in einem Wertschöpfungsprozess beteiligen Unternehmen und deren Beziehungen zueinander wird deutlich, dass die Möglichkeiten wertschöpfender Tätigkeiten nicht symmetrisch verteilt sind. Das Konzept hat dazu beigetragen, die räumlichen Auswirkungen der Globalisierung besser verstehen zu können. Allerdings ist kritisch anzumerken, dass lediglich die unternehmerische Seite betrachtet wird und andere Akteure keine Berücksichtigung finden. Zudem kommt die Theorie nicht über ihren deskriptiven Charakter hinaus. Gleichermaßen wird von linearen und vertikalen Produktionsprozessen ausgegangen, wohingegen in der Realität ein komplexes Netzwerksystem, in dem die Verbindungen zwischen den Akteuren mehrdimensional sind, vorliegt. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Beschränkung auf die zwei genannten WSK-Formen (Braun & Schulz, 2012, S. 211; Giese et al., 2011, S. 161; Kulke, 2004, S. 122).

2.3.2 Grundzüge der GVC-Analyse

Der Ansatz der Global Value Chain (GVC) wurde von Gereffi et al. im Jahr 2005 im Ergebnis der Kritik an dem GCC entwickelt. Im Fokus stehen dabei weiterhin die Governance-Strukturen in und zwischen verschiedenen Sektoren, wobei die Hauptfrage in der Erklärung der Verknüpfungen zwischen Herstellern und Konsumenten in den Industrieländern und Produzenten in Schwellenund Entwicklungsländern liegt. Insbesondere wird untersucht, warum vor allem transnationale Unternehmen (TNU) aus den Industrieländern die Macht über die WSK haben und Produzenten aus den weniger entwickelten Regionen Schwierigkeiten haben, sich in den WSK besser zu positionieren (Aoyama et al., 2011, S. 137; Giese et al., 2011, S. 161). Die wesentliche Neuerung zum GCC ist die Erweiterung des Analyserahmens auf vier Dimensionen10. Diese stellen die notwendigen Bedingungen dar, die ausschlaggebend für die Entwicklung der WSK sind. Mittels dieser Dimensionen können die unterschiedlichen Prozessebenen einer WSK in ihrer räumlichen Ausdehnung analysiert werden, wobei diese über eine konkrete Produktbasis miteinander verknüpft sind. Dies sind die im GCC-Ansatz bereits definierten Dimensionen (Input-Output-Beziehungen, Territorialität, GovernanceBeziehungen) sowie die neu eingeführte Dimension der institutionellen Rahmenbedingungen, auf die im Folgenden kurz eingegangen wird (Aoyama et al., 2011, S. 138; Dörry, 2008, S. 31).

Input-Output-Beziehungen

Jede globale WSK setzt sich aus spezifischen, arbeitsteiligen Input-OutputBeziehungen (I-O-Beziehungen) zusammen, wobei Unternehmen einer Branche oder aufeinander bezogener Branchen als einzelne Kettenglieder miteinander verknüpft sind. Es ist eine Abfolge von wertschöpfenden Schritten, in der mehrere Unternehmen beteiligt sind und jeweils zu einem Teil zum Wertschöpfungszuwachs beitragen. Die I-O-Beziehungen stellen die Verbindung zwischen den materiellen Rohstoffen, Vorprodukten und Komponenten sowie den immateriellen Transaktionen (Geld, Wissen, Informationen) im Prozess der Wertschöpfung dar (Dörry, 2008, S. 31f; Giese et al., 2011, S. 150; Kulke, 2004, S. 121).

Governance-Struktur

In einer globalen WSK agieren mehrere voneinander unabhängige Unternehmen, wobei die Organisation der Produktion dabei keinesfalls hierarchiefrei ist. Die Governance definiert sich dabei als „[…] Autoritätseinfluss über die Verteilung der finanziellen, materiellen und personellen Ressourcen auf die in der WSK eingebundenen Unternehmen sowie über den Fluss der diesbezüglichen stofflichen und nicht-stofflichen Ströme zwischen ihnen“ (Dörry, 2008, S. 34). Es handelt sich demnach um die interne Steuerungsfähigkeit. Dies drückt sich in unterschiedlichen Regeln und Machtverhältnissen aus, die entscheiden, wie Firmen innerhalb einer GVC agieren (Aoyam et al., 2011, S. 138; Dörry, 2008, S. 34f; Giese et al., 2011, S. 150; Halder, 2005, S. 53).

Territorialität

Laut des Ansatzes finden die jeweiligen Prozessschritte in Regionen statt, in denen die größten Vorteile für diese vorliegen, z.B. wenn komparative Kostenvorteile vorhanden sind. Daraus resultieren branchenspezifische Raumund Verteilungsmuster (Territorialität), was sich in Konzentrationsoder Dispersionsmustern auf regionaler, nationaler und globaler Ebene sowie an der Vielzahl an Unternehmen verschiedenster Typen ausdrückt (Dörry, 2008, S. 32; Giese et al., 2011, S. 150; Halder, 2005, S. 53).

Institutioneller Rahmen

Wenn Governance als ketteninterne Steuerungsmacht definiert wird, können gleichermaßen kettenexterne Faktoren identifiziert werden, welche die Ausgestaltung einer WSK beeinflussen. Der institutionelle Rahmen hat dabei einen vergleichbaren Einfluss wie die Governance, nur auf einer anderen Ebene. Das bedeutet, dass Unternehmen einer globalen WSK beispielsweise immer in spezifischen rechtsstaatlichen Räumen operieren, in denen staatliche Vorschriften deren Handeln beeinflussen (Aoyama et al., 2011, S. 138; Dörry, 2008, S. 44). Generell lässt sich konstatieren, dass lokale, nationale und internationale Institutionen (i.S.d. weiten Institutionsbegriffes, d.h. formelle und informelle Institutionen), wie die genannten nationalstaatlichen Gesetzgebungen, „[…] den nationalen und internationalen Referenzrahmen für das Zusammenspiel der Kettensegmente [liefern]“ (Stamm, 2004, S. 15).

Eine weitere Neuerung ergibt sich aus der umfangreichen Kritik an der Dichotomie der Typisierung im GCC-Ansatz. Gereffi et al. entwickelten auf Basis der Transaktionskostentheorie fünf verschiedene Formen von Beziehungen bzw. Koordinationsformen. Zwischen den zwei Extremen der hierarchischen und der marktvermittelten WSK werden die kaptive (gebundene), relationale und modulare WSK unterschieden (vgl. Abbildung 2), die sich durch zunehmende Koordination und asymmetrische Machtverhältnisse kennzeichnen (Giese et al., 2011, S. 161f).

In einer hierarchischen WSK werden die gesamten Wertschöpfungsstufen einer Kette in verschiedenen Ländern von einem TNU kontrolliert und gesteuert. In diesem Zusammenhang wird vom Intra-Unternehmenshandel gesprochen, da die Transaktionen zwischen dem TNU und dem Tochterunternehmen stattfinden. Im Gegensatz dazu stellt die marktvermittelnde WSK im Grunde das Idealbild des klassischen Außenhandels dar. Produkte und Zwischenprodukte werden auf dem Weltmarkt angeboten, wobei der Preis die beeinflussende Größe darstellt. Die drei weiteren Typen stellen Zwischenformen zu diesen beiden „Extremen“ dar und differenzieren sich über die Governance-Struktur. Dabei handelt es sich bei einer gebundenen (bzw. kaptiven) WSK um den im GCC als „buyer-driven“ bezeichneten Typ. In dieser haben die einkaufenden Unternehmen eine Übermacht gegenüber den Produzenten, die nur über sehr geringe Kompetenzen verfügen. Daher kennzeichnet sich dieser Typ durch asymmetrische Machtverhältnisse. Im Gegensatz dazu verfügen die Produzenten in der modularen WSK über weit mehr Kompetenzen und sind zur Herstellung vollständiger Produkte in der Lage. Unter bestimmten Voraussetzungen lässt sich dieser Typ auch als eine „producer-driven“-WSK, der zweiten GCC-Form, verstehen. Die Macht liegt nicht bei einem Unternehmen, sondern bei mehreren Produzenten und vielen Unternehmen, welche die Produkte aufkaufen und in Konkurrenz zueinander stehen. Die relationale WSK stellt den am wenigsten erforschten WSK-Typ dar. Gekennzeichnet wird dieser durch ein ausgeglichenes Machtverhältnis zwischen den beteiligten Unternehmen einer WSK. Sowohl die Produzenten haben durch ihre Produktionskompetenz Einflussmöglichkeiten, als auch die einkaufenden Unternehmen, da sie den Produzenten den Marktzugang ermöglichen. Beide Seiten sind somit aufeinander angewiesen, da ein wechselseitiges Abhängigkeitsverhältnis besteht (Braun & Schulz, 2012, S. 212; Dörry, 2008, S. 40f; Gereffi et al., 2005, S. 83f; Giese et al., 2011, S. 162f; Schamp, 2008, S. 7f).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Die fünf Wertschöpfungskettentypen des GVC-Ansatzes (Quelle: verändert nach Vorlage von Gereffi et al., 2005, S. 89)

2.3.3 Kritische Aspekte des GVC-Ansatzes

Insbesondere der Kettenbegriff erfährt vielseitige Kritik, da mit diesem eine lineare Abfolge assoziiert und dabei die Komplexität der dahinterstehenden Prozesse und Abläufe stark trivialisiert wird. Stamm (2004, S. 11) hingegen beruft sich darauf, dass der Kettenbegriff – von einzelnen Ausnahmen, wie den vielfältigen und weitgestreuten Kommunikationsprozessen – in Anwendung als theoretischer Rahmen durchaus sinnvoll ist. Im Ergebnis dieser Diskussion und dem daraus resultierenden und kritisierten „Begriffswirrwarr“ schlägt er vor, zumindest im deutschsprachigen Raum einheitlich von „globalen Wertschöpfungsketten“ zu sprechen.

Ein anderer Weg wurde mit der Herausbildung des Global Production NetworkAnsatzes (GPN) geleistet, der durch die Verwendung des Netzwerkbegriffes der Mehrdimensionalität der Beziehungen und Verknüpfungen einer WSK Rechnung trägt. Allerdings wird auf eine Anwendung des GPN-Ansatzes verzichtet, da sich die Untersuchung von ROW durch die in dem Ansatz angedachte Berücksichtigung einer Vielzahl an Faktoren, Zusammenhängen und Akteuren als zu komplex darstellt. Ein weiterer Kritikpunkt ist die mehrheitliche Beschränkung auf die Analyse der Governance-Dimension, da diese als wichtigste Dimension angesehen wird. Dies verdeutlicht eine Betrachtung der in den letzten beiden Jahrzehnten durchgeführten empirischen Fallstudien. Dabei handelt es sich insbesondere um Arbeiten im Bereich der Agrargüter (vgl. u.a. Dolan & Humphrey, 2000; Fitter & Kaplinsky, 2001; Fold, 2001; Hughes, 2001), Industriegüter (vgl. u.a. Gereffi, 1999; Kaplinsky & Morris, 1999), aber zunehmend auch im Bereich der Dienstleistungen (vgl. u.a. Clancy, 1998; Dörry, 2008; Schamp, 2007). Dadurch wurde ein fundiertes Wissen und Verständnis über die komplexen Transaktionsstrukturen in verschiedenen Branchen erlangt. Die Fokussierung wird ebenso bei der vorgestellten Unterteilung der WSK-Typen deutlich, da diese auf den Unterschieden der Machtverhältnisse beruht (vgl. Abbildung 2). Henderson äußerte sich bezüglich dieser Fokussierung kritisch, indem er die Forderung nach einer Integration von staatlichen und regionalen Institutionen forcierte. Denn wie Dörry (2008, S. 43f) feststellt, kommen „[…] selbst Kritiker des Neoliberalismus […] nicht umhin, dem Nationalstaat auch heute noch eine ermöglichende Rolle und damit eine wichtige Funktion bei der Umsetzung und Erreichung von nationalen Entwicklungszielen einzuräumen“. Bis zum jetzigen Zeitpunkt hat der institutionelle Rahmen in einer GVC-Analyse wenig Beachtung erfahren. Des Weiteren haben sich die bisherigen Arbeiten oftmals mit dem „Ende“ der WSK beschäftigt (ebd., S. 43; Schamp, 2008, S. 4).

2.4 Implikation des GVC-Ansatzes auf das Thema dieser Arbeit

Im Rahmen dieser Arbeit wird von der „traditionellen“ Anwendung des GVCAnsatzes abgewichen, da zum einen eine detaillierte Charakterisierung der Steuerungsformen nicht möglich ist (vgl. Informationsund Datenproblematik in Abschnitt 1.1) und zum anderen die Zielsetzung dieser Arbeit einer anderen Perspektive bedarf. In der akteursbezogenen Analyse wird der Fokus auf die Ursachen und Maßnahmen, welche zu einem Strukturwandel der SE-WSK geführt haben, gelegt. Als zentraler Akteur steht damit die Volksrepublik China im Mittelpunkt der Untersuchung. Dafür wird als wesentliche Größe der institutionelle Rahmen angesehen, da diese Dimension das staatliche Gestaltungsinstrument darstellt (vgl. Abbildung 3). Der institutionelle Rahmen lässt sich, wie bereits genannt, grundlegend in formelle und informelle Bereiche untergliedern. Der formelle institutionelle Rahmen umfasst dabei alle Regeln und Vorschriften, die auf die Gestaltung wirtschaftlicher Aktivitäten in einem bestimmten Raum abzielen, während der Bereich der informellen Rahmenbedingungen Aspekte wie gesellschaftliche Normen und Werte oder Traditionen beinhaltet (Coe, Kelly & Yeung, 2007, S. 104). In dieser Arbeit werden unter dem institutionellen Rahmen die politischrechtlichen Maßnahmen und Regulationen verstanden und die restlichen Aspekte ausgeklammert. Auch werden die I-O-Beziehungen und die Governance, die als interne Dimensionen einer WSK im Grunde als unternehmerische Ebene anzusehen sind, in dieser Analyse nicht berücksichtigt. Der Territorialität wird jedoch eine größere Beachtung geschenkt, da angenommen wird, dass gerade diese Dimension Ausdruck eines Strukturwandels ist. Somit lässt sich konstatieren, dass die gewählte Herangehensweise bisher in der Literatur nicht vorhanden ist. Wie Kulke (2004, S. 137) aber passenderweise feststellt, bietet der GVC-Ansatz insbesondere für die räumliche Perspektive wirtschaftlicher Disparitäten einen Analyserahmen, wobei gerade die Unterschiede im Zugang zu Märkten und Ressourcen und die Herausbildung lokaler Konzentrationen im Fokus stehen. Die beiden letztgenannten Punkte spiegeln im Grunde die in dieser Arbeit bestehende Problematik wider.

[...]


1 Hier am Beispiel der Halbleiterindustrie dargelegt.

2 Innerhalb der Datenbank von LexisNexis wurden mit folgenden Suchbegriffen insgesamt 2.894 Veröffentlichungen gefunden: "Seltene Erden", "Seltenen Erden", "Seltenerdmetalle", "rare earth" und "rare earths". Im Handelsblatt-Archiv wurden 271 Nennungen gezählt, allerdings konnte lediglich mit dem Begriff "Seltene Erden" gesucht werden. Dabei umfasst die Suche sowohl das Handelsblatt als auch die Wirtschaftswoche (www.wirtschaftspresse.biz; www.lexisnexis.com).

3 Da es sich beim Handelsblatt um die größte deutschsprachige Wirtschaftszeitung handelt und LexisNexis als eine der größte Fachdatenbanken gilt, erlaubt es zumindest eine Trendabschätzung.

4 Für eine genauere Darstellung der Formen vgl. Schnell et al., 2005, S. 408.

5 Für eine genauere Beschreibung der genannten Ansätze siehe Haas & Neumair, 2008, S. 75-84.

6 Eine detaillierte Erörterung der weiteren Untergliederung des Ressourcenbzw. Reservebegriffes und damit verbundenen Problemen erfolgt in Abschnitt 3.2.

7 Zusammenfassende Bezeichnung für folgende vier Länder: Brasilien, Russland, Indien und China.

8 Bereits 1990 wies der Japaner Kenichi Ohmae in seinem Buch „Borderless World“ auf den schnellen Bedeutungsverlust von nationalen Grenzen hin (Scherrer & Kunze, 2011, S. 57).

9 Im Deutschen auch als globale Warenkette bezeichnet.

10 Bereits 1995 erweiterte Gereffi den GCC-Ansatz um eine weitere Dimension (Halder, 2005, S. 53).

Ende der Leseprobe aus 103 Seiten

Details

Titel
Strukturwandel in rohstofforientierten Wertschöpfungsketten
Untertitel
Akteursbezogene Analyse der Seltenen Erden
Hochschule
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg  (Institut für Geowissenschaften und Geographie)
Note
1,0
Autor
Jahr
2012
Seiten
103
Katalognummer
V496088
ISBN (eBook)
9783668994980
ISBN (Buch)
9783668994997
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Seltene Erden, China, Wertschöpfungsketten, Rohstoffe, Wettbewerbsvorteile, Globalisierung, Global Value Chain, rare earths, evolutionäre Wirtschaftsgeographie, Ressourcen, Monopol, Technologie, Technologieführerschaft, Global Commodity Chain, Neodym-Eisen-Bor-Permanentmagnete
Arbeit zitieren
Marcel Demuth (Autor:in), 2012, Strukturwandel in rohstofforientierten Wertschöpfungsketten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/496088

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