Amoklauf in der Schule 2019. Erkennen, verstehen, verhindern


Hausarbeit, 2019

20 Seiten, Note: 1.7


Leseprobe


Inhalt

1.Einleitung

2.Begriffserklärung
2.1 Amoklauf
2.2 School Shooting

3. School Shootings in Deutschland
3.1 Erfurt (16 Tote)
3.2 Emsdetten (30 Verletzte)

4. Ursachen, Hintergründe und Entstehung
4.1 Persönlichkeitsmerkmale des School Shooters
4.2 Psychopathologische Auffälligkeiten
4.2.1 Narzissmus und Störungen des Selbstwerts
4.2.2. Depression
4.3 familiäre Aspekte
4.4 Zugang zu Waffen
4.5 Mediengewalt

5. Tatort Schule
5.1 Schulklima und Schulkultur
5.2 Mitschüler und soziale Kontakte

6. Präventionsansätze
6.1 Primär-präventive Maßnahmen
6.1.1 schulischer Kontext
6.1.2 Außerschulischer Kontext
6.2 sekundär-präventive Maßnahmen
6.3 Ernstfall

7. Fazit

8.Literaturverzeichnis

9. Internetverzeichnis

10. Abbildungsverzeichnis

1.Einleitung

Am 24. März 2018, nach dem School Shooting an der Majory Stoneman Douglas Highschool in Florida, fanden sich über eine Million Menschen in Washington D.C. zusammen für den „March for Our Lives“, um für schärfere Waffenkontrollen zu demonstrieren. Emma Gonzáles, eine der Überlebenden des School Shootings und Rednerin bei der Veranstaltung in Washington, stellte fest, dass sie, 1999 geboren, die Angehörige einer Generation ist, die nie eine Welt ohne School Shootings kennen gelernt hat. 1999 fand das Columbine High School Shooting in Littleton, Colorado statt und war namensgebend für die daraufhin ernannte „Generation Columbine“: die Generation der jungen Amerikaner, die zu Beginn des 21. Jahrhunderts geboren wurden. Zwischen 2017 und 2018 folgten mindestens 24 andere Amokläufe an Schulen in den USA. Obwohl diese Geschehnisse uns so weit entfernt vorkommen, handelt es sich hierbei leider nicht nur um ein rein amerikanisches Phänomen.

- 2002 erschoss der 19-jährige Robert Steinhäuser elf Lehrer, eine Referendarin, eine Sekretärin, zwei Schüler und einen Polizeibeamten am Gutenberg- Gymnasium in Erfurt. Anschließend erschoss er sich selbst.
- 2009 verletzte der 17-jährige Tim Kretschmer an der Albertville-Realschule in Winnenden, Deutschland 11 Menschen, tötete 15 Menschen und sich selbst.

Diese beiden Shootings gehören mit 17 bzw. 16 Toten zu den weltweit schwersten Fällen - und sie fanden hier in Deutschland statt.

In der folgenden Hausarbeit befasse ich mich mit der Frage „Wie kommt es zu diesen Schulamokläufen?“ Wie erkennt man einen möglichen Amokläufer und wie kann eine solche Tat eventuell verhindert werden? Die Arbeit soll einen forschungsbasierten Einblick in das Phänomen School Shooting liefern, mit dem Ziel, dieses besser zu verstehen und effektive Präventionsmaßnahmen ableiten zu können. Ich werde mich ausschließlich mit den Fällen beschäftigen, bei denen Schüler Amok in ihrer eigenen Schule laufen. Darunter fallen weder Amokläufe außerhalb von Schulen, noch Amokläufe an Schulen, die von Erwachsenen begangen wurden.

2.Begriffserklärung

2.1 Amoklauf

Laut der Weltgesundheitsorganisation ist ein Amoklauf eine nicht provozierte Episode mörderischen oder erheblich zerstörerischen Verhaltens, die eine extreme Gefährdungslage für die Menschen im Umfeld und für den Täter mit sich bringt.

In Deutschland hat vor allem Robert Harnischmacher (2007) herausgearbeitet, welche Merkmale einen Amoklauf ausmachen:

- der grundsätzlich allein agierende Einzeltäter
- der anscheinend gezielt agiert und wahllos tötet
- mittels Waffen, Sprengmitteln, gefährlicher Werkzeuge oder anderer außergewöhnlicher Gewaltanwendung
- der eine zunächst nicht bestimmbare Zahl von Menschen verletzt oder tötet
- durch sein Verhalten zumindest die Verletzung oder Tötung erwartbar macht
- auch seine eigene Tötung zumindest vorbereitet

Der Begriff Amoklauf wird zwar oftmals in Schulmassakern wie dem Amoklauf von Erfurt (2002) verwendet, jedoch ist ein Amoklauf nicht per Definition ein Akt, der an dem Tatort Schule stattfindet. Somit eignet sich der Begriff Amoklauf nicht einwandfrei für das Thema der folgenden Hausarbeit.

2.2 School Shooting

Ein präziserer Begriff für die Schulkatastrophen ist der angloamerikanische Begriff „school shooting“. Die Definition des „school shooting“ erkennt gleichzeitig die Schule als den allgemeinen Tatort an und erwähnt die in den meisten Fällen erwähnte Tatwaffe. Laut Definition versteht man darunter Folgendes:

„Unter School Shooting versteht man ein auf einen kurzen Zeitraum beschränktes Ereignis, bei dem mindestens eine Person durch eine Schusswaffe auf dem Gelände einer Bildungseinrichtung getötet oder schwer verletzt wird. […] Bei den Tätern handelt es sich um Schüler, suspendierte oder ehemalige Schüler, sowie Personen die gewisse negativen Assoziationen mit der Bildungseinrichtung verbinden. […] Es soll dabei nicht eine bestimmte Person getötet werden, sondern so viele wie möglich. Die Opfer werden hier vom Täter nicht als Individuum wahrgenommen, sondern nur in ihrer sozialen Rolle als Angehörige der Institution Schule. Der Vorfall endet meist mit dem Tod des Täters (Suizid). Die Taten werden langfristig vorbereitet und in der Regel vorher angekündigt.“ (Krimpedia der Universität von Hamburg)

„School Shooting“ bezeichnet also nicht die gezielte Tötung eines einzelnen Menschen innerhalb eines schulischen Komplexes und auch nicht zielgerichtete Waffengewalt, die auf Bandenkriminalität, Drogen oder Eifersuchtsdramen beruht. Bei einem School Shooting handelt es sich um das (psychisch kranke) Handeln eines (ehemaligen) Schülers, der aus, oft unbekannten Gründen, einen solchen Hass entwickelt hat, dass er die Institution angreifen will um so viele Angehörige wie möglich umzubringen.

3. School Shootings in Deutschland

Mit einer bisher nie dagewesenen Zunahme von Amokläufen an Schulen in den letzten drei Jahrzehnten (Agnich 2015) hat die Diskussion um das Thema School Shootings auch in Deutschland an großer Bedeutung gewonnen. Obwohl wir es oft nicht wahrnehmen wollen, fanden auch in Deutschland schon beängstigend viele Schulmassaker statt. Zwei der bekanntesten School Shootings Deutschlands sind:

3.1 Erfurt (16 Tote)

Das School Shooting am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt 2001 war das schwerwiegendste dieser Art in Deutschland und hat für mediales Aufsehen gesorgt. Der 19-jährige Schüler Robert Steinhäuser stürmte sein Gymnasium und erschoss elf Lehrer, zwei Schüler, eine Referendarin und einen Polizeibeamten. In seiner schulischen Laufbahn glänzte Robert S. nicht mit besonders guten Noten. Unter seinen Mitschülern wurde er oft unfreiwillig als Klassenclown dargestellt (Waldrich 2007). Neben der Schule beherrschten Ego-Shooter und gewalthaltige Filme sein Leben. Nachdem er das Handballspielen aufgegeben hatte, suchte er einen Sportschützenverein auf und erlangte seine Waffenbesitzkarte im Jahr 2000. Allgemein hatte er wenige innige Freundschaften. Sein Verhältnis zu den Eltern war „normal“, jedoch gab es Berichten zufolge nie eine sehr enge oder feste Bindung in der Familie. (DeBartolo 2008)

Den Ermittlungen zufolge gab es verschiedene Anzeichen, die auf die Tat hingewiesen haben. Eins davon war die Anschaffung von mehreren Waffen mit genügend Munition zwei Monate vor der Tat. Er soll auch gewalthaltige Aussagen gegenüber anderen Schülern offenbart haben. (Bondü und Scheithauer 2014)

3.2 Emsdetten (30 Verletzte)

Am 20.November 2006 schoss der 18-jährige Sebastian Bosse auf seine Mitschüler und zündete Bomben an seiner ehemaligen Schule, der Geschwister-Scholl-Realschule in Emsdetten. Sebastian wuchs in unauffälligen Familienverhältnissen auf. Er galt als eher zurückhaltend und introvertiert, gehörte der Gothik-Szene an und war Waffenliebhaber. In seiner Freizeit beschäftigte er sich mit gewalthaltigen Computerspielen. (Rede vom Innenminister Dr. Ingo Wolf; Wolf 2006). Der 18-jährige wurde unter seinen Mitschülern als unbeliebt beschrieben und galt als Einzelgänger. Aussagen seiner Mitschülern zufolge, wurde Sebastian jahrelang in der Schule gemobbt. In Internetforen schrieb Sebastian über seine Angst vor Schulversagen und Drohungen seiner Mitschüler. Er berichtete auch, dass seine Angst langsam in Wut umschlage. Dabei bat er die Forumsmitglieder um Hilfe. Außerdem veröffentlichte er Bilder und Videos von Sprengstoffexperimenten (Frankfurter Allgemeine 2017). Er sprach in vielen Online-Tagebüchern davon, dass er sich rächen möchte, wegen all der Mobbingattacken, die er durchleben musste. Er sprach von Krieg und Hass, sogar eine primäre Personenzielliste ist in seinen Einträgen zu finden. Im Fall von Sebastian B. existierten viele potenzielle Anzeichen, die auf einen geplanten Amoklauf hinwiesen. Kurz vor der Tat wurde Sebastian B. von der Polizei mit Waffen gefasst, die nicht konform mit seinem kürzlich erlangten Waffenschein waren. Aufgrund dieses Verstoßes sollte er sich am Tag des School Shootings im Gericht einfinden.

4. Ursachen, Hintergründe und Entstehung

Seit 1999 hat sich der Begriff „Schul-Amoklauf“ zu einem ganz neuen Phänomen entwickelt. Während davor eher erwachsene Täter Schulen als Ziel ihres Amoklaufs wählten, handelt es sich seit Beginn der Columbine Generation immer mehr um junge Schüler, die ihre eigene Schule angreifen. Es sind also Kinder, die zu Mördern werden. Ihre Opfer sind Kinder, die sie teilweise noch aus dem Kindergarten kannten. Was sich jeder fragt: Wie kann es dazu kommen? Das Wissen über die Hintergründe und Eigenschaften der Täter sind von großer Bedeutung um Risikofaktoren zu identifizieren und künftige Amokläufe eventuell zu verhindern (vgl. Verlinden et al. 2000).

4.1 Persönlichkeitsmerkmale des School Shooters

Schüler, die einen Amoklauf verüben, werden in der medialen Berichterstattung häufig als introvertierte Einzelgänger beschrieben mit geringfügigen oder keinen sozialen Kompetenzen und, wenn überhaupt, wenigen Freunden (Heitmeyer et al. 2013). Dieser Darstellung muss jedoch widersprochen werden. Tatsächlich waren von 41 Tätern in den USA nur 12% ohne Freunde (Vossekuil et al. 2002). 41% der Täter pflegten einen regelmäßigen Umgang mit anderen Schülern (ebd.). 44% waren in soziale Aktivitäten wie Sport oder Schulgemeinschaften eingebunden (ebd.).

Dennoch werden die sozialen Beziehungen bei genauer Betrachtung als auffällig beschrieben: Existieren Freunde, dann sind sie meist jünger als die Täter (McGee und DeBernado 1999) oder sind ebenfalls Einzelgänger (Verlinden et al. 2000; Vossekuil et al. 2002). Nichtsdestotrotz muss die Kategorisierung als „sozial isoliert“ kritisch betrachtet werden. Ein fehlender Freundeskreis muss nicht kausal mit dem Risiko für einen Amoklauf einhergehen. Cullen (2009) diskutiert die Problematik dieser Annahme am Beispiel der Columbine-Täter: Entgegen des in den Medien porträtierten Bildes waren Harris und Klebold durchaus sozial eingebunden (Cullen 2009; Langman 2008). Allein über die augenscheinliche Größe des sozialen Netzes sind potenzielle Amokläufer also kaum zu identifizieren, da knapp 50% über einen Freundeskreis verfügten (Vossekuil et al. 2002).

4.2 Psychopathologische Auffälligkeiten

4.2.1 Narzissmus und Störungen des Selbstwerts

Die narzisstische Persönlichkeitsstörung ist gekennzeichnet durch ein „tiefgreifendes Muster von Großartigkeit (in Fantasie oder Verhalten), Bedürfnis nach Bewunderung und Mangel an Empathie.“ (American Psychiatric Association APA 2015, S.918). Betroffene Personen überschätzen in der Regel ihre eigenen Fähigkeiten, erscheinen häufig prahlerisch bezüglich eigener Leistungen und sind stark voreingenommen von eigenen Erfolgs- und Machtfantasien. Der eigene Selbstwert ist im Allgemeinen jedoch fast immer sehr brüchig, und sie reagieren sehr sensibel auf Verletzungen. Kritik an ihrer Person oder Leistung kann zu starken Gefühlen von Erniedrigung, Degradierung, Wertlosigkeit, Verachtung oder Wut führen. (APA 2015). Ein Teil der School Shooter dokumentierte seine Vorbereitungen. Die Tagebücher von Eric H. und Dylan K. – die Verantwortlichen für das School Shooting an der Columbine High School - sind geprägt von Hass und Abscheu gegenüber anderen Menschen (Langman 2008; Meadows 2006). Auch die Bekennerschreiben anderer Täter sind geprägt von Äußerungen über die Minderwertigkeit der Mitmenschen sowie der eigenen Großartigkeit (O’Toole 1999), die bis zu Größenwahn reichen (Langman 2008). Die Vermutung liegt deshalb nahe, dass Amokläufer unter einer Störung des Selbstwerts leiden. Studien bestätigen auch, dass die Täter Merkmale einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung aufweisen (z.B. Bell 2003; Bondü 2012; Langman 2013). Daraus wird gefolgert, das gestörte Selbstwertgefühl mache die Täter empfänglicher für die Erfahrung von sozialer Zurückweisung und Isolation (McGee und DeBernado 1999). Dies wird gefestigt durch Ergebnisse psychologischer Studien, dass Narzissten bei empfundener Zurückweisung wütender und aggressiver gegenüber Unbeteiligten reagieren (Twenge und Campbell 2003). Die narzisstische Persönlichkeitsstörung galt deshalb lange als wichtiger Risikofaktor für Amokläufe an Schulen und gemeinsames Kernkriterium der Täter (Bondü und Scheithauer 2015). Gestützt durch diese Erkenntnisse werden Amokläufer in den Medien immer wieder als „gestörte Narzissten“ etikettiert. Die empirischen Hinweise dazu sind jedoch bei genauer Betrachtung überraschend spärlich. Bondü und Scheithauer (2015) haben in einer Analyse von Polizeiberichten und psychologischen Gutachten 7 Amokläufer an deutschen Schulen hinsichtlich Symptomen einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung untersucht. Dabei erfüllte nur einer der 7 Täter diese Kriterien. Die Täter zeigten entweder ein übermäßig gesteigertes oder ein besonders niedriges Selbstwertgefühl. Etwa nur jeder fünfte bis siebte Täter ist gekennzeichnet durch ein tiefgründiges Muster von Narzissmus (Bondü und Scheithauer 2015; Langman 2009). Auf Basis der gegenwärtigen Erkenntnisse können narzisstische Persönlichkeitszüge also nicht zwingend als gemeinsames Charakteristikum von Amokläufern betrachtet werden.

4.2.2. Depression

Neben einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung werden auch weitere mentale Erkrankungen als mögliche Ursachen für Amokläufe an Schulen aufgeführt. Tatsächlich wurde nur ein Drittel aller Täter jemals einer psychologischen Gesundheitsprüfung unterzogen (Vossekuil et al. 2002). Mache Täter zeigten im Vorfeld der Tat Zeichen psychologischer Belastung, andere hingegen nicht (Verlinden et al. 2000). Falls doch, zeigten die Täter meist Symptome einer Depression (Gerard et al. 2016; Verlinden et al. 2000) und äußerten idealisierte Vorstellungen von Suizid (Verlinden et al. 2000). Laut einer Studie von Vossekuil et al. (2002) litten von 41 Tätern in den USA 61% an Depressionen. 78% hatten im Vorfeld der Tat bereits einen Suizidversuch durchgeführt oder äußerten suizidale Gedanken (ebd.).Dennoch warnen Forscher davor, Amokläufe als Folge einer psychischen Erkrankung darzustellen (Fox und Levin 2001; Roque 2012). Laut Fox und Levin (2001) plante ein Großteil der Täter, die depressiv waren und/oder medizinisch behandelt wurden, bereits vor dem Bekanntwerden ihrer Erkrankung das Vorhaben für einen Amoklauf. Einer depressiven Störung kann also kein direkter Zusammenhang mit einem schulischen Amoklauf zugeschrieben werden, obgleich sie das Fortschreiten jener Entwicklung womöglich begünstigt. Ungeachtet der Diskussionen um psychische Störungen beschreiben die meisten Autoren und Psychologen, die von ihnen untersuchten School Shooter, als in vielfältiger Hinsicht auffällig. Es werden beispielsweise folgende Merkmale der Täter beschrieben:

schon vorher als aggressiv aufgefallen

- misstrauisch und empfindlich
- rigide und zwanghaft
- kontaktscheu, fühlen sich in der Gesellschaft fremd und lehnen diese ab
- verfügen nur über unzureichende Problemlösekompetenzen (die dazu führen können, dass zwischenmenschliche Probleme nur schlecht bewältigt werden)
- zeigen bzw. berichten über gewalthaltige Fantasien
- zeigen ein länger währendes und intensives Interesse an militärischen Waffen und Themen

(Bondü und Scheithauer 2011)

4.3 familiäre Aspekte

Familiäre Verhältnisse werden als wichtiger Einflussfaktor bei School Shootings angesehen. Insbesondere die Bindung zu den Eltern ist für die Untersuchung von School Shootings von großer Bedeutung. Einige Befunde belegen, dass eine sichere Bindung zu den Eltern sowie auch deren Unterstützung ein geringeres aggressives Verhalten bewirken (Stoddard et al. 2011). Im Allgemeinen geht man davon aus, dass in Täterfamilien in der Regel eine schlechtere Bindung besteht. Ergebnisse von Studien deutscher School Shootern lassen zwar keine Vernachlässigung der Kinder vermuten, erwecken jedoch stark den Eindruck, dass den späteren Tätern in ihren Familien häufig große Freiräume gelassen werden. Häufig haben die Eltern nur wenige Informationen darüber, was ihre Kinder den ganzen Tag tun (Bondü 2010). Einige Studien belegen, dass insbesondere die fehlende sichere Bindung an einen der beiden Elternteile einen Risikofaktor darstellt (Twemlow 2003). Dabei stehen nicht selten die Väter im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit: ihnen wird häufig Gleichgültigkeit oder auch Unaufmerksamkeit gegenüber ihrer Kinder vorgeworfen (Eisenberg 2000). Diese Unachtsamkeit hat zur Folge, dass die Eltern wichtige Warnsignale oder Hinweise auf die geplanten Taten übersehen.

Untersuchungen von Bannenberg (2010) ergaben, dass die Täterfamilien nach außen oft normal wirkten. Näher betrachtet waren sie jedoch eher dysfunktional: Einerseits im Hinblick auf Konfliktvermeidung und unzureichende Beaufsichtigung innerhalb der Familien, andererseits auf negative Emotionen wie Wut, Feinseligkeit, Gewalt und tägliche Machtkämpfe. Emotionale Wärme und Intimität waren kaum vorhanden.

[...]

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Amoklauf in der Schule 2019. Erkennen, verstehen, verhindern
Hochschule
Universität zu Köln
Veranstaltung
Seminar "Erziehung und Bildung in der Migrationsgesellschaft"
Note
1.7
Autor
Jahr
2019
Seiten
20
Katalognummer
V496285
ISBN (eBook)
9783346018304
ISBN (Buch)
9783346018311
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Amoklauf, Schule, Amoklauf in der Schule, Migrationsgesellschaft, Bildung, School Shooting, Deutschland, School Shootings in Deutschland, Zugang zu Waffen, Waffenmissbrauch, Prävention, Tatort Schule, Mediengewalt
Arbeit zitieren
Mara Bosseler (Autor:in), 2019, Amoklauf in der Schule 2019. Erkennen, verstehen, verhindern, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/496285

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