Die schnelle Niederlage im Krieg mit Deutschland im Mai und Juni 1940 hatte Frankreich zutiefst erschüttert. Die Ursache für das militärische Debakel war schnell gefunden: die Dritte Republik. Marschall Philippe Pétain, der hochdekorierte Veteran des Ersten Weltkriegs und schon bald die mit umfangreichen Kompetenzen ausgestattete Zentralfigur des Vichy-Regimes, tat offen seine Meinung über diese Republik und seiner linken Regierung kund, als er sie als „verdorben, zu erneuern, abgenutzt und schon vor der Geburt veraltet“ bezeichnete. Die Lösung war der politische als auch ideologische Gegenentwurf des État français, der mittels einer „Révolution nationale“, einer „Nationalen Revolution“ errichtet werden und der ganz im Zeichen rechter und autoritärer Regime stehen sollte, von denen es in Europa immer mehr gab und die Erfolg auf Erfolg für sich verbuchen konnten. Doch was waren die Bestandteile dieser „Kulturrevolution“, mit der der Sieger von Verdun die Franzosen wieder „moralisch und intellektuell“ erstarken lassen wollte und woher nahm sie ihre Werte?
Um diese Fragen zu klären, werden in der Arbeit zuerst die Ursprünge der Ideologie des État français beschrieben, um daraufhin die Umsetzung dieser Werte innerhalb der Nationalen Revolution darzustellen. Im einzelnen stellt die Arbeit die als am bedeutsamsten erachteten Bereiche dieser antizipierten Umformung der französischen Gesellschaft dar, ohne aber auf Teilgebiete detaillierter einzugehen, da das Ziel ein deskriptiver Überblick über die Thematik ist. Obgleich sich die Forschung der Nachkriegszeit zunächst hauptsächlich auf das für Frankreich rühmlichere Kapitel des Widerstandes konzentrierte, schaffte der amerikanische Historiker Robert O. Paxton 1972 mit seinem Werk „Vichy France - Old Guard and New Order“ einen Durchbruch hinsichtlich einer von der breiteren Öffentlichkeit in Frankreich rezipierten kritischeren Interpretation des Vichy-Regimes. Paxtons Werk liefert unter anderem umfassenden Einblick der Projekte des État français und liegt daher auch dieser Arbeit zugrunde. Aus der Literaturliste sind darüber hinaus besonders die Arbeiten von Jean-Pierre Azéma herauszustellen, der zusammen mit François Bédarida, Pascal Ory oder Serge Klarsfeld maßgeblich an der systematischen Aufarbeitung der französischen Historiografie der Vichy-Zeit beteiligt war.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Die ideologischen Ursprünge
- 1. Die Action française
- 2. Die Werte der Nationalen Revolution
- 3. Sammelsurium weltanschaulicher Konzeptionen
- 4. Das „neue Frankreich“
- III. Die Nationale Revolution
- 1. Die Gründung des État français
- 2. „Frankreich den Franzosen“
- a) Staatlicher Antisemitismus
- b) Verbot von „Geheimgesellschaften“
- c) Der Ausländer als Sündenbock
- 3. Schaffung einer Gemeinschaft der Franzosen
- a) Travail
- b) Famille
- c) Patrie
- 4. Formung der Jugend
- a) Schulpolitik
- b) Chantiers de la jeunesse
- c) Eine Vielzahl Jugendorganisationen
- 5. Die Kirche
- 6. Wirtschaftspolitik
- a) Die Bürde des Waffenstillstands
- b) Eine dirigistische Kriegswirtschaft
- 7. Die Staatsverwaltung
- 8. Die Justiz
- 9. Repressionsmaßnahmen
- a) Ein Polizeistaat
- b) Meinungskontrolle
- IV. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Ideologie und Umsetzung der „Nationalen Revolution“ des État français unter Marschall Pétain. Ziel ist es, einen deskriptiven Überblick über die wichtigsten Bereiche der gesellschaftlichen Umgestaltung zu geben und die ideologischen Ursprünge dieses Regimes aufzuzeigen. Die Arbeit verzichtet auf detaillierte Analysen einzelner Teilgebiete.
- Die ideologischen Ursprünge der „Nationalen Revolution“ und deren Verbindung zur Action française.
- Die zentralen Werte des État français: Ablehnung der Aufklärung, Individualismus und Egalitarismus.
- Die Maßnahmen zur Schaffung einer neuen französischen Gemeinschaft (Travail, Famille, Patrie).
- Die Rolle der Kirche und die Umsetzung der Wirtschafts- und Jugendpolitik.
- Die Repressionsmaßnahmen des Regimes.
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung: Die Arbeit untersucht die „Nationale Revolution“ des Vichy-Regimes als Reaktion auf die Niederlage Frankreichs 1940. Pétain sah in der Dritten Republik die Ursache des militärischen Debakels und propagierte eine radikale Erneuerung, die im Zeichen rechter und autoritärer Regime stand. Die Arbeit beleuchtet die Ursprünge der Ideologie und deren Umsetzung in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen.
II. Die ideologischen Ursprünge: Dieses Kapitel erforscht die Wurzeln der Ideologie des État français, wobei die Action française und die Gedankenwelt Charles Maurras' im Mittelpunkt stehen. Maurras' nationalistische und royalistische Ideen, die vehemente Ablehnung der Aufklärung, des Individualismus und des Egalitarismus bildeten die Grundlage für die „Nationale Revolution“. Das Kapitel beleuchtet den Einfluss der Action française auf wichtige Persönlichkeiten im Vichy-Regime und skizziert die Vision eines „neuen Frankreichs“ als ständische, ländliche und katholische Gesellschaft.
III. Die Nationale Revolution: Dieses Kapitel beschreibt die Umsetzung der ideologischen Ziele. Es werden die Gründung des État français, die Maßnahmen zur Schaffung einer „Gemeinschaft der Franzosen“ (Arbeit, Familie, Vaterland), die Formung der Jugend durch Schulpolitik und Jugendorganisationen, die Rolle der Kirche und die Wirtschaftspolitik behandelt. Die Kapitel beleuchten zudem Repressionsmaßnahmen wie die Etablierung eines Polizeistaats und die Kontrolle der Meinungsfreiheit.
Schlüsselwörter
Nationale Revolution, État français, Vichy-Regime, Marschall Pétain, Action française, Charles Maurras, Antisemitismus, Travail, Famille, Patrie, Repression, Wirtschaftspolitik, Jugendpolitik, Ideologie, Rechter Extremismus.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Seminararbeit: "Die Nationale Revolution des État français"
Was ist der Gegenstand der Seminararbeit?
Die Seminararbeit untersucht die Ideologie und Umsetzung der „Nationalen Revolution“ des État français unter Marschall Pétain. Sie bietet einen deskriptiven Überblick über die wichtigsten Bereiche der gesellschaftlichen Umgestaltung und beleuchtet die ideologischen Ursprünge dieses Regimes. Detaillierte Analysen einzelner Teilgebiete werden vermieden.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die ideologischen Ursprünge der „Nationalen Revolution“, insbesondere den Einfluss der Action française und Charles Maurras. Im Mittelpunkt stehen die zentralen Werte des État français (Ablehnung von Aufklärung, Individualismus und Egalitarismus), die Maßnahmen zur Schaffung einer neuen französischen Gemeinschaft (Travail, Famille, Patrie), die Rolle der Kirche, die Wirtschafts- und Jugendpolitik sowie die Repressionsmaßnahmen des Regimes.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in vier Kapitel: Eine Einleitung, ein Kapitel zu den ideologischen Ursprüngen, ein Kapitel zur Nationalen Revolution und einen Schluss. Das Kapitel zur Nationalen Revolution unterteilt sich in weitere Unterkapitel, die sich mit der Gründung des État français, der Schaffung einer Gemeinschaft der Franzosen, der Formung der Jugend, der Rolle der Kirche, der Wirtschaftspolitik, der Staatsverwaltung, der Justiz und den Repressionsmaßnahmen befassen.
Welche ideologischen Ursprünge werden untersucht?
Die Arbeit untersucht die Wurzeln der Ideologie des État français, wobei die Action française und die Gedankenwelt Charles Maurras' im Mittelpunkt stehen. Maurras' nationalistische und royalistische Ideen, seine vehemente Ablehnung der Aufklärung, des Individualismus und des Egalitarismus bildeten die Grundlage für die „Nationale Revolution“. Der Einfluss der Action française auf wichtige Persönlichkeiten im Vichy-Regime und die Vision eines „neuen Frankreichs“ als ständische, ländliche und katholische Gesellschaft werden beleuchtet.
Wie wird die Umsetzung der „Nationalen Revolution“ dargestellt?
Das Kapitel zur „Nationalen Revolution“ beschreibt die Umsetzung der ideologischen Ziele. Es werden die Gründung des État français, die Maßnahmen zur Schaffung einer „Gemeinschaft der Franzosen“ (Arbeit, Familie, Vaterland), die Formung der Jugend durch Schulpolitik und Jugendorganisationen, die Rolle der Kirche und die Wirtschaftspolitik behandelt. Die Repressionsmaßnahmen, wie die Etablierung eines Polizeistaats und die Kontrolle der Meinungsfreiheit, werden ebenfalls beleuchtet.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Nationale Revolution, État français, Vichy-Regime, Marschall Pétain, Action française, Charles Maurras, Antisemitismus, Travail, Famille, Patrie, Repression, Wirtschaftspolitik, Jugendpolitik, Ideologie, Rechter Extremismus.
Wo finde ich ein Inhaltsverzeichnis?
Das Inhaltsverzeichnis ist im HTML-Code enthalten und umfasst die Kapitel „Einleitung“, „Die ideologischen Ursprünge“, „Die Nationale Revolution“ und „Schluss“. Die Kapitel „Die ideologischen Ursprünge“ und „Die Nationale Revolution“ sind weiter unterteilt in zahlreiche Unterkapitel, die die verschiedenen Aspekte der „Nationalen Revolution“ detaillierter behandeln.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit richtet sich an ein akademisches Publikum und dient der Analyse der Themen im Rahmen einer strukturierten und professionellen akademischen Untersuchung.
- Quote paper
- Stefan Meingast (Author), 2003, La Révolution nationale - Werte und Umsetzung der Ideologie des État français, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49652