Die öffentliche Wahrnehmung von Boulevardmedien


Hausarbeit, 2014

26 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Boulevardpresse
2.1 Themen
2.2 Präsentation
2.3 Grafische Darstellung
2.4 Sprache
2.5 Bilder

3. Funktion des Aufmachers

4. Funktion der Schlagzeile

5. Diskursive Strategien

6. Funktion der Boulevardpresse

7. Boulevardpresse in Deutschland

8. Die Leser der Boulevardzeitungen

9. Prominente und die Boulevardpresse

10. Verletzung der Persönlichkeitsrechte durch die Boulevardpresse

11. Die Phase der Politisierung

12. Fazit: Persönliche Stellungnahme

Literaturverzeichnis

Einleitung

Der Mensch ist ein soziales Wesen, das Kommunikation, Information und Meinungsaustausch braucht. Schon 1000 Jahre vor Christus wurden Informationen, z. B. Höhlenmalerei oder Papyrusschriften, gesammelt und weitergegeben. Bekannt ist auch, dass es im Römischen Reich (27 v. Chr.) Informationsblätter gegeben hat, die jeden Tag veröffentlicht wurden. Im Laufe der Geschichte nahm der Informationsaustausch zunehmend Platz im Leben der Menschen ein.

Im Mittelalter wurden Flugblätter auf öffentlichen Plätzen verteilt. In Italien hießen diese Blätter „avvisi“, im deutschsprachigen Raum nannte man sie „Zeitungen“. Mit der Erfindung des Buchdruckes vereinfachte sich die Darstellung der Zeitungen erheblich.

Im Herbst 1605 erwarb der Verleger Johann Carolus, der über ein Informationsnetz in ganz Europa verfügte, ein Patent im Straßburger Rathaus. Bei dem Patent handelte es sich um ein örtliches Herstellungsmonopol auf ein Zeitungsabonnement, die neue Art der Informationsverbreitung. Dieses Ereignis war die Geburtsstunde der modernen Zeitungen und von diesem Moment an fanden die Zeitungen mehr und mehr Zugang in das Leben der Gesellschaft. Es mussten allerdings noch 300 Jahre vergehen, damit die Zeitung so wurde, wie wir sie heute kennen. Die wohl erste Zeitung, die mit der heutigen Berichterstattung vergleichbar ist, ist die Zeitung „La Gazette“. Sie wurde von dem visionären Franzosen Théophraste Renaudot ab dem Jahre 1631 herausgegeben (vgl. Welke 2014, S. 1).

Doch erste Kommentare zu den Informationsartikeln findet man erst ab dem 17. Jahrhundert in einem Hamburger Abendblatt. Nachdem Mitte des 19. Jahrhunderts die Telegrafie und das Telefon erfunden worden waren, nahmen Kommunikation, Information und Journalismus zu. Während dieser Zeit veränderte sich die Gesellschaft. Der Kapitalismus war im Vormarsch und Zeitungslektüre war nicht mehr ein Privileg der Oberschicht. Immer mehr Leute aus der Mittelklasse konnten lesen und schreiben. Mit dem Wachstum entdeckten die Journalisten einen großen Markt für sich. Technische Möglichkeiten, Kostenabbau und die Möglichkeit, Bildung zu erlangen, führten dazu, dass die Zeitungen zu Massenmedien wurden.

Die günstigen Preise, die Interpretation der Fakten, die einfache Bevölkerung, grelle Illustrationen und die Fähigkeit, die Bedürfnisse der Leser zu befriedigen, führten dazu, dass Boulevardzeitungen populär wurden. Zudem wurden Boulevardmedien nicht nur durch eine schnelle Berichterstattung über dramatische, skandalöse Ereignisse populär, sondern auch über sogenannte „human interest stories“, die an die Gefühle der Leser appellierten. Die Autoren in den Boulevardzeitungen kommunizieren mit dem Leser in anderer Weise als ihre Kollegen in seriösen Zeitschriften. Anders als ihre seriösen Kolle­gen verlangen sie nicht, dass die Leser über ihre Berichte nachdenken oder diskutieren. Die Autoren der Boulevardzeitungen kommunizieren auf der Gefühlsebene. Ihr Ziel ist es, Empörung, Angst, Traurigkeit oder Lust hervorzurufen.

In den 1950er- und 1960er-Jahren begann ein neues Kapitel in der Geschichte der Boulevardpresse. Dank der Sexrevolution war das Thema Sex kein Tabu mehr und Sexthemen wurden ein fester Bestandteil der Boulevardpresse. Es gibt vier Typen von Boulevardpresse: 1. Zwischenzeitungen, die zur Seriosität neigen, aber die Qualität der Bildzeitung haben, 2. die Boulevardpresse, die zur Banalität neigt, 3. echte Boulevardzeitungen, deren Merkmale sind Pathos und Vulgarität sind, 4. pornografische Zeitungen. Die Themen der Boulevardpresse sind unter anderem: Sex, Kriminalität, Sport, Prominente und Skandale (vgl. FJS o. J., o. S.).

In der modernen Gesellschaft ist die Boulevardpresse nicht nur in den Zeitungen vertreten, sondern auch im Fernsehen, im Radio oder auch im Internet. In diesen Medien werden bestimmte Sendungen, die als „Boulevardmagazine“ bezeichnet werden, veröffentlicht, z. B. Brisant, Taff, Explosiv. Fast alle aktuellen Zeitungen sind in sozialen Netzwerken vertreten. Die Leser werden teilweise selbst zu Autoren und die Journalisten werden zu Lesern. Die Boulevardpresse verschweißt sich mit anderen Medien und begleitet uns unser gesamtes Leben. Zu beobachten, welche Veränderungen und Entwicklungen in der Boulevardpresse eintreten, bleibt auch in Zukunft interessant und spannend.

1. Boulevardpresse

Zur Boulevardpresse zählen „jene Periodika, die vorwiegend auf der Straße zum Verkauf angeboten werden, eine betont populär-sensationelle Aufmachung (Balkenüberschriften, großflächige Fotos etc.) haben, den Leser durch schockierende Stories ansprechen wollen (sex, crime, war) und sich häufig bewusst einer sehr direkten Ausdrucksweise bedienen, die nicht selten die Vulgärsprache zu übertreffen sucht, um Neugier, Sensationshunger und Nervenkitzel einer bei der Lektüre kaum verharrenden Leserschaft permanent zu wecken und zu befriedigen“ (Koszyk, Pruys 1973, S. 61).

1.1 Themen

Folgende Themen haben in der Boulevardpresse große Bedeutung: Sex and Crime, Straftaten, Spektakel und Katastrophen, Klatsch und Tratsch sowie Themen aus dem Bereich Sport (vgl. Nusser 1991, S. 144). Themen aus den Bereichen Wirtschaft, Politik und Kultur werden von der Boulevardpresse ebenfalls aufgenommen, sie haben aber nur eine zweitrangige Bedeutung (vgl. Saxer 1979, S. 6).

1.2 Präsentation

Die Aufgabe der Boulevardpresse besteht darin, eine möglichst große Menge an Zeitungen zu verkaufen. Deshalb muss die Zeitung einen hohen Attraktivitätswert besitzen. Die Boulevardzeitung soll eine ansprechende Gestaltung haben, die leicht und schnell auf­ge­nommen werden und konsumiert werden kann. Dies zeigt sich besonders auffällig an den Titelseiten des jeweiligen Boulevardblattes (vgl. Schirmer 2001, S. 11). Der Leser wird „nicht verstandesmäßig angesprochen, sondern über das Auge und mit Gefühlen“ (Schulte-Willekes 1977, S. 18). Bei der Boulevardpresse stehen die in den Texten und in den Bil­dern enthaltenen Emotionen im Vordergrund (vgl. Schirmer 2001, S. 12). „Boulevard­presse erlaubt sich ständig Emotionalität, erlaubt sich mit jeder Schlagzeile, mit jeder Art des Textes, zu rühren, Wut, Empörung […], Mitleiden hervorzurufen“ (Kohlrusch 1992, S. 190).

1.3 Grafische Darstellung

Die grafische Darstellung der Boulevardzeitungen wirkt auffallend und grell. Das Layout wurde farblich und typografisch stark bearbeitet (vgl. Schirmer 2001, S. 12).

Die Schlagzeilen der Boulevardpresse zieren „überdimensionierte, fette Überschriften so­wie farbige (häufig rote) Raster und Linien, […] hinzu kommt vor allem eine ausführliche, um Aufmerksamkeit heischende Bebilderung“ (Schirmer 2001, S. 12). „Boulevardzeitun­gen […] arbeiten mit größeren Bildern und messen ihnen einen höheren Stellenwert zu als Abonnementszeitungen“ (Hermann 1966, S. 266). Bei den Boulevardzeitungen ist der Textteil im Verhältnis zu den Bildern kleiner. Studien, die an britischen Boulevardzeitun­gen durchgeführt wurden, haben gezeigt, dass 60 % des Inhalts der englischen Boulevardpresse auf „look at“-Material basieren. Mit „look at“ werden in erster Linie die Fotos, Headlines und Cartoons in Verbindung gebracht (vgl. Tunstall 1983, S. 134).

1.4 Sprache

Die Sprache in Boulevardzeitungen ist einfach und alltagsnah, denn „für ein breites, nicht kategorial anvisiertes Publikum müssen Texte so zubereitet werden, dass die Rezipienten keinen kognitiven Aufwand leisten müssen, daß ihr Interesse und ihre Neugier geweckt werden und daß keine Langeweile entsteht“ (Schwitalla 1993, S. 7). Somit sind die Leser mit der Sprache der Boulevardzeitung vertraut (vgl. Schirmer 2001, S. 12f.).

1.5 Bilder

„Die Bezeichnung ‚Bild‘ wird als Sammelbegriff für alle denkbaren Visualisierungsformen verwendet: Fotos, Karikaturen, Infografiken, Vignetten etc.“ (Macias 1990, S. 1–60).

Funktion von Fotos

Die Darstellung in den Boulevardmedien wird längst von Fotos beherrscht. Pressefotos haben folgende drei Funktionen zu erfüllen (vgl. Blum, Bucher 1998, S. 64):

1. Ihre Funktion ist es „in der Regel: aktuelle Realität zu dokumentieren oder zumin­dest Authentizität zu suggerieren (Belegfunktion)“ (Schirmer 2001, S. 40).
2. „Fotos werden dazu verwendet, um Textinhalte zu veranschaulichen (Darstellungs­funktion)“ (ebd.).
3. Die Fotos können eine Werbefunktion erfüllen, indem sie als Blickfang für den Leser benutzt werden (vgl. ebd.).

Die Boulevardpresse benutzt gerne Fotos, um den Blick der Leser auf ihre Boulevard­presseblätter zu lenken. Dabei haben sie sich eine Strategie überlegt, wie sie den Leser dazu bewegen können, ihn mit ihren Bildern einzufangen. Die Aufmerksamkeit der Leser wird gesteigert, wenn man versucht, bei ihm Emotionen aus dem Inneren herauszukitzeln (vgl. Schirmer 2001, S. 40). Durch den Einsatz von formal-ästhetischen Mitteln wird die Wirkung, die sich durch die Fotos ergibt, gesteigert (vgl. Schirmer 2001, S. 41). Der Leser wird die „größeren vor kleineren Bildern, Nahaufnahmen (Detail) vor Weitwinkel, Menschen vor Gegenständen, Bewegung vor Ruhe, mehrfarbige Bilder vor einfarbigen, Bildsequenzen vor Einzelbildern“ bevorzugen (Barmettler 1996, S. 287). Die Boulevard­presse verwendet zunehmend Fotos in der Nahaufnahme (Barmettler 1996, S. 286). Zudem kann man das Foto freistellen. „Freistellen heißt, daß man unwichtige Partien weg­schneidet und dadurch wichtige Bildteile hervorhebt. […] Das Freistellen darf nicht zu oft eingesetzt werden, weil dieser Effekt sich leicht abnutzt“ (Küpper 1994, S. 22). Darüber hinaus werden in den Printmedien der Boulevardpresse Hell-Dunkel-Kontraste eingesetzt; durch diese Methode wird die Wirksamkeit von Fotos verstärkt (vgl. Meyer, Frohner 1979, S. 27). Wenn man mehrere Fotos in einem Beitrag einsetzt, ergeben sich „Kontraste durch die Varianz von Größe und Format“. „Ein großes Bild wird größer, wenn ein kleines daneben steht, und das kleine wird durch das große Bild wichtiger“ (Barmettler 1996, S. 275).

In der Boulevardpresse wird der Mensch gerne als vorherrschendes Motiv für die Fotos genommen (vgl. Saxer, Märki-Koepp 1992, S. 41f.). In Anbetracht dessen, dass sich die Menschen für andere Menschen interessieren und dadurch ihr Interesse geweckt wird, gibt die Literatur Auskunft darüber, welche fotografischen Motive dazu verhelfen können, die Aufmerksamkeit der Leser zu aktivieren (vgl. Schirmer 2001, S. 47).

Erstens ist hier die Erotik von großer Bedeutung. „Sexuelle Reize zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich kaum abnutzen, immer neu wirken und fast alle Zielgruppen ansprechen“ (Meissner 1994, S. 80). In den Boulevardzeitungen wird besonders oft ein attraktiver Körperteil einer Frau verwendet – nach dem Motto „Sex sells“ (vgl. Weber 1980, S. 60–62). Diese Methode dient dazu, die männlichen Leser anzusprechen und ihre Bedürfnisse zu befriedigen.

Ein weiteres Sujet, das die Aufmerksamkeit der Leser aktiviert, ist das Thema „Gewalt und ihre Opfer“, im besonderen Sinne Thematiken wie Verbrechen und Unglück (vgl. Büscher 1996, S. 139f.). Die Boulevardpresse veröffentlicht in ihren Blättern gern Fotos von Menschen, die verunglückt sind oder Opfer eines grausamen Verbrechens wurden (vgl. Dovifat 1930, S. 16f.). Die Menschen haben die Sehnsucht danach, das, was Sie gesehen haben, kontrollieren zu können. Dies ist das Bedürfnis nach der Kontrolle ihrer Angst (vgl. Grimm 1992, S. 58–61). Mit den oben aufgeführten Thematiken werden die Leser zwar in Grauen versetzt, sie müssen aber nichts befürchten, weil das Geschilderte sie nicht real betrifft.

Mit Fotos von Kindern wird das Empfinden der Leser gerührt. Der Auslösefaktor hierfür ist das „Kindchenschema“, das Klischee eines Kindes mit großen Augen, vollen Wangen und rundlichen Körperformen (vgl. Meissner 1994, S. 80).

Auch Abbildungen von Tieren, z. B. Katzen, Hunden etc., können eine positive Wirkung auf die Leser ausüben. Der Effekt kann sich noch intensivieren, wenn es sich um junge Tiere, z. B. Katzenbabys, handelt (vgl. ebd.).

2. Funktion des Aufmachers

„Im Zusammenspiel von Bild und Text erfüllt der Titelseiten-Aufmacher in der Zeitung gleich mehrere Funktionen“ (Starkulla 1993, S. 79–119). Der Aufmacher fungiert als eine Art Richtschnur für den Leser, er hilft dem Leser, die für ihn passende Literatur auszuwählen (vgl. Schirmer 2001, S. 26). „Durch die besondere Platzierung und Auf­machung wird eine redaktionelle Wertung und Gewichtung von Informationen auf den ersten Blick ersichtlich“ (Schirmer 2001, S. 26f.).

Eine weitere Aufgabe des Aufmachers ist es, die Titelseite zu ordnen und anschaulich zu gestalten, zudem kann der Aufmacher zur Kontaktherstellung dienen (vgl. Schirmer 2001, S. 27).

Die Boulevardzeitungen haben das Ziel, hohe Auflagen ihrer Zeitung zu verkaufen, da sie kommerziell abhängig sind. Hierbei spielt die redaktionelle Fläche über dem Bruch eine besondere Rolle, denn an den Verkaufsstätten sieht man gewöhnlich nur die obere Hälfte der Titelseite. Diese Titelschlagzeile ist von besonderer Bedeutung, denn nur durch sie kann man den potenziellen Leser dazu bringen, diese Boulevardzeitung wahrzunehmen und auch zu kaufen (vgl. Meissner 1994, S. 88).

Der Aufmacher und die Schlagzeilen haben, wie der Kommunikationswissenschaftler Büscher ausführt, zwei zentrale Funktionen zu erfüllen: „Aus der Situationseinschätzung (Antizipation der Bedürfnisse des Lesers, Berücksichtigung der Bedingungen des Straßen­verkaufs) und den eigenen Präferenzen (Umsatz machen, verkaufen) ergeben sich die Ziele: a) die Aufmerksamkeit des Lesers erregen und ihn spontan für den Kauf der Zeitung gewinnen (,Leserfang‘) und b) den Leser längerfristig an sich binden (,Leserbindung‘)“ (Büscher 1996, S. 56).

Der Aufmacher hat nicht nur die Aufgabe, den Leser zu kontaktieren und ihn an sich zu binden (vgl. Saxer 1979, S. 151), sondern er muss auch die Fähigkeit dazu haben, das Produkt langfristig verkaufen zu können (vgl. Schirmer 2001, S. 27).

Die Titel, die auf dem ersten Blatt der Boulevardzeitungen zu finden sind, haben die Aufgabe der Aktivierung. Das heißt, sie sollen den Kontakt zu den Personen, die an den Verkaufsstätten mit den Zeitungen in Berührung kommen, aufnehmen und die potenziellen Leser dazu bewegen, diese Zeitungen zu kaufen. Der Aufmacher verursacht selektive Zuwendung (vgl. Schirmer 2001, S. 28). Selektion bedeutet „ein Verhalten, bei dem ein Organismus aus einer praktisch unendlichen Vielfalt von Reizen jene auswählt, die er aufnehmen und gegebenenfalls weiterverarbeiten will“ (Donsbach 1991, S. 23). In der Selektion werden physische Reize von psychischen Reizen unterschieden. Die physischen Reize basieren auf allgemeinen, evolutionär fixierten Reiz-Reaktions-Schemata. Die psychischen Reize sind von den individuellen Entscheidungen und Prädispositionen abhängig (vgl. Schirmer 2001, S. 28).

„In der Massenkommunikation wäre z. B. eine Selektion aufgrund von physischen Reizen die Zuwendung zu Artikeln, die besonders große Überschriften haben […], oder zu Werbebotschaften, die bestimmte Reizfarben einsetzen. Eine Selektion aufgrund von psychischen Reizen wäre demgegenüber die Zuwendung zu Kommunikationsinhalten, die eine starke Betroffenheit auslösen, die zu bekannten Schemata passen oder die geeignet sind, eine bestehende Dissonanz zu reduzieren“ (Donsbach 1991, S. 24). Ein weiterer Bestandteil, von dem die Selektion abhängt, ist die kognitive Fähigkeit des Lesers, den Text zu verstehen.

3. Funktion der Schlagzeile

Eine besondere Rolle in der Boulevardzeitung spielt die Aufmacher-Schlagzeile. Sie hat die Aufgabe, den Leser „unmittelbar zu erregen, ihn spontan zu ergreifen und zu fesseln, ihn ,anzuspringen‘“ (Früh 1980, S. 81f.). Als Schlagzeile wird „die größte auffallendste Überschrift der Seite 1 bezeichnet (Meyer, Frohner 1979, S. 14f.) „Der Begriff wird bisweilen auch synonym für die Aufmacher-Überschrift einer beliebigen Seite oder für Titel ganz allgemein verwendet“ (ebd.). In der früheren Zeit wurden Untersuchungen durchgeführt, mit denen ermittelt werden sollte, welche Bedeutungen die Schlagzeilen für den Leser haben und ob die Schlagzeilen den Boulevardzeitungen dazu verhelfen könnten, den Absatz zu steigern (vgl. Schirmer 2001, S. 29). Meyer und Frohner haben Folgendes festgestellt: „In extremen Fällen – das zeigen Untersuchungen an ,Stummen Verkäufern‘ – lassen sich 20 bis 30 Prozent der Leser durch die Schlagzeile verlocken, ein bestimmtes Blatt zu kaufen. […] Selbst wenn […] im Durchschnitt der Gesamtauflage – also nicht nur bezogen auf ,Stumme Verkäufer‘ – lediglich zehn Prozent der Kunden durch die Schlagzeile den letzten Kaufanstoß erhalten, so ist dieser Anstoß für die Boulevardblätter überlebens­wichtig“ (Meyer, Frohner 1979, S. 5). In der Literatur findet man auch den Hinweis, dass nicht nur die Aufmacher-Schlagzeile von Bedeutung ist, sondern auch das ganze erste Blatt auf der Titelseite (vgl. Schirmer 2001, S. 29). „Die Fülle der Zeilen und Ankündigungen erweckt das Gefühl: Es ist viel im Blatt. Je reichhaltiger das Angebot auf der ersten Seite ist, desto besser ist die Zeitung zu verkaufen“ (Meyer, Frohner 1979, S. 46). Der Ton in der Redaktion der Boulevardzeitungen lautet folgendermaßen: „Eine Chefredaktion muss auf das größte Thema setzen. […]. Der Gemischtwaren-Laden auf Seite 1 – der ist passé“ (ebd.).

[...]

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Die öffentliche Wahrnehmung von Boulevardmedien
Hochschule
Universität Vechta; früher Hochschule Vechta
Veranstaltung
Journalismus, Politik und Öffentlichkeit
Note
1,0
Autor
Jahr
2014
Seiten
26
Katalognummer
V496539
ISBN (eBook)
9783346006349
ISBN (Buch)
9783346006356
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Medien Presse Boulvardmedien
Arbeit zitieren
Natalia Bokova (Autor:in), 2014, Die öffentliche Wahrnehmung von Boulevardmedien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/496539

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