Trotz zahlreicher Anläufe hatte die Europäische Gemeinschaft nach einem Vierteljahrhundert den Sprung zu einer politischen Union nicht geschafft. Immer wieder schreckten ihre Mitglieder vor der drastischen Aufgabe zurück. Der Konzeptionenstreit zwischen jenen, die nur einen lockeren „europäischen Staatenbund“ und jenen, die einen festgefügten „europäischen Bundesstaat“ anstrebten, fand keine Lösung. Der Aufbruch zu neuen Ufern kam erst gegen Mitte der achtziger Jahre. Es bedurfte mehrerer Gipfel - von Stuttgart 1983 über Fontainebleau 1984 und Mailand 1985 -, bis sich in Luxemburg 1985 die Regierungschefs auf ein Reformpaket einigen konnten, das die Bezeichnung Einheitliche Europäische Akte (besser in französisch: „Acte Unique“) erhielt.
Die vorliegende Arbeit stellt den schwierigen Weg zur EEA dar, indem sie auf die Ursachen des Reformbedarfs eingeht, die einzelnen Initiativen vorstellt und ihre Bedeutung hinsichtlich der späteren Realisierung der EEA bewertet. Besonderes Augenmerk wird auf die Umstände der EEA-Vertragsverhandlungen von den Europäischen Räten in Mailand bis Luxemburg gelegt, da diese das Ergebnis maßgeblich bestimmten. Nicht Thema der Arbeit und deshalb auch nicht deren Inhalt ist eine Analyse des Vertragsinhaltes der EEA.
Eine Bilanz der umfangreichen wissenschaftlichen Arbeiten zeigt ein vielfältiges und gegensätzliches Bild. Während die Forschung in der Zeit der Entstehung der EEA deren Inhalt und Bedeutung mitunter kontrovers diskutierte, verursacht das spätere Wirken des Vertrages mit dem Anstoß zu einer fortschreitenden Reform der Gemeinschaft eine tendenziell positivere Bewertung der Einheitlichen Akte.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Reformbedarf
- a) Die siebziger Jahre
- b) Die achtziger Jahre
- III. Eine Europäische Verfassung
- a) Beweggründe für die Initiative
- b) Umsetzung des Reformansatzes
- c) Inhalte des Verfassungsentwurfs
- d) Ergebnis der Initiative
- IV. Eine Feierliche Deklaration
- a) Forderung Genschers
- b) Die Genscher-Colombo-Akte
- c) Reduzierung der „Akte“ zur „Deklaration“
- d) Bedeutung der Feierlichen Deklaration
- V. Von der Deklaration zum Dooge-Ausschuss
- a) Fontainebleau 1984
- b) Der Dooge-Ausschuss
- c) Der Ausschuss „Europa der Bürger“
- d) Bedeutung der beiden Ausschüsse
- VI. Die Einheitliche Europäische Akte
- a) Der Europäische Rat in Mailand
- b) Die Arbeiten der Regierungskonferenz
- d) Die Unterzeichnung der EEA
- e) Der Europäische Rat von Luxemburg
- e) Die Ratifizierung der EEA
- VII. Bewertung der Entwicklung und der EEA
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit verfolgt das Ziel, den Entstehungsprozess der Einheitlichen Europäischen Akte (EEA) nachzuzeichnen. Sie analysiert die Ursachen des Reformbedarfs in der Europäischen Gemeinschaft, beleuchtet verschiedene Initiativen und bewertet deren Bedeutung für die Realisierung der EEA. Ein besonderer Fokus liegt auf den Verhandlungen der Europäischen Räte in Mailand und Luxemburg.
- Reformbedarf der Europäischen Gemeinschaft in den 1970er und 1980er Jahren
- Verschiedene Initiativen zur europäischen Integration
- Verhandlungen und politische Prozesse zur Entstehung der EEA
- Bedeutung der EEA für die weitere europäische Integration
- Analyse der politischen und wirtschaftlichen Hintergründe
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung: Die Einleitung beschreibt den schwierigen Weg zur Einheitlichen Europäischen Akte (EEA) und den langjährigen Streit zwischen Befürwortern eines lockeren Staatenbundes und eines festen Bundesstaates. Sie skizziert den Fokus der Arbeit auf die Ursachen des Reformbedarfs, die einzelnen Initiativen und deren Bedeutung für die EEA, mit besonderem Augenmerk auf die Verhandlungen in Mailand und Luxemburg. Die Arbeit vermeidet eine Analyse des Vertragsinhalts der EEA selbst.
II. Reformbedarf: Dieses Kapitel analysiert den Reformbedarf der Europäischen Gemeinschaft, beginnend in den 1970er Jahren. Es beschreibt die erfüllten Aufträge der Römischen Verträge und die Schwierigkeiten, die EG über einen bloßen Zweckverband hinauszuführen. Der Kapitel behandelt die wachsenden politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen, die Forderungen des Europäischen Parlaments nach mehr Beteiligung und die zunehmende Renationalisierung der europapolitischen Zusammenarbeit. Schließlich wird die Bedeutung struktureller Umbrüche im kapitalistischen Vergesellschaftungsmodus und die Wettbewerbslage im internationalen Umfeld für den späteren Integrationsschub der 1980er Jahre hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Einheitliche Europäische Akte (EEA), Europäische Gemeinschaft (EG), Europäische Integration, Reformbedarf, Europäischer Rat, Regierungskonferenz, intergouvernementale Zusammenarbeit, europäische Verfassung, Genscher-Colombo-Akte, Dooge-Ausschuss.
Häufig gestellte Fragen zur Einheitlichen Europäischen Akte (EEA)
Was ist der Inhalt dieses Dokuments?
Dieses Dokument bietet einen umfassenden Überblick über die Entstehung der Einheitlichen Europäischen Akte (EEA). Es beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel und ein Stichwortverzeichnis. Der Fokus liegt auf der Nachzeichnung des Entstehungsprozesses der EEA, der Analyse der Reformbedürfnisse der Europäischen Gemeinschaft und der Bewertung verschiedener Initiativen, die zur Realisierung der EEA beitrugen. Besonders werden die Verhandlungen der Europäischen Räte in Mailand und Luxemburg beleuchtet.
Welche Themen werden im Dokument behandelt?
Das Dokument behandelt folgende zentrale Themen: den Reformbedarf der Europäischen Gemeinschaft in den 1970er und 1980er Jahren; verschiedene Initiativen zur europäischen Integration, darunter der Versuch einer europäischen Verfassung und die Genscher-Colombo-Akte; die Verhandlungen und politischen Prozesse zur Entstehung der EEA; die Bedeutung der EEA für die weitere europäische Integration; und eine Analyse der politischen und wirtschaftlichen Hintergründe.
Welche Kapitel umfasst das Dokument?
Das Dokument gliedert sich in sieben Kapitel: I. Einleitung, II. Reformbedarf (mit Unterpunkten zu den 1970er und 1980er Jahren), III. Eine Europäische Verfassung (mit Unterpunkten zu Beweggründen, Umsetzung, Inhalten und Ergebnis), IV. Eine Feierliche Deklaration (mit Unterpunkten zu Genschers Forderung, der Genscher-Colombo-Akte, deren Reduzierung zur Deklaration und deren Bedeutung), V. Von der Deklaration zum Dooge-Ausschuss (mit Unterpunkten zu Fontainebleau 1984, dem Dooge-Ausschuss, dem Ausschuss „Europa der Bürger“ und deren Bedeutung), VI. Die Einheitliche Europäische Akte (mit Unterpunkten zum Europäischen Rat in Mailand, den Arbeiten der Regierungskonferenz, der Unterzeichnung und Ratifizierung der EEA und dem Europäischen Rat von Luxemburg), und VII. Bewertung der Entwicklung und der EEA.
Was ist das Hauptziel des Dokuments?
Das Hauptziel des Dokuments ist die Nachzeichnung des Entstehungsprozesses der Einheitlichen Europäischen Akte (EEA). Es analysiert die Ursachen des Reformbedarfs in der Europäischen Gemeinschaft und bewertet die Bedeutung verschiedener Initiativen für die Realisierung der EEA. Ein besonderer Fokus liegt auf den Verhandlungen der Europäischen Räte in Mailand und Luxemburg.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant für das Verständnis des Dokuments?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Einheitliche Europäische Akte (EEA), Europäische Gemeinschaft (EG), Europäische Integration, Reformbedarf, Europäischer Rat, Regierungskonferenz, intergouvernementale Zusammenarbeit, europäische Verfassung, Genscher-Colombo-Akte, Dooge-Ausschuss.
Welche Rolle spielten die Europäischen Räte in Mailand und Luxemburg?
Die Verhandlungen der Europäischen Räte in Mailand und Luxemburg werden im Dokument als besonders wichtig für die Entstehung der EEA hervorgehoben. Sie stellen zentrale Punkte im Entstehungsprozess dar und werden detaillierter analysiert.
Wie wird der Reformbedarf der Europäischen Gemeinschaft dargestellt?
Der Reformbedarf wird im Dokument als Ergebnis verschiedener Faktoren dargestellt: die erfüllten Aufträge der Römischen Verträge und die Schwierigkeiten, die EG über einen bloßen Zweckverband hinaus zu entwickeln; wachsende politische und wirtschaftliche Herausforderungen; Forderungen des Europäischen Parlaments nach mehr Beteiligung; zunehmende Renationalisierung der europapolitischen Zusammenarbeit; und strukturelle Umbrüche im kapitalistischen Vergesellschaftungsmodus und die Wettbewerbslage im internationalen Umfeld.
Was ist die Bedeutung der Genscher-Colombo-Akte?
Die Genscher-Colombo-Akte wird als eine wichtige Initiative im Prozess der europäischen Integration dargestellt, die letztendlich zur „Feierlichen Deklaration“ vereinfacht wurde. Ihre Bedeutung liegt in ihrem Beitrag zum fortschreitenden Integrationsprozess.
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- Stefan Meingast (Author), 2002, Der Weg zur Einheitlichen Europäischen Akte, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49659