Zu den Pionieren der Kommunikationsforschung zählt der amerikanische Wissenschaftler Harold Dwight Lasswell. Seine Hauptforschungsbereiche waren Soziologie und Politologie, im Speziellen internationale Beziehungen, Propaganda und Machtstrukturen in staatlichen Gemeinschaften. In den 40er Jahren machte er jedoch entscheidende Schritte auf einem anderen Gebiet, welches damals noch in den Kinderschuhen steckte: der Kommmunikationswissenschaft. Lasswells besonderes Interesse galt in diesem Zusammenhang der Inhalts- und Wirkungsforschung. Mit der Erstellung seiner Formel im Jahr 1948 knüpfte er nicht nur an traditionelle Kommunikationstheorien der Vergangenheit an, sondern schuf Ansatzpunkte für spätere rhetorikorientierte Kommunikationsmodelle. Die Lasswell-Formel brachte es rasch zu großer Berühmtheit, weil sie einfach und einleuchtend den komplizierten Vorgang der Massenkommunikation beschreibt. Sie stellt eines der ersten Wortmodelle überhaupt dar, die für den publizistischen Prozess entwickelt wurden.
In der vorliegenden Arbeit sollen die Lasswell-Formel und die in Lasswells Aufsatz "The Structure and Function of Communication in Society" formulierten Theorien zur Massenkommunikation vorgestellt werden. In diesem Zusammenhang wird das Stimulus-Response-Modell Beachtung finden, welches als Basis der Überlegungen Lasswells gilt. Auf die kritischen Betrachtungen der Lasswell-Formel von Klaus Merten wird im Anschluss daran eingegangen. Am Schluss der Arbeit soll die Frage beantwortet werden, welche Bedeutung die Lasswell-Formel im heutigen Kommunikationsprozess hat.
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Die Lasswell-Formel
2.1 Fünf Fragepronomen
2.2 Die zugewiesenen Forschungsbereiche
2.3 Massenkommunikation nach Lasswell
III. Stimulus-Response-Modell als Basis
3.1 Entstehung des Stimulus-Response-Ansatzes
3.2 Weiterentwicklung des Stimulus-Response-Modells
3.3 Berücksichtigung des S-O-R-Modells in der Lasswell-Formel
IV. Mertens Kritik der Lasswell-Formel
4.1 Die Formel von Douglas Waples
4.2 Erfüllung der Modellfunktionen
4.3 Bedeutung der Lasswell-Formel nach Merten
4.4 Bewertung der Kritik Mertens
V. Ergebnis
VI. Literaturverzeichnis
I. Einleitung
Zu den Pionieren der Kommunikationsforschung zählt der amerikanische Wissenschaftler Harold Dwight Lasswell. Seine Hauptforschungsbereiche waren Soziologie und Politologie, im Speziellen internationale Beziehungen, Propaganda und Machtstrukturen in staatlichen Gemeinschaften. In den 40er Jahren machte er jedoch entscheidende Schritte auf einem anderen Gebiet, welches damals noch in den Kinderschuhen steckte: der Kommmunikationswissenschaft. Lasswells besonderes Interesse galt in diesem Zusammenhang der Inhalts- und Wirkungsforschung. Mit der Erstellung seiner Formel im Jahr 1948 knüpfte er nicht nur an traditionelle Kommunikationstheorien der Vergangenheit an, sondern schuf Ansatzpunkte für spätere rhetorikorientierte Kommunikationsmodelle[1]. Die Lasswell-Formel brachte es rasch zu großer Berühmtheit, weil sie einfach und einleuchtend den komplizierten Vorgang der Massenkommunikation beschreibt. Sie stellt eines der ersten Wortmodelle überhaupt dar, die für den publizistischen Prozess entwickelt wurden.
In der vorliegenden Arbeit sollen die Lasswell-Formel und die in Lasswells Aufsatz The Structure and Function of Communication in Society[2] formulierten Theorien zur Massenkommunikation vorgestellt werden. In diesem Zusammenhang wird das Stimulus-Response-Modell Beachtung finden, welches als Basis der Überlegungen Lasswells gilt. Auf die kritischen Betrachtungen der Lasswell-Formel von Klaus Merten wird im Anschluss daran eingegangen. Am Schluss der Arbeit soll die Frage beantwortet werden, welche Bedeutung die Lasswell-Formel im heutigen Kommunikationsprozess hat.
II. Die Lasswell-Formel
2.1 Fünf Fragepronomen
Lasswell eröffnete seine Analyse von Kommunikationsprozessen im Jahr 1948 mit folgenden Worten:
"A convenient way to describe an act of communication is to answer the following questions:
Who
Says what
In which channel
To whom
With what effect?"[3]
In diesem rhetorikorientierten Modell sind der Kommunikator (Who), welcher "Erstbeweger" der Aussage ist, und der Rezipient (To whom) die entscheidenden Strukturelemente. Durch den einfachen Aufbau soll die komplizierte Struktur der Massenkommunikation einsichtig gemacht werden, was man als Reduktionismus der rhetorik-orientierten Modelle der Massenkommunikation bezeichnet. Das Modell gibt aber keinen Hinweis darauf, woher der Kommunikator den Stoff für seine Aussage nimmt.
Im Lasswell-Modell stehen Kommunikator und Rezipient in einer kommunikativen Beziehung. Das Medium (In which channel) erscheint lediglich als Transportmittel oder als Kanal der Kommunikatoraussage. Das Modell fragt zwar nach dem Effekt der Kommunikation, die als Einbahnstraße vom Kommunikator zum Rezipienten verläuft; letztlich lässt das Lasswell´sche Kommunikationsmodell die Möglichkeit eines Feedbacks aber unberücksichtigt.
2.2 Die zugewiesenen Forschungsbereiche
Gleichzeitig wies Lasswell in seinem Artikel darauf hin, dass mit jedem Fragepronomen ein eigener Forschungsbereich angesprochen ist:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Das Who entspricht der Kommunikatorforforschung (control studies), Says what weist hin auf die Aussageforschung (content analysis), während sich In which channel auf die Medienforschung (media analysis) bezieht. Das To whom führt zur Rezipientenforschung (audience analysis) und die Schlussposition With what effect zur Wirkungsforschung (effect analysis).[4]
Diese fünf Forschungsbereiche umfassen publizistische Erscheinungen, die wiederum mit verschiedenen Erkenntniszielen und mit dem Werkzeug verschiedener Disziplinen angegangen werden können. Der Kommunikatorforschung dienen biographische Arbeiten über Journalisten, Redakteure und publizistische Persönlichkeiten. Die Aussageforschung versucht ein objektives und systematisches Bild von Texten und Bildern, von Film- und Schallaufzeichnungen zu gewinnen[5]. Ein klassisches Feld der Publizistik und Zeitungswissenschaft ist die Medienforschung. Sie untersucht unter anderem die Anatomie einer publizistischen Einrichtung und entwirft Arbeiten zur Phänomenologie der Zeitung oder Zeitschrift. Rezipienten- oder Publikumsforschung betreibt jeder Publizist, sobald er versucht, mehr über seine Leserschaft herauszufinden, um zum Beispiel besser bei den Lesern "anzukommen". Was im Bereich der Wirkungsforschung an Ergebnissen vorliegt, haben Psychologen und Sozialpsychologen herausgefunden[6]. Die Ergebnisse lassen sich aber nicht verallgemeinern, sind daher für die Publizistikwissenschaft nur bedingt brauchbar.[7]
2.3 Massenkommunikation nach Lasswell
Lasswell klassifiziert mit seiner Formel die Kommunikationswissenschaft und ihre Teildisziplinen. Er stellt in seiner Arbeit trotzdem die Frage, ob diese Aufteilung zur Darstellung von Massenkommunikation nötig und es nicht sinnvoller sei, verschiedene Elemente zusammen zu betrachten. Lasswell vertritt dabei die Ansicht, dass die Entscheidung vom Zweck der Untersuchung und vom gewünschten Grad der Genauigkeit der Untersuchung abhängt. Der Prozess der Massenkommunikation solle als Ganzes und im Zusammenhang mit dem jeweiligen Sozialgefüge betrachtet werden[8]. Lasswell sieht die Funktionen des Einzelnen im Prozess der Massenkommunikation als zentralen Ausgangspunkt für das Verständnis der Kommunikation. Er stellt hierbei drei unterschiedliche Funktionen fest: Der Funktionsbereich der surveillance steht für den Personenkreis, der Informationen sammelt und dadurch die Umwelt überwacht und beobachtet - diese Funktion wird in der Praxis von Nachrichtenagenturen, Diplomaten und Auslandskorrespondenten erfüllt. Die redaktionelle Tätigkeit der Auswahl von Informationen bzw. Meinungsbildung und -abstimmung ist nach Lasswell eine weitere tragende Funktion der Massenkommunikation. Die dritte Funktion ist "Kulturübertragung"[9], wobei vor allem Lehrer und Eltern ein soziales Erbe von einer Generation auf die nächste übertragen[10].
[...]
[1] Vgl. McDougal, Derek: Harold D. Lasswell and the study of international relations. Boston, 1984, S. 15.
[2] Lasswell, Harold D.: The Structure and Function of Communication in Society. In: Schramm, Wilbur (Hrsg.): Mass Communications. Urbana u. a., 21960, S. 117.
[3] Vgl. Lasswell, Communication in Society, S. 117.
[4] Vgl. Lasswell, Communication in Society, 1960, S. 117-118.
[5] Buchbesprechungen und Filmkritik wären in diesem Sinn journalistische Formen der Aussageforschung.
[6] Vgl. Schenk, Michael: Medienwirkungsforschung. Tübingen, 1987.
[7] Vgl. Prakke, Henk: Die Lasswell-Formel und ihre historischen Ahnen. In: Festschrift für Otto Groth. Bremen 1965, S. 101-102.
[8] Vgl. Lasswell, Communication in Society, 1960, S. 118.
[9] Lasswell, Communication in Society, 1960, S. 118.
[10] Vgl. ebd., S. 118.
- Quote paper
- Stefan Meingast (Author), 2000, Die Lasswell-Formel: Ursprung und Bedeutung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49661
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