Diese Arbeit zeigt, inwiefern sich der Wirklichkeitsrahmen, der aus den Gegebenheiten der realen Welt besteht, auf die Fallkonstruktion in Kriminalromanen auswirkt. Dafür wird als theoretische Grundlage Marvin Minskys Konzept von Wissen dargestellt. Daraufhin wird anhand von Beispielen aus dem Werk von Arthur Conan Doyle und Agatha Christie darauf eingegangen, wie sich der Wirklichkeitsrahmen seit der Schaffenszeit dieser Autoren verändert hat und welche der damals geschilderten Vorgänge in heutigen Kriminalromanen nicht mehr denkbar wären. Die beiden Schriftsteller wurden aufgrund der Vielzahl ihrer kriminalliterarischen Texte und ihrer bis heute immensen Popularität gewählt. Zudem wird beispielhaft aufgezeigt, welche Strategien die Autoren heutiger Kriminalliteratur anwenden, um mit dem aktuellen Wirklichkeitsrahmen umzugehen.
Von Kriminalliteratur wird erwartet, Straftaten und Ermittlungen realistisch/authentisch zu schildern. Es ist mit Sicherheit nicht zu bestreiten, dass viele Kriminalautoren aus Gründen der Spannung mit einer Häufung von Zufällen oder ungewöhnlichen Ereignissen arbeiten, nur die aufregendsten Aspekte der Polizeiarbeit zeigen und gelegentlich ihre künstlerische Freiheit ausnutzen. Dennoch müssen sie die Gegebenheiten der Wirklichkeit zu einem hohen Grad beachten, damit es dem Leser zumindest möglich erscheint, dass das geschilderte Verbrechen geschieht und auf die dargestellte Weise aufgeklärt wird. Nichtbeachtung von Fingerabdrücken durch Polizeibeamte beispielsweise wäre in heutigen Kriminalromanen ein erheblicher Logikfehler.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Wirklichkeit als Rahmen für die Fallkonstruktion in Kriminalliteratur
- Das Konzept von Wissen nach Minsky
- Der Wirklichkeitsrahmen bei Doyle und Christie
- Kriminaltechnik
- Alltagstechnik
- Gesellschaftliche Normen und Regeln
- Der Umgang mit dem Wirklichkeitsrahmen in heutiger Kriminalliteratur
- Zeitliches Verschieben des Rahmens
- Räumliche Einschränkung des Rahmens
- Einschränkung des Rahmens auf Alltagsmöglichkeiten
- Weitere Strategien zur Rahmenaufweichung
- Akzeptanz des Rahmens
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert, inwiefern die Wirklichkeit als Rahmen für die Fallkonstruktion in Kriminalromanen fungiert. Ziel ist es, die Auswirkungen dieses Rahmens auf die Gestaltung der Kriminalfälle aufzuzeigen und zu untersuchen, wie dieser Rahmen von Autorinnen und Autoren der Kriminalliteratur genutzt und angepasst wird.
- Das Konzept von Wissen nach Minsky und seine Relevanz für das Verständnis des Wirklichkeitsrahmens in Kriminalromanen
- Die Veränderung des Wirklichkeitsrahmens in der Kriminalliteratur vom Ende des 19. Jahrhunderts bis heute
- Strategien von Autorinnen und Autoren der heutigen Kriminalliteratur im Umgang mit dem aktuellen Wirklichkeitsrahmen
- Die Rolle der Authentizität und Realitätsnähe in der Kriminalliteratur
- Die Bedeutung des Wirklichkeitsrahmens für die Spannung und Glaubwürdigkeit von Kriminalromanen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Relevanz der Authentizität in der Kriminalliteratur heraus und führt die Fragestellung der Arbeit ein: Wie wirkt sich der Wirklichkeitsrahmen auf die Fallkonstruktion in Kriminalromanen aus?
- 2.1 Das Konzept von Wissen nach Minsky: Dieses Kapitel erläutert Minskys Konzept von Wissen und wie es auf die Interpretation von Kriminalromanen angewendet werden kann. Der Leser wird als Akteur vorgestellt, der mit seinem eigenen Wissensrahmen Fragen an den Text richtet und erwartet, dass diese beantwortet werden.
- 2.2 Der Wirklichkeitsrahmen bei Doyle und Christie: Anhand von Beispielen aus den Werken von Arthur Conan Doyle und Agatha Christie wird gezeigt, wie sich der Wirklichkeitsrahmen seit der Schaffenszeit dieser Autoren verändert hat. Soziale Normen, Kriminaltechniken und alltägliche Gegebenheiten, die in ihren Werken noch selbstverständlich waren, sind heute teilweise undenkbar.
- 2.3 Der Umgang mit dem Wirklichkeitsrahmen in heutiger Kriminalliteratur: Dieses Kapitel untersucht, wie Autorinnen und Autoren der heutigen Kriminalliteratur mit dem aktuellen Wirklichkeitsrahmen umgehen. Es werden verschiedene Strategien vorgestellt, wie sie den Rahmen zeitlich verschieben, räumlich einschränken, auf Alltagsmöglichkeiten fokussieren, aufweichen oder akzeptieren.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Themengebiete dieser Arbeit sind: Kriminalliteratur, Fallkonstruktion, Wirklichkeitsrahmen, Authentizität, Realitätsnähe, Wissen, Marvin Minsky, Arthur Conan Doyle, Agatha Christie, Kriminaltechnik, Alltagstechnik, Gesellschaftliche Normen, Zeitliche Veränderung des Rahmens, Räumliche Einschränkung des Rahmens, Alltagsmöglichkeiten, Rahmenaufweichung, Akzeptanz des Rahmens.
- Arbeit zitieren
- Verena Binder (Autor:in), 2019, Die Wirklichkeit als Rahmen für die Fallkonstruktion in Kriminalliteratur, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/496635