In der folgenden Arbeit soll gezeigt werden, welche Arten der Gerechtigkeit Aristoteles im Buch V seiner Nikomachischen Ethik beschreibt. Am Anfang der Bearbeitung steht ein kurzer Überblick über die geschichtliche Entwicklung des Begriffs der Gerechtigkeit im alten Griechenland. Dies erscheint nützlich, da es zeigt, welche Definition Platon gibt und wie sich die Gerechtigkeit bei Aristoteles von einer inneren zu einer äußeren Qualität wandelt. Darauf folgt die Beschreibung der allgemeinen sowie der besonderen Gerechtigkeit und ihrer Unterformen. Der Schluss der Arbeit nimmt Bezug auf den Begriff der Billigkeit als "eine Art der Gerechtigkeit" .
Bei der Literaturauswahl wurde Wert darauf gelegt, unterschiedliche Übersetzungen der Nikomachischen Ethik heranzuziehen, um der ursprünglichen aristotelischen Aussage im griechischen Originaltext so nahe als möglich zu kommen. Übersetzen heißt immer schon Deuten. Eine Nachprüfung ergibt häufig, dass manches in Aristoteles hinein-, nicht herausgelesen wurde. Demnach gibt es innerhalb der Forschung unterschiedliche Ansichten zur Übersetzung einzelner Passagen - so verwendet Dirlmeier nicht den Ausdruck Billigkeit oder Salomon übersetzt "Verteilung der öffentlichen Güter nach Würde" mit Verteilung nach "Maßgabe der Einzahlung". Wo die verwendete Literatur diese Diskrepanzen aufweist, wird in der Arbeit darauf hingewiesen.
Auf die Abschnitte über Natur- und positives Recht im Buch V der Nikomachischen Ethik wird in der Arbeit nicht näher eingegangen. Im Vordergrund stehen die aristotelischen Gerechtigkeitsarten.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Die historische Entwicklung des Begriffs der Gerechtigkeit
- III. Die allgemeine Gerechtigkeit - iustitia universalis (tò νόμιμον)
- IV. Die besondere Gerechtigkeit - iustitia particularis (tò ïσov)
- 1. Iustitia distributiva (Suкα1ooúvy diavɛuntIKŃ)
- 2. Iustitia commutativa (dikaɩogóvy diop0wtikn)
- 3. Iustitia correctiva (τò άутɩлεлоОÓ)
- V. Die Billigkeit (έnıɛíkɛiα)
- VI. Ergebnis
- VII. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit widmet sich der Analyse der verschiedenen Arten von Gerechtigkeit, die Aristoteles im Buch V seiner Nikomachischen Ethik präsentiert. Zunächst wird ein historischer Abriss über die Entwicklung des Gerechtigkeitsbegriffs im antiken Griechenland gegeben, um den Kontext der aristotelischen Definition zu beleuchten. Im weiteren Verlauf werden die allgemeine und die besondere Gerechtigkeit sowie ihre Unterformen detailliert beschrieben. Abschließend wird der Begriff der Billigkeit als "eine Art der Gerechtigkeit" behandelt.
- Die Entwicklung des Gerechtigkeitsbegriffs im alten Griechenland
- Die Unterscheidung zwischen allgemeiner und besonderer Gerechtigkeit
- Die Unterformen der besonderen Gerechtigkeit: distributive, kommutative und korrektive Gerechtigkeit
- Die Rolle der Billigkeit im aristotelischen Gerechtigkeitssystem
- Die Bedeutung der Beziehungen zwischen den Menschen für die Gerechtigkeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und skizziert den Fokus auf die aristotelischen Gerechtigkeitsarten im Buch V der Nikomachischen Ethik. Sie erläutert die Bedeutung des historischen Überblicks über den Gerechtigkeitsbegriff im alten Griechenland und die Herausforderungen der Übersetzung des Originaltextes. Kapitel II zeichnet die Entwicklung des Gerechtigkeitsbegriffs in der Antike nach, beginnend mit der Göttin Dike und dem Wandel von einer inneren zu einer äußeren Qualität der Gerechtigkeit. Es werden die Definitionen von Platon und die frühe aristotelische Sichtweise im Kontext der Topik diskutiert. Kapitel III befasst sich mit der allgemeinen Gerechtigkeit, die sich auf die Befolgung der Rechtsnorm und das Gemeinschaftsleben bezieht. Aristoteles' Definition der Ungerechtigkeit als Gesetzeswidrigkeit und Ungleichheit wird analysiert, sowie die Rolle der allgemeinen Gerechtigkeit als Grundtugend. Die besondere Gerechtigkeit im vierten Kapitel behandelt die verschiedenen Formen, die sich auf die Beziehung zwischen Individuen beziehen: distributive, kommutative und korrektive Gerechtigkeit.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Konzepten der aristotelischen Gerechtigkeitslehre, insbesondere mit den Begriffen von allgemeiner und besonderer Gerechtigkeit. Sie analysiert die verschiedenen Arten der besonderen Gerechtigkeit, wie die distributive, die kommutative und die korrektive Gerechtigkeit, sowie die Bedeutung der Billigkeit im Rahmen des aristotelischen Gerechtigkeitssystems. Zudem werden die Beziehungen zwischen den Menschen im Kontext von Gerechtigkeit und die Herausforderungen der Übersetzung des griechischen Originaltextes beleuchtet.
- Arbeit zitieren
- Stefan Meingast (Autor:in), 2000, Die Gerechtigkeitsarten im Buch V der Nikomachischen Ethik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49668