Gegenstand dieser Magisterarbeit ist der Deutsch-als-Fremd-und-Zweitsprache-Unterricht im deutschen Strafvollzug. Diese Arbeit dient der Zielgruppe, also JustizvollzugslehrerInnen, externen Bildungsbeauftragen sowie ehrenamtlichen MitarbeiterInnen als Handreichung für den DaF/DaZ-Unterricht. Dabei versteht sich die Arbeit nicht als dogmatische Lösung sondern vielmehr als Impuls, der Orientierung, Anregungen und Verbesserungsvorschläge geben soll. Die Arbeit umfasst thematisch drei maßgebliche Abschnitte und unterteilt sich in eine Grundlagenerschließung zum Strafvollzug, eine empirische Datenerhebung einschließlich Evaluation und die Umsetzung der evaluationsbasierten Ergebnisse in einem Referenzkurs.
Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Stellung der Ausländer nach dem Zuwanderungsgesetz sowie der Integrationsförderung im Bundesgebiet lebender Ausländer. Im zweiten Abschnitt ist die empirische Datenerhebung über die DaF/DaZ-Maßnahmen der Justizvollzugsanstalten und damit die argumentative Grundlage dieser Arbeit enthalten. Im dritten Abschnitt der Arbeit ist die praktische Umsetzung der Ergebnisse enthalten. Dazu gehört ein kurzer Abriss über die Entwicklung der Methoden und die Vorstellung eines praxisnahen Modells zur Unterrichtsvorbereitung. Des Weiteren werden innovative DaF/DaZ-Konzeptionen des Strafvollzugs vorgestellt.
Bei der Gestaltung des Referenzkurses wird auf eine transparente Vorgehensweise geachtet, um die Thematik auch für Laien nachvollziehbar zu machen. Der Referenzkurs ist modular aufgebaut und ergänzt ein ausgewähltes Lehrwerk durch vollzugsspezifische Themen. Die Orientierung an der Lebenswelt der Lernenden dient dem Ziel der Alltagsbewältigung im Strafvollzug und soll die Motivation der Teilnehmenden verstärken. Die Vermittlung kommunikativer Kompetenzen steht in direktem Zusammenhang mit einer Befähigung der Lernenden, mögliche Ausbildungs- und Weiterbildungsmaßnahmen im Strafvollzug nutzen zu können. Eines der Module widmet sich der Alphabetisierung, da ein Teil der Zielgruppe nicht über entsprechende Kenntnisse verfügt.Der Referenzkurs orientiert sich in Bezug auf landeskundliche Themen an interkulturellen Aspekten und dient ebenfalls der Integration.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Begriffsabgrenzungen
- 3. Historische Entwicklung des Justizvollzugs
- 4. Grundlagen des Justizvollzugs
- 4.1 Gesetzliche Grundlagen
- 4.2 Organisatorische Grundlagen
- 4.3 Statistische Grundlagen
- 4.4 Zusammenfassung
- 5. Pädagogik im Justizvollzug
- 5.1 Bildungsangebote für Strafgefangene
- 5.2 Aufgaben der Lehrenden
- 5.3 Anforderungen an die Lehrenden
- 5.4 Zusammenfassung
- 6. Ausländische Inhaftierte im Strafvollzug
- 6.1 Ausländeranteile im Strafvollzug der Bundesrepublik Deutschland
- 6.2 Anteile ausländischer Inhaftierter in Untersuchungshaft und Jugendstrafvollzug
- 6.3 Problematische Aspekte der Inhaftierung
- 6.4 Haftbedingungen ausländischer Inhaftierter
- 6.5 Die Stellung der Ausländer nach dem Zuwanderungsgesetz
- 6.6 Die Förderung der Integration im Bundesgebiet lebender Ausländer
- 6.6.1 Anwendung der Integrationskurse auf Strafgefangene
- 7. Empirische Grundlage – Ergebnisse der Evaluation
- 7.1 Hypothesen und Forschungsfragen
- 7.2 Auswahl der Methode
- 7.3 Umfang und Ziele der Datenerhebung
- 7.3.1 Beschreibung der Vorgehensweise
- 7.3.2 Gestaltung des Fragebogens
- 7.4 Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
- 7.4.1 Ermittlung der DaF/DaZ-Kurse
- 7.4.2 Zuständigkeiten und Durchführung
- 7.4.3 Qualifikation der Lehrkräfte
- 7.4.4 Dauer der DaF/DaZ-Kurse
- 7.4.5 Größe der Unterrichtsgruppen
- 7.4.6 Nationalitäten
- 7.4.7 Zertifizierung
- 7.4.8 Konzeptionierung
- 7.4.9 Unterrichtsmaterial
- 7.4.10 Qualitäts- und Erfolgskontrollen
- 7.4.11 Anteile Inhaftierter mit nichtdeutscher Muttersprache
- 7.5 Zusammenfassung
- 7.5.1 Ableitung der Ergebnisse für die Referenzkursgestaltung
- 8. Deutsch als Fremd- und Zweitsprache
- 8.1 Entwicklung der Methoden
- 8.2 Modell Didaktische Analyse zur Unterrichtsvorbereitung
- 8.3 Unterrichtsphasen
- 8.4 Beispielhafte Unterrichtseinheit
- 9. Gestaltung des Referenzkurses
- 9.1 Impulse innovativer Konzeptionen
- 9.1.1 JVA Cottbus-Dissenchen (Brandenburg)
- 9.1.2 JVA Freiburg (Baden-Württemberg)
- 9.1.3 JVA Ottweiler (Saarland)
- 9.1.4 Prison Translator (Schweiz)
- 9.2 Lernziele und Anforderungen an den Referenzkurs
- 9.2.1 Sprachliche Kenntnisse und Fertigkeiten
- 9.2.2 Metasprachliches Wissen
- 9.2.3 Schlussfolgerungen
- 9.3 Vorüberlegungen und Rahmenfestlegung
- 9.3.1 Dauer – Unbefristete vs. Befristete Bildungsmaßnahmen
- 9.3.2 Umfang des Referenzkurses
- 9.3.3 Struktureller Aufbau – Module vs. Kapitel
- 9.3.4 Lehrwerke im Strafvollzug
- 9.4 Beschreibung der Zielgruppe
- 9.4.1 Allgemeinbildung/Vorbildung
- 9.4.2 Lernerfahrung
- 9.4.3 Vorkenntnisse
- 9.4.4 Motivation
- 9.4.5 Kognitive Leistungsfähigkeit/Konzentrationsfähigkeit
- 9.4.6 Muttersprache
- 9.4.7 Kriminalität/Gewaltpotential
- 9.4.8 Schlussfolgerungen
- 9.4.8.1 Verwendbare Sozialformen
- 9.4.8.2 Hilfsmittel/Medien
- 9.4.8.3 Spiele
- 9.5 Didaktisch-methodische Grundlagen
- 9.5.1 Progression
- 9.5.2 Wortschatz
- 9.5.3 Grammatik
- 9.5.4 Rezeptive und produktive Fertigkeiten
- 9.5.4.1 Die rezeptiven Fertigkeiten
- 9.5.4.2 Die produktiven Fertigkeiten
- 9.5.5 Landeskunde
- 9.6 Zusammenfassung
- 9.1 Impulse innovativer Konzeptionen
- 10. Der Referenzkurs
- 10.1 Kursinhalte
- 10.2 Inhaltsbeschreibung
- 10.2.1 MODUL Alphabetisierung
- 10.2.2 MODUL I
- 10.2.3 MODUL II
- 10.2.4 MODUL III
- 10.2.5 MODUL IV
- 10.2.6 MODUL V
- 10.2.7 MODUL VI
- 10.2.8 MODUL VII
- 11. Forschungstagebuch
- 12. Fazit
- Literatur- und Quellenverzeichnis
- Anlagenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Magisterarbeit untersucht den Deutschunterricht für nicht-deutsche Muttersprachler im deutschen Strafvollzug. Ziel ist die Entwicklung eines evaluationsbasierten Referenzkurses, der die spezifischen Herausforderungen dieses Kontextes berücksichtigt.
- Analyse der aktuellen Situation des DaF/DaZ-Unterrichts im Strafvollzug.
- Identifizierung der Bedürfnisse und Herausforderungen nicht-deutscher Muttersprachler im Strafvollzug.
- Entwicklung eines praxisorientierten und modular aufgebauten Referenzkurses.
- Konzeptionierung eines didaktisch-methodischen Ansatzes für den DaF/DaZ-Unterricht im Strafvollzug.
- Integration von vollzugsspezifischen Inhalten in den Sprachunterricht.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Diese Arbeit untersucht den Deutschunterricht als Fremd- und Zweitsprache im deutschen Strafvollzug, der durch erhebliche Unterschiede und Defizite in der Unterrichtung nichtmuttersprachlicher Gefangener gekennzeichnet ist. Ziel ist die Entwicklung einer Handreichung für Justizvollzugslehrer, externe Bildungsbeauftragte und ehrenamtliche Mitarbeiter.
2. Begriffsabgrenzungen: Der Text klärt die Begriffe Justizvollzug und Strafvollzug, Deutsch als Fremd- und Zweitsprache (DaF/DaZ), sowie Didaktik und Methodik. Die Unterschiede und Überschneidungen dieser Begriffe werden im Kontext des Strafvollzugs diskutiert.
3. Historische Entwicklung des Justizvollzugs: Dieser Abschnitt gibt einen historischen Überblick über die Entwicklung des Justizvollzugs von den frühen Formen der Bestrafung bis zum heutigen Strafvollzugsgesetz (StVollzG), welches die soziale Befähigung und Resozialisierung von Gefangenen zum Ziel hat.
4. Grundlagen des Justizvollzugs: Dieser Teil erläutert die gesetzlichen, organisatorischen und statistischen Grundlagen des deutschen Justizvollzugs, einschließlich des offenen und geschlossenen Vollzugs, der Arbeitspflicht von Gefangenen und der Rolle von Pädagogen im Vollzug. Der überproportional hohe Anteil ausländischer Inhaftierter wird hervorgehoben.
5. Pädagogik im Justizvollzug: Hier werden Bildungsangebote für Strafgefangene, die Aufgaben der Lehrenden und die Anforderungen an sie beschrieben. Der Text betont die Bedeutung der Resozialisierung und die Herausforderungen der Arbeit mit einer heterogenen Gefangenenpopulation.
6. Ausländische Inhaftierte im Strafvollzug: Dieser Abschnitt befasst sich mit der Überrepräsentation ausländischer Inhaftierter im deutschen Strafvollzug und den damit verbundenen Problemen wie Sprachbarrieren, kulturelle Unterschiede und die ungeklärte ausländerrechtliche Situation. Die Integrationsbemühungen der Bundesregierung und deren Anwendbarkeit im Strafvollzug werden diskutiert.
7. Empirische Grundlage – Ergebnisse der Evaluation: Die empirische Studie untersucht mittels Fragebögen den DaF/DaZ-Unterricht in deutschen Justizvollzugsanstalten. Die Ergebnisse zeigen eine große Vielfalt in der Konzeption, Durchführung und den Zielen der Kurse, sowie einen Mangel an formal qualifizierten Lehrkräften.
8. Deutsch als Fremd- und Zweitsprache: Dieser Abschnitt beschreibt die Entwicklung der Methoden im DaF/DaZ-Unterricht von der Grammatik-Übersetzungsmethode bis zur kommunikativen Methode und dem interkulturellen Ansatz. Das Modell der Didaktischen Analyse (DA) wird als Instrument zur Unterrichtsvorbereitung vorgestellt.
9. Gestaltung des Referenzkurses: Basierend auf den Ergebnissen der empirischen Studie werden innovative DaF/DaZ-Konzepte aus verschiedenen Justizvollzugsanstalten vorgestellt. Der Text beschreibt die Lernziele, die Zielgruppe und die didaktisch-methodischen Grundlagen des Referenzkurses. Die Auswahl des Lehrwerks „Berliner Platz“ und der modulare Aufbau des Kurses werden begründet.
Schlüsselwörter
Deutsch als Fremdsprache, Deutsch als Zweitsprache, Strafvollzug, Justizvollzug, Resozialisierung, Integration, Sprachförderung, empirische Forschung, Referenzkurs, Bildung, Gefängnispädagogik, Kommunikative Kompetenz, Interkulturelle Kompetenz, Gemeinsamer Europäischer Referenzrahmen (GER).
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Magisterarbeit: Deutschunterricht für nicht-deutsche Muttersprachler im deutschen Strafvollzug
Was ist das Thema der Magisterarbeit?
Die Magisterarbeit untersucht den Deutschunterricht für nicht-deutsche Muttersprachler im deutschen Strafvollzug und entwickelt einen evaluationsbasierten Referenzkurs, der die spezifischen Herausforderungen dieses Kontextes berücksichtigt.
Welche Ziele verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit analysiert die aktuelle Situation des DaF/DaZ-Unterrichts im Strafvollzug, identifiziert die Bedürfnisse und Herausforderungen nicht-deutscher Muttersprachler, entwickelt einen praxisorientierten und modular aufgebauten Referenzkurs und konzipiert einen didaktisch-methodischen Ansatz für den DaF/DaZ-Unterricht im Strafvollzug, der vollzugsspezifische Inhalte integriert.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel zu Vorwort, Inhaltsverzeichnis, Abkürzungsverzeichnis, Einleitung, Begriffsabgrenzungen, Historische Entwicklung des Justizvollzugs, Grundlagen des Justizvollzugs, Pädagogik im Justizvollzug, Ausländische Inhaftierte im Strafvollzug, Empirische Grundlage – Ergebnisse der Evaluation, Deutsch als Fremd- und Zweitsprache, Gestaltung des Referenzkurses, Der Referenzkurs, Forschungstagebuch, Fazit, Literatur- und Quellenverzeichnis und Anlagenverzeichnis. Jedes Kapitel befasst sich mit einem spezifischen Aspekt des Themas.
Was sind die zentralen Themen der Arbeit?
Zentrale Themen sind die Analyse des DaF/DaZ-Unterrichts im Strafvollzug, die Bedürfnisse und Herausforderungen nicht-deutscher Muttersprachler inhaftierter Personen, die Entwicklung eines Referenzkurses, die didaktisch-methodischen Grundlagen des Unterrichts und die Integration vollzugsspezifischer Inhalte.
Welche Methoden wurden angewendet?
Die Arbeit kombiniert Literaturrecherche mit empirischer Forschung. Eine Evaluation mittels Fragebögen in Justizvollzugsanstalten liefert Daten zur aktuellen Situation des DaF/DaZ-Unterrichts. Die Ergebnisse dieser Evaluation fließen direkt in die Gestaltung des Referenzkurses ein.
Welche Ergebnisse liefert die empirische Studie?
Die empirische Studie zeigt eine große Vielfalt in der Konzeption, Durchführung und den Zielen der DaF/DaZ-Kurse im Strafvollzug und einen Mangel an formal qualifizierten Lehrkräften. Diese Ergebnisse dienen als Grundlage für die Entwicklung des Referenzkurses.
Wie ist der Referenzkurs aufgebaut?
Der Referenzkurs ist modular aufgebaut und berücksichtigt die spezifischen Bedürfnisse der Zielgruppe (nicht-deutsche Muttersprachler im Strafvollzug). Er beinhaltet Lernziele, didaktisch-methodische Grundlagen und berücksichtigt Aspekte wie Allgemeinbildung, Lernerfahrung, Vorkenntnisse, Motivation und kognitive Fähigkeiten der Inhaftierten. Der Kurs basiert auf dem Lehrwerk "Berliner Platz".
Welche Zielgruppe spricht der Referenzkurs an?
Der Referenzkurs richtet sich an nicht-deutsche Muttersprachler im deutschen Strafvollzug mit unterschiedlichen Vorkenntnissen, Lernfähigkeiten und Motivationen. Die Besonderheiten der Zielgruppe, wie z.B. mögliches Gewaltpotential oder geringe Konzentrationsfähigkeit, werden berücksichtigt.
Welche didaktisch-methodischen Grundlagen liegen dem Referenzkurs zugrunde?
Der Referenzkurs basiert auf kommunikativen Methoden des DaF/DaZ-Unterrichts und berücksichtigt die Entwicklung der Methoden von der Grammatik-Übersetzungsmethode bis zum interkulturellen Ansatz. Die Didaktische Analyse dient als Instrument zur Unterrichtsvorbereitung. Der Kurs berücksichtigt rezeptive und produktive Fertigkeiten, Wortschatz, Grammatik und Landeskunde.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für Justizvollzugslehrer, externe Bildungsbeauftragte, ehrenamtliche Mitarbeiter im Strafvollzug, sowie für Wissenschaftler und Praktiker im Bereich DaF/DaZ und Gefängnispädagogik.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Deutsch als Fremdsprache, Deutsch als Zweitsprache, Strafvollzug, Justizvollzug, Resozialisierung, Integration, Sprachförderung, empirische Forschung, Referenzkurs, Bildung, Gefängnispädagogik, Kommunikative Kompetenz, Interkulturelle Kompetenz, Gemeinsamer Europäischer Referenzrahmen (GER).
- Quote paper
- Manuel Mesterharm (Author), André Laukner (Author), 2007, Deutsch als Fremd- und Zweitsprache im Strafvollzug. Evaluationsbasierte Handreichung für die Unterrichtung nichtdeutscher Muttersprachler, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/496732