Langemarck - Feldpostbriefe - Propaganda. Gesichter der Erinnerung


Seminararbeit, 2002

12 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Hauptteil
1. Die Schlacht bei Langemarck
2. Die unmittelbare Erinnerung: Der Feldpostbrief
2.1. Die Briefe Fritz Philipps‘
2.2. Die Briefe Kurt Petersons
3. Die späte (konstruierte) Erinnerung
3.1. Ludwig Renn: Erinnerung von Links
3.2. Josef Magnus Wehner: Erinnerung von Rechts
4. Ergebnis: Verschiedene Erinnerungen an dieselbe Sache

III. Schluss

IV. Literaturverzeichnis

I. Einleitung

Die Erinnerungen an den Ersten Weltkrieg in der Weimarer Zeit waren verschiedener Art. Am Beispiel der Schlacht bei Langemarck wird dies in vorliegender Arbeit erläutert. Die Bearbeitung eines solchen Themas scheint mir nicht möglich, ohne den Zusammenhang zu Feldpostbriefen herzustellen, da diese ein wahrhaftiges Erleben widerspiegeln. Die Analyse der Briefe zweier ausgesuchter Soldaten hilft hierbei, die Verschiedenartigkeit persönlichen Kriegserlebens darzulegen.

Doch wie wird aus persönlichem Erleben eine „offizielle“ Erinnerung, die eine verlorene Schlacht zu einer Heldensaga werden lässt?

In der zielgerichteten politischen Instrumentalisierung der Feldpostbriefe sowie in der „Nachkriegspropaganda“ zur Flandernschlacht ist die Antwort zu suchen.

Das Ziel meiner Arbeit ist es, ein umfassendes Bild verschiedener Sichtweisen von unterschiedlichen Ausgangspunkten auf den Ersten Weltkrieg in der Weimarer Republik zu erstellen.

Die gute Quellenlage zur Thematik lässt einen solchen Vergleich zu. Philipp Witkops Sammlung „Kriegsbriefe gefallener Studenten“ und Reinhard Dithmars „Der Langemarck-Mythos in Dichtung und Unterricht“ enthalten zahlreiche niedergeschriebene zeitgenössische Gedanken und bilden somit einen interessanten Einstieg in die Thematik.

II. Hauptteil

1. Die Schlacht bei Langemarck

Im Herbst 1914 kamen auf Veranlassung des preußischen Kriegsministeriums in Berlin fünf neue Reservekorps und die 6. bayrische Reservedivision ab dem 10. Oktober desselben Jahres an die Westfront in Flandern. Ab dem 13. Oktober bildeten sie die 4. Armee unter Herzog Albrecht von Württemberg. Ihr Auftrag bestand darin, die Hafenstadt Calais zu erobern, um die britischen Verstärkungen zu stoppen, die dort ausgeladen wurden. Der Feldzug im Westen sollte auf diese Weise siegreich beendet werden. Hierbei trafen die Korps auf eine starke Gegnerschaft. Schließlich gelangen weder der britisch-französisch-belgischen noch der deutschen Armee während der zahlreichen Schlachten im Oktober und November entscheidende Durchbrüche. Am 17. November zog sich die 4. Armee in die Schützengräben zurück.

Zuvor sollte sie am 10. November 1914 den letzten Versuch unternehmen, die gegnerischen Armeen zu besiegen und die flandrische Stadt Ypern zu nehmen. Ypern blieb jedoch in der Hand der Engländer. Ein anderer Teil der deutschen Armee stieß bis kurz vor die Stadt Het Sas durch und konnte 1168 Gefangennahmen verzeichnen. Von diesem Ereignis besagte der Heeresbericht am darauf folgenden Tage: „Westlich Langemarck brachen junge Regimenter unter dem Gesange >Deutschland, Deutschland über alles< gegen die erste Linie der feindlichen Stellungen vor und nahmen sie“[1]. Die gesamte Flandernschlacht (nicht nur die Schlacht bei Langemarck) sollte für die deutschen Armeen Verluste von 80000 bis 100000 Mann betragen haben[2].

Wie das Lied auf die Lippen einiger oder vieler Soldaten der 4. Armee geriet, ist nicht hundertprozentig geklärt. Doch der Mythos mit dem Namen Langemarck war geboren und sollte fortan verschiedene Wege der Instrumentalisierung durchlaufen.

2. Die unmittelbare Erinnerung: Der Feldpostbrief

Zwischen 1918 und 1933 erschienen in der Weimarer Republik rund 300 Kriegsromane. Ihnen gemein waren die autobiographischen Züge, die sie aufwiesen. Der Autor machte sich selbst zum Kriegsteilnehmer bzw. zum Zeugen. Hierbei wurde er zum Ankläger und Richter in einer Person. Vor diesem Hintergrund entstand das Verlangen nach Erlebnisberichten wahrer Augenzeugen[3].

In ihrem Buch „Unknown Germany“ fragte Hanna Hafkesbrink 1947: „Where do you feel the heartbeat of a people more than in their letters?“[4]. Eine solche Frage wurde zweifelsohne bereits in der Zeit der Weimarer Republik aktuell. Die Inhalte der Feldpostbriefe, der Dokumente deutscher Frontsoldaten im Ersten Weltkrieg, variierten zwischen entschiedener Ablehnung des Krieges und eindeutiger Identifizierung mit demselben[5]. Der Freiburger Germanist Philipp Witkop veröffentlichte ab 1918 seine Sammlung „Kriegsbriefe gefallener Studenten“. Sie beinhaltet rund 300 Briefe bzw. Briefauszüge, wobei die Auswahl der veröffentlichten Texte, sie erfolgte aus über 20000 Briefen, die Witkop in den Jahren 1917/18 von Eltern und Freunden der Soldaten zugesandt wurden[6], sich mit den verschieden Ausgaben allmählich veränderte[7]. Die Tatsache, dass diese Feldpostbriefe ausschließlich aus studentischer Feder stammen, bedeutet nicht, dass sich nur kriegsfreiwillige Studenten an der Front befanden. Lange Zeit hielt sich der Irrtum bzw. die falsche Information, 75% der in Flandern kämpfenden Truppen hätte aus Kriegsfreiwilligen bestanden[8], deren Großteil wiederum Studenten und höhere Schüler gestellt hätten. Karl Unruh führt allerdings an, es gäbe zwar Beweise dafür, dass junge Menschen zum Kriegsdienst drängten. Es treffe jedoch nicht zu, dass sie die Mehrzahl der Kämpfer in Flandern bildeten[9].

Feldpostbriefe fanden ihre Verwendung nicht in erster Linie in der Mythologisierung der Schlacht von Langemarck, vielmehr wurden sie generell für oder gegen die Förderung von kriegerischen Einstellungen genutzt.

2.1. Die Briefe Fritz Philipps ‘

Fritz Philipps, 1889 geboren, war vor seinem Kriegseinsatz, der ihn 1915 das Leben kostete, Student der Landwirtschaft in Jena.

In der Briefsammlung Witkops sind drei seiner Briefe abgedruckt. Der Brief, den Philipps am 24. November 1914 schrieb, lässt erkennen, dass er einer der Flandernkämpfer war. In ihm heißt es u.a.: „Wir marschierten die Chaussee nach Ypern herauf bis zum Nordausgang der Gheluwe“[10]. Dieser Brief stellt die Beschreibung einer Schlacht dar, die emotional gesehen im wesentlichen wertungsfrei ausfällt. Das Fliegen von Granaten wird beschrieben, sowie die zerstörte Landschaft, die unterdessen von Tod geprägt ist[11].

[...]


[1] Vgl. Paul 82 – 84.

[2] Vgl. Unruh 182.

[3] Vgl. Ulrich 230.

[4] Ebda. 13, dazu Fußnote 7.

[5] Ebda. 233.

[6] Vgl. Witkop 5.

[7] Dies wird in Kapitel 3 näher erläutert.

[8] Auch das Werk von Wolfgang Paul weist diese Information auf: Vgl. 82.

[9] Vgl. Unruh 12.

[10] Witkop 62.

[11] Vgl. ebda.

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Langemarck - Feldpostbriefe - Propaganda. Gesichter der Erinnerung
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin  (Institut für Geschichtswissenschaften)
Veranstaltung
Proseminar
Note
2,7
Autor
Jahr
2002
Seiten
12
Katalognummer
V4971
ISBN (eBook)
9783638130288
Dateigröße
503 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Langemarck, Feldpostbriefe, Propaganda, Gesichter, Erinnerung, Proseminar
Arbeit zitieren
Katrin Eichhorn (Autor:in), 2002, Langemarck - Feldpostbriefe - Propaganda. Gesichter der Erinnerung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/4971

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