Die vorliegenden Studie „Leben in benachteiligten Wohngebieten“ von Jörg Blasius und Jürgen Friedrichs erschienen im Leske + Budrich Verlag, 2000, soll im Folgenden anhand einer Checkliste von Professor Dr. Surkemper empirisch analysiert und erklärt werden. Des weiteren sollen die Ergebnisse als auch der Inhalt der Studie möglichst ausführlich und objektiv dargestellt werden. Diese Hausarbeit dient also nicht einer Beurteilung, sondern einer Zusammenfassung der Ergebnisse und einer Darstellung von Merkmalen empirischer Untersuchungen.
Das Inhaltsverzeichnis lehnt sich in den Titeln bewusst an die Vorlage an, um eine möglichst strukturierte, klar erkennbare und nachvollziehbare Zusammenfassung der Vorlage zu erreichen. Die Ergebnisse der einzelnen Kapitel sind nicht vollständig und in allen Nuancen dargestellt sondern dienen lediglich einer Übersicht. Das heißt, es lassen sich keine genauen Rückschlüsse aus dieser Hausarbeit ziehen. Es sollte dazu immer die vollständige Studie zu Rate gezogen werden. Auf die Darstellung der in der Studie angewendeten mathematischen Erhebungs- und Berechnungsverfahren ist ebenfalls gänzlich verzichtet worden, da dies den eigentlichen Sinn und Rahmen der Hausarbeit überschreiten würde.
Inhaltsangabe
1.0 Allgemeines zur Hausarbeit
2.0 Allgemeines zur Studie „Leben in benachteiligten Wohngebieten“
2.1 Die Hypothese
2.2 Die Erhebungsgebiete und die Methoden der Auswahl
2.3 Der Fragebogen
3.0 Die vier Wohngebiete
3.1 Beurteilung der Wohngebiete durch die Anwohner
3.2 Fortzugsabsichten
4.0 Netzwerke
4.1 Netzwerke der deutschen Bewohner
4.2 Die Netzwerke der türkischen Bewohner
5.0 Aktionsräume
6.0 Soziale Normen
6.1 Einstellungen zu abweichenden Verhalten
7.0 Lebensstile
7.1 Kulturelles und ökonomisches Kapital
7.2 Türkische Bewohner
8.0 Der Zustand der Wohnung
8.1 Einrichtungsgegenstände
8.2 Die Pflege der Wohnung
9.0 Fertigkeiten
9.1 Fertigkeiten als kulturelles Kapital
9.2 Beurteilung der Fähigkeiten
10.0 Zusammenfassung der Studie Leben in benachteiligten Wohngebieten
11.0 Darstellung der Studie anhand empirischer Merkmale
11.1 Vorbereitung der Untersuchung
11.1.1 Untersuchungsgegenstand, Zeitpunkt
11.1.2 Erkenntnisinteresse (pers. Motivation, Problemsicht, Änderungsperspektiven etc.) Auftraggeber, Finanzierung (durch wen?)
11.1.3 theoretischer Hintergrund
11.1.4 Hypothesen
11.2 Vorgehen der Untersuchenden
11.2.1 Operationalisierung /bewusste (und unbewusste) Eingrenzungen (Untersuchungsfragen valide?)
11.3. Verhältnis Gesamtpopulation - Sample
11.3.1 Zahl
11.3.2 Auswahlverfahren und dessen Begründung
11.3.3 Repräsentativität bzw. Aussagekraft
11.4 Erhebungsinstrumente
11.4.1 Welche Techniken und deren konkrete Beschaffenheit (z.B. Art des Fragebogen: Standardisierung, Nichtstandardisierung, Ja-Nein Antworten, Skalierungen )
11.4.2 Beurteilung von Auswahl und Gestaltung der Instrumente
11.5 Ergebnisse/Auswertung der Befunde
11.5.1 Wie differenziert ist die Auswertung? (verschiedene Variablen, Cluster-Analyse, Korrelationen etc.)
11.5.2 Überblick über die Ergebnisse und deren Präsentation (Schaubilder etc.)
11.5.3 Ist die Interpretation der Befunde von den Daten gedeckt ( z.B. fehlende validität, fehlende Signifikanz, Scheinkorrelationen, werden zunächst überraschende oder (scheinbar) widersprüchliche Ergebnisse plausibel erklärt?)
11.5.4 Wird ein Bezug zu anderen Untersuchungen hergestellt?
11.5.5 Wird eine Verallgemeinerung der Ergebnisse oder gar ein Versuch zur Theorienbildung unternommen?
11.5.6 Welche theoretischen Erklärungsansätze werden angewendet?
11.6 Einschätzung der Ergebnisse
11.6.1 Gibt es offen gebliebene Fragen oder Defizite oder gar nicht plausible Befunde? Worauf sind diese Mängel zurück zu führen? (z.B. auf Mängel der Fragestellung und Hypothesen oder auf die Operationalisierung: Untersuchungsfrage, Sample, Erhebungstechniken etc.)
12.0 Literaturverzeichnis / Quellenangaben
1.0. Allgemeines zur Hausarbeit
Die vorliegenden Studie „Leben in benachteiligten Wohngebieten“ von Jörg Blasius und Jürgen Friedrichs erschienen im Leske + Budrich Verlag, 2000, soll im Folgenden anhand einer Checkliste von Professor Dr. Surkemper[1] empirisch analysiert und erklärt werden. Des weiteren sollen die Ergebnisse als auch der Inhalt der Studie möglichst ausführlich und objektiv dargestellt werden. Diese Hausarbeit dient also nicht einer Beurteilung, sondern einer Zusammenfassung der Ergebnisse und einer Darstellung von Merkmalen empirischer Untersuchungen.
Das Inhaltsverzeichnis lehnt sich in den Titeln bewusst an die Vorlage an, um eine möglichst strukturierte, klar erkennbare und nachvollziehbare Zusammenfassung der Vorlage zu erreichen. Die Ergebnisse der einzelnen Kapitel sind nicht vollständig und in allen Nuancen dargestellt sondern dienen lediglich einer Übersicht. Das heißt, es lassen sich keine genauen Rückschlüsse aus dieser Hausarbeit ziehen. Es sollte dazu immer die vollständige Studie zu Rate gezogen werden. Auf die Darstellung der in der Studie angewendeten mathematischen Erhebungs- und Berechnungsverfahren ist ebenfalls gänzlich verzichtet worden, da dies den eigentlichen Sinn und Rahmen der Hausarbeit überschreiten würde.
2.0 Allgemeines zur Studie „Leben in benachteiligten Wohngebieten“
[2] Die Studie „Leben in benachteiligten Wohngebieten“ entstand im Rahmen eines Lehrforschungsprojektes an der Universität Köln. Die erhobenen Daten wurden durch weitere Interviews und die finanzielle Unterstützung der deutschen Forschungsgemeinschaft weiter ausgebaut und allgemeingültiger und mit anderen Studien ähnlicher Art vergleichbarer gemacht.
[3] Weiter bleibt zu erwähnen, dass alle Fragebögen in die türkische Sprache übersetzt worden sind und von türkischen Studentinnen der zweiten Generation durchgeführt wurden. Die männlichen türkischen Interviewer waren wenig erfolgreich, wenn es darum ging, Bewohner zu Interviews zu bewegen. Viele Befragte verweigerten die Aussagen ganz, und es waren eher Türken zu Aussagen zu bewegen als Türkinnen.
2.1. Die Hypothese
[4] Die zentrale Frage, die in der Studie gestellt wird, lautet: Gibt es in sogenannten benachteiligten Wohngebieten eine doppelte Benachteiligung, die auf ökonomische Gründe als auch auf die Bedingungen des Wohngebietes zurückzuführen sind?
2.2. Die Erhebungsgebiete und die Methoden der Auswahl
Erhebungsgebiete sind die in Köln befindlichen Stadtviertel Bilderstöckchen, Kölnberg, Kalk Nord und Kalk Süd. Köln-Kalk Nord als auch Süd, sind im Folgenden der Studie wie auch in dieser Hausarbeit als Kalk 1 (Nord) und Kalk 2 (Süd) angegeben.
Für die Beurteilung einer benachteiligten Wohngegend maßgeblich waren Statistiken über den Anteil der Sozialhilfeempfänger. Nach Angaben der Autoren wurden diese Statistiken auch von anderen Studien zugrunde gelegt, die sich mit diesem Themenbereich im Stadtgebiet von Köln befassten. Bedauerlicherweise ist der Quelle keine Angabe zu entnehmen, wer diese Statistik erhoben hat. Es ist aber anzunehmen, dass sie auf Angaben der Stadt Köln beruhen. Anzumerken ist hierbei, dass es sich selbstverständlich um die jeweils aktuellste Statistik über Sozialhilfeempfängeranteile handelt, die in den jeweiligen Erhebungen zur Anwendung kamen.
[5] Da keine genauen Daten über exakt die zu untersuchenden Viertel gab, musste man sich auf die in den Statistiken angegebenen Stadteile beziehen. Im zweiten Schritt wurden dann diese Wohnviertel auf Grund von Expertenaussagen, optischen Eindrücken durch Begehungen und den Maßgaben der Chicagoer Schule geographisch eingegrenzt.
Eine grundsätzliche Unterscheidung der Gebiete wurde anhand der Tabelle des statistischen Jahrbuches 1996/97 der Stadt Köln gemacht.[6]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
[7] Die Wohngebiete unterscheiden sich aber nicht nur durch die Angaben der Statistik, sondern auch erheblich durch die bauliche Struktur der dort bewohnten Immobilien.
2.3. Der Fragebogen
Um die formulierten Hypothesen möglichst valide darzustellen, bediente man sich eines standardisierten Fragebogens der vier große Fragenkomplexe beinhaltet:
1. den „Bourdieu – Komplex“: Dieser Komplex beinhaltet Fragen zu Fertigkeiten der Personen, zu ihren Lebensstilen, zu einigen Konsumgewohnheiten und einem nach Beendigung des Interviews vom Interviewer auszufüllenden Beobachtungsbogen zur Wohnungseinrichtung.
2. den „Wilson- Komplex“: Dieser Komplex beinhaltet Fragen, die sich auf den Aktionsradius sowie das soziale Netzwerk und die Normen der Befragten richten.
3. Fragen zur Wohndauer und Wohnzufriedenheit
4. die Standarddemographie
Es wurde drauf geachtet, Instrumente zu verwenden die bereits in anderen Studien ihre Tauglichkeit unter Beweis gestellt haben. So wurden die Fragen zu Lebensstilen und der Wohnungsbeobachtungsbogen aus einer Studie von Blasius/ Winkler 1989 und von Blasius 1993 übernommen. Die Aktionsräume wurden mit Instrumenten einer Hamburger Studie gemacht.[8] Die Netzwerke wurden mit dem „Burt– Generator“ erhoben, der bereits in einer Studie im Kölner Stadtgebiet Anwendung fand.
Eine Neu-Entwicklung von Fragebögen wurde im Rahmen der Erhebungen zu den Fertigkeiten und den sozialen Normen vorgenommen. Die Funktionalität dieser Fragebögen wurde in Pretests mit 25 Befragungen getestet und gegebenenfalls umformuliert.
3.0 Die vier Wohngebiete
Nachdem im Vorangegangenem die untersuchten Viertel nach den Kriterien, nach denen sie ausgesucht und beurteilt wurden, dargestellt wurden, so soll dies nun im Folgenden spezifiziert werden.
Eine Rangreihe der Menschen, die von Wohngeld und/oder Arbeitslosengeld leben, von größten zum kleinsten Anteil in den Vierteln zeigt sich wie folgt: Bilderstöckchen, Kalk 2, Kalk 1 und Kölnberg. Diese Reihenfolge gilt aber nicht für andere Indikatoren. In Kölnberg leben die meisten Menschen mit einer geringen Schulbildung, und dem geringsten Einkommen gemessen an den anderen Wohngebieten. Der Altersdurchschnitt ist in Kalk 2 sehr niedrig, während er in Kalk 1 relativ hoch ist .
[9] Was die Verteilung von Nationalitäten in den Vierteln betrifft, ist zu sagen, dass in allen untersuchten Gebieten die multikulturelle Struktur deutlich ausgeprägt ist.
In Kölnberg bilden die Deutschen eine kulturelle Minorität und die Türken sind die zahlenmäßig stärkste Nationalität. In den anderen Gebieten sind es die Türken, die zahlenmäßig am zweitstärksten nach den Deuteschen vertreten sind.[10] Anhand Studien in benachteiligten Wohngebieten in Hamburg und einer Studie aus dem Jahre 1993 wird vermutet, dass die sozialen Konflikte und die Tendenz zu radikalen Wahlen zunehmen, wenn viele verschiedene Nationalitäten aufeinander treffen. Eine spezifiziertere Begründung dieser Vermutungen anhand der vorliegenden Studie ist allerdings nicht zu finden.
3.1 Beurteilung der Wohngebiete durch die Anwohner
[11] Im Rahmen dieser Erhebungen ist es sehr interessant, die Wohngebiete nicht nur durch Statistiken und Theorien zu beurteilen, sondern auch durch die dort lebenden Anwohner und deren Bekannte, Verwandte und die sonstigen Bewohner der Stadt Köln.
Am schlechtesten beurteilte die Kölner Bevölkerung die Wohngebiete. Weniger schlecht als die allgemeine Bevölkerung von Köln, aber immer noch schlechter als die Anwohner, beurteilten die Freunde und Verwandten der Anwohner die besagten Viertel.
Welche Vorteile bzw. Nachteile sehen die Bewohner selbst in ihrer Gegend?
Die Bewohner in Bilderstöckchen und Kalk 2 beurteilen die zentrale Lage als positiv. In Kalk 2 werden die Einkaufsmöglichkeiten, die Infrastruktur und die Nachbarn nochmals gesondert positiv erwähnt.
[12] Auffällig ist, dass in allen Wohngebieten weder die Höhe der Mieten noch die Wohnungen selber oder die Freizeitmöglichkeiten als positiv oder negativ bewertet werden. Sie werden in den meisten Fällen gar nicht erwähnt.
[13] Im Großen und Ganzen ist die Liste der negativ Beurteilungen deutlich länger als die positiven Argumente; dies zeigt sich in allen untersuchten Gebieten.
Die häufigsten negativen Angaben sind in allen Arealen der Lärm und Verkehr sowie die Kriminalität und der Schmutz bzw. Dreck. Dreck und Schmutz wurden von fast 50% angeführt.
Allerdings ist auch zu erwähnen, dass laut einer Studie von Friedrichs, Hüsing und Türk aus dem Jahre 1997 über die Bewertung der Innenstadt von Köln ebenfalls der Schmutz und Dreck als auffällig negativ angegeben wurde. Köln scheint also gesamt gesehen eine nicht sehr saubere Stadt zu sein. Bilderstöckchen wird als positiv und Kölnberg als besonders negativ getadelt. Kalk 1 und Kalk 2 halten sich in etwa die Waage und teilen sich Platz 2 und 3.
Die Urteile der Türken bezüglich ihrer Umgebung sind nur von daher vergleichbar, das die Türken ebenfalls mehr negative als positive Urteile fällen.[14] Die Türken scheinen mit ihren Nachbarn recht zufrieden zu sein. Allerdings werden die Einkaufsmöglichkeiten und die Infrastruktur eher negativ dargestellt. Es zeigt sich auch ein positiveres Bild für Kalk 1 als für Kölnberg.
3.2 Fortzugsabsichten
Es ist naheliegend, dass viele Bewohner sich mit Umzug in eine andere Wohnung in einem anderen Wohngebiet der Stadt beschäftigen, wenn man die negativen Aspekte bedenkt.
Bei der Frage, ob man sich schon gedanklich mit Umzug beschäftigt hat, wird man vermutlich Zahlen erhalten, die annähernd bei 100% liegen. Daher gehen in die Bewertungen nur die Menschen ein, die auch praktisch tätig geworden sind, um ihre soziale Umgebung zu verlassen.
In Kölnberg sind die Absichten mit 55,1% am höchsten und mit 19,3% in Bilderstöckchen am niedrigsten.
Bei den türkischen Bewohnern liegen die Absichten bei fast 2/3.
Nicht weiter erstaunlich ist hierbei, dass diejenigen, die ihr Wohngebiet am negativsten beurteilten, genau die sind, die auch ernsthaft versucht heben wegzuziehen.
[15] Ergebnisse einer anderen Studie, in der die Fragen nach den Fortzugsabsichten auf gleiche Art und Weise gestellt wurden, ergaben andere Tendenzen. Hier war zu entnehmen, dass je höher der soziale Status ist, auch die Umzugsabsichten deutlich ansteigen.
In diesem Fall sieht es aber genau anders aus. In allen vier Wohngebieten würden eher die Bezieher von Transferzahlungen (Arbeitslosengeld/ Sozialhilfe) wegziehen.
4.0 Netzwerke
[16] Eine Hypothese bezogen auf Netzwerke besagt, dass mit steigender Armut die Netzwerke kleiner werden und sie sich stark auf die eigene Familie konzentrieren, bzw. auf die, die im direkten Umfeld wohnen. Es wird vermutet, das Kontakte zu weiter außerhalb liegenden Personen „einschlafen“, da der Arbeitsplatz fehlt bzw. aus finanziellen Gründen nicht die Möglichkeit besteht, Menschen einzuladen oder zu ihnen zu fahren.
[17] Ein zweiter wichtiger Aspekt zum Thema Netzwerke ist die Tatsache, dass viele und große Netzwerke die Möglichkeit erhöhen, aus den gegenwärtigen Lebensbedingungen zu entkommen. Nun kommt als weiterer Aspekt hinzu, dass ein Anzeichen von Armut auch die Tendenz ist, sich in statusgleichen Netzwerken aufzuhalten. D.h. es bestehen wenig Kontakte zu Menschen, die einem eine gute Gelegenheit bieten könnten, aus seinem aktuellen Leben zu entkommen.
[18] Um die Hypothesen zu be- bzw. widerlegen, diente eine Kombination der Verfahren von Burt (1984) und von Fischer (1982) sowie Mc Calister und Fischer(1978).
Es wurden insgesamt drei Fragen gestellt, die sich daraus ergebenen Netzwerkpersonen wurden in neun Kategorien eingeteilt (z.B. Alter, Geschlecht , Wohnort etc.) Im Folgenden soll sich aber auf drei besondere Merkmale beschränkt werden. Die Größe des Netzwerkes, der Anteil der Verwandten und auf Personen, die im gleichen Wohngebiet wohnen.
4.1 Netzwerke der deutschen Bewohner
[19] Aus den Angaben der deutschen Bewohner ergaben sich 2007 Netzwerkpersonen. Die meisten wurden in Bilderstöckchen genannt. Darauf folgend kommen dann Kalk 2, Kalk 1 und als letztes Kölnberg. Die meisten genannten Personen sind ebenfalls Deutsche, 91,5%.
Den größten Anteil stellen die nahen als auch fernen Verwandten mit 30, 2% dar. 23,8% der Netzwerkpersonen leben im gleichen Haus bzw. Wohnblock. Außerhalb des Stadtgebietes sind immerhin noch 22.1% zu finden.
[20] 52.2% der 2007 genannten Personen werden mehr als einmal in der Wochen getroffen. 61,1% haben den gleichen Schulabschluss wie die Befragten. Hier zeigt sich auch ein Hinweis darauf, dass die „Armen“ eher statusgleiche Netzwerkpersonen haben als aus verschiedenen Schichten.
[21] Die erwerbstätigen zählen ebenfalls überdurchschnittlich viele Personen zu ihren Netzwerken, die auch erwerbstätig sind.
Gesamt gesehen machen in allen vier Wohngebieten die Anzahl der Verwandten ca. 40 % aus. Die durchschnittliche Zahl der Netzwerkpersonen liegt bei 4.6. Im steigenden Alter sinkt dieser Wert allerdings deutlich ab.
4.2 Die Netzwerke der türkischen Bewohner.
[22] Bei den türkischen Bewohnern reichten die Angaben nicht aus, um die drei obersten Einkommensgrenzen getrennt voneinander objektiv zu begutachten. Das gleiche gilt für die Gruppe der 65-jährigen und denen, die noch älter sind. Hier konnten gar keine Angaben gemacht werden. Mit 448 Netzwerkpersonen, die von 230 Befragten genannt wurden, liegt die Zahl deutlich unter denen der Deutschen. Durchschnittlich sind hier 161 Personen zu einer befragten Person zu zählen. Die Türken scheinen also deutlich isolierter zu leben als die Deutschen. In der Betrachtung der türkischen Staatsbürger zeigt sich die gleiche Tendenz wie bei den Deutsche auch: je höher der Bildungstand ist, desto größer und unterschiedlicher sind die Netzwerkstrukturen. Also haben die meisten Türken die gleichen Schulabschlüsse wie die ihnen bekannten und befreundeten Personen.
Auffällig ist es, dass die Anzahl im Netzwerk befindlichen Personen deutlich höher bei den männlichen Türken ausfällt als bei den weiblichen. Diese Tatsache kann man aber auch kulturspezifisch erklären. Türken haben vermutlich mehr Rechte, außerfamiliäre Kontakte zu pflegen als Türkinnen. Des weiteren ist der Anteil der Verwandten bei den türkischen Staatbürgern wesentlich geringer. Der Grund hierfür mag darin zu finden sein, dass viele Verwandte noch oder wieder in der Türkei leben.
5.0 Aktionsräume
[23] So wie eine Stadt verschieden Einrichtungen in Form von Sportstätten, Kinos, Einkaufsläden oder medizinischer Versorgung aufweisen, so müssen bzw. sollten diese Möglichkeiten gleichmäßig auf die verschiedenen Stadtgebiete aufgeteilt sein, oder zumindest ausreichend erreichbar sein durch öffentliche Verkehrsmittel bzw. mit dem Pkw. Wenn diese Angebote nicht gut zu erreichen sind oder vielleicht auch einfach nicht vorhanden, dann muss viel Zeit und Geld investiert werden, um dies zu ermöglichen.
In dem Kapitel Aktionsräume soll dieser Bereich genauer beleuchtet werden. Es gibt drei Annahmen, von denen in diesem Kapitel ausgegangen wird.
[24]
1. Benachteiligte Wohngebiete sind schlechter ausgestattet und stellen demnach eine geringe Zahl an Angeboten zur Verfügung.
2. Aufgrund ihrer sozioökonomischen Lebensbedingungen sind die Bewohner dann gezwungen, Aktivitäten außerhalb des Wohngebietes auszuüben. Wenn sie aber die Kosten (Zeit, Geld) nicht aufbringen können, müssen sie auf die Aktivitäten verzichten bzw. sich darauf beschränken, was für sie zu erreichen ist. Im Fall der zweiten Annahme ergibt sich daraus eine dritte Annahme, die besagt:
3. Bewohner benachteiligter Wohngebiete sind auf Grund finanzieller Ressourcen gezwungen, den größten Teil ihrer Beschäftigungen in ihrem Wohnumfeld zu bestreiten.
Diese formulierten Annahmen lassen sich dann zu einer allgemeinen Hypothese zusammenfassen, die für dieses Kapitel der Studie gilt:
Je geringer das Einkommen einer Person oder Haushalt ist, desto kleiner ist sein Aktionsraum. Die erhobenen Daten lassen die Aussage zu, dass die Bewohner von Kölnberg mehr Aktivitäten in ihrem Gebiet ausüben als die Bewohner von Kalk 1, Kalk 2 und dann die von Bilderstöckchen. Dieses Ergebnis bestätigt die These, dass mit steigender Benachteiligung der Anteil der Aktivitäten im eigenen Viertel steigt. Die Bestätigung der Hypothese wird unterstrichen durch das Ergebnis, welches besagt, das Bezieher von Transferleistungen, also Arbeitslosengeld bzw. Sozialhilfe oder anderen staatlichen Unterstützungen, einen kleineren Aktionsradius haben, d.h. mehr Angebote im direkten Umfeld ihrer Wohnung wahrnehmen.
[...]
[1] Surkemper (2003), Arbeitsblatt / Checkliste Empirische Sozialforschung, URL: www.soziales.fh-dortmund.de/Surkemper/, Stand: 01.12.2003
[2] vgl. Friedrichs, Blasius, Leben in benachteiligten Wohngebieten, Opladen, 2000, S. 7
[3] vgl. Friedrichs, Blasius, Leben in benachteiligten Wohngebieten, Opladen, 2000, S. 44, Kap. 2.2
[4] vgl. Friedrichs, Blasius, Leben in benachteiligten Wohngebieten, Opladen, 2000, S. 8, Kap. 1.1
[5] vgl. Friedrichs, Blasius, Leben in benachteiligten Wohngebieten, Opladen, 2000, S. 40, Kap. 2.1
[6] Amt für Einwohnerwesen, Statistik und Europaangelegenheiten der Stadt Köln; Stadt Köln: Statistisches Jahrbuch 1996/1997
[7] vgl. Friedrichs, Blasius, Leben in benachteiligten Wohngebieten, Opladen, 2000, S. 40, Kap.2.1
[8] vgl. Friedrichs, Blasius, Leben in benachteiligten Wohngebieten, Opladen, 2000, S. 44, Kap.2.2
[9] vgl. Friedrichs, Blasius, Leben in benachteiligten Wohngebieten, Opladen, 2000, S. 47, Kap.3.1
[10] vgl. Friedrichs, Blasius, Leben in benachteiligten Wohngebieten, Opladen, 2000, S. 50, Kap.3.1
[11] vgl. Friedrichs, Blasius, Leben in benachteiligten Wohngebieten, Opladen, 2000, S. 51, Kap.3.2
[12] vgl. Friedrichs, Blasius, Leben in benachteiligten Wohngebieten, Opladen, 2000, S. 52, Kap.3.2
[13] vgl. Friedrichs, Blasius, Leben in benachteiligten Wohngebieten, Opladen, 2000, S. 52, Kap.3.2
[14] vgl. Friedrichs, Blasius, Leben in benachteiligten Wohngebieten, Opladen, 2000, S. 54/55, Kap.3.2
[15] vgl. Friedrichs, Blasius, Leben in benachteiligten Wohngebieten, Opladen, 2000, S. 61, Kap.3.3
[16] vgl. Friedrichs, Blasius, Leben in benachteiligten Wohngebieten, Opladen, 2000, S. 61, Kap.3.3
[17] vgl. Friedrichs, Blasius, Leben in benachteiligten Wohngebieten, Opladen, 2000, S. 63, Kap.4.0
[18] vgl. Friedrichs, Blasius, Leben in benachteiligten Wohngebieten, Opladen, 2000, S. 64, Kap.4.0
[19] vgl. Friedrichs, Blasius, Leben in benachteiligten Wohngebieten, Opladen, 2000, S.64,Kap. 4.1
[20] vgl. Friedrichs, Blasius, Leben in benachteiligten Wohngebieten, Opladen, 2000, S. 64/65, Kap.4.1
[21] vgl. Friedrichs, Blasius, Leben in benachteiligten Wohngebieten, Opladen, 2000, S. 66/67, Kap.4.1
[22] vgl. Friedrichs, Blasius, Leben in benachteiligten Wohngebieten, Opladen, 2000, S.70-73, Kap. 4.2
[23] vgl. Friedrichs, Blasius, Leben in benachteiligten Wohngebieten, Opladen, 2000, S. 77, Kap.5.0
[24] vgl. Friedrichs, Blasius, Leben in benachteiligten Wohngebieten, Opladen, 2000, S. 80-83, Kap.5.0
- Quote paper
- Dipl.-Sozialarbeiter (FH) Carsten Vogt (Author), 2003, Leben in benachteiligten Wohngegenden, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49759
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