Am 1. April 1930 starb Cosima, am 4. August Siegfried Wagner.
Testamentarisch hatte Siegfried Wagner verfügt, daß seine damals 33 Jahre alte Frau die Festspiele fortführen sollte:
"Stirbt Herr Siegfried Wagner vor Frau Winifred Wagner, so hat folgende Erbfolge Platz zu greifen:
1. Frau Winifred Wagner wird Vorerbin des gesamten Nachlasses des Herrn Siegfried Wagner. Als Nacherben werden bestimmt die gemeinsamen Abkömmlinge der Ehegatten Wagner zu gleichen Stammteilen. Die Nacherbfolge tritt ein mit dem Tode oder mit der Wiederverheiratung der Frau Winifred Wagner.(...)
2. Die Erben erhalten bezüglich des Festspielhauses folgende Auflage: Das Festspielhaus darf nicht veräußert werden. Es soll stets den Zwecken, für die es sein Erbauer bestimmt hat, dienstbar gemacht werden, einzig also der festlichen Aufführung der Werke Richard Wagners." 2
Somit waren für die unerwartete Übernahme der Festspielleitung durch Winifred Wagner, die nach dem Tod ihres Gatten mitten in der Festspielsaison 1930 erfolgte, die notwendigsten Regelungen getroffen:
Winifred Wagner übernahm eigenverantwortlich und mit allen Vollmachten die Leitung der Bayreuther Festspiele. Sie hatte mit dieser großen Aufgabe weniger Schwierigkeiten als anzunehmen, da sie ihrem Mann bereits bei der Leitung der Festspiele zur Hand gegangen war. Sie hatte auch schon vor seinem Tode in diesem Bereich eigenverantwortlich gearbeitet. So hatte sie 1930 die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit der Festspiele reformiert, indem sie begann, Kontakte mit der Presse3 zu fördern. Damit verstieß Winifred Wagner gegen ein ehernes Gesetz und erregte den lebhaften Wiederspruch konservativer Wagnerianer. So schrieb ihr ihre Schwägerin Eva Chamberlain (vermutlich Ende 1930): "Bayreuth stand stolz und frei bisher der Presse gegenüber da - das können wir leider seit dem Sommer 1930
nicht mehr sagen."4
1 Spotts, S. 293
2 Karbaum, S. 59 ff.
3 Damit konform wurde auch am Festspielhaus eine Veränderung vorgenommen und 1929 ein Balkon für die Presse eingebaut.
4 Karbaum S. 76
Inhaltsverzeichnis
- Voraussetzungen für die 1930 beginnende Arbeit Winifred Wagners als Leiterin der Festspiele
- Die Festspielleitung durch Winifred Wagner 1930-1943
- Organisation
- Bauliche Veränderungen am Festspielhaus
- Wirtschaftliche Faktoren
- Inszenierungs- und Aufführungsgeschichte
- Die Festspielleitung durch Wieland und Wolfgang Wagner 1951-1966
- Organisation
- Bauliche Veränderungen am Festspielhaus
- Wirtschaftliche Faktoren
- Inszenierungs- und Aufführungsgeschichte
- Die Festspielleitung durch Wolfgang Wagner seit 1966
- Organisation
- Bauliche Veränderungen am Festspielhaus
- Wirtschaftliche Faktoren
- Inszenierungs- und Aufführungsgeschichte
- Ausblick auf die Zeit nach Wolfgang Wagner
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Geschichte der Bayreuther Festspiele nach 1930 und beleuchtet die Entwicklungen unter den verschiedenen Leitungen der Familie Wagner.
- Die Übernahme der Festspielleitung durch Winifred Wagner und die Herausforderungen, denen sie sich gegenüber sah
- Die Organisation, die baulichen Veränderungen und die wirtschaftliche Situation der Festspiele in den verschiedenen Epochen
- Die Inszenierungs- und Aufführungsgeschichte der Festspiele unter den Leitungen von Winifred, Wieland und Wolfgang Wagner
- Die Bedeutung der Festspiele für die deutsche Kultur und die Entwicklung des Wagner-Mythos
- Der Ausblick auf die Zeit nach Wolfgang Wagner und die Herausforderungen für die Zukunft der Festspiele
Zusammenfassung der Kapitel
Voraussetzungen für die 1930 beginnende Arbeit Winifred Wagners als Leiterin der Festspiele
Dieses Kapitel behandelt die Umstände, die zur Übernahme der Festspielleitung durch Winifred Wagner nach dem Tod ihres Mannes Siegfried Wagner führten. Besondere Aufmerksamkeit wird auf die testamentarischen Regelungen und die wirtschaftliche Situation der Festspiele gelegt. Es wird außerdem erläutert, wie Winifred Wagner die Herausforderung der Leitung des Festspielhauses meisterte und welche Veränderungen sie in der Öffentlichkeitsarbeit einleitete.
Die Festspielleitung durch Winifred Wagner 1930-1943
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit Winifred Wagners Führung der Bayreuther Festspiele von 1930 bis 1943. Es wird auf die Organisationsstruktur, die baulichen Veränderungen am Festspielhaus, die wirtschaftlichen Faktoren und die Inszenierungs- und Aufführungsgeschichte der Festspiele während dieser Zeit eingegangen. Besonderes Augenmerk liegt auf der Zusammenarbeit Winifred Wagners mit Heinz Tietjen und Wilhelm Furtwängler sowie den Herausforderungen, die die Zeit des Nationalsozialismus mit sich brachte.
Schlüsselwörter
Bayreuther Festspiele, Richard Wagner, Winifred Wagner, Siegfried Wagner, Cosima Wagner, Heinz Tietjen, Wilhelm Furtwängler, Nationalsozialismus, Inszenierung, Aufführungsgeschichte, Organisation, Wirtschaftliche Faktoren, Bauliche Veränderungen
- Arbeit zitieren
- Dr. Sabine Busch-Frank (Autor:in), 1995, Die Bayreuther Festspiele nach 1930, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49787