Ob für die Dichtung, die Medien oder den alltäglichen Sprachgebrauch - die Metapher ist zentral für die unterschiedlichsten Gebiete und beansprucht für sich einen großen Anwendungsbereich. Spätestens seit Aristoteles´ „Rhetorik“ steht das Thema Metapher und seine Beziehung zu anderen klassischen Tropen oder rhetorischen Figuren immer wieder im Zentrum vieler Überlegungen (vgl. Levinson 1990:149).
Auch die Sprachwissenschaft beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Metapherforschung, wobei diese immer noch durch Unstimmigkeiten und Widersprüche verschiedener Positionen geprägt ist. So kämpft die Pragmatik als linguistische Teildisziplin gegen eine lange Tradition, welche die Metapher als einen zentralen semantischen Prozess betrachtet. Tatsächlich gibt es eine Vielzahl semantischer Theorien, beispielsweise die Vergleichstheorie oder die Interaktionstheorie, die von ganz unterschiedlichen Seiten an das Phänomen Metapher herangehen. Doch jede dieser Theorien weist neben bedeutenden Stärken auch ihre Schwächen auf und letztendlich kann die Metapher nicht allein durch die Semantik adäquat erklärt werden (vgl. Levinson 1990:150). Das Ziel der Pragmatik ist es nun, in der Metaphorik die Notwendigkeit des pragmatischen Ansatzes zu etablieren. Ihr geht es darum zu zeigen, dass es sich bei der Metapher um eine pragmatische Inferenz handelt, die ihren Ursprung nicht nur in der sprachlichen Organisation hat, sondern besonders auch in allgemeinen Prinzipien der kooperativen Interaktion (vgl. Levinson 1990:100).
Neben der pragmatischen Metaphertheorie von John Searle (1979), der ein Muster zur Interpretation einer Metapher mit zwei Schritten und mehreren Prinzipien vorschlägt, liefert die Implikaturtheorie von Grice (1967/79) wesentliche Ideen zur genaueren Bestimmung einer Metapher.
Ziel dieser Arbeit ist es nun, die Beiträge dieser Position für die Metapherforschung mit ihren Stärken und Grenzen darzustellen und sie durch den erweiternden Ansatz von Primus (1999) zu ergänzen. Dazu muss zuerst die Implikaturtheorie von Grice in ihren Grundzügen erläutert werden, wobei besonders das Kooperationsprinzip, die Konversationsmaximen und die Verbindung dieser Maximen mit der Entstehung einer konversationellen Implikatur in den Mittelpunkt gerückt werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1) Einleitung
- 2) Die Implikaturtheorie von Grice
- 2.1) Gespräche als rationales Verhalten
- 2.2) Kooperationsprinzip und Konversationsmaximen
- 2.3) Entstehung von Implikaturen
- 2.3.1) Befolgen der Maximen
- 2.3.2) Verstoß gegen die Maximen
- 3) Metaphern als Verstoß gegen die Qualitätsmaxime
- 3.1) Das Konzept der Metapher von Grice
- 3.2) Grenzen der Theorie von Grice
- 4) Interaktion von Relevanz- und Qualitätsmaxime
- 5) Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit setzt sich zum Ziel, die Implikaturtheorie von Grice auf die Metapherforschung anzuwenden und deren Beitrag für die Analyse dieses Phänomens zu beleuchten. Dabei werden sowohl Stärken als auch Grenzen der Theorie aufgezeigt und durch den Ansatz von Primus (1999) erweitert.
- Kooperationsprinzip und Konversationsmaximen von Grice
- Metaphern als Verstoß gegen die Qualitätsmaxime
- Die Rolle der Relevanzmaxime in der Metaphorinterpretation
- Die pragmatische Natur von Metaphern
- Die Grenzen der traditionellen semantistischen Metaphertheorien
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet eine Einführung in die Thematik und beleuchtet die Bedeutung der Metapher in verschiedenen Kontexten. Es wird der Fokus auf die pragmatische Perspektive gelegt und die Notwendigkeit eines pragmatischen Ansatzes zur Erklärung der Metapher hervorgehoben. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Implikaturtheorie von Grice, die wesentliche Ideen für die Metapherforschung liefert. Es werden die Grundzüge der Theorie, das Kooperationsprinzip, die Konversationsmaximen und die Entstehung von Implikaturen erläutert. Im dritten Kapitel wird gezeigt, wie Metaphern als Verstoß gegen die Qualitätsmaxime verstanden werden können, wobei das Konzept der Metapher von Grice und dessen Grenzen diskutiert werden. Das vierte Kapitel behandelt die Interaktion von Relevanz- und Qualitätsmaxime und deren Rolle bei der Metaphorinterpretation.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Themen der pragmatischen Metaphertheorie, insbesondere mit der Implikaturtheorie von Grice, den Konversationsmaximen, der Qualitätsmaxime und dem Verstoß gegen diese Maximen in metaphorischen Äußerungen. Weitere wichtige Aspekte sind die Relevanzmaxime, die pragmatische Inferenz und die Notwendigkeit eines pragmatischen Ansatzes zur Erklärung der Metapher.
- Arbeit zitieren
- Barbara Schrübbers (Autor:in), 2003, Metaphern als Verstoß gegen Konversationsmaximen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49798