Claas Relotius wurde vielfach für seine - wie sich später herausstellte - gefakten Reportagen ausgezeichnet. Doch war es die verzerrte Faktenlage allein, die Relotius zu so großem Erfolg verholfen hat? Was hat seine Reportagen lesenswert gemacht? Mit welchen sprachlichen Mitteln hat Relotius in seinen Reportagen Unterhaltsamkeit erzeugt? Mit dieser zentralen Fragestellung beschäftigt sich die folgende Arbeit.
Zur Beantwortung dieser Frage wurde eine linguistische Analyse drei verschiedener Reportagen von Relotius durchgeführt. Die Analyse stützt sich auf die Unterhaltungstheorie von Josef Klein, laut der es vier U-Kategorien gibt, die für jedes Unterhaltungsangebot konstitutiv sind: Abwechslung, Unbeschwertheit, Interessantheit und Eingängigkeit. Ziel dieser Arbeit ist es, aufzuzeigen, dass Relotius Erfolge nicht allein in seinen erfundenen Fakten, sondern auch in seinem Schreibstil und den darin enthaltenen unterhaltenden Elementen begründet sind.
Vor der Analyse wird zunächst die Darstellungsform Reportage definiert: Welche Merkmale und Funktionen hat sie? Welche Rolle spielt der Wahrheitsgehalt? Des Weiteren ist zu klären, was Unterhaltung ist, dazu wird der Unterhaltungsbegriff definiert und vom Informationsbegriff abgegrenzt. Um den Zusammenhang zwischen diesen zwei Feldern herzustellen wird das Infotainment erläutert. Anschließend wird das heterogene Forschungsfeld der Unterhaltungstheorien aufgezeigt und die der Analyse zugrunde liegende Unterhaltungstheorie von Josef Klein beschrieben. In der Analyse werden zunächst das Untersuchungskorpus und die Analysekriterien vorgestellt. Anschließend werden die ausgewählten Reportagen qualitativ und quantitativ anhand der Analysekriterien Emotionalisierung und Narrativierung untersucht, die laut Tenscher und Neumann-Braun typische Strategien des Unterhaltungsgenres sind.
Bei der Auswertung und Interpretation der Ergebnisse werden die Funktionen der Stilmittel beschrieben und geprüft, inwiefern Kleins U-Kategorien durch diese realisiert werden. Abschließend werden die Ergebnisse zusammengefasst, ein Fazit gezogen und weiterführende Fragen benannt.
Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die journalistische Darstellungsform Reportage
- 2.1 Definition
- 2.2 Merkmale
- 2.3 Funktionen
- 2.4 Wahrheitsgehalt
- 3. Unterhaltung
- 3.1 Definitionen
- 3.2 Abgrenzung: Unterhaltung und Information
- 3.3 Infotainment
- 4. Unterhaltungstheorien
- 4.1 Forschungsfeld
- 4.2 Die Unterhaltungstheorie nach Josef Klein
- 4.2.1 Fundierung der Unterhaltungskategorien in Auseinandersetzung mit den Griceschen Kommunikationsmaximen
- 4.2.2 Unterschiede der Unterhaltungs- und Informationskategorien
- 4.2.3 Die Unterhaltungskategorien und ihre Ausprägungen
- 4.2.4 Unterhaltungsmaximen und Implikaturen
- 4.2.5 Unterhaltungs- und Informationskategorien in Texten
- 5. Erzeugung von Unterhaltsamkeit in den Reportagen von Claas Relotius
- 5.1 Untersuchungskorpus
- 5.2 Analysekriterien
- 5.3 Analyse
- 5.3.1 Emotionalisierung
- 5.3.2 Narrativierung
- 5.4 Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
- 6. Fazit
- Literaturverzeichnis
- Anhang
- I. Analysetexte
- II. Analysetabellen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Bachelorarbeit untersucht die sprachlichen Mittel, mit denen Claas Relotius in seinen Reportagen Unterhaltsamkeit erzeugt hat. Dabei wird die Unterhaltungstheorie von Josef Klein herangezogen, um die spezifischen Kategorien und Maximen der Unterhaltung in den Texten von Relotius zu analysieren. Ziel ist es, aufzuzeigen, dass Relotius' Erfolg nicht allein auf gefälschten Fakten, sondern auch auf seinem Schreibstil und den darin enthaltenen unterhaltenden Elementen beruht. Die Arbeit beleuchtet dabei die Nutzung von Infotainment-Elementen in journalistischen Texten und hinterfragt die Rolle von Unterhaltung in der journalistischen Berichterstattung.
- Erzeugung von Unterhaltsamkeit in journalistischen Texten
- Die Unterhaltungstheorie von Josef Klein und ihre Anwendung auf Reportagen
- Analyse des Schreibstils von Claas Relotius hinsichtlich unterhaltender Elemente
- Die Rolle von Infotainment in der journalistischen Berichterstattung
- Die Bedeutung von Unterhaltung in der heutigen Medienlandschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Fall Relotius und die damit verbundenen Fragen zur Rolle von Unterhaltung in journalistischen Texten beleuchtet. In Kapitel 2 wird die journalistische Darstellungsform "Reportage" definiert und ihre Merkmale, Funktionen und der Wahrheitsgehalt beleuchtet. Kapitel 3 beschäftigt sich mit dem Begriff "Unterhaltung" und grenzt diesen von "Information" ab. Zudem wird das Konzept "Infotainment" eingeführt. Kapitel 4 stellt die Unterhaltungstheorie von Josef Klein vor, die die verschiedenen Kategorien der Unterhaltung beschreibt und ihre Ausprägungen in Texten analysiert. Kapitel 5 untersucht die Reportagen von Claas Relotius anhand von ausgewählten Beispielen, wobei die Analyse auf der Unterhaltungstheorie von Josef Klein aufbaut. Die Arbeit schließt mit einem Fazit, das die Ergebnisse der Analyse zusammenfasst und die Bedeutung der Untersuchung für die Medienforschung unterstreicht.
Schlüsselwörter
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Unterhaltsamkeit, Reportage, Infotainment, Sprachliche Mittel, Analyse, Journalismus, Claas Relotius, Josef Klein, Unterhaltungstheorie, Kommunikationsmaximen.
- Arbeit zitieren
- Amelie Probst (Autor:in), 2019, Erzeugung von Unterhaltsamkeit durch Sprache. Eine linguistische Analyse der Reportagen von Claas Relotius, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/498044