„Der Konsum deckt den Gabentisch“, ein Slogan, der in den 60er Jahren in einer Fernsehwerbung der Konsum-Genossenschaften in der DDR zur Weihnachtszeit verwendet wurde. Die Konsum-Genossenschaft verspricht darin den Käufern, dass “für jeden das Richtige, für jeden das Passende” dabei und das Angebot “immer preiswert” sei, und signalisiert, so “für die Werktätigen in Stadt und Land” zu sorgen.
“Konsum” war die umgangssprachliche Kurzform der Einrichtungen des “Verbandes Deutscher Konsumgenossenschaften”, die Fabriken (wie z.B. die Konsum-Seifenfabrik Riesa), Kaufhallen, Kaufhäuser, Versandhandel und Gaststätten schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts betrieben und nach dem Zweiten Weltkrieg weiter ausbauten. Dieser Werbespot wurde für eines der „konsument-Warenhäuser“ angefertigt, die 1965 gegründet wurden und somit eine weitere Warenhauskette, neben den staatlichen Centrum-Warenhäusern, in der DDR darstellten.
Der Slogan dieses Werbespots zeigt sehr deutlich die Ambiguität, die man immer wieder in den Werbetexten der DDR-Werbung findet. “Konsum” einerseits als die bereits beschriebene Kurzform für Einrichtungen des “Verbandes Deutscher Konsumgenossenschaften” und andererseits jedoch ein dezenter Hinweis an den Verbraucher, dass nur durch vermehrten “Konsum” weiterhin ein gedeckter Gabentisch gewährleistet ist.
Ein entscheidender Grund für diese sublime Zweideutigkeit war, dass die einzige Werbeagentur der DDR, die Deutsche Werbe- und Anzeigengesellschaft (DEWAG), eine Gesellschaft der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) war und deshalb immer in deren Auftrag und unter ihrer Aufsicht Werbekampagnen entwarf.
n der nun folgenden Hausarbeit wird zunächst im ersten Teil die Entwicklung und Veränderung der DDR-Werbung und ihre Beeinflussung durch politische Ideologien, unter Berücksichtigung geschichtlicher Aspekte, genauer betrachtet werden. Hierbei wird vor allem auf Entwicklungsprozesse nach dem Zweiten Weltkrieg, dem Mauerbau 1961, dem endgültigen Werbeverbot für den Binnenhandel 1975 und auf die Zeit nach der Wende 1989 eingegangen.
Im zweiten Teil wird anhand ausgewählter Beispiele unterschiedlicher Werbeepochen der DDR-Werbung, eine Analyse über deren Veränderungen dargestellt. Bei der Analyse der Anzeigen wird nicht nur der Textinhalt und mögliche Sprachmuster betrachtet, sondern auch die Bild- und Formensprache einer Werbekampagne berücksichtigt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Teil I: Die Geschichte der Werbung in der DDR
- 1. Die Entwicklung der DDR-Werbung vom Zweiten Weltkrieg bis zur Wende 1989
- 2. Die Werbegestaltung in den ostdeutschen Bundesländern nach dem Mauerfall 1989
- 3. Die Werbegestalter der DDR: DEWAG und Interwerbung
- Teil II: Darstellung und Analyse von ausgewählten Werbeanzeigen aus verschiedenen geschichtlichen Phasen der DDR-Werbung
- 1. Die praktische Umsetzung der Werbung innerhalb der DDR und Ostdeutschland
- 2. Darstellung und Analyse von Werbeanzeigen der DDR
- 2.1 Vergleich einer Anzeige für Florena-Creme von 1970 und einer Anzeige für den Taschenempfänger „Mikki“ von 1965
- 2.1.1 Analyse der Werbeanzeige für Florena-Creme (1970)
- 2.1.2 Analyse der Werbeanzeige für den Taschenempfänger „Mikki“ (1965)
- 2.1.3 Direkter analytischer Vergleich der beiden Anzeigen
- 2.2 Vergleich zweier Anzeigen des Deutschen Hygiene Museums Dresden von 1972 und 1975
- 2.3 Vergleich von zwei Werbeanzeigen für das Waschmittel „Spee“ vom Juni 1990
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Entwicklung und Gestaltung der Werbung in der DDR. Sie beleuchtet die historischen Besonderheiten, die die Werbepraxis in der DDR prägten, sowie die Auswirkungen politischer Ideologien auf die Gestaltung von Werbekampagnen. Die Arbeit untersucht auch die Veränderungen, die die Werbung in den ostdeutschen Bundesländern nach dem Mauerfall 1989 erfuhr.
- Entwicklung der DDR-Werbung im historischen Kontext
- Einfluss politischer Ideologien auf die Gestaltung von Werbeanzeigen
- Analyse ausgewählter Werbekampagnen aus verschiedenen Epochen
- Vergleich von Werbestrategien in der DDR und in der Bundesrepublik Deutschland
- Die Rolle der Werbeagenturen DEWAG und Interwerbung
Zusammenfassung der Kapitel
Im ersten Teil der Arbeit wird die Entwicklung der DDR-Werbung vom Zweiten Weltkrieg bis zur Wende 1989 beleuchtet. Es werden die Besonderheiten der Werbung in einem zentral geleiteten Einheitsstaat wie der DDR erörtert, wobei ein Schwerpunkt auf die Auswirkungen politischer Ideologien auf die Gestaltung von Werbeanzeigen gelegt wird.
Der zweite Teil der Arbeit befasst sich mit der Analyse von ausgewählten Werbeanzeigen aus verschiedenen geschichtlichen Phasen der DDR-Werbung. Anhand von konkreten Beispielen werden die Veränderungen in der Gestaltung von Werbeanzeigen im Laufe der Zeit verdeutlicht.
Schlüsselwörter
DDR-Werbung, politische Ideologie, Werbeanzeigen, Analyse, DEWAG, Interwerbung, Konsum, Sozialismus, Ostdeutschland, Westdeutschland, Mauerfall, 1989.
- Arbeit zitieren
- Gesa Mann (Autor:in), 2005, "Der Konsum deckt den Gabentisch". Zur Entwicklung der Werbung in der DDR, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49884