Unterrichtsstunde zum Thema "Märchen"


Unterrichtsentwurf, 2005

26 Seiten, Note: ohne


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Sachanalyse
1.1 Zum Begriff „Märchen“
1.2 Die Gebrüder Grimm
1.3 Merkmale der Gattung „Märchen“

2. Didaktische Analyse
2.1 Bedeutsamkeit des Unterrichtsinhaltes
2.1.1 Begründung der Lernaufgabe
2.1.2 Bedeutsamkeit des Unterrichtsinhaltes für die Schüler
2.1.3 Didaktische Reduktion
2.1.4 Schwierigkeitsanalyse
2.2 Stellung des Unterrichtsinhaltes im größeren Zusammenhang

3. Voraussetzungen für den Unterricht
3.1 Situation der Klasse
3.2 Externe Voraussetzungen

4. Formulierung der Lernziele
4.1 Grobziel
4.2 Feinziele

5. Überlegungen zur Methodik
5.1 Einstiegsmöglichkeiten
5.2 Artikulation
5.3 Sozial- und Aktionsformen
5.4 Medien
5.5 Unterrichtsprinzipien

6. Geplanter Unterrichtsverlauf

7. Literaturverzeichnis

8. Anhang
8.1 Arbeitsblätter:

Die Märchen „Rotkäppchen“

„Der Wolf und die sieben jungen Geißlein“

1. Sachanalyse

1.1 Zum Begriff „Märchen“

Blickt man auf die gesellschaftliche Entwicklung der letzten 100 Jahre zurück, so stellt man große Veränderungen fest. Diese Veränderungen betreffen nicht nur die wirtschaftlichen Aspekte unserer Gesellschaft, sondern darüber hinaus auch die Gepflogenheiten ihrer „Mitglieder“. Lebensrhythmen haben sich dieser Entwicklung angepasst und verändert, doch einige Traditionen, wenn auch nicht alle, haben auch weiterhin bestand. Märchen, als eine Jahrhunderte alte Tradition, sind auch heute noch aktuelle Begleiter der kindlichen Entwicklung.

Zum Begriff „Märchen schreibt die Encarta Enzyklopädie folgendes:

Märchen (zu Mär, von althochdeutsch maren: verkünden, rühmen), Erzählung mit phantastisch-wunderbaren Elementen ohne raumzeitliche Festlegung, zu deren Personal Zauberer, Hexen, Feen, Gnome, Drachen, redende Tiere, eingreifende Naturgewalten, verwunschene Menschen etc. gehören. Oftmals wird auf Figurenebene ein typisierender Kampf von Gut gegen Böse ausgetragen, wobei am Ende zumeist das Gute siegt. Dabei sind die Übergänge zu anderen Erzählformen (Legende, Schwank, Novelle usw.) oftmals fließend. Märchen wurden zunächst mündlich tradiert (Volksmärchen) und für den deutschsprachigen Raum von den Brüdern Grimm in ihren Kinder und Hausmärchen gesammelt“.

1.2 Die Gebrüder Grimm

Die Märchensammlung der Gebrüder Grimm ist die, mit großem Abstand, bekannteste, daher an dieser Stelle noch einige Informationen zu den Gebrüdern Grimm:

Grimm, Gebrüder, Jacob Ludwig Karl Grimm (1785-1863) und Wilhelm Karl Grimm (1786-1859), deutsche Literatur- und Sprachwissenschaftler, beide in Hanau am

Main geboren und in Berlin gestorben. Mit ihren Werken gelten die Gebrüder Grimm, insbesondere Jacob Grimm, als eigentliche Begründer der germanischen Sprach- und Altertumskunde und der deutschen Philologie.

(...)

Bereits in frühen Jahren begannen die Gebrüder Grimm gemeinsam Sagen und Märchen zu sammeln, die sie in zwei bänden als Kinder- und Hausmärchen (1812-1815) veröffentlichten. In der siebten Auflage erschien diese Märchensammlung in erweiterter Form als 211 Märchen umfassende Ausgabe letzter Hand (1857). (...)“ (vgl. Microsoft Encarta Enzyklopädie).

Zu den bekanntesten Märchen der Gebrüder Grimm gehören unter anderem „Frau Holle, Brüderchen und Schwesterchen, Rumpelstilzchen, Dornröschen, der Wolf und die sieben jungen Geißlein“, sowie „Rotkäppchen“.

1.3 Merkmale der Gattung „Märchen“

Da die Form des Märchens eine eigene Gattung darstellt, weist sie dementsprechend gattungsspezifische Merkmale auf, auf welche ich nun näher eingehen möchte.

Die Welt in der die Märchen jeweils spielen ist besonderer Art. Die dinge in ihr erscheinen dem Leser verzaubert „und so in eine Märchenwelt eigener Prägung gestellt“ (Kinder spielen Märchen, S.11). Lebewesen sind innerhalb der Märchen nicht typisiert, das heißt diese werden nicht durch die Verwendung von Attributen auf bestimmte Muster festgelegt. Dies gilt ebenso für den Handlungsablauf, welcher mit „mit einfachen Aussagen, in straffer Abfolge, als geschlossene Einheit“ (Kinder spielen Märchen, S.12) einer Individualisierung keinen Raum bietet.

Innerhalb von Märchen ist es oft erforderlich, dass die Helden Hürden überwinden, wobei ihnen meist Wunschdinge oder auch Helfer zur Seite stehen.

„Starre Formeln sind ebenso märchentypisch und kommen auch dem kindlichen Gemüt durch Konturschärfe und Wiederholung entgegen“ (Kinder spielen Märchen, S.12). So findet man den so genannten „Dreierrhythmus“, als beherrschendes Element in vielen Märchenszenen. Beispiel hierfür wären drei Gefahren oder drei Hindernisse, welche es zu überwinden gilt. Aber auch die dreifache wortgetreue Wiederholung von Szenen oder Sprüchen stellen typische Merkmale dar (vgl. Kinder spielen Märchen, S.13). Die Handlung des Märchens dreht sich zumeist um das Lösen von Rätseln, das Lüften von Geheimnissen, das Erfüllen von Aufgaben und das Finden von Verstecken.

Die Zweiheit, als ein weiteres märchentypisches Kriterium, verdeutlicht sich beispielsweise in den so genannten „Schwarz-Weiß-Gegensätzen“. Diese zeigen sich innerhalb des Märchens in Form von „zwei Kontrahenten, gut und böse, alt und jung, Stark und schwach, Held und Unheld, klug und dumm...(...) (Kinder spielen Märchen, S.13). Die dargestellten Kontraste bewirken, dass eine moralische Lösung erforderlich ist „und ist in seiner Struktur dem menschlichen Alltagskampf recht nahe“ (Kinder spielen Märchen, S.13).

Die Formelhaftigkeit bestimmter, immer wieder auftauchender Sätze und Sprüche, gehört zu den offensichtlichen Gattungsmerkmalen. So finden sich hier beispielsweise die Formel für den Beginn eines Märchens, in Form von „Es war einmal...“, sowie der für den Schluss eines Märchens bekannte Satz „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute“. Die Verwendung dieser Formeln weist auf die Irrealität der Handlung hin, dies gilt auch für die nicht genaue zeitliche Festlegung des beschriebenen Geschehens (vgl. Kinder spielen Märchen, S.14).

2. Didaktische Analyse

2.1 Bedeutsamkeit des Unterrichtsinhaltes

2.1.1 Begründung der Lernaufgabe

Der Unterrichtsinhalt dieser Sachunterrichtsstunde legt seinen Schwerpunkt auf die Aufführung eines Märchens durch die Schüler. Auf diese „spielerische Art und Weise“ soll den Schülern das Lernen innerhalb des Spiels ermöglicht werden. Dieser Lernzuwachs soll hauptsächlich in der Stärkung des Selbstbewusstseins, innerhalb eines Vortrages vor der Klasse, liegen und darüber hinaus die lebendige Begegnung mit Sprache ermöglichen.

Professoren deutscher Hochschulen müssen immer häufiger feststellen, dass ihre Studenten nicht in der Lage sind Referate sicher und angstfrei vorzutragen, sowie professionell zu gestalten. Die Schulen haben die Aufgabe hierfür den Grundstock zu legen. Bereits in den ersten Klassen ist es daher wichtig kleinere Sachverhalte von Schülern vortragen zu lassen. Auf diesem frühen Weg lernen die Schüler das angstfreie Sprechen vor „Publikum“ und bereiten sich vor auf das Halten längerer Referate in den höheren Klassen oder im Rahmen eines Studiums an einer Universität. Darüber hinaus steht es für ein sich auseinandersetzen mit Sprache. Der Lehrplan des Fachs Deutsch drückt dies wie folgt aus:

„Es gilt somit, den Schüler zu befähigen,

- (...)
- (...)
- über Sachverhalte und Sprache nachzudenken, darüber zu sprechen und dazu Stellung zu nehmen,
- (...).

Auf diesem Weg kann das sinngemäße und situationsgerechte Vortragen eines Textes eingeübt werden (vgl. Lehrplan Deutsch 1984, Seite 18). Durch das Vortragen des Textes wird die Wiedergabe dessen geschult, was der Lehrplan, als das Ausbauen und Verfeinern von Formen der Textrezeption bezeichnet (vgl. Lehrplan Deutsch 1984, Seite 24). Man kann hier von der Form der „Sprechgestalt“ ausgehen, welche durch das spielerische darstellen eines Textes verfeinert wird.

Die Wahl der Gattung „Märchen“ lässt die Schüler Einblicke in eine epische Kleinform gewinnen. Darüber hinaus erhalten sie die Möglichkeit grundlegende und einfache formenspezifische Merkmale kennen zu lernen (vgl. Lehrplan Deutsch 1984, Seite 26).

Da die Schüler das Märchen vortragen, sind sie in der Lage die Form der Sprache über den akustischen Weg aufzunehmen und zu verinnerlichen. Auch dieser Aspekt ist Bestandteil des Lehrplanes, welcher ihn als das Verfeinern des akustischen Aufnahmevermögens bezeichnet (vgl. Lehrplan Deutsch 1984, Seite 32).

Stellung zu beziehen und seine Meinung über Texte äußern zu können sind wichtige Grundfertigkeiten die es einzuüben gilt. Auch diese Grundfertigkeiten spricht der Lehrplan an (vgl. Lehrplan Deutsch 1984, Seite 69).

Der zweite Schwerpunkt gilt dem Weiterführenden, sowie dem betonten und Sinn entnehmenden Lesen. Auch wenn die Schüler zu diesem Zeitpunkt noch nicht in der Lage sind Märchen selbständig zu lesen, so kann man doch von einer Lesemotivation ausgehen. Das Märchen, innerhalb dessen die Schüler aktiv werden dürfen, indem sie es als Rollenspiel aufführen dient den Zielen die „Lesebereitschaft, Lesefertigkeit und Leseverständnis zu fördern und dadurch die Lesefreude zu erhalten und zu steigern“ (Leitlinien Rheinland-Pfalz 1984, S.19).

Ein weiterer Aspekt, welcher vor allen Dingen die unsicheren und schüchternen Schüler betrifft wäre das Üben von selbstsicherem Auftreten, sowie Stärkung des Selbstbewusstseins. Die Leitlinien für die Arbeit in der Grundschule drücken dies wie folgt aus: „Das spielende Lernen fördert beim Grundschulkind in besonderem Maße Spontaneität, Phantasie und Selbständigkeit und läßt das Kind spielerisch zu Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten gelangen. Rollenspiele, Denkspiele und Sprachspiele stellen Möglichkeiten des Lernens im und durch Spiel dar. Spielerisches Lernen eignet sich besonders für das weniger selbstsichere und selbstbewusste Kind und kann ihm helfen, seine Hemmungen abzubauen und eine tiefere Bindung zur Klassengemeinschaft zu finden“ (Leitlinien für die Arbeit in der Grundschule, Seite 9).

Wobei es meines Erachtens hier sehr wichtig ist die Schüler nicht unter Zwang handeln zu lassen, da dies dann eher einem Vorführen ihrer Person gleich kommen würde, was von Schülern dieser Altersklasse oft als traumatisch empfunden wird.

2.1.2 Bedeutsamkeit des Unterrichtsinhaltes für die Schüler

Das Sprechen und Vortragen vor Publikum fällt vielen Menschen schwer. Professoren stellen bei ihren Studenten fest, dass sie Referate aufgrund von Aufregung und Angst unsicher halten. Doch egal ob an den Universitäten, im späteren Berufsleben oder im Alltag wird das Sprechen vor Gruppen eingefordert und stellt somit eine wichtige Fertigkeit dar. Schüler der Grundschule befinden sich in einem Alter, in dem sie sich noch nicht der Faktoren bewusst sind, welche die Aufregung und Angst vor dem freien Sprechen hervorrufen können. Hier sind Äußerlichkeiten wie Kleidung oder Körperstatur des Sprechers, aber auch der Grad seines Selbstbewusstseins von Bedeutung. Daher ist es von großer Bedeutung die Schüler so früh wie möglich, so lange sie noch angstfrei und unbefangen sind, an das Sprechen vor Menschen heranzuführen. In höheren Klassen wird das Halten von Referaten eingefordert werden, auch wenn es bis dahin nicht eingeübt wurde, was so manchen Schüler zu Recht verzweifeln lassen wird. Beginnt man jedoch bereits in den ersten Schuljahren damit diese Fertigkeit zu trainieren, so kann man dies angstfrei und unbefangen.

Das weiterführende Lesen ist die Grundlage für das Ziel des sicheren Lesens. An einfachen Texten muss diese Fertigkeit eingeübt werden, damit im Laufe der Zeit auch schwierige Texte von den Schülern gelesen werden können. Das Lesen begegnet dem Schüler nicht nur in der Schule, sondern auch in seinem Alltag, wobei das Sinn entnehmende Lesen das Ziel des Lesens sein muss.

2.1.3 Didaktische Reduktion

Um das freie Sprechen vor Publikum zu üben bieten sich selbstverständlich auch Referate an, doch da es sich bei der Klasse um eine erste Klasse handelt, wäre dies zu anspruchsvoll und würde die Schüler überfordern. Auch den Text, beziehungsweise einzelne Stellen des Märchens auswendig zu lernen würde, aufgrund der Länge desselbigen, eine Überforderung der Schüler darstellen, so entschließe ich mich, dass sie ihre Rollen frei Vortragen dürfen. Das betonte und deutliche Sprechen soll innerhalb des Vortragens eingeübt und vertieft werden, denn auch dies kann in dieser Jahrgangsstufe nicht als Fertigkeit vorausgesetzt werden.

Bearbeitet man neue Texte mit Schülern so gilt es in der Regel zunächst den Inhalt zu besprechen, was ich bei diesem Märchen, da es die meisten Schüler bereits kennen zeitlich begrenzen werde. Die Schüler sollen durch das Aufführen des Märchens den Inhalt zunächst „leben/erleben“, bevor über ihn gesprochen werden wird.

2.1.4 Schwierigkeitsanalyse

Ich denke, dass das Vorspielen der Rollen vom Schwierigkeitsgrad her betrachtet, für jeden Schüler individuell beurteilt werden müsste. Den starken und von der Persönlichkeit her selbstbewussten Schülern wird das Vortragen vor der Klasse leicht fallen. Schüler die um ihre schwächeren Leistungen wissen und deren Selbstwertgefühl Defizite aufweist werden sich nicht zum Vortragen einer Rolle vor der Klasse melden. Hier gilt es diese schwächeren Schüler zu ermuntern und zu loben, wenn sie eine Rolle zu übernehmen. Die „Symbole“ aus den jeweiligen Märchenfiguren, welche sich die Kinder umhängen, sollen gerade diese Schüler motivieren.

Probleme sehe ich je nach Schüler bei in der sprachlich, betonten Umsetzung der jeweiligen Rolle, sowie in der Reproduktion des einstudierten Sprechtextes. Hier muss man bedenken, dass die Schüler noch sehr jung sind und sie erst an den Lernanfängen stehen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Unterrichtsstunde zum Thema "Märchen"
Hochschule
Universität Koblenz-Landau  (Schulpraktische Studien)
Veranstaltung
Blockpraktikum
Note
ohne
Autor
Jahr
2005
Seiten
26
Katalognummer
V49892
ISBN (eBook)
9783638462303
Dateigröße
713 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Der Unterrichtsentwurf entstand im Rahmen des Blockpraktikums an einer Grundschule. Die Stunde wurde wie beschrieben erfolgreich gehalten.
Schlagworte
Märchen, Blockpraktikum
Arbeit zitieren
Christina Schulz (Autor:in), 2005, Unterrichtsstunde zum Thema "Märchen", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49892

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