Auswirkungen der massenmedialen Veränderungen auf den Onlinejournalismus


Hausarbeit, 2018

19 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Begriffsdefinition
2.1 Professioneller Onlinejournalismus
2.2 Partizipativer Journalismus

3. Qualität des professionellen Onlinejournalismus

4. Qualität des partizipativen Journalismus

5. Entwicklungschancen und neue Möglichkeiten des Journalismus

6. Resümee

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Der Kommunikationswissenschaftler Sven Engesser bezeichnet die heutige Zeit als eine Art „Umbruchzeit“ (vgl. Engesser 2013, S.1) für den professionellen Journalismus. Dies begründet er auf der schnellen Entwicklung des Internets und der damit einhergehenden Möglichkeit für Laien, unterschiedliche Kanäle der Publikation zu nutzen und so Inhalte nicht mehr nur selbst abrufen, sondern sie auch selbst verfassen und verbreiten zu können.

Nach Darstellung von Büffel verschwimmen zudem die Grenzen zwischen Produzent und Rezipient, sodass neue Öffentlichkeitsformen online und offline entstehen können und die massenmedialen Anbieter den direkten Kontakt mit ihrem Publikum suchen (vgl. Büffel 2008, S. 134). Was genau bedeuten diese massenmedialen Veränderungen für den professionellen Onlinejournalismus?

Durch die Beteiligung der Nutzer am Produktionsprozess des Inhalts und der damit verbundenen aktiven Teilnahme an der Medienöffentlichkeit hat sich eine neue Form des Journalismus herausgebildet, der partizipative Journalismus (vgl. Engesser 2008, S. 66). Die vorliegende Arbeit nimmt sich diesem immer stärker zunehmen Phänomen an. Im Zentrum steht dabei die Frage, welche qualitativen Unterschiede es zwischen den beiden Formen gibt und ob sich durch den partizipativen Journalismus möglicherweise auch positive Entwicklungschancen für die Zukunft herausbilden.

Zu Beginn werde ich eine kurze Begriffsdefinition vornehmen, um die Bereiche des professionellen Journalismus und die des partizipativen Journalismus voneinander abzugrenzen. Anschließend werde ich auf Qualitätsansätze eingehen, um den Grad an Qualität des partizipativen im Verhältnis zum professionellen Webjournalismus zu erörtern. Darauf basierend lassen sich mögliche Entwicklungschancen für den Journalismus detektieren, die ich erläutern werde, bevor ein zusammenfassendes Resümee die Arbeit abschließt.

2. Begriffsdefinition

Damit im Verlauf der Arbeit eine genaue Vorstellung davon herrscht, was es mit dem professionellen Onlinejournalismus und dem partizipativen Journalismus genau auf sich hat, ist eine begriffliche Abgrenzung beider Bereiche nötig.

2.1. Professioneller Onlinejournalismus

Der Kommunikationswissenschaftler Klaus Beck sieht den Journalismus als ein Berufsfeld und Funktionsbereich der öffentlichen Kommunikation. Als Aufgabe führt er sowohl die Selektion sowie die Herstellung und Bereitstellung als auch die Präsentation von Themen mit Realitätsanspruch für die Kommunikation in der Öffentlichkeit an (vgl. Beck 2007, S. 135). Klaus Meier erweitert diese Definition um den Aspekt des Neuartigen und die Konstruktion einer gemeinsamen Wirklichkeit, um eine Orientierung in der komplexen Welt zu bieten (vgl. Meier 2007, S.13). Dem professionellen Onlinejournalismus kommen allerdings noch weitere Charakteristika hinzu. Um nicht alle möglichen Definitionen und Theorien aufzugreifen, soll an dieser Stelle die Systemtheorie des deutschen Soziologen Niklas Luhmann (1996) herangezogen werden, in der er unterschiedliche Teilsysteme der Gesellschaft unterschied, „ die sich auf eine Funktion spezialisiert haben, die sie für die Gesellschaft erbringen“ (Neuberger/Kapern 2013, S. 26). Neuberger und Kapern verstehen darin die Notwendigkeit in der Beobachtung der Gesellschaft und den damit einhergehenden Überblick über das wesentliche und existenzielle Geschehen, den der Journalismus verschaffen soll.

Geht man Weischenberg's, Malik's und Scholl's Auffassung von Journalismus nach, sind die Bereiche Aktualität, Faktizität und Relevanz unabdingbar, wenn vom Webjournalismus gesprochen wird (vgl. Weischenberg et al. 2006, S. 346; Scholl/Weischenberg 1998, S. 75; Scholl 1997, S. 471 ff.). Durch die Entwicklung des Internets ist es möglich, Barrieren wie Zeitzonen zu umgehen und Inhalte unmittelbar weltweit zu verbreiten.

Die Option zu jeder Zeit Nachrichten zu bearbeiten oder updaten zu können kommt hinzu. Der Journalist ist in der Lage beinahe unbegrenzt mit dem Leser zu interagieren, indem er Kommentare oder Kritiken aufnimmt und seine Texte dementsprechend bearbeitet und kommentiert. Höflich definiert diese Art der Interaktion wie folgt:

„Interaktion meint, als soziologischer Terminus, wechselseitiges, aufeinander bezogenes soziales Handeln. Interaktive Medien sind je unterschiedlich‚ interaktionsermöglichend, indem sie Interaktionen mit einem Medium […] und Interaktionen durch ein Medium [...] erlauben.― (Höflich 2006, S. 107 In: Engesser 2013)

Interessant ist an dieser Stelle auch die Auffassung von Axel Bruns, dass das traditionelle Konzept des sogenannten Gatekeepers nicht auf den Onlinejournalisten angewendet werden kann. Es handele sich viel eher um einen Gatewatcher (vgl. Bruns 2005, S. 17ff), der sofort agieren kann, nachdem er beobachtet, was durch das Internet zur Öffentlichkeit durchdringt (vgl. Neuberger et al. 2009A, S. 13).

Weitere Gesichtspunkte, die für diese Arbeit eher eine untergeordnete Rolle spielen, sind strukturtechnische Aspekte. So sind Onlinebeiträge meist länger als Artikel in den Printmedien. Weiter bieten Onlinemedien mehr Interviews, Reportagen, und Hintergrundmaterial, mehrheitlich werden die Beiträge zudem durch zahlreiche Bilder beziehungsweise Bildergalerien bestückt (vgl. Quandt 2008, S.151).

Einher mit der erläuterten Entwicklung der Onlinemedien hat sich eine neue Form des Journalismus, der partizipative Journalismus, herausgebildet.

2.2 Partizipativer Journalismus

Um zu definieren, was partizipativer Journalismus ist, muss zunächst eine kurze Definition des Begriffs „Partizipation“ stattfinden. Eurich (1980) versteht darunter recht allgemein die „sachbewußte, aktive Teilnahme undEinflußnahme von Betroffenen am gesellschaftlichen Lebensprozeß und damit auch dem politischen Willensbildungs- und Entscheidungsprozeß [Orthografie des Originals]“ (Engesser 2013, S.46)

Laut Engesser sei es notwendig, den Begriff der Partizipation auf unterschiedlichen Ebenen zu betrachten. Man unterschiedet somit zwischen politischer Partizipation und sozialer Partizipation (vgl. Engesser 2013, S.46). Auch wenn sich die erste Ebene auf die Einflussnahme auf politische Entscheidungen bezieht und die zweite Ebene die Gestaltung des sozialen Lebens in den Fokus nimmt, dürfen beide Begriffe weder als Gegensatz noch als trennscharfe Kategorien verstanden werden. (vgl. Engesser 2013, S. 46). Sie stehen vielmehr in einem Wechselverhältnis, das bisher noch nicht ausreichend erforscht wurde. Beiden gemein ist allerdings die Tatsache, dass sich die Partizipation in beiden Fällen auf die Freiwilligkeit und die Aktivität der Teilnehmenden bezieht (vgl. Engesser 2013, S. 46). Eine weitere Kategorie, die Engesser aufgreift, ist die mediale Partizipation, die sich auf die Teilhabe an der medialen Öffentlichkeit bezieht und in dieser Arbeit vorherrschend sein wird.

Im Gegensatz zum professionellen Onlinejournalismus schließt der partizipative Journalismus Felder wie Beruf und Redaktion aus:

„ Partizipativer Journalismus beteiligt Nutzer zumindest am Prozess der Inhaltsproduktion, wird außerhalb der Berufstätigkeit ausgeübt und ermöglicht die aktive Teilhabe an der Medienöffentlichkeit.“ (Engesser 2008, S. 66)

Ergänzt wird diese treffende Definition von Bowman und Willis, die das Ziel einer unabhängigen, genauen und breit gefächerten Berichterstattung anführen (vgl. Bowman und Willis 2007, S.9). Trotz der immensen Bedeutung, die dem partizipativen Journalismus durch fortschreitende Mediatisierung zukommt, scheint abgesehen von Engesser's Definition eine Art Definitionsarmut zu herrschen. Viele Kommunikationswissenschaftler führen aufgrund dessen zunächst die grundlegenden Unterschiede zum professionellen Journalismus auf. Laut Bowman und Willis werde im professionellen Onlinejournalismus das Top-Down-Prinzip und im partizipativen Webjournalismus das Bottom-Up- Prinzip herangezogen (vgl. Bowman und Willis 2003a, S.9). Ein weiterer Unterschied ist ohne Zweifel die allgemeine Themenverarbeitung. Es werden entgegen der Vorgehensweise in der Profession Themen nicht mithilfe von Nachrichtenfaktoren ausgewählt, sondern nach dem persönlichen Interesse des Verfassers. Das macht die Berichterstattung weniger informativ und relevant für die Bevölkerung (vgl. Becht et al. 2010, S.188). Diese Bevölkerung wird wiederum ersucht, sich aktiv am Thema zu beteiligen (vgl. Harrison und Barthel 2009, S. 161).

Bowman und Willis erklären dies wie folgt:

“The act of a citizen, or group of citizens, playing an active role in the process of collecting, reporting, analyzing and disseminating news and information. The intent of this participation is to provide independent, reliable, accurate, wide-ranging and relevant information that a democracy requires.” (Bowman/ Willis 2003A, S.9)

Die so entstandenen Artikel sind also vielmehr das Resultat vieler verbreiteter Konversationen, die im Internet entweder Zuspruch finden oder sofort wieder verschwinden. Was den partizipativen Journalismus vom traditionellen Journalismus unterscheidet, ist somit die Struktur der Produktion von Nachrichten:

„In an era when anyone can be a reporter or commentator on the Web, ‚you move to a two-way journalism. The journalist becomes a forum leader, or a mediator rather than simply a teacher or a lecturer. The audience becomes not consumers, but ‚pro-sumers, a hybrid of consumer and pruducer. (Bowman und Willis 2007, S. 9)

Engesser sieht in diesem Bereich einige bedeutende partizipative

Plattformen: Kollektivformate/Nutzerbeteiligung, Weblogs Mikroblogging wie Twitter, Lesereporter, wie bei Bild-Lesereporter und professionell-partizipative Nachrichtensites wie unter anderem OhmyNews sowie die Sublokalen Webangebote, die sich auf eine Einbindung von Personen beziehen (vgl. Engesser 2013, S. 61-92 und vgl. Engesser 2008A, S. 57).

Engesser sieht den partizipativen Journalismus eng mit dem Bürgerjournalismus und dem „Graswurzeljournalismus“ (vgl. Engesser 2013 S.36). Allerdings finden sich Bürgerjournalismus und Graswurzeljournalismus stärker im politikwissenschaftlichen Kontext, wohingegen der partizipative Journalismus mit größerem Bedeutungszusammenhang und Kontext verstanden werden kann (vgl. Engesser 2008A, S. 63).

Um es mit Engessers Worten auszudrücken, kann der partizipative Journalismus wie folg zusammengefasst werden:

„Insgesamt ist unter Partizipativen Journalismus ein Typ des Journalismus zu verstehen, der Beteiligung an der medialen Öffentlichkeit zur gesellschaftlichen Aufgabe hat und sich durch `Aktivität`, `Freiwilligkeit` und `Publizität` auszeichnet. Er lässt sich auf bestimmten Plattformen im Web nachweisen, ist jedoch teilweise weit von seinem theoretischen Ideal entfernt.“ (Engesser 2013, S. 340/341)

3. Qualität des professionellen Onlinejournalismus

Dass es nicht einfach ist Qualität des professionellen Onlinejoruanlismus zu ermitteln, wird durch folgende Aussage Engesser's deutlich:

„Beim Versuch, den journalistischen Qualitätsbegriff zu bestimmen, stößt man früher oder später unweigerlich auf den bekannten Ausspruch von Ruß-Mohl (1992): „Qualität im Journalismus definieren zu wollen, gleicht dem Versuch, einen Pudding an die Wand zu nageln“ (S. 85)“ (Engesser 2013, S. 42/43)

Engesser ist aber auch der Meinung, dass es sich umso mehr um Journalismus handelt, „je mehr dieser eine bestimmte journalistische Qualität erfüllt, die sich theoretisch aus seinen gesellschaftlichen Aufgaben ableiten und empirisch messen lässt“ (Engesser, 2013 S. 49)

[...]

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Auswirkungen der massenmedialen Veränderungen auf den Onlinejournalismus
Hochschule
Universität Bremen
Note
2,0
Autor
Jahr
2018
Seiten
19
Katalognummer
V499011
ISBN (eBook)
9783346028822
ISBN (Buch)
9783346028839
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Journalismus
Arbeit zitieren
Melissa Rohlfs (Autor:in), 2018, Auswirkungen der massenmedialen Veränderungen auf den Onlinejournalismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/499011

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