Die Identifikation mit dem Unternehmen. Die Hintergründe von Commitment


Hausarbeit, 2002

21 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Begriffserklärung

2 Bedingungen der Entstehung von Commitment
2.1 Konsistentes Verhalten als Bestandteil des Commitments
2.2 Konsistentes Verhalten als Erklärung von Commitment
2.3 Commitment als Ergebnis eines Wartekonflikts

3 Commitment in utopischen Gesellschaften

4 Die negative Seite von Commitment

5 Schlußbetrachtung

Literatur- und Quellenangaben

1 Begriffserklärung

In der Organisationspsychologie ist der Begriff „Commitment“ von zentraler Bedeutung. Aus dem englischen übersetzt heißt Commitment „Selbstverpflichtung“ oder „freiwillige Bindung“. Der Begriff skizziert das Ausmaß mit dem sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dem Unternehmen verpflichtet fühlen oder in der Arbeit aufgehen. Commitment ist als „psychologisches Band“ zwischen Individuum und Organisation zu verstehen und beinhaltet:

- die Identifikation mit Zielen und Werten des Unternehmens;
- die Loyalität zur Organisation;
- die Bereitschaft, hohe Anstrengungen zu erbringen;
- fehlende Bereitschaft, selbst gegen bessere Bezahlung, höheren Status oder professionelle Freiheiten, die Organisation zu verlassen (Moser, 1992, S. 95)

Allgemein bezeichnet Commitment das Ausmaß, in dem sich eine Person mit einer bestimmten Organisation identifiziert.

2 Bedingungen der Entstehung von Commitment

2.1 Konsistentes Verhalten als Bestandteil des Commitments

Es gibt Menschen, die sich durch eine extreme Bindung an bzw. hohes Commitment gegenüber einer Organisation auszeichnen. Das Commitment von Anhängern einer bestimmten Partei wird meist dazu verwendet, um konsistentes Verhalten zu erklären. Konsistent meint hier, dass ein Anhänger einer Partei beispielsweise lebenslang treu bleibt. Selbst wenn sich die politische Richtung der Partei sich stark verändert, bleibt die Person Mitglied der Partei.

Menschen weisen Commitment gegenüber einem Ziel auf, sie tun dies über längere Zeit und durch konsistentes Verhalten, das auf eben dieses (von Fall zu Fall veränderliche) Ziel hin ausgerichtet ist. Das Ziel in dem angeführten Beispiel repräsentierte die Partei. Die dritte Komponente von Commitment, nämlich die Ablehnung bzw. Zurückweisung von Alternativen durch den Akteur existiert neben der zeitlichen Dauer und Konsistenz. Commitment setzt sich also aus drei Facetten zusammen: zeitliches Andauern des Verhaltens, Verfolgen eines gleichbleibenden Ziels und Zurückweisung von Alternativen.

Durch die Frage, ob das so umschriebene Commitment das konsistente Verhalten des Parteianhängers erklären könne, kam Becker (1960) zu dem Schluss, dass es sich um eine Tautologie handle: Konsistentes Verhalten kann nicht durch Commitment beschrieben werden, da Commitment durch konsistentes Verhalten definiert sei. Beckers Reaktion auf diese Tautologie lautete, dass konsistentes Verhalten nicht durch Commitment erklärt werden solle, sondern vielmehr nach den Bedingungen der Entstehung von Commitment (bzw. Konsistenz) zu fragen sei.

Hierzu verwendete Becker eine Untersuchung von Schelling (1956), in der das Konzept einer „side bet“ (Seitenwette) verwendet wird, um konsistentes Verhalten zu erklären. Die Seitenwette basiert auf einer hypothetischen Verhandlungssituation, in der ein potentieller Käufer 16 Tsd. Dollar für ein Haus bietet, der Verkäufer aber 20 Tsd. Dollar fordert. Der potentielle Käufer führt nun eine Seitenwette an: Er hat mit einer anderen Person um 5 Tsd. Dollar gewettet, dass er nicht mehr als 16 Tsd. Dollar bezahlen wird. Beckers Schlußfolgerung lautet:

„Ihr Verhandlungspartner muss seine Niederlage eingestehen, da sie Geld verlieren würden, wenn sie Ihr Angebot erhöhen; Sie haben sich selbst gebunden, nicht mehr zu bezahlen als sie ursprünglich geboten haben“(S.35).

Ein zentrales Merkmal einer Seitenwette besteht also darin, dass durch eine Einbeziehung von an sich irrelevanten Interessen ein Abweichen vom Gebot so teuer würde, dass sich nicht mehr möglich ist. Seitenwetten können auch im organisationalen Zusammenhang auftreten und dazu führen, dass Commitment entsteht. Beispiele:

- Generalisierte kulturelle Erwartungen: Man würde nicht vertrauenswürdig wirken, wenn man allzu schnell den Arbeitsplatz wechselt.
- Bürokratische Regelungen: Man verliert bei einem Organisationswechsel Pensionsansprüche
- Individuelle Anpassungsprozesse an soziale Positionen: Man paßt sich an spezifische Normen und Erfordernisse an, die Leistungserbringung fällt leichter, und man verliert zugleich die Anpassungsfähigkeit an Alternativen.
- Vermeidung eines „Gesichtsverlusts“: Man versucht, den Eindruck, den man bei anderen Personen erzeugt hat, konsistent zu halten.

Diese vier Faktoren sind nur Beispiele dafür, wie Commiment im Sinne von konsistenten Verhalten entsteht bzw. beibehalten wird. Dabei muss es nicht bewußt und überlegt entstehen. Commitment ist ein Ergebnis von an sich betrachtete unbedeutenden Verhaltensweisen, die erst bewußt werden, wenn die Seitenwette zu verlieren droht.

2.2 Konsistentes Verhalten als Erklärung von Commitment

Auch nach dem Ansatz von Kiesler (1971) nimmt mit zunehmender Organisationszugehörigkeit das Commitment zu. Das jahrelange Arbeiten in ein und derselben Firma ist eine konsistente Handlungssequenz. Nach Kiesler führt aber Konsistenz nicht allein zu Commitment. Erst dann, wenn die Zugehörigkeit zu der Organisation in Frage gestellt wird, beispielsweise durch ein alternatives Stellenangebot, müßte sich zeigen, dass das Commitment zunimmt und sich Auswirkungen auf die Einstellungen zur Organisation ergeben.

Konsistenz entsteht aufgrund von Seitenwetten und nimmt mit der Zeit zu, da eine lange Zugehörigkeit zu einer Organisation einer Investition gleicht. Während dieser Zeit kann eine Art „Attacke“ stattfinden, die zum Beispiel ein attraktiven Gegenangebot darstellt. Je attraktiver das alternative Angebot ist, desto wahrscheinlicher wird es sein, dies auch anzunehmen. Ein abgelehntes Angebot hat nach Kiesler (1971) Konsequenzen auf das bestehende Arbeitsverhältnis, es stärkt das Commitment und damit auch die Einstellung zu der Organisation.

Das Commitment motiviert also nicht die Mitarbeiter im Unternehmen zu bleiben, sondern es führt primär zu einem Widerstand gegen die Alternative. Die Einstellung der Person intensiviert sich, da sich die Person mit der Situation des Angriffs auseinandersetzt und es kommt zu einem Bumerang-Effekt. Findet ein Angriff statt, so kommt es zu Rechtfertigungsmechanismen: Man sagt sich selbst, dass man das Richtige getan habe und würde es noch einmal so handhaben, komme man erneut in solch eine Situation.

Es wird versucht, das eigene Verhalten durch diese Selbstrechtfertigung rational erscheinen zu lassen. Wenn sich aus den Entscheidungen negative Ergebnisse resultieren, kann der einzelne unterschiedlich reagieren:

- Die Ergebnisse der Handlungen werden neu bewertet. Beispielsweise wird man versuchen, den „negativen Ergebnissen etwas Positives abgewinnen“.
- Es werden Versuche stattfinden, Verluste dadurch zu entschädigen, dass man Commitment eskalieren läßt. Man wird versuchen, durch zusätzliche Investitionen die bisherigen Verluste auszugleichen oder die bisherigen Investitionen zu „retten“.

Commitment hat nach Kiesler den Charakter eines Konstrukts, es handelt sich um etwas, was konsistenten Verhaltensweisen oder Einstellungen zugrundeliegt. Commitment ist zugleich beeinflußte Einstellung und beeinflußt andere Einstellungen und Verhaltensweisen.

Es besteht zwar die Möglichkeit, Commitment zu beeinflussen, es kann aber nicht direkt gemessen werden. Kiesler zeigte aber in den folgenden fünf Punkten, wovon das Ausmaß von Commitment beeinflußt werden kann:

- Explizitheit (Öffentlichkeit, Eindeutigkeit): Die Explizitheit einer Handlungsweise betrifft das Ausmaß, in dem überhaupt gesagt werden kann, dass eine Handlung stattgefunden hat. Es sind wiederum zwei Variablen, die hierzu beitragen: die Öffentlichkeit der Verhaltensweise und die Eindeutigkeit der Verhaltensweise. Die Öffentlichkeit einer Handlung steht dafür, dass subjektiv bedeutsame Personen der Handlung beiwohnen oder von ihr wissen. Commitment entsteht dann eher, wenn beispielsweise Freunde oder Familienmitglieder von einer Handlung wissen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Die Identifikation mit dem Unternehmen. Die Hintergründe von Commitment
Hochschule
Hochschule Osnabrück  (Fachbereich Wirtschaft)
Veranstaltung
Personal Vertiefungsstudium
Note
1,7
Autor
Jahr
2002
Seiten
21
Katalognummer
V4994
ISBN (eBook)
9783638130448
Dateigröße
528 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Commitment, Personalbindung an Unternehmen
Arbeit zitieren
Sascha Waltemathe (Autor:in), 2002, Die Identifikation mit dem Unternehmen. Die Hintergründe von Commitment, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/4994

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