Festival Berlin '08 für junge Politik. Ein Erfolg für die politische Beteiligung Jugendlicher?


Seminararbeit, 2008

12 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1. Annäherung an die Begrifflichkeit „Politische Bildung“
1.2. Die heutige Bedeutung der politischen Bildung in Deutschland
1.3. Die Problematik „politische Bildung“

2. Das Festival Berlin ´08
2.1. Veranstalter, Programm und theoretisches Konzept
2.2 Intentionen des Festivals

3. Die Evaluation des Festivals
3.1 Die Entwicklung des Fragebogens
3.2. Interviewerfahrungen

4. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

1.1. Annäherung an die Begrifflichkeit „Politische Bildung“

Die heutige sehr zwiegespaltene, ambivalente Einstellung zu Staatswesen und Regierung, die viel zitierte Politikverdrossenheit dürfte einem Aristoteles im antiken Athen als schier unerklärliches Phänomen gegolten haben.1

Denn der Philosoph war der Meinung der Mensch sei von Natur aus ein politisches Wesen, das erst im Staat, der Polis, als höchster natürlicher Gemeinschaftsform seine Vollendung findet.

Und trotzdem erlangte ein Begriff wie „politische Bildung“ erst zu Zeiten der Weimarer Republik und namentlich nach dem zweiten Weltkrieg, damals ausgehend von den westlichen Demokratien bekannt als „Reeducation“, inhaltliche Bedeutung.

Was ist nun politische Bildung? Im weiteren Sinne sind damit alle Bildungsprozesse gemeint, in denen Heranwachsende und Erwachsene die Spielregeln und Wertvorstellungen demokratischer Gesellschaften übernehmen, im engeren Sinne ist sie der Teil der politischen Sozialisation, die im Rahmen gesellschaftlicher Institutionen (Schulen, Hochschulen, Parteien Gewerkschaften, Kirchen, Jugendverbänden, u. a.) vermittelt wird.

Je nach theoretischer Auslegung werden hinsichtlich politischer Bildung verschiedene Ziele definiert. Diese reichen von der bloßen Wissensvermittlung betreffend des demokratischen Staates, seiner Ordnung und Grundwerte über die von H. Giesecke beschriebenen Befähigung zur Parteinahme in den Prozessen der politischen Willensbildung, bis hin zur Vermittlung der Fähigkeit zu einer ideologiekritischen Analyse von Manipulationsmechanismen, Herrschaftsstrukturen und ursächlichen Zusammenhängen zwischen privaten Problemen und gesellschaftlichen Widersprüchen, wie es die Frankfurter Schule betont.

1.2. Die heutige Bedeutung der politischen Bildung in Deutschland

Die Bedeutung der politischer Bildung, insbesondere bezüglich Kindern und Jugendlichen, unterstreicht der Staat unter anderem dadurch, dass er sich in § 11 des 8. Sozialgesetzbuches verpflichtet, durch die öffentliche und freie Jugendarbeit die Entwicklung junger Menschen zu fördern. Eine inhaltliche Konkretisierung ist in Abs. 3 desselben Gesetzes zu finden. Demnach umfasst die außerschulische Jugendbildung neben allgemeiner, gesundheitlicher, kultureller, naturkundlicher und technischer Bildung ausdrücklich auch den politischen und sozialen Bereich.

Nicht zuletzt ist auch das Münchner Manifest vom 26. Mai 1997 ein Zeugnis für die Wichtigkeit dieses Themas. Unter dem Titel „Demokratie braucht politische Bildung“ dokumentieren und beschreiben die Bundeszentrale und die Landeszentralen für politische Bildung ihre Kernaufgaben.

„Der demokratische Rechtsstaat lebt vom mündigen Mitdenken und Mittun seiner Bürgerinnen und Bürger“ und deshalb müsse Demokratie in jeder Generation neu erworben werden.2

1.3. Die Problematik „politische Bildung“

Die praktische Umsetzung dieses Vorsatzes ist jedoch mitunter ein äußerst problematisches Unterfangen, da besonders Jugendliche aus bildungsfernen Schichten oder diejenigen mit Migrationshintergrund sehr schwierig zu erreichen sind.

Die bildungsfernen Schichten - die Milieuforschung spricht von Konsummaterialisten oder Hedonisten - weisen sich dadurch aus, dass sie meist nur einfache Bildungsabschlüsse besitzen und ihr Lebensstil fixiert ist auf Freizeit, Ablenkung und Unterhaltung. Bildung ist bei diesen Menschen kein Mittel zur Persönlichkeitsentwicklung, sondern muss einen praktischen Nutzen haben. Aufgrund ihrer Bildungsdefizite zeigen sie sich eher distanziert zu den klassischen Bildungsveranstaltungen, da diese sie schnell überfordern und dadurch Gefühle der Ohnmacht, Minderwertigkeit und Frustration hervorrufen können.3

Bei Migranten stellen oftmals Sprachbarrieren oder auch formelle Zugangsprobleme, wie die fehlende Staatsbürgerschaft schwer überwindbare Hürden dar.4

Auch Dr. Joachim Detjen Professor für Politikwissenschaften an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt ist der Meinung, dass politisches Wissen, politische Urteilsfähigkeit und politische Handlungsfähigkeit unabdingbare Faktoren darstellen, die die politische Stabilität eines Landes garantieren.

Diese sieht er durchaus als gefährdet, „wenn einem erheblichen Teil der Bürgerinnen und Bürger der Staat fremd bleibt und Apathie sowie antidemokratische Rassentiments verbreitet sind.“5

Welche Konzepte, Methoden und Programme sind erforderlich um einer solchen Entwicklung entgegenzuwirken? Was kann getan werden um möglichst viele Kinder, Jugendliche und Heranwachsende, d.h. die kommenden Generationen nachhaltig für soziale und politische Themen zu interessiert und sie diesbezüglich zu mehr Eigeninitiative und Engagement zu motivieren?

2. Das Festival Berlin ´08

2.1. Veranstalter, Programm und theoretisches Konzept

Auf Bundesebene wurde ein möglicherweise viel versprechender Lösungsansatz realisiert. Im Rahmen des „Aktionsprogramms für mehr Jugendbeteiligung“ fand das Jugendpolitikfestival „Berlin ´05“, unter dem Slogan „Projekt P – misch dich ein“ statt und wurde drei Jahre später mit dem Nachfolger „Berlin ´08“ in ähnlicher Weise fortgesetzt. Vom 13. bis zum 15. Juni 2008 wurde hier in Zusammenarbeit des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, des Deutschen Bundesjugendrings, der Bundeszentrale für politische Bildung aber auch unter reger Mitwirkung der Jugendlichen selbst eine Veranstaltung organisiert, in der man Sport, Kultur und Unterhaltung mit Politik verbannt. Das umfassende Programm beinhaltete insgesamt etwa 500 verschiedene Angebote, wie Workshops, Vorträge, Filme, Konzerte, Diskussionsrunden, Podien, u.a. und sollte sowohl Jugendliche aus allen Alters- und Bildungsschichten wie auch mit den verschiedensten kulturellen Hintergründen ansprechen.6 7

Man folgte dem „Vorschlag, Veranstaltungen mit Eventcharakter“8 für den Zweck der politischen Bildung nutzbar zu machen.

Unter dem Motto „Nur wer was macht, kann was verändern“ wird im Kontext dieses Projekts der Versuch unternommen, einerseits eine „stärkere Einbindung von Kindern und Jugendlichen in gesellschaftliche und politische Entscheidungsprozesse“ zu erreichen, andererseits „sollen auch Erwachsene sowie Entscheidungsträger/innen vermehrt für die Belange der jüngsten und jungen Bürger/innen sensibilisieren werden.“9

2.2 Intentionen des Festivals

Im Zentrum des Interesses stand natürlich auch die Beurteilung der Wirksamkeit und Effektivität des Festivals. Und obwohl die registrierten Besucherzahlen von 8160 Teilnehmern10 für eine enorme Popularität des Festivals sprächen, waren auch andere Fragen für die Verantwortlichen von besonderer Relevanz:

„Was kann getan werden, um die Ressourcen von benachteiligen Kindern und Jugendlichen so zu stärken, dass sie die Bürgerrolle einnehmen können?“
- „Über welche politischen Kenntnisse, Orientierungen und Fähigkeiten verfügen die Kinder und Jugendlichen, und welche Anforderungen können an sie gestellt werden?“
- „Können bei den Kindern und Jugendlichen Lernprozesse hinsichtlich ihrer Partizipationsbereitschaft verzeichnet werden?“
- „Wie nachhaltig sind Aktionsprogramme für mehr Jugendbeteiligung, und welche Anregungen sowie Verbesserungen können daraus gewonnen werden?“11

3. Die Evaluation des Festivals

3.1 Die Entwicklung des Fragebogens

Antworten auf diese Fragen sollten durch die Evaluation des Festival gegeben werden, dessen Entwicklung, Durchführung und Auswertung unter der wissenschaftlichen Leitung des Deutschen Jugendinstituts (DJI) stand.

Zur Unterstützung der Mitarbeiter/innen des DJI wurden zwölf Studenten/innen der Fakultät für Soziale Arbeit an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, im Rahmen eines Seminars geschult. In Zusammenarbeit wurde ein Fragebogen entwickelt mit welchem die angehenden Sozialpädagogen vor Ort die Interviews durchführten.

Nachdem sie sich durch selbstständiges Studium einen Eindruck von den Hintergründen des Festivals verschafft und theoretisches Wissen zur Methodik der Evaluation angeeignet hatten, begann die eigentliche Arbeit.

Unter Einbeziehung aller Rahmenbedingungen, des Erkenntniszieles, des Verwendungszwecks und der Adressaten der Daten stand fest, dass zur Erhebung ein standardisierter Fragebogen das am besten geeignete Instrument sei.

Ausgangspunkt waren die „untersuchungsleitenden Fragestellungen“.12 Die zu evaluierenden Dimensionen, die in Kleingruppen bearbeitet wurden, lauteten wie folgt:

Fragen zur Demographie,
- Fragen zum politischen Verständnis und Interesses,
- Fragen die auf die Wirksamkeit und Nachhaltigkeit gegenwärtiger und zukünftiger Projekte gerichtet waren,
- und schließlich Fragen zum Festival selbst.

Aufgrund von Vermutungen und Erwartungen wurden erste Hypothesen generiert und daraus anschließend die nötigen Indikatoren, d.h. Einzelfragen und Antwortkategorien operationalisiert.

[...]


1 Vgl. Brockhaus Band 21; 21 Auflage; S.655-658

2 „Münchner Manifest“ auf der Internetseite der Landeszentrale für politische Bildung, Baden- Württenberg; www.lpb-bw.de/landeszentrale/münchner_manifest.php

3 Vgl. Joachim Detjen: „Politische Bildung für bildungsferne Milieus“ in „Aus Politik und Zeitgeschichte“ (APuZ) einer Beilage zur Wochenzeitung „Das Parlament“; S.3-8; 32-33/2007; 6.August 2007

4 Vgl. Richard Wolf und Stefanie Reiter: „Politische Bildung für Migrantinnen und Migranten“ in APuZ; S.15; 32-33/2007; 6.August 2007

5 Vgl. J.D.: „Politische Bildung für bildungsferne Milieus“ in APuZ; S.4; 32-33/2007; 6.August 2007

6 Vgl. Projektgruppe Evaluation des Aktionsprogramms für mehr Jugendbeteiligung: „Berlin ´08 Festival für junge Politik“; Ergebnisbericht der Evaluation; Deutsches Jugendinstitut (DJI) 2008

7 Vgl. Programmheft zum Festival „Berlin ´08“

8 J.D.: „Politische Bildung für bildungsferne Milieus“ in APuZ; S.7; 32-33/2007; 6.August 2007

9 Vgl. Programmheft zum Festival „Berlin ´08; S.5

10 Projektgruppe Evaluation des Aktionsprogramms für mehr Jugendbeteiligung: „Berlin ´08; DJI 2008

11 Sandra Ebner, Franziska Wächter, Diana Zierold: „Ich finde, Politik ist gar nicht so schlimm, wie alle Jugendlichen denken“ in DJI Bulletin 81; 1/2008

12 Vgl. Handbuch zur Evaluation, Eine praktische Handlungsanleitung; Band 6; Hrsg. Reinhard Stockmann; Waxmann Verlag GmbH, Münster 2007

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Festival Berlin '08 für junge Politik. Ein Erfolg für die politische Beteiligung Jugendlicher?
Hochschule
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt
Note
1,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
12
Katalognummer
V499417
ISBN (eBook)
9783346026361
ISBN (Buch)
9783346026378
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Politik, politische Bildung, Evaluation, Befragung
Arbeit zitieren
Jürgen Hönle (Autor:in), 2008, Festival Berlin '08 für junge Politik. Ein Erfolg für die politische Beteiligung Jugendlicher?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/499417

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