In dieser Hausarbeit analysiere ich die Novelle "Else von der Tanne oder Das Glück Domini Friedmann Leutenbachers, armer Diener am Wort Gottes zu Wallrode im Elend" von Wilhelm Raabe hinsichtlich Grenzen beziehungsweise deren Überschreitungen und lege dabei den Fokus auf die Theorien der Raumanalyse von Foucault und Lotman. Hierzu sollen insbesondere die Umstände rund um den Tod, namentlich der von Else und der des Pfarrers, in seiner Semantik näher beleuchtet werden.
Die Novelle befasst sich – von der Wissenschaft lange kaum beachtet – mit Themen, die auch heute brandaktuell sind: Der Umgang mit Fremden, "Grenzziehungen", und die von der Masse ausgehende Gewalt. Gemeinschaften, seien sie klein oder groß, müssen sich immer wieder mit dem Aufweichen und Verschieben von Grenzen auseinandersetzen, wobei Grenzen mehr psychischer denn physischer Natur sind. Die Abkehr vom allsouveränen Nationalstaat zu einer offenen Europäischen Union und die Globalisierung sind Beispiele wie zuvor klar umrissene Ländergrenzen geöffnet werden. Die Flüchtlingsbewegungen ab 2015, ausgelöst durch den noch immer andauernden Bürgerkrieg in Syrien, haben eine deutliche Gegenbewegung in Form von erstarkenden rechtspopulistischen Positionen zu Tage treten lassen, die – vereinfacht gesagt – dem Bedürfnis nach Abgrenzung Rechnung tragen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Grundlagen
- Was ist der poetische Realismus?
- Die Novelle des 19. Jahrhunderts – Definition und Rolle im Realismus
- Die Raumanalyse nach Juri Lotman und Michel Foucault
- Empirische Analyse: Else von der Tanne
- Eine Novelle im Kontext des Krieges: Der Dreißigjährige Krieg
- Grenzziehungen in Else von der Tanne
- Wald und Dorf als Grenzen und die Folgen der Überschreitung
- Der Tod als irreversible Grenzüberschreitung
- Die Grenze zwischen Gut und Böse
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert Wilhelm Raabes Novelle "Else von der Tanne" im Hinblick auf die Themen Grenzziehung und Grenzüberschreitung, wobei der Fokus auf die Theorien der Raumanalyse von Foucault und Lotman liegt. Die Arbeit untersucht insbesondere die Umstände und die Semantik des Todes von Else und des Pfarrers.
- Das Konzept des poetischen Realismus und seine Anwendung in Raabes Werk
- Die Rolle der Novelle im 19. Jahrhundert und ihre Bedeutung im Kontext des Realismus
- Die Analyse von Raum und Tod in der Novelle mithilfe der Theorien von Foucault und Lotman
- Die Darstellung von Grenzziehungen und deren Überschreitung in "Else von der Tanne"
- Die Bedeutung des Dreißigjährigen Krieges als Kontext für die Novelle
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Novelle "Else von der Tanne" in den Kontext aktueller Debatten um Grenzen und Fremdenfeindlichkeit. Sie erklärt die Zielsetzung der Arbeit, die sich auf die Analyse von Grenzziehungen und Grenzüberschreitungen mithilfe der Raumanalyse von Foucault und Lotman konzentriert.
- Theoretische Grundlagen: Dieses Kapitel definiert den poetischen Realismus als literarische Konzeption des 19. Jahrhunderts und erklärt die Rolle der Novelle als wichtige Gattung im Realismus. Es erläutert außerdem die Theorien der Raumanalyse von Juri Lotman und Michel Foucault.
- Empirische Analyse: Else von der Tanne: Dieser Abschnitt betrachtet die Novelle im Kontext des Dreißigjährigen Krieges und analysiert die Grenzziehungen, die in der Novelle vorkommen. Besonderes Augenmerk liegt auf der Rolle von Wald und Dorf als Grenzen, dem Tod als irreversible Grenzüberschreitung und der Grenze zwischen Gut und Böse.
Schlüsselwörter
Poetischer Realismus, Novelle, Raumanalyse, Foucault, Lotman, Grenzen, Grenzüberschreitung, Tod, Dreißigjähriger Krieg, "Else von der Tanne", Wilhelm Raabe.
- Quote paper
- Julia Egner (Author), 2019, Raum und Todessemantik in Wilhelm Raabes "Else von der Tanne", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/500531