Wenn ich aus Kindern- oder Jugendbüchern vorgelesen habe, ist mir immer wieder aufgefallen, dass hier größtenteils ganz bestimmte Personen, Familien oder Beziehungszusammenhänge dargestellt werden. Die Eltern sind zumeist heterosexuell, gehören der Mittelschicht an, sind „weiß“, „gesund“ und weisen gleichzeitig eine traditionelle Familienstruktur auf: Vater, Mutter, Sohn und Tochter. Des Weiteren werden überwiegend gesellschaftlich zugeschriebene, geschlechtsspezifische Rollenmuster vorgestellt. Oft geht der Vater einer Erwerbstätigkeit nach, während die Mutter Familienarbeit leistet. In den Jugendbüchern entwickeln sich zudem die Mädchen und Jungen überwiegend heterosexuell und es werden bezüglich der ersten Liebe bestimmte geschlechtsspezifische Verhaltensweisen dargestellt. Gesellschaftliche Normen und Werte werden auch durch die Literatur vermittelt. Besonders Kinder und Jugendliche, die - oder deren Eltern - nicht der Norm entsprechen, beispielsweise weil sie nicht in herkömmlichen Familienstruktur (Mutter- Vater-Kind-Kleinfamilie) aufwachsen und/oder sich nicht heterosexuell entwickeln, können sich in den meisten Büchern nicht wiederfinden. So ging ich auf die Suche nach Kinder- und Jugendbüchern, in denen gesellschaftliche Werte und Normen gebrochen werden. Schließlich entdeckte ich einige Kinderbücher, in denen gleichgeschlechtliche Lebensweisen der Eltern dargestellt werden, und viele Jugendbücher, in denen sich die ProtagonistInnen für eine gleichgeschlechtliche Lebensweise entscheiden. Da mich die Darstellung der gleichgeschlechtlichen Lebensweise in der Literatur interessiert, möchte ich mich mit diesem Thema in meiner Magisterarbeit auseinandersetzen. Um das Thema einzugrenzen, entschied ich mich für Jugendliteratur, in denen weibliche Protagonistinnen im Vordergrund stehen. Dafür habe ich drei Werke ausgewählt:
I. Cornelia Funke: Die wilden Hühner und die Liebe (2003)
II. Mirjam Müntefering: Verknallt in Camilla (2004)
III. Kristina .Dunker Der Himmel ist achteckig (1999)
Inhaltsverzeichnis
- Motivation
- Aufbau der Arbeit
- 1. Wie Normalität hergestellt wird
- 1.1. Normalität als Konstruktion von Macht bezogen auf die Kategorien Geschlecht - Sexualität - Lebensform
- 1.1.1. Zuweisungen von Geschlechterrollen
- Geschlechterspezifische Arbeitsteilung
- 1.2. Normalbiographie
- 1.2.1. Wahl der Lebensform
- Überblick verschiedene Lebensformen
- 2. Gesellschaftliche Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Lebensweisen
- Exkurs - Homosexualität historischer Überblick ab Weimarer Zeit
- 2.1. Lesbischer Mütter - schwuler Väter und deren Kinder
- 2.2. Exemplarische Darstellung wie gleichgeschlechtliche Lebensweisen in der Schule thematisiert werden - Aufklärungsprojekt Lambda
- 3. Weibliche Pubertät und Adoleszenz
- 3.1. Die Loslösung vom Elternhaus
- 3.1.1. Geschlechtsidentität und weibliche Rollenmuster
- 3.1.2. Der fremde Blick
- 3.1.3. Die Freudsche Theorie und männliche Anerkennung durch „organischen Mangel“
- 3.2. Mädchenfreundschaften
- 3.3. Sexuelle Entwicklung und der weibliche Körper
- 3.4. Gleichgeschlechtliche Liebe in der Pubertät
- 4. Diskursanalyse
- 4.1. Analyse von Literatur nach der Diskurstheorie von Siegfried Jäger
- 4.2. Diskursanalyse und künstlerischer Text (Weertje Willms)
- 5. Gleichgeschlechtliche Lebensweisen – Beispiele aus der Jugendliteratur
- 5.1. Vorstellung der drei Werke
- I. Cornelia, Funke: Die wilden Hühner und die Liebe (2003)
- II. Mirijam, Müntefering: Verknallt in Camilla (2004)
- III. Kristina, Dunker „Der Himmel ist achteckig\" (1999)
- 5.2. Reihenfolge der Analyse: Fragestellungen
- 5.2.1. Normalität - Normalbiographie / Familie
- 5.2.2. Gesellschaftliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Lebensweisen
- 5.2.2.1. Geht das soziale Umfeld der Protagonistinnen in den drei Werken von einer Heterosexualität der Mädchen aus?
- 5.2.2.2. Inwieweit wird gleichgeschlechtliche Lebensweise problematisiert?
- 5.2.2.3. Vorurteile/Diskriminierungen/Lesbenklischees
- 5.2.2.4. Wird lesbische Liebe auch als glückliche Lebensweise dargestellt?
- 5.2.2.5. Kategorien, Heterosexualität, Homosexualität oder Bisexualität
- Ist die Entscheidung für eine Lebensweise endgültig?
- Gesellschaftlicher Grundsatz Monogamie
- 5.2.3. Zuweisung von Geschlechterrollen
- 5.2.3.1. Geschlechtsspezifische Arbeitsteilung, Rollenverhältnis und feministische Diskurse
- 5.2.4. Pubertät
- 5.2.4.1. Gefühlsschwankungen: Freude, Ängste, Verlorenheit- Einsamkeit
- 5.2.4.2. Mädchenfreundschaften
- 5.2.4.3. Die Abgrenzung zu den Eltern und die Mutter-Tochter Beziehung
- 5.2.4.4. Schule
- 5.2.4.5. Wertschätzung der Weiblichkeit durch männliche Anerkennung
- 5.2.4.6. Aussehen
- 5.2.4.7. Selbstinszenierung und Selbstdarstellung
- 6. Ausblick
- Literaturverzeichnis
- Herstellung von Normalität: Die Arbeit untersucht, wie Normalität als Konstruktion von Macht funktioniert und welche Mechanismen von Macht durch Normierungen und Normalisierungen ausgelöst werden.
- Gesellschaftliche Anerkennung: Die Autorin beleuchtet, wie gleichgeschlechtliche Lebensweisen in der Gesellschaft akzeptiert werden und inwieweit sie integriert sind.
- Weibliche Adoleszenz: Die Arbeit analysiert die weibliche Pubertät und Adoleszenz, die Herausforderungen, denen sich Jugendliche in dieser Phase stellen müssen, und die Rolle der gesellschaftlichen Vorstellungen von Weiblichkeit.
- Diskursanalyse: Die Arbeit untersucht die Darstellung gleichgeschlechtlicher Lebensweisen in der Jugendliteratur mithilfe der Diskurstheorie von Siegfried Jäger.
- Beispiele aus der Jugendliteratur: Die Autorin analysiert drei Werke, die gleichgeschlechtliche Lebensweisen der Protagonistinnen thematisieren.
- Motivation: Die Autorin beschreibt ihre Motivation, sich mit der Darstellung gleichgeschlechtlicher Lebensweisen in der Jugendliteratur auseinanderzusetzen, und erläutert die Auswahl der drei Werke, die sie analysieren möchte.
- Aufbau der Arbeit: Die Autorin stellt den Aufbau ihrer Arbeit vor und gibt einen Überblick über die einzelnen Kapitel.
- 1. Wie Normalität hergestellt wird: Dieses Kapitel untersucht die Konstruktion von Normalität und die Mechanismen von Macht, die durch Normierungen und Normalisierungen ausgelöst werden.
- 2. Gesellschaftliche Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Lebensweisen: Dieses Kapitel beleuchtet die gesellschaftliche Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Lebensweisen und geht auf die historische Entwicklung sowie die aktuelle Situation von Kindern mit lesbischen Müttern bzw. schwulen Vätern ein.
- 3. Weibliche Pubertät und Adoleszenz: Dieses Kapitel analysiert die weibliche Pubertät und Adoleszenz, die Rolle der Geschlechtsidentität und die gesellschaftlichen Vorstellungen von Weiblichkeit.
- 4. Diskursanalyse: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Diskurstheorie von Siegfried Jäger und untersucht, wie die Darstellung von gleichgeschlechtlichen Lebensweisen in den drei ausgewählten Werken im Kontext der Diskurstheorie interpretiert werden kann.
- 5. Gleichgeschlechtliche Lebensweisen – Beispiele aus der Jugendliteratur: Dieses Kapitel stellt die drei Werke vor und analysiert sie im Hinblick auf die Fragestellungen, die die Autorin im Kontext der Darstellung von gleichgeschlechtlichen Lebensweisen interessiert.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Magisterarbeit befasst sich mit der Darstellung von gleichgeschlechtlichen Lebensweisen in der Jugendliteratur. Die Autorin analysiert, wie diese Lebensweisen in verschiedenen Werken dargestellt werden und welche gesellschaftlichen Normen und Werte dabei zum Ausdruck kommen.Zusammenfassung der Kapitel
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit dem Thema der gleichgeschlechtlichen Lebensweisen in der Jugendliteratur, fokussiert auf die Darstellung in drei ausgewählten Werken. Die Analyse befasst sich mit Normalität, Normalbiographie, gesellschaftlicher Anerkennung, Diskriminierung, Geschlechterrollen, Weiblichkeit, Pubertät und Adoleszenz sowie der Anwendung der Diskurstheorie von Siegfried Jäger.- Arbeit zitieren
- Kathrin Kadasch (Autor:in), 2005, Gleichgeschlechtliche Lebensweisen aufgezeigt am Beispiel von Jugendliteratur, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/50057