Die Amerikaner als 'Weltpolizisten'


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

22 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt:

1. Einleitung

2. Historischer Rückblick
- Der erste Weltkrieg
- Der zweite Weltkrieg
- Der kalte Krieg
- Die „post cold war“ Ära
Unter Präsident George Herbert Bush
Unter Präsident William Jefferson Clinton

3. Gegenwart und Zukunft
- Neokonservative
- Realisten
- Die Liberalen

4. „Good guys“ und Dämonen

5. Das schwache Europa, das starke Amerika
- Rüsten sich die USA kaputt ?

6. Fazit

Literaturverzeichnis

Die USA und ihre Rolle als Weltpolizist

1. Einleitung

Seit dem Ende des kalten Krieges wird den USA in der weltweiten Diskussion mit vorwurfsvollem Unterton vorgehalten, sich in den unterschiedlichsten Zusammenhängen als Weltpolizist aufzuspielen. Bisweilen hört man das Stichwort Weltpolizist auch in der inter-amerikanischen Debatte um die Außenpolitik des Landes.

Im Zuge dieser Seminararbeit sollen Sachverhalte näher beleuchtet werden, bei denen der Verdacht nahe liegt, dass sich die USA in die Rolle eines Weltpolizisten begeben haben, beziehungsweise welche Umstände sie als einen solchen erscheinen ließen.

Der Ausdruck „Weltpolizist“ beschreibt im Kern eine Ordnungskraft, die den Globus wohlwollend beobachtet bis irgendwo ein Unrecht geschieht und daraufhin regulierend eingreift, um einen Zustand von Gerechtigkeit wiederherzustellen. Im allgemeinen Sprachgebrauch findet der Begriff allerdings eher im negativen Sinne Verwendung, indem er die Einmischung einer Macht, in einen fremden, der eigenen Heimat fernen, Konflikt oder Sachverhalt, ohne unmittelbar selber betroffen zu sein, suggeriert.

Tatsächlich erscheint es auf den ersten Blick einfach, sich ein paar Fakten aus der Geschichte herauszupicken um mit ihnen diesen Vorwurf zu untermauern. Wie bei vielen Dingen ist es aber auch hier so: Je näher man hinschaut desto sichtbarer werden die komplexen Vernetzungen von Reaktion und Gegenreaktion, von weiser Voraussicht und fatalem Irrtum, von Macht und Ängsten.

Die Arbeit beginnt mit einem historischen Rückblick auf wichtige militärische Eingriffe der Amerikaner im Ausland, danach folgen weitere Rückblicke auf den kalten Krieg und den Anbruch der Zeit nach dem kalten Krieg. Hiernach werden Betrachtungen der Gegenwart und Zukunft der USA, der neuen Feindbilder und zuletzt der Rüstung angestellt.

2. Historischer Rückblick

Richten wir erst einmal den Blick auf die kriegerischen Auslandsaktivitäten der USA des vergangenen Jahrhunderts, um zu schauen ob die USA aus einem Sendungswillen heraus der Welt den American Way of Life missionarisch aufzuzwingen in der Fremde aktiv wurden, ob pragmatische Gründe für Interventionen vorlagen oder man sich tatsächlich zum Weltpolizisten berufen fühlte.

Der erste Weltkrieg

Der erste Weltkrieg, das erste Engagement der USA in der alten Welt, brachte umwälzende Effekte für die USA mit sich.

Nachdem im Sommer 1915 der Handel der USA mit den Mittelmächten aufgrund der englischen Seeblockade völlig zum Erliegen gekommen war, blieben als Großkunden nur noch England und Frankreich übrig.[1][2] Der Bedarf dieser beiden Länder war allerdings so hoch, dass sie die USA aus der Wirtschaftskrise, in der sie sich befanden, herausrissen. Nachdem die finanziellen Mittel der gegen Deutschland kämpfenden Länder erschöpft waren, brachen die Amerikaner mit ihrer „cash and carry“ Maxime, nach der Waren nur an im Krieg befindliche Länder verkauft werden durften, wenn diese bar bezahlten und die Waren auf eigenen Schiffen abtransportieren konnten. Nun durften amerikanische Privatbanken den Alliierten Kredite gewähren. Das Geschäft lief so gut, dass die USA vom Nettoschuldner zur größten Gläubigernation der Welt wurden.[3] Ab diesem Punkt war aber auch klar: Wenn die Deutschen den Krieg gewinnen würden, würde Niemand die immensen Kredite zurückzahlen. Ihr Eintritt in diesem Krieg erfolgte schließlich aufgrund dieser finanziellen Verstrickung und aufgrund des innenpolitischen Drucks. Die öffentliche Meinung befürwortete wegen des uneingeschränkten U-Boot Krieges der Deutschen und wegen eines durch die Briten abgefangenen Telegramms an Mexiko, in dem der deutsche Außenminister den Mexikanern ihre nördlichen Besitzungen im Falle eines gemeinsamen Sieges über die USA zurück versprach[4], den Kriegseintritt.

Der zweite Weltkrieg

Im zweiten Weltkrieg war für viele Amerikaner, wie auch für Präsident Roosevelt die Schreckensvision einer durch deutsche, italienische und japanische Planwirtschaften beeinflussten Weltwirtschaft ein sehr bedrohliches Szenario. Würde es Realität werden, wähnte man durch den Wegfall von Investoren, schrumpfendem Außenhandelsvolumen und dadurch steigender Arbeitslosigkeit, die ohnedies schon hoch war, die innere Stabilität der USA und den Fortbestand ihres Systems in Gefahr.[5] Bis heute diskutieren Verschwörungstheoretiker und Wissenschaftler ob Roosevelt, um in die öffentliche Meinung von der Notwendigkeit eines Kriegseintritts zu überzeugen, den Marinestützpunkt Pearl Harbor wider besserem Wissen dem japanischen Angriff preisgegeben hat.

Mit Anlaufen der Kriegsproduktion waren brachliegende Produktionskapazitäten und Arbeitslosigkeit in den vereinigten Staaten vom Tisch.[6]

Die in der Atlantik-Charta von 1941 verkündeten Kriegsziele der USA spiegeln, wovor man sich bei einem Sieg der Achsenmächte fürchtete und lauteten daher: Unteilbare Sicherheit, unteilbare Freiheit und den unteilbaren Weltmarkt.[7]

In Roosevelts Nachkriegskonzept taucht der Begriff des Weltpolizisten erstmalig auf. Zusammen sollten die vier Großmächte USA, Großbritannien, Sowjetunion und China dem Konzept nach auf unbestimmte Zeit als internationale Polizeimacht den Weltfrieden sichern.[8]

Während nach dem zweiten Weltkrieg die Industrieregionen Europas in Trümmern lagen, waren die USA mit ihrer völlig unbeschädigten Industrie zur unerreichbaren wirtschaftlichen Führungsnation der Welt geworden. Zwei Drittel der weltweiten Goldreserven gehörten 1944 den USA.

Der kalte Krieg

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde ein anderes Schreckensszenario akut: Ein kommunistisches Europa würde den Wohlstand der USA noch stärker gefährden als ein nationalsozialistisches Europa.

Im kalten Krieg lieferte die Truman-Doktrin von 1947 die Grundlage für weltweite amerikanische Interventionen. In ihr enthalten: Die Dominotheorie, nach der der Verlust eines Landes an den Kommunismus den Verlust weiterer Länder zur Folge hat. Damit einher ging die selbstauferlegte Mission überall auf der Welt freie Völker vor kommunistischer Aggression, käme sie von Außen oder von Innen, zu schützen.[9]

Die Dominotheorie wurde im Laufe des kalten Krieges zur Rechtfertigung verschiedenster militärischer Aktivitäten herangezogen und tauchte bis 1990 immer wieder auf, konnte aber nie belegt werden[10].

Diese Logik einer Eindämmungsstrategie führte die Amerikaner in den Koreakrieg.

Erst der Koreakrieg gepaart mit der kommunistischen Revolution in China und der ersten sowjetischen Atombombe und die damit einhergehende Annahme die Russen könnten mit ihren Atombomben auch den nordamerikanischen Kontinent bedrohen, brachte die USA zu der Ansicht, dass eine massive ständige Militärmacht und ein weltweites Netz von Bündnispartnern und Militärbasen notwendig seien.[11]

Im Zuge der Eindämmungspolitik war man natürlich bemüht die ölreichen Regionen in Nah-Ost vom sowjetischen Einflussbereich fern zu halten und so das Öl der Region für die freie Weltwirtschaft (somit natürlich in erster Linie für die amerikanische Wirtschaft) verfügbar zu halten. Das ging nicht, ohne sich in die umfangreichen Probleme der Region zu verstricken.[12]

(Anmerkung: Die Spätfolgen dieser Verstrickungen zeigen sich just im Irak)

Ihren Höhepunkt fand die Eindämmungspolitik im Vietnamkrieg, dem durch die Kulturrevolution 1968 zunehmend die Unterstützung durch das amerikanische Volk entzogen wurde. Die Kritiker der „neuen Linken“ legten erstmals die weltpolitische Situation anders aus und sahen die USA – nicht die Sowjetunion - in der Rolle der alles zermalmenden imperialistischen Macht, des Aggressors.

Zum ersten Mal wurde der amerikanische Glaube an die Mission der gerechten Sache vom eigenen Volk in Frage gestellt und warf so Selbstzweifel bei der Supermacht auf.[13]

Nach dem Rückzug der USA aus Vietnam und dem Einmarsch Kommunistischer Truppen in Saigon blieben Folgeeffekte gemäß der Dominotheorie, wie die Regierungen Eisenhower, Kennedy, Johnson und Nixon sie befürchtet hatten, allerdings aus.[14]

In den achtziger Jahren bedienten sich die USA im Zeichen der kommunistischen Eindämmung auch der Hilfe von Diktaturen, wenn es Erfolg versprach. In diesem Zusammenhang machte Präsident Reagan eine scharfe Unterscheidung zwischen rechten totalitären Systemen, die für eine Zusammenarbeit in Frage kommen und totalitären Regimes. Eine interessante Gemeinsamkeit zwischen dem Vokabular Reagans und George W. Bushs findet sich im „Reich des Bösen“, womit Reagan die Sowjetunion meinte[15] und unter der Bush die Gruppe von Staaten meint, die momentan als Feindbild herhalten müssen um etliche fragwürdige Entscheidungen zu legitimieren.

Insgesamt fanden zwischen 1948 und 1999 über 200 Auslandseinsätze der US-Armee statt[16]. Die bekanntesten Interventionen zwischen dem zweiten Weltkrieg und dem Ende des Ostblocks fanden im Rahmen der antikommunistischen Eindämmungsstrategie statt. Wenn man also hier den Vorwurf des selbsternannten Weltpolizisten machen will, dann muss man wohl vor allem die selbsternannte Mission in Frage stellen, Eindämmung des Kommunismus zu betreiben indem man weltweit alle von ihm bedrohten Länder gegen ihn zu schützen versucht.

[...]


[1] Vgl.: Junker, Detlef: Von der Weltmacht zur Supermacht; BI-Taschenbuchverl., 1995, S.36

[2] Anmerkung: Die Blockade forderte auf Deutscher Seite nach Schätzungen 700 000 Hungertote ebd.

[3] Vgl.: Junker, Detlef: Von der Weltmacht zur Supermacht; BI-Taschenbuchverl., 1995, S.36

[4] Vgl.: Bender, Peter: Weltmacht Amerika – Das neue Rom; Klett-Cotta, Stuttgart 2003, S.73

[5] Vgl.: Junker, Detlef: Von der Weltmacht zur Supermacht; BI-Taschenbuchverl., 1995, S.56

[6] Vgl.: Junker, Detlef: Von der Weltmacht zur Supermacht; BI-Taschenbuchverl., 1995, S.62

[7] Vgl.: Junker, Detlef: Von der Weltmacht zur Supermacht; BI-Taschenbuchverl., 1995, S.64

[8] Vgl.: Junker, Detlef: Von der Weltmacht zur Supermacht; BI-Taschenbuchverl., 1995, S.65

[9] Vgl.: Junker, Detlef: Von der Weltmacht zur Supermacht; BI-Taschenbuchverl., 1995, S.76

[10] Vgl.: Junker, Detlef: Von der Weltmacht zur Supermacht; BI-Taschenbuchverl., 1995, S.81

[11] Vgl.: Junker, Detlef: Von der Weltmacht zur Supermacht; BI-Taschenbuchverl., 1995, S.80

[12] Vgl.: Junker, Detlef: Von der Weltmacht zur Supermacht; BI-Taschenbuchverl., 1995, S.84

[13] Vgl.: Junker, Detlef: Von der Weltmacht zur Supermacht; BI-Taschenbuchverl., 1995, S.89

[14] Vgl.: Junker, Detlef: Von der Weltmacht zur Supermacht; BI-Taschenbuchverl., 1995, S.98

[15] Vgl.: Junker, Detlef: Von der Weltmacht zur Supermacht; BI-Taschenbuchverl., 1995, S.102

[16] Vgl.: Gore Vidal: Ewiger Krieg für ewigen Frieden, Hamburg 2002, S. 26-39

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Die Amerikaner als 'Weltpolizisten'
Hochschule
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen  (INSTITUT FÜR POLITISCHE WISSENSCHAFT)
Veranstaltung
Hauptseminar
Note
1,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
22
Katalognummer
V50067
ISBN (eBook)
9783638463690
ISBN (Buch)
9783638640770
Dateigröße
505 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Arbeit behandelt die sich nach der Wiederwahl Bushs ergebende Situation der USA, die problematische Situation im Irak berücksichtigend stellt sie die Frage nach der Weltpolizistenrolle der modernen USA.
Schlagworte
Amerikaner, Weltpolizisten, Hauptseminar
Arbeit zitieren
Martin Weinberg (Autor:in), 2005, Die Amerikaner als 'Weltpolizisten', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/50067

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