Die AfD auf dem Weg zu einer rechtsextremistischen Partei?


Essay, 2019

10 Seiten, Note: 2,1


Leseprobe


Inhalt

Vorwort

Die Entstehungsgeschichte einer populistischen Partei

Der politische Strukturbruch der AfD, von einer eindimensionierten Partei zu einer Partei des Völkischen

Die Aussagen in den Parteiprogrammen der AfD und deren politischen Implikationen

Das zwiespältige Verhältnis der AfD zum Antisemitismus

Der Übergang zu einer rechtsextremistischen Partei?

Resümee

Quellennachweise

Vorwort

Rechte Parteien waren in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg, wenn überhaupt, nur Randerscheinungen über kurze Zeitabläufe. Durch das Auftreten der AfD im Jahre 2012 hat sich dieses grundlegend geändert. Die AfD ist heute in allen Landesparlamenten und im Deutschen Bundestag seit 2017 vertreten. Ihre rechte politische Ausrichtung hat von Anfang an den bundesrepublikanischen Diskurs massiv geprägt und ist durch die Art von mannigfaltigen Neuen Medien öffentlichkeitswirkam noch stärker in den Fokus gerückt. Begriffe wie Populismus, Fake News und Verschwörungstheorien haben zu diesem Trend beigetragen. Die bewusst tieferliegenden politischen Anliegen der AfD werden durch geschickt, sowohl durch das nicht sagbare, wie durch gezielt provokative Äußerungen „Die Verteidigung der deutschen Grenze mit Waffengewalt als Ultima Ratio ist eine Selbstverständlichkeit“ (Petry) bis an die Grenzen der Meinungsfreiheit nach Artikel 5 Grundgesetz ausgeschöpft. Was aber bedeutet dieses sowohl für die politische wie gesellschaftliche Debatte in Deutschland? Anhand der Parteiprogramme, unterschiedlicher semantischer Aussagen, werden diese durchleuchtet und einem kritischen Resümee unterzogen.

Die Entstehungsgeschichte einer populistischen Partei

Auslöser und damit die Entstehung der AfD (Alternative für Deutschland) war die weltweite Wirtschafts- und Finanzmarktkrise des Jahres 2008, ausgelöst durch die Subprime-Krise in den USA und deren Folge für die Wirtschafts- und Währungsunion in der Europäischen Union (Bundesbank). Unter den Gründern dieser Partei waren sowohl bekannte Volkswirtschaftler, u.a. Bernd Luke wie auch ehemalige CDU-Parteimitglieder, wie Alexander Gauland (Gründung AfD). Hauptkritikpunkt der AfD war, verkürzt gesagt, dass Deutschland 15,2 Mrd. Euro an Griechenland für das erste Rettungspaket überwiesen hat, bei dem der deutsche Steuerzahler für diese Summe aufkommen müsste, wenn Griechenland seine Schulden nicht tilgt. Außerdem für zugesagte Hilfskredite an Griechenland vom IWF von 30 Mrd. Euro in dem Deutschland für seine Anteile in Höhe von 5,2 Prozent am IWF ebenfalls ins Obligo gehen müsste, falls Griechenland die Tilgung dieser Schulden nicht tätigen würde (ARD). Auch die einhergehende Gefahr einer Auflösung des Euros, der durch den legendären Satz von Mario Draghi, Leiter der Europäischen Zentralbank, „Whatever it takes“ verhindert wurde (FAZ) trugen zur emotionalen Debatte bei. Darüber hinaus zeigten sich in der öffentlichen und medialen Debatte die ersten Anzeichen dafür, dass der bundesrepublikanische Diskurs, seit 2008 immer Stärker von populistischen Tendenzen geprägt war, der eine ursachengerechte und adäquate Diskussionsform an den volkswirtschaftlichen und politischen Ursachen, sowohl national wie auch europaweit, sich von den eigentlichen Fakten immer weiter entfernten (Populismus) . Dieses machte sich die AfD zunutze und wurde damit zum Sprachrohr weiter Bevölkerungsteile, insbesondere in Ostdeutschland. Bis zu diesem Zeitpunkt, im Jahre 2013, kann man die AfD als eindimensionierte Themenpartei bezeichnen, die darüber hinaus keine wirklich relevanten Themen auf ihrer politischen Agenda hatte. Das Wahlergebnis zur Bundestagswahl im Jahre 2013 mit 4,7 Prozent spiegelt sich darin wider (Bundestagswahl).

Nach Rensmann ist die „AfD […] eine typische rechtspopulistische Partei [.] sich gegen die Eliten verschwörende Anti-Globalisierungspartei, die sich aus Anti-EU-, Anti- Immigrations- und häufig auch aus Antiamerikanismus-merkmale zusammensetzt. Sie hat aus wirtschafts- und sozialpolitischer Sicht neoliberale Vorstellungen, die jedoch nationalistisch ausgerichtet sind und hat zudem einen starken, charismatischen Führer.“ (Rensmann, S 65 )

Ausgelöst durch die Flüchtlingskrise seit 2013 hatte sich in Ostdeutschland eine neue gesellschaftliche Gruppe unter dem Namen PEGIDA (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes) von Lutz Bachmann Karin Oertel im Jahre 2014 gegründet (PEGIDA). Ziel ist es nach deren Statuten die „Förderung politischer Wahrnehmungsfähigkeit und politischen Verantwortungsbewusstseins“. (Thesen) Unter dieser Chiffre werden islam-fremdenfeindliche, völkische Parolen auf wöchentlichen Demonstrationen, insbesondere in Dresden, veranstaltet. Die enge inhaltliche Verknüpfung zur AfD war und ist offensichtlich.

Der politische Strukturbruch der AfD, von einer eindimensionierten Partei zu einer Partei des Völkischen

Auslöser zu diesem Strukturbruch war die seit 2013 immer stärker anschwellende Flüchtlingskrise über das Mittelmeer in die Europäische Union. Ihren Höhepunkt erreichte die Krise im September 2015, als Frau Merkel die deutsche Grenze öffnen ließ, um den Flüchtlingen aus dem Irak, Syrien, Libyen und weiteren Staaten ohne vorherige Grenzkontrollen zutritt auf bundesdeutsches Territorium zu gewähren (Chronologie). National (Chronologie_1) wie auch international (Spiegel), ja weltweit, wurde die humanitäre Geste der Grenzöffnung durch Fr. Merkel einhellig begrüßt. Die politischen Gegner der Grenzöffnung waren zu diesem Zeitpunkt in der klaren Minderheit. Die Forschungsgruppe Wahlen hat wenige Tage nach der Grenzöffnung im September 2015 in einem Politbarometer die Bevölkerung nach Ihrer Meinung gefragt. 62 Prozent der Befragten sagten, dass Deutschland die vielen Flüchtlinge aus Krisengebieten verkraften kann (Politbarometer). Auf die Frage der Hilfe für Flüchtlinge und Asylbewerber in Deutschland befragt sagten 80 Prozent der AfD-Wähler, dass die Hilfe für die Flüchtlinge zu hoch sei. Eine stimmungsmäßige Eskalation in Deutschland waren die Vorfälle in der Silvesternacht in den Jahren 2015/2016 vor dem Hintergrund der Ausschreitungen am Kölner Hauptbahnhof durch vermeintliche fremdländische Asylbewerber, die nicht nur in Deutschland, sondern auch weltweit ein großes mediales/pressemäßiges Echo auslösten. Unter der Überschrift: „Es war immer klar, dass Merkel naiv war“ (Huffpost) wurden die Vorgänge der Silvesternacht unisono als ein Scheitern der merkelschen Politik dargestellt. Die AfD sah sich nun durch diese Vorfälle in ihren hohen Ressentiments gegenüber allem Fremden, insbesondere Flüchtlingen aber auch „Ausländern“ im Allgemeinen bestätigt. Ein besonderer Schwerpunkt ihrer aggressiven Argumentation richtet sich insbesondere gegen weibliche Muslime, in Bezug auf ihr Kopftuch, bzw. dem mentalitätsmäßig dominanten Auftreten der dazugehörigen männlichen Personen.

Die Aussagen in den Parteiprogrammen der AfD und deren politischen Implikationen

In ihrem Grundsatzprogramm von Mai 2016 heißt es u.a. „Mehr Kinder statt Masseneinwanderung; Deutsche Leitkultur statt Multikulturalismus; Die Alternative für Deutschland bekennt sich zur deutschen Leitkultur. Die Ideologie des Multikulturalismus betrachtet die AfD als ernste Bedrohung für den sozialen Frieden und für den Fortbestand der Nation […] „Die deutsche Sprache als Zentrum unserer Identität“ „Der Islam gehört nicht zu Deutschland“ insbesondere […] Vollverschleierung in der Öffentlichkeit ist zu untersagen.“ (Grundsatzprogramm) Die AfD ist dadurch spezifisch charakterisiert, dass ihre Anhänger und somit das Wählerpotential ein ökonomisches Segment der gesellschaftlichen Mitte repräsentieren, sie weltanschaulich am rechten Rand stehen und ihren materiellen Wohlstand um jeden Preis verteidigen wollen. Im Blick auf die deutsche Vergangenheit wird die eigene Täterschaft im Nationalsozialismus verleugnet und damit externalisiert, und somit zugleich jegliche Schuld marginalisiert. Diese Haltung wird durch eine Aussage des AfD-Vorsitzenden Gauland belegt: „ Wir haben eine ruhmreiche Geschichte. [..]. Und die, liebe Freunde, dauerte länger als die verdammten zwölf Jahre. Und nur, wenn wir uns zu dieser Geschichte bekennen, haben wir die Kraft, die Zukunft zu gestalten. Ja, wir bekennen uns zu unserer Verantwortung für die zwölf Jahre. Aber, liebe Freunde, Hitler und die Nazis sind nur ein Vogelschiss in über tausend(sic!) Jahre erfolgreicher deutscher Geschichte“. (Fries) Ein ähnlich selektives deutsches Geschichtsbild wurde im Wahlprogramm der AfD in Sachsen-Anhalt 2014 als Mittel zur Schaffung eines positiven Identitätsgefühls auf dem Weg des Geschichtsunterrichts postuliert: “ Wir wollen einen deutlichen Schwerpunkt auf das 19. Jahrhundert und die Befreiungskriege gesetzt wissen. Die Grundlagen unseres Staates wurden in den Jahren 1813, 1848 und 1871 gelegt“. (AfD-Sachsen 2014, S.19) Die bewusste Auslassung des Ersten und Zweiten Weltkrieges zeigt, dass historische Vergleiche für die AfD nur soweit relevant sind, wie sich in ihnen das eigene Weltbild manifestiert. In der Präambel zum Wahlprogramm der AfD in Sachsen-Anhalt 2016 heißt es: „Eine einseitige Konzentration auf zwölf Unglücksjahre unserer Geschichte verstellt den Blick auf Jahrhunderte, in denen eine einzigartige Substanz an Kultur und staatlicher Ordnung aufgebaut wurde“. (AfD-Sachsen 2016, S.1) Auch hier wird eine Externalisierung der Geschehnisse vor und während des Zweiten Weltkrieges deutlich. Daraus kann man nüchtern ableiten, dass, wer den Nationalsozialismus aus der Erinnerung entsorgt, NS-Konzepte umsetzen kann, ohne als Nazi oder rechtsextrem zu gelten. Zu diesen Konzepten scheint auch der Antisemitismus zu gehören, der innerhalb der AfD auch häufig in Verbindung mit Antiamerikanismus und der Flüchtlingskrise im weitesten Sinne bzw. speziell mit „den“ Muslimen auftritt.

Das zwiespältige Verhältnis der AfD zum Antisemitismus

Der Begriff des Antisemitismus hat über Jahrhunderte bis heute unterschiedlichste Konnotationen und Ausprägungen. Zum Großteil werden dabei Stereotypen verwendet, deren Tradition und stetige Wiederholung historisch weit zurückreichen. Benz unterscheidet den christlichen Antijudaismus, rassistischen Antisemitismus, sekundären Antisemitismus und israelbezogenen (antizionistischen) Antisemitismus (Benz), die je nach politischer Links- oder Rechts-Orientierung unterschiedliche Ausprägungen haben können. Die Antisemitismusforscherin Helen Fein definiert: „ Antisemitismus ist ein dauerhafter latenter Komplex feindseliger Überzeugungen gegenüber Juden als einem Kollektiv […]“. (Fein, S.67)1 Wie zwiespältig das Thema des Antisemitismus innerhalb der AfD gehandhabt wird, machen zwei Studien aus der jüngeren Vergangenheit deutlich. Eine Antisemitismus-Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung kommt bei einer Erhebung zu rechtsextremen und menschenfeindlichen Einstellungen in Deutschland zum Ergebnis: “Besonders auffällig sind die menschenfeindlichen Meinungen unter Befragten, die mit den Ideen der AfD sympathisieren: Ihre Anhänger und Anhängerinnen stimmen mehrheitlich fremdenfeindlichen (68 %), muslimfeindlichen (64 %) […] Meinungen […] zu“. (FES-Mitte-Studie 2016, S.2) Ein Bericht des Unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus für den Deutschen Bundestag aus dem Jahre 2017 resümiert, „ dass die AfD zu den Parteien zählt, die den Antisemitismus aus strategischen Gründen ablehnen, ihn aber latent in den eigenen Reihen dulden. Demnach ist die AfD in der Gesamtbetrachtung keine antisemitische Partei, sie hat aber mit Abstand das größte Antisemitismus-Problem – zumindest von den behandelten Parlamentsparteien“. (Expertenkreis Antisemitismus 2017, S.154) Bei der AfD ist Antisemitismus einerseits in Form einer „Geschichtsklitterung“ (z.B. „Fliegenschiss-Aussage“ von Gauland) wirksam, welche die NS-Verbrechen und damit auch den Holocaust „nostalgisch“ marginalisiert oder ganz ausblendet, andererseits als das in fast jeder Aussage ihrer Funktionsträger eine zumindest implizite antijüdische Haltung, die auch in einem scheinbar anderen Kontext (Volk, Ausländer, Muslime, Islamophobie oder Islamismus) zur Geltung kommt. Diese indirekte Artikulation des Antisemitismus erscheint als Ausweg, wo ansonsten jegliche klare Aussage, die als sekundärer Antisemitismus aufgefasst werden kann, unter Umständen zu einer Anklage wegen Volksverhetzung bzw. Verleugnung des Holocaust führt. Da sich die Spitzenfunktionäre dessen bewusst sind, was gerade noch gesagt werden darf, nutzen sie sowohl in ihren Reden als auch in ihren Foren der Social Media bewusst die Freiheitsgrade der Meinungsfreiheit nach Artikel 5 GG bis an deren Grenzen aus. Dabei trägt der internationale Austausch über die Social Media dazu bei, dass sich gleichgesinnte Gruppen schnell und effizient bilden und damit ein intensiver Austausch, mit den entsprechenden Followern und Likes, weltweit garantiert ist, verstärkt durch die Unterstützung extrem ausgerichteter rechter Medien wie den Breitbart News in den USA und der Ansatz einer Bewegungsgründung in Europa durch Steve Bannon, dem ehemaligen engen Vertrauten von Donald Trump, bzw. dem ehemaligen Chefredakteur von Breitbart News (Bannon).

Der Übergang zu einer rechtsextremistischen Partei?

Wo aber liegt nun der Übergang zu einer rechtsextremistischen Partei? Eine Definition lautet:

„Unter ‚Rechtsextremismus verstehen wir die Gesamtheit von Einstellungen, Verhaltensweisen und Aktionen […], die von der rassisch oder ethnisch bedingten sozialen Ungleichheit der Menschen ausgehen, nach ethnischer Homogenität von Völkern verlangen und das Gleichheitsgebot der Menschenrechts-Deklarationen ablehnen, die den Vorrang der Gemeinschaft vor dem Individuum betonen, von der Unterordnung des Bürgers unter die Staatsräson ausgehen und die den Wertepluralismus einer liberalen Demokratie ablehnen und Demokratisierung rückgängig machen wollen“ […]. (Jaschke, S.7)

Die Parteiprogramme, sowohl der Bundespartei wie unter anderem auch in Sachsen zeigen, dass diese Definition auf den programmatischen Kern der Partei im Wesentlichen zutrifft. Die Gründung einer neuen Partei unter dem Namen „Aufbruch der Patrioten-Mitteldeutschland “ (AdP) durch das ehemalige Mitglied André Poggenburg aus der AfD in Sachsen-Anhalt zeigt, dass die Partei ihren rechten Flügel nicht mehr einbinden kann, bzw. nicht mehr einbinden will, da die Beobachtung durch den Verfassungsschutz als latente Gefahr in der Partei angesehen wird. In einem Gastbeitrag auf ZEIT-Online, vom 11.01.2019, legt Michael Lühmann vom Institut für Demokratieforschung Göttingen dar, dass insbesondere im Begriff „Mitteldeutschland“ Sprengkraft für eine neue, völkisch-rechte Bewegung stecken. […] (Sie, Vf) könnte eine Vorstufe sein zum nächsten, vorerst wohl letztmöglichen Tabubruchs auf der rechten Angebotsseite. […] der ja, das insinuiert der toxische und in rechtsextremen Kreisen gängige Begriff "mitteldeutsch", eines ostdeutschen "Anschlussgebietes" harrt “. (Lühmann). Der BfV hat aktuell die Parteigliederungen der AfD-Jugendorganisation, der "Jungen Alternative" und „Der Flügel“ unter Beobachtung gestellt und die Partei selbst als Prüffall eingestuft, die Vorstufe zur Überwachung mit weitgehenden Folgen für die Partei, in dem alle technischen Möglichkeiten durchgeführt werden können. Das BfV konstatiert: „ Die Alternative für Deutschland (AfD) hat sich nach Ansicht des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV) "von einer wirtschaftsliberalen, EU-kritischen Partei, deren Motor in der Anfangszeit vor allem die Euro- und Griechenlandkrise war, zu einer national orientierten, islam- und zuwanderungskritischen Partei entwickelt“. (SZ) Sowohl die Gründung der neuen Rechten Partei wie die Aussagen des BfV zeigen, dass eine Verschärfung des rechtsradikalem Gedankengutes auch innerhalb der AfD zu einer Verschärfung des politischen Klimas im Bundestag und in den Landtagen für die nächste Zukunft zu erwarten ist.

Resümee

Als Fazit kann demnach festgehalten werden, dass sowohl die Parteiprogramme, wie auch die weiteren Austritte aus der Partei (u.a. Bernd Luke, Frauke Petry und weitere) davon zeugen, dass der Schritt zu einer rechtsextremen Partei nur noch in Nuancen entfernt ist. Im politischen Raum wird man das Thema der Beobachtung durch das Bundesamt für Verfassungsschutz in den nächsten Wochen und Monaten sicherlich mit großem Interesse verfolgen. Die Auswirkungen könnten in diesem Fall für die kommenden Landtagswahlen in diesem Jahr, aber auch darüber hinaus für die Bundestagswahl, wann immer sie auch stattfinden wird, von erheblicher Bedeutung sein. Insbesondere unter dem Aspekt, dass das dazugehörige Wählerpotenzial unter gesamtgesellschaftlichen Aspekten sich wahrscheinlich neu strukturieren würde. Das gerade die Mitarbeiter im Öffentlichen Dienst im weitesten Sinne, sich sehr genau überlegen würden, sich einer Partei öffentlich zuzuordnen, die unter dem Fokus des Verfassungsschutzes steht, könnte das Wählerpotenzial signifikant sinken lassen. Trotz allem besteht die Gefahr, dass es gelingen könnte die völkischen und autoritären Sichtweisen in der Gesellschaft weiter zu verankern und damit einen signifikanten Einfluss auf die politischen Entscheidungs- und Meinungsprozesse zu bekommen (Virchow). Es ist Aufgabe der Volksparteien hier inhaltlich deutliche Gegenpositionen zu entwickeln.

Quellennachweise

AfD-Sachsen (2014): Wahlprogramm http://www.afdsachsen.de/download/AfD_Programm_Lang.pdf (Zugriff 17.01.2019)

AfD-Sachsen (2016): Wahlprogramm http://ltw16.sachsen-anhalt-waehlt.de/fileadmin/LTW2016/Wahlprogramme/wahlprog ramm_afd.pdf (Zugriff 17.01.2019)

ARD: So viel Geld floss nach Griechenland https://www.tagesschau.de/wirtschaft/rettungspakete-101.html (Zugriff 17.01.2019)

Bundesbank: Die Finanz-, Wirtschafts- und Staatsschuldenkrise https://www.bundesbank.de/de/service/schule-und-bildung/schuelerbuch-geld-und-geldpolitik-digital/die-finanz---wirtschafts--und-staatsschuldenkrise--ein-kurzer-ueberblick-613936 (Zugriff 17.01.2019)

Bundestagswahl; Amtliches Wahlergebnis https://www.bundeswahlleiter.de/info/presse/mitteilungen/bundestagswahl-2013/2013-10-09-endgueltiges-amtliches-ergebnis-der-bundestagswahl-2013.html ( Zugriff 17.01.2019)

Benz, Wolfgang (2004): Was ist Antisemitismus? C.H.Beck, München. S.19

Bannon: US-Rechtspopulist Steve Bannon plant rechte Bewegung in Europa; https://www.dw.com/de/us-rechtspopulist-steve-bannon-plant-rechte-bewegung-in-europa/a-44774431 (Zugriff 17.01.2019)

Chronologie: Grenzöffnung für Flüchtlinge: Was geschah wirklich? ZEIT-Online v. 22.06.2016 https://www.zeit.de/2016/35/grenzoeffnung-fluechtlinge-september-2015-wochenende-angela-merkel-ungarn-oesterreich/komplettansicht (Zugriff 17.01.2019)

Chronologie_1: Angela Merkel: Im Auge des Orkans; ZEIT Online v. 22.08.2016 https://www.zeit.de/2015/38/angela-merkel-fluechtlinge-krisenkanzlerin/komplettansicht (Zugriff 17.01.2019)

Expertenkreis Antisemitismus (2017): Bericht des Unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus, in: Deutscher Bundestag, Drucksache 18/11970, 7.4.2017;http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/119/1811970.pdf (Zugriff 17.01.2019)

FAZ v. 26.07.2017; Vor fünf Jahren : „Whatever it takes“ https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/eurokrise/euro-krise-2012-wie-mario-draghi-die-maerkte-beruhigte-15122755.html (Abgerufen 17.01.2019)

Fein, Helen (1987): Dimensions of Antisemitism. Attitudes, Collective Accusations and Ac-tions, in: Fein, Helen et al. (ed.): The Persisting Question. Sociological Perspectives and So-cial Contexts of Modern Antisemitism. Current Research on Antisemitism, vol. 1, Berlin / New York, S. 67. Deutsche Übersetzung von Werner Bergmann: Was heisst Antisemitismus? Bundeszentrale für politische Bildung, 2006.

FES-Mitte-Studie (2016): Friedrich-Ebert-Stiftung „Gespaltene Mitte – Feindselige Zustände“, Presse-Handout; https://www.fes.de/index.php?eID=dumpFile&t=f&f=10999&token=d27af43a8d36326af8cf0964a25a57f3b95f8ba4 (Zugriff 17.01.2019)

Fries, Stefan (2018): AfD verfälscht Gauland-Zitat; https://stefan-fries.com/2018/06/04/afd-verfaelscht-gauland-zitat/ (Zugriff 17.01.2019)

Grundsatzprogramm der AfD : https://www.afd.de/grundsatzprogramm/ (Zugriff 17.01.2019)

Gründung AfD: https://de.wikipedia.org/wiki/Alternative_für_Deutschland (Zugriff 17.01.2019)

Huffpost v. 12.01.2016: Internationale Presse zu Köln: "Es war immer klar, dass Merkel naiv war". http://www.huffingtonpost.de/2016/01/11/presse-koeln-merkel-naiv_n_8952972.html (Zugriff 17.01.2019)

Jaschke, Hans-Gerhard (2001) Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit, Westdeutscher-Verlag, Wiesbaden

Lühmann, Michael; Zeit Online. Angriff von rechts https://www.zeit.de/politik/2019-01/andre-poggenburg-afd-abspaltung-rechtsruck-ostdeutschland (Zugriff 12.01.2019)

Patanè, Manuel (2017) Populismus – Ein nicht zu fassendes Gespenst? In Münchener Beiträge zur Politikwissenschaft; Geschwister-Scholl-Institut für Politikwissenschaft herausgegeben vom Geschwister-Scholl-Institut für Politikwissenschaft

Pegida; Gründung https://de.wikipedia.org/wiki/Pegida (Zugriff 17.01.2019)

Petry, Frauke: Schuss vor den Humbug: https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/afd-chefin-frauke-petry-fodert-schiessbefehl-an-grenze-14044672.html (Zugriff 17.01.2019)

Populismus: Drucksache „Bild“ Eine Marke und ihre Mägde: In Otto Brenner-Stiftung https://www.otto-brenner-stiftung.de/wissenschaftsportal/informationsseiten-zu-studien/studien-2011/drucksache-bild/ (Zugriff 17.01.2019)

Politbarometer; Forschungsgruppe Wahlen http://www.forschungsgruppe.de/Umfragen/Politbarometer/Archiv/Politbarometer_2015/September_I_2015/ (Zugriff 17.01.2019)

Rensmann, Lars (2006): Populismus und Ideologie. In: Decker, Frank (Hrsg.): Populismus. Gefahr für die Demokratie oder nützliches Korrektiv?

VS Verlag: Wiesbaden: S. 65f.

Spiegel: Umgang mit Flüchtlingen Das sagt die internationale Presse über Deutschland; Spiegel-Online 06.09.2015 http://www.spiegel.de/politik/ausland/presseschau-internationales-lob-fuer-deutschland-a-1051663.html (Zugriff 17.01.2019)

SZ v.18.01.2019. Mascolo, Georg/Richter, Nikolas; Beunruhigende Agitation, S. 7

Virchow, Fabian; (2018) AfD, PEGIDA & Co. Entstehung und Aufstieg einervölkisch-autoritären Massenbewegung. In Dossier Nr. 87 in Wissenschaft & Frieden2018-4: Kriegsführung 4.0

Thesen: Zehn Thesen in Dresden angeschlagen: https://pegidaoffiziell.wordpress.com/2015/02/16/zehn-thesen-in-dresden-angeschlagen-dafur-geht-pegida-auf-die-strase/ (Zugriff 17.01.2019)

[...]


1 Antisemitismus ist ein dauerhafter latenter Komplex feindseliger Überzeugungen gegenüber Juden als einem Kollektiv. Diese Überzeugungen äußern sich beim Einzelnen als Vorurteil, in der Kultur als Mythen, Ideologie, Folklore und in der Bildsprache, sowie in Form von individuellen oder kollektiven Handlungen – soziale oder gesetzliche Diskriminierung, politische Mobilisierung gegen Juden, und als kollektive oder staatliche Gewalt –, die darauf zielen, sich von Juden als Juden zu distanzieren, sie zu vertreiben oder zu vernichten. (Fein, S. 67)

Ende der Leseprobe aus 10 Seiten

Details

Titel
Die AfD auf dem Weg zu einer rechtsextremistischen Partei?
Hochschule
Universität Münster  (Institut für Soziologie)
Veranstaltung
Bachelorseminar Muss eine Gesellschaft das wirklich aushalten? Die Neue Rechte in Europa.
Note
2,1
Autor
Jahr
2019
Seiten
10
Katalognummer
V501317
ISBN (eBook)
9783346040169
ISBN (Buch)
9783346040176
Sprache
Deutsch
Schlagworte
AfD, Parteiprogramm Antisemitismus, Rechtsestremismus
Arbeit zitieren
Udo Goldstein (Autor:in), 2019, Die AfD auf dem Weg zu einer rechtsextremistischen Partei?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/501317

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