Textanalyse "Heinrich von Ofterdingen (Erstes Kapitel)" von Novalis


Hausarbeit, 2019

3 Seiten


Leseprobe


Deutsch Hausaufgaben 12. September 2019

THEIL, MAX JANNES

Textanalyse von „Heinrich von Ofterdingen (Erstes Kapitel)“

Bei dem vorliegenden Prosa-Text handelt es sich um einen Textauszug aus dem ersten Kapitel des ca. 1800 verfassten und 1802 postmortal publizierten Fragment „Heinrich von Ofterdingen“. Geschrieben wurde es von Novalis und es behandelt wundersame Traumwelten des Protagonisten, welche ihn dazu inspirieren, den romantischen Weg aufzusuchen. Es ist der Epoche der Romantik zuzuordnen.

Der Protagonist ist im Haus seiner Eltern am Schlafen. Dabei widerfahren ihm mehrere Träume, von denen aber die ersten allesamt eine sehr unruhige und unharmonische emotionale Achterbahn. Zwischen wunderbaren Erlebnissen, Leidenschaft und Leichtigkeit als auch Krieg, Getümmel und Leiden. Zuletzt findet er sich in einer Traumwelt wieder, welche nichts Negatives beinhaltet. Er findet sich in einer geradezu magischen, perfekten und heilen Naturwelt wieder. Dessen von wundersamen Bildern und Reizen geprägten Pfade innerhalb der harmonischen und stillen Traumwelt folgt er, bis er auf eine blaue Blume trifft, welche ein Gesicht in sich beinhaltete. Nach dieser Blume hat sich zuvor eine starke Sehnsucht fokussiert. In diesem Moment wacht er morgens auf und vermutet mehr dahinter.

Ein zentraler Aspekt dieses Auszug spielt hier die bereits am Anfang erwähnte Faszination mit der Reise in die weite Welt (vgl. Z. 4 ff; 13 – 17) und die später wiederkehrende „blaue Blume“ und Sehnsucht in der realen Welt (vgl. Z. 6 – 11) danach. Dies hier lässt sich direkt als ein Bezug auf die epochentypischen Merkmale der Romantik deuten. Weiterhin sehnt sich der Protagonist nicht nach den materiellen Gütern, welche die Reise ins Weite ihm bescheren könnte (vgl. Z. 5 – 9). Die „blaue Blume“ kommt in den romantisch gezeichneten Traum später auf und spielt somit eine zentrale metaphorische Rolle.

Vor diesem Traum ist jedoch auch die reale Welt des Hauptcharakter Heinrich eine Einordnung wert. Denn die Uhr, welche im „einförmigen Takt“ schlägt (Z. 1 f.) steht hier für die eintönige, starre, strukturierte und „durchgetaktete“ alltägliche Welt. Sprachlich ist das insofern erkennbar, als dass ein Takt von sich aus einer festen Form bedarf. Es handelt sich somit um eine redundante Zuschreibung, was eine Betonung des Wortes „einförmig“ bewirkt. Ein Takt ist uniform, synchron und im Vorhinein erwartbar. Alles Adjektive, welche man der Welt der Philister auch zuschreiben könnte. Zeit als in der realen Welt definierenden und „den Takt angebenden“ Faktor kommt nicht nur direkt am Anfang, sondern kurz vor dem Ende zum Tragen. Der Protagonist träumte insbesondere aufgrund es romantischen Traumes „lange“ nach Meinung der Eltern (vgl. Z. 96 – 99), welche anders als der Sohn keine Sicht bzw. Licht auf die wunderbare romantische Welt gelegt haben. (Sie erfüllen in gewisser Weise das Bild der Philister, die das Träumen bzw. Sehnsucht nach einer anderen Welt als etwas Negatives sehen. Auch, weil nach ihrer Ansicht dieses emotionale Träumen, Leidenschaft, Suche und Sehnsucht (für die Natur) und Glauben im Gegensatz zu der alltäglichen, eintönigen und „einförmigen“ Arbeit Zeitverschwendung darstellen (vgl. Z. 97 – 99).) Diese Befreiung von den Zwängen der Zeit ist eine der Elemente, mit welcher Novalis die romantische von der alltäglichen Welt unterscheidet.

Bei der romantischen Traumwelt fällt vor allem die Wortwahl auf. Er beschreibt den Traum anfangs mit „[…] klarer und bleibender wurden die Bilder.“ (Z. 25 f.). Das weist auf das Motiv der Klarheit hin. Die anderen Träume werden eher überflogen innerhalb ein paar sehr hektisch und getrieben wirkenden Sätze (vgl. Z. 15 – 23). Dies wird erreicht durch vermehrte Aneinanderreihung von verkürzten Hauptsätzen (vgl. Z. 19 ff.). Währenddessen strahlt der romantische Traum alleine durch eine ruhigere Erzählweise eine sehr viel harmonischere Atmosphäre aus. Ein weiteres sprachliches Motiv der Romantik innerhalb des Traumes sind vage Bezüge zu Religion bzw. dem Glaube. Dies wird durch Zuschreibungen wie „heilige Stille“ (Z. 45) oder „himmlisches Empfinden“ (Z. 56 f.) deutlich.

Diese Zuschreibungen stellen eine Betonung der Attribute dieser romantischen Traumwelt dar. Von den extraordinär schönen natürlichen Impressionen ist er „überströmt“ (Z. 57) und „Berauscht von Entzücken“ (Z. 65). Dass dies eine Traumwelt ist, stellt sich mitunter durch das Erkennen von Personen in der Natur dar (vgl. Z. 60 – 63). Typisch für die Epoche der Romantik ist die Wortwahl bei dem „Eintritt“ in die wundersame Landschaft. Es wird von „hell[em] Licht“ (Z. 39) und einem „mächtigen Strahl“ (Z. 40) geredet. Später wird die Umgebung der Traumwelt so beschrieben: „[…] das Tageslicht […] war heller und milder als das gewöhnliche, der Himmel […] völlig rein.“ (Z. 74 ff.) Sprich eine Perfektion, „Ursprünglichkeit“ und Reinheit der Natur, wie sie auch in anderen romantischen Werken auftritt. Oder auch „lichtblaue Blume“ (Z. 77). Dieses oft vorkommende Licht steht hier für die Erleuchtung, welche einen der romantische Weg beschert. Dieser Weg wird dadurch bekräftigt, dass der Prota gonist zuerst sich in dem Traum in einem „dunklen [vgl. Tag/Nacht sowie Licht und Dunkelheit als Motive bzw. Gegensätze] Walde allein“ (Z. 27) wiederfindet und dann quasi durch ein „Portal“ erst in den romantischen Teil ankommt (vgl. Z. 31 – 33). Die Erleuchtung als solche erlangt er im Laufe der Erfahrung direkt (vgl. Z. 68 ff.).

Zeichnend ist auch, dass vor dem Traum sich „unruhig“ (Z. 5) in der Nacht befand, der Mond hin und wieder Erleuchtung brachte und der Wind sauste durch klappernde, sprich veraltete, Fenster (vgl. Z. 1 – 5). Wohingegen er morgens kurz vor dem Aufwachen eine sonderbare (und zweifelsohne von der Einstellung zu dem romantischen Weltbild hingeführte) „Verwandlung“ (Z. 90) erfährt und kurz darauf seine Augen zu einer von der „Morgensonne vergoldete“ (Z. 92) Stube öffnet. Daraus kann man interpretieren, dass er eine Erleuchtung bezogen seiner Umgebung und Alltag hat. Dass er in gewisser Weise die Welt mit anderen Augen nun sehen kann.

Der Weg durch die Landschaft bzw. Natur in der Traumwelt wird sehr rosig beschrieben (vgl. Z. 52 – 90). Das Motiv der Flucht aus dem Alltag sieht sich vor allem durch Ausdrücke wie er „fühlte sich innigst gestärkt und erfrischt“ (Z. 53). Die Natur bzw. zu beobachtenden Bewegungen, Gerüche und Empfindungen dessen werden in minuziösen Detail erläutert (vgl. Z. 73 – 80). Für den Protagonisten ist die Erfahrung dieser Natur nicht nur optisch schön, sondern geradezu eine innerliche und seelische Erleuchtung (vgl. Z. 75 – 60) weg von den Zwängen des Alltag. „nie gesehene Bilder“ (Z. 59) entstehen. Worin man interpretieren kann, dass sein Blick auf die Zwänge des alltäglichen Lebens bzw. eigentlich wichtigen Werte sich verändern. Sprachlich fällt wie vermehrte Beschreibung der Natur und vor allem generös verwendete Adjektive wie „süß“, „zart“, „lieblich“ etc. auf. Zudem wird die romantische Traumwelt/natürliche Landschaft generell teilweise durch Wendungen wie „verzehren“ (Z. 73), einer „bunten Ader“ (Z. 73) und „[…] die auch ineinanderflossen und zu sichtbaren Wesen zu ihn wurden.“ (Z. 60 f.) personifiziert.

Die größten personifizierenden Wendungen finden sich aber im „Finale“ der romantischen Traumwelt. Dort entdeckt der Protagonist, langsam aufgebaut, die zuvor erwähnte (Z. 9) blaue Blume (man bemerke die Betonung durch die Alteration) an einer Quelle (vgl. Z. 77 ff.). Der Personifizierung dieser sieht man mitunter an mehreren Stellen feststellen. Die blaue Blume ist weiblich (vgl. Z. 83), berührt ihn (Z. 78) und bewegte, veränderte, schmiegte und wuchs von sich aus als Reaktion auf Heinrich (vgl. Z. 84 ff.). Schnell zeigt sich zwischen den Blütenblättern ein „zartes Gesicht“, worauf eine „sonderbare Verwandlung“ stattfindet (vgl. Z. 87 – 90). Hiermit ist wie gesagt das Sehen der „Wahrheit“, des „Licht“ bzw. zweite Auge gemeint. Dieses Gesicht ist die größte Inspiration für ihn bzw. der bereits vorheriger Sehnsucht danach (vgl. Z. 9 ff.) im realen Leben nachzugehen. Er vermutet daher hinter dem „anmutigen“ Traum (Z. 108) mehr und sieht es als mehr (vgl. Z. 110). Insofern ist er nun dazu angehalten, den „romantischen Weg“ zu gehen. Alles in allem sieht man in diesem Textauszug eine Häufung an romantischen Motiven. Sei es generell das Träumen, die unberührte und perfekte (lebhaftere) Natur und Rückkehr dazu, die Zwänge des Alltag in Form der Zeit, die Erleuchtung, „Licht“ etc. Die epochentypische Flucht wird hier zuerst in einem Traum dargestellt, bevor er in die reale Welt den romantischen Weg aufsucht.

[...]

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Details

Titel
Textanalyse "Heinrich von Ofterdingen (Erstes Kapitel)" von Novalis
Hochschule
Gymnasium Wildeshausen
Autor
Jahr
2019
Seiten
3
Katalognummer
V501570
ISBN (eBook)
9783346027429
Sprache
Deutsch
Schlagworte
textanalyse, heinrich, ofterdingen, erstes, kapitel, novalis
Arbeit zitieren
Max Jannes Theil (Autor:in), 2019, Textanalyse "Heinrich von Ofterdingen (Erstes Kapitel)" von Novalis, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/501570

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