Leseprobe
Inhalt
1. Einleitung
2. Politik Willy Brandts
3. Der Fall Günter Guillaume
4. Rücktritt Willy Brandt
5. Schluss
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Herbert Ernst Karl Frahm – für viele ein unbekannter Name, und doch trug ihn ein Mann, der sich in der Bundesrepublik mit seiner Politik und seinem Leben einen Namen gemacht hat. Der vierte Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, dessen Amtszeit geprägt war von politischen Skandalen.
Vor allem der Rücktritt von Herbert Frahm, besser bekannt als Willy Brandt, stellt bis heute eine ungeklärte politische Frage dar.
Denn er, der den Frieden mit dem getrennten Osten suchte und fand, fiel mit dem, aus dem Osten kommenden, Spion Günter Guillaume.
Doch war die Affäre Guillaume der Grund oder nur ein Anlass für den Rücktritt Willy Brandts als Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschlands?
In der vorliegenden Arbeit, wird genau diese Frage durchleuchtet und näher betrachtet.
Die Literatur zu diesem Thema basiert vor allem auf Biographien von, an der Affäre Guillaume, beteiligten Personen aus der Politik.
2. Politik Willy Brandts
a. Politischer Werdegang in der Bundesrepublik Deutschland
Als erster große Erfolg in Brandts politischer Karriere im Nachkriegsdeutschland galt der Sieg zum regierenden Bürgermeister von Berlin 1957.1 In seiner Amtszeit war vor allem der Mauerbau 1961, der ihm durch sein Auftreten in dieser Zeit nationales und internationales Ansehen bescherte.2
Unter Kurt Georg Kiesinger übernahm Willy Brandt 1966 das Amt des Außerministers und wurde Stellvertreter des Bundeskanzlers.
1969 wurde Willy Brandt zum vierten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland vom Bundestag gewählt.
Nach seiner ersten Amtszeit wurde er auch 1972 wieder zum Bundeskanzler in zweiter Amtszeit gewählt. Diese Bundestagswahlen stellen den Scheitelpunkt der Regierung von Bundeskanzler Willy Brandt dar. Vor allem die massiven politischen Probleme in den Jahren 1973 und 1974 waren ausschlaggebend für den rasanten Niedergang der Bundesregierung.3
b. Probleme
Brandts psychische Verfassung in seinen letzten Amtsjahren werden mitverantwortlich für die aufkommende politische Krise gemacht.
Angefangen mit der Gewerkschaft für Öffentliche Dienste, Transporte und Verkehr, die eine Lohnerhöhung von 11 Prozent durchsetze, ohne dass Brandt etwas dagegen unternahm, zumal er eine Lohnerhöhung von mehr als 10 Prozent ausgeschlossen hatte.4
Des Weiteren fiel das Wirtschaftswachstum niedriger aus als erwartet, sodass es zu einer Entwertung der Deutschen Mark kam. Damit begann eine fortschreitende Arbeitslosigkeit Anfang 1974.5
Durch diese aufkommenden Krisen geriet Willy Brandt auch parteiintern immer mehr unter Druck. Willy Brandt wurde mehr und mehr auch aus der Führung der SPD isoliert. Mit in der Führung der SPD saßen der damalige Bundesfinanzminister Helmut Schmidt und der Fraktionsvorsitzende Herbert Wehner, die beide Brandt immens, auch in der Öffentlichkeit, unter Druck setzen.
Helmut Schmidt fühlte sich in den letzten Amtsjahren von Willy Brandt mehr zu Herbert Wehner als Ansprechpartner in politischen Sachen hingezogen als dem Kanzler.6
Nach seinem großen Einsatz für die Ostpolitik, kümmerte sich Willy Brandt kaum noch um die aktuelle Tagespolitik, woraufhin ihn seine Parteifreunde unter anderem „Zeus“ nannten.7
Die Krisen, die diese Probleme mit sich brachten, waren bereits vor der Veröffentlichung der Affäre Guillaume eine Belastung für Brandts Regierung, sodass er bereits im Dezember 1973 über seinen Rücktritt als Bundeskanzler nachdachte: „Ich muss das ja nicht machen, ich muss ja nicht Kanzler sein.“8
3. Der Fall Günter Guillaume
a. Guillaume und Brandt
Der damalige Kanzlerkandidat Willy Brandt traf im Bundestagswahlkampf 1961 zu ersten Mal auf Günter Guillaume, der damals für die Parteizeitung „Der Sozialdemokrat“ als Fotoreporter arbeitete.9
Günter Guillaume und seine Frau Christel wurden 1956 nach Westdeutschland als Spione eingeschleust. Die beiden haben für den Staatsicherheitsdienst der DDR gearbeitet und den Auftrag bekommen, die SPD zu bespitzeln und heikle Informationen weiterzuleiten.
Guillaume arbeitete sich schnell an die Spitze und war nach dem Wahlen 1972 der persönliche Referent und Reiseorganisator von Bundekanzler Brandt.10 Die wichtigste Eigenschaft, die ein Spion des damaligen Sicherheitsdienstes brauchte, war, nicht aufzufallen. Diese Eigenschaft beherrschte Günter Guillaume hervorragend.
Er hinterließ keinen bleibenden Eindruck.11 Willy Brandt fand dieses Verhalten kleinbürgerlich, sodass er Guillaume auch als Person nicht sonderlich sympathisch fand.
Dies änderte sich auch nicht, als Günter Guillaume seine organisatorischen Aufgaben zur Zufriedenheit erfüllte.12
Die Beziehung von Guillaume zu Brandt dagegen war das Gegenteil. Günter Guillaume verehrte den Kanzler, auch wenn es seine Aufgabe war ihn zu bespitzeln. Mit dem Laufe der Zeit, soll Guillaume loyaler gegenüber Kanzler Brandt gewesen sein, als gegenüber dem Staatssicherheitsdienst der DDR.13
b. Enttarnung 1974
Den Anfang zur Enttarnung Günter Guillaume machte ein Funkspruch der DDR am 1.Februar 1960, dem Geburtstag Guillaumes, an einen „Georg“ mit Glückwünschen. Am 4.Oktober kamen weitere Glückwünsche an „Chr.“, Guillaumes Ehefrau Christel. Auch die Mitte April 1957 empfangenen Glückwünsche „zum 2.Mann“ passten terminlich zur Geburt des Sohnes Pierre, der am 8.April 1957 zur Welt kam.14 Diese Funksprüche wurden zum ersten Verdacht der Spionage des Bundesamts für Verfassungsschutz. Es bestand zwar Tatverdacht der Spionage, die vorliegenden Indizien reichten aber nicht für eine Anklage aus.15 Die Familie Guillaume wurde danach vorerst vom Verfassungsschutz beobachtet. Diesen Ratschlag gab Günther Nollau im Mai 1973 dem zuständigen Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher, nachdem er Nollau ihm gegenüber erstmals den Spionageverdacht gegen Guillaume ansprach.
Nollau informierte Genscher allerdings weiterhin nicht über Ermittlungsergebnisse des Bundesnachrichtendienstes. Da Genscher bereits der Observierung der Guillaumes zugestimmt hatte, sei es nicht mehr notwendig den Innenminister genauer zu informieren.16
[...]
1 Noack, H.-J., Willy Brandt, S.147f.
2 Rott, W., Die Insel, S.134f.
3 Merseburger, P., Willy Brandt, S.657 f.
4 Schöllgen, G., Willy Brandt, S.198.
5 Koch, P., Willy Brandt, S.425.
6 Schmidt, H., Weggefährten – Erinnerungen und Reflexionen, S.450.
7 Koch, P., Willy Brandt, S.426.
8 Koch, P., Willy Brandt, S.314/S.437.
9 Schreiber, H., Kanzlersturz, S.40.
10 Schreiber, H., Kanzlersturz, S.68.
11 Schreiber, H., Kanzlersturz, S.23.
12 Brandt, W., Erinnerungen, S.332.
13 Schreiber, H., Kanzlersturz, S.71/ Merseburger, P., Willy Brandt, S.728.
14 Nollau, G., Das Amt, S.255.
15 Schreiber, H., Kanzlersturz, S.106ff.
16 Nollau, G., Das Amt, S.276f.