Diese Arbeit analysiert die Bewerbung der Stadt Berlin für die Ausrichtung der Olympischen Spiele 1936, um herauszuarbeiten, mit welchen Argumenten das Internationale Olympische Komitee (IOC) in den 1920er und 30er Jahren überzeugt werden konnte. Was war dem IOC in der Zwischenkriegszeit wichtiger: Verbreitung des Olympismus und damit eine weltbürgerliche Philosophie zu prägen oder wirtschaftliche Expansion, Gewinnstreben und Bedeutungsgewinn?
Die letzten Olympischen Spiele vor dem Zweiten Weltkrieg 1936 in Berlin gingen als "Propaganda-Spiele" der NS-Diktatur in die Geschichte ein. Sie waren die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit, die als Plattform für politische Machtdemonstrationen und Selbstinszenierungen missbraucht wurden, katapultierten gleichzeitig aber auch die Bedeutung Olympias und damit des IOC in neue Sphären. Horrende Summen investierte das NS-Regime in die Spiele, wodurch es Olympia geschafft hat, bis heute das größte und wichtigste Sportereignis der Welt zu sein. Es konstituierte sich seither als Marke und wurde vom größten Teil der Bevölkerung akzeptiert. Ein Status, der noch in den 1920er Jahren in dem Ausmaß kaum abzusehen war, wenn er denn überhaupt gewollt war?
Dass die Olympischen Spiele von einem autokratischen, faschistischem System dazu genutzt werden, das Ausland vom Planungsvermögen und von der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des Regimes zu überzeugen und sich als friedliebendes, weltoffenes Land zu inszenieren, stand sicherlich nicht in der Absicht des IOC, als sie die Spiele 1930 in die Hauptstadt der Weimarer Republik gelegt haben. Der Olympischen Charta gemäß, sollte sich jede Stadt an den Gedanken des Olympismus halten und diesen fördern.
Von diesem ursprünglichen Olympismus hatte man sich 1936 aber weit entfernt, auch wenn die Verantwortlichen stets beteuerten in diesem Sinne zu handeln. Folgt man den Zeitungsberichten aus Deutschland und Italien im Nachgang der Spiele war es nicht der Sportler selbst, der Leistung erbrachte, sondern die überlegene "arische Rasse". Dass das rassistische und gewaltanwendende NS-Regime der Olympischen Idee entgegensteht, wurde von vielen Zeitgenossen zwar erkannt, dennoch wurden die Spiele weder abgesagt noch boykottiert. Offensichtlich spielten also auch andere Gründe als nur die Verbreitung des Olympischen Gedankens eine Rolle bei der Wahl der Austragungsorte Olympischer Spiele.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Olympismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts
- Die Bewerbung Berlins als Olympiastadt 1930
- Der IX. Olympische Kongress
- Motivation & Hoffnung der Berliner „Berlin - Die Sporthauptstadt Deutschlands“
- Vergabe der Spiele 1931 - die Intention des IOC
- Diskussion & Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Bewerbung Berlins als Austragungsort der Olympischen Spiele 1936 und analysiert die Entscheidungsfindung des IOC in der Zwischenkriegszeit. Sie hinterfragt die Motive des IOC bei der Vergabe der Spiele und beleuchtet, ob die Verbreitung des Olympischen Geistes oder wirtschaftliche Interessen im Vordergrund standen.
- Die Entwicklung des Olympismus im frühen 20. Jahrhundert
- Die Rolle des IOC bei der Vergabe der Olympischen Spiele
- Die politischen und wirtschaftlichen Interessen im Kontext der Bewerbung Berlins
- Der Konflikt zwischen dem Ideal des Olympischen Geistes und wirtschaftlichen Überlegungen
- Die Ambivalenz des „Olympismus“ in der Zwischenkriegszeit
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Arbeit untersucht die Vergabe der Olympischen Spiele 1936 an Berlin im Kontext der Zwischenkriegszeit und fragt nach den wahren Motiven des IOC: der Verbreitung des Olympischen Geistes oder der Gewinnmaximierung. Die Spiele von 1936, später als „Propaganda-Spiele“ bekannt, markieren einen Wendepunkt, indem sie die Vermischung von Sport und Politik offenlegten und den Stellenwert des IOC neu definierten. Die Arbeit analysiert die Bewerbungsstrategie Berlins, um zu verstehen, welche Argumente das IOC überzeugten.
Der Olympismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Dieses Kapitel beleuchtet den Olympismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts und die Herausforderungen, mit denen das IOC konfrontiert war. Es werden die Ambivalenzen des Olympismus herausgestellt: der Wunsch nach Verbreitung des Olympischen Geistes und die gleichzeitige Schwierigkeit, Kommerzialisierung und die Amateurfrage zu bewältigen. Die unterschiedlichen Ansichten nationaler Olympischer Komitees und Sportverbände sowie die Schwierigkeiten, einheitliche Standards zu etablieren, werden diskutiert. Das Kapitel zeigt, wie der ursprüngliche Idealismus Coubertins mit den realpolitischen Gegebenheiten kollidierte.
Die Bewerbung Berlins als Olympiastadt 1930: Dieses Kapitel wird sich mit der detaillierten Bewerbung Berlins auseinandersetzen. Es wird die Strategien untersuchen, die Berlin einsetzte, um das IOC von seiner Eignung als Austragungsort zu überzeugen. Hierbei werden die Argumente analysiert, die die Stadt hervorbrachte um die wirtschaftlichen Vorteile, die Infrastruktur und die Organisation hervorzuheben. Im Fokus steht die Frage nach der Gewichtung von idealistischen Aspekten des Olympismus im Vergleich zu den wirtschaftlichen und politischen Zielsetzungen.
Der IX. Olympische Kongress: Der IX. Olympische Kongress von 1930 in Berlin wird detailliert dargestellt. Die Diskussionen über die Teilnahme von Frauen, die Amateurfrage und die Erhöhung der Sportbeteiligung werden analysiert. Dieses Kapitel zeigt die Widersprüche und Spannungsfelder innerhalb des IOC auf und verdeutlicht die Schwierigkeiten, den Olympischen Geist mit den zunehmenden wirtschaftlichen und politischen Interessen in Einklang zu bringen. Es wird die Rolle des Kongresses bei der letztendlichen Entscheidung für Berlin beleuchtet.
Motivation & Hoffnung der Berliner „Berlin - Die Sporthauptstadt Deutschlands“: Dieses Kapitel wird die Erwartungen und Hoffnungen der Berliner Bevölkerung auf die Ausrichtung der Olympischen Spiele beleuchten. Es wird analysiert, welche Bedeutung der Sport für die Stadt und das Land hatte, und inwieweit die Spiele als Mittel zur nationalen Selbstinszenierung und zur Verbesserung des internationalen Images gesehen wurden. Die unterschiedlichen Erwartungen von Bevölkerung, Politik und Wirtschaft werden kontrastiert und im Verhältnis zur Intention des IOC gesetzt.
Vergabe der Spiele 1931 - die Intention des IOC: Dieses Kapitel wird sich mit dem Entscheidungsprozess des IOC bei der Vergabe der Spiele an Berlin auseinandersetzen. Es wird analysiert, welche Faktoren bei der Entscheidung eine Rolle spielten und inwieweit die Argumente Berlins den Vorstellungen und Zielen des IOC entsprachen. Die Gewichtung der Verbreitung des Olympischen Geistes im Vergleich zu wirtschaftlichen und politischen Überlegungen wird untersucht, um die wahre Intention des IOC offenzulegen.
Schlüsselwörter
Olympismus, IOC, Olympische Spiele 1936, Berlin, Zwischenkriegszeit, Sport und Politik, Propaganda, Amateurfrage, Kommerzialisierung des Sports, nationale Interessen, Weltfrieden, Bewerbungsprozess, Wirtschaftliche Interessen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Hausarbeit: Die Vergabe der Olympischen Spiele 1936 an Berlin
Was ist der Gegenstand dieser Hausarbeit?
Die Hausarbeit untersucht die Vergabe der Olympischen Spiele 1936 an Berlin und analysiert die Entscheidungsfindung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in der Zwischenkriegszeit. Sie hinterfragt die Motive des IOC und beleuchtet, ob die Verbreitung des Olympischen Geistes oder wirtschaftliche Interessen im Vordergrund standen.
Welche Themen werden in der Hausarbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die Entwicklung des Olympismus im frühen 20. Jahrhundert, die Rolle des IOC bei der Vergabe der Spiele, die politischen und wirtschaftlichen Interessen im Kontext der Berliner Bewerbung, den Konflikt zwischen dem Ideal des Olympischen Geistes und wirtschaftlichen Überlegungen sowie die Ambivalenz des „Olympismus“ in der Zwischenkriegszeit.
Welche Kapitel umfasst die Hausarbeit?
Die Hausarbeit gliedert sich in die Kapitel: Einleitung, Der Olympismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts, Die Bewerbung Berlins als Olympiastadt 1930, Der IX. Olympische Kongress, Motivation & Hoffnung der Berliner „Berlin - Die Sporthauptstadt Deutschlands“, Vergabe der Spiele 1931 - die Intention des IOC und Diskussion & Fazit.
Was wird in der Einleitung der Hausarbeit behandelt?
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach den wahren Motiven des IOC bei der Vergabe der Spiele an Berlin – Verbreitung des Olympischen Geistes oder Gewinnmaximierung – in den Kontext der „Propaganda-Spiele“ von 1936. Sie skizziert die Analyse der Berliner Bewerbungsstrategie.
Worauf konzentriert sich das Kapitel „Der Olympismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts“?
Dieses Kapitel beleuchtet den Olympismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die Herausforderungen des IOC (Kommerzialisierung, Amateurfrage), die Ambivalenzen des Olympismus und den Konflikt zwischen Coubertins Idealismus und realpolitischen Gegebenheiten.
Was wird im Kapitel „Die Bewerbung Berlins als Olympiastadt 1930“ untersucht?
Das Kapitel analysiert detailliert die Bewerbungsstrategie Berlins, die Argumente zur Überzeugung des IOC (wirtschaftliche Vorteile, Infrastruktur, Organisation) und die Gewichtung von idealistischen und wirtschaftlich-politischen Zielen.
Um was geht es im Kapitel „Der IX. Olympische Kongress“?
Dieses Kapitel beschreibt den IX. Olympischen Kongress 1930 in Berlin, analysiert die Diskussionen (Frauen, Amateurfrage, Sportbeteiligung) und zeigt die Widersprüche und Spannungsfelder innerhalb des IOC auf, die den Konflikt zwischen Olympischem Geist und wirtschaftlichen/politischen Interessen verdeutlichen.
Worum geht es im Kapitel „Motivation & Hoffnung der Berliner „Berlin - Die Sporthauptstadt Deutschlands“?
Das Kapitel beleuchtet die Erwartungen und Hoffnungen der Berliner Bevölkerung, die Bedeutung des Sports für Stadt und Land, und die Spiele als Mittel der nationalen Selbstinszenierung und Imageverbesserung, wobei die Erwartungen verschiedener Gruppen (Bevölkerung, Politik, Wirtschaft) im Verhältnis zum IOC betrachtet werden.
Welche Fragestellung steht im Mittelpunkt des Kapitels „Vergabe der Spiele 1931 - die Intention des IOC“?
Dieses Kapitel analysiert den Entscheidungsprozess des IOC, die Rolle der Faktoren bei der Entscheidung und die Gewichtung von Olympischem Geist gegenüber wirtschaftlichen und politischen Überlegungen, um die Intention des IOC aufzudecken.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Hausarbeit?
Schlüsselwörter sind: Olympismus, IOC, Olympische Spiele 1936, Berlin, Zwischenkriegszeit, Sport und Politik, Propaganda, Amateurfrage, Kommerzialisierung des Sports, nationale Interessen, Weltfrieden, Bewerbungsprozess, Wirtschaftliche Interessen.
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- Philipp Müller (Author), 2018, Das IOC und die Olympischen Spiele 1936 in Berlin. Über den Beginn der Verstrickung von Sport und Politik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/502648