Niedrigzinspolitik und die Suche nach qualitativen Anlageentscheidungen. Direkte Immobilienbeteiligung als Chance?


Bachelorarbeit, 2016

76 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit

2. Finanzierungsregeln und der Wandel am Kapitalmarkt
2.1 Finanzierungsregeln
2.1.1 Vertikale Finanzierungsregeln
2.1.1.1 Statischer Verschuldungsgrad
2.1.1.2 Dynamischer Verschuldungsgrad
2.1.2 Horizontale Finanzierungsregeln
2.1.2.1 Goldene Bankregel
2.1.2.2 Goldene Finanzregel
2.1.2.3 Goldene Bilanzregel
2.2 Finanzwirtschaftliche Entscheidungen durch die EZB
2.3 Entwicklung des Zins- und Inflationsniveaus in Deutschland
2.3.1 Entwicklung des Spareckzinses
2.3.2 Hypothekenzinsentwicklung
2.3.3 Inflationsniveau

3. Klassische Anlageinstrumente
3.1 Kauf von Inhaberschuldverschreibungen
3.1.1 Länder- und Staatsanleihen
3.1.2 Varianten der festverzinslichen Anleihen
3.1.2.1 Nullkuponanleihen
3.1.2.2 Variabel verzinsliche Anleihen
3.1.3 Rahmenmerkmale des Ratings
3.1.4 Ratingstufen im Überblick
3.2 Ankauf von Aktienanleihen
3.2.1 Aufbau und Funktionsweise
3.2.2 Ausgestaltung bei Fälligkeit
3.2.3 Steuerliche Behandlung
3.2.4 Chancen und Risiken einer Anlage
3.3 Erwerb von Investmentfonds
3.3.2 Auszug von Fondstypen
3.3.3 Aufgaben der Fondsgesellschaft

4. Immobilienbeteiligung als Alternativinvestment
4.1 Aktuelle Situation und die Auswirkungen
4.2.2 Spekulationsfrist bei Immobilien
4.2.3 Ansatzmöglichkeit als Vermieter
4.3 Risiken und Chancen einer Immobilienbeteiligung
4.3.1 Risiken eines Investments
4.3.2 Chancen eines Investments
4.4 Verminderung des Risikos
4.4.1 Ausschluss des Zinsänderungsrisikos
4.4.2 Reparatur- und Erhaltungsrückstellungen

5. Fazit

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Abbildung 1: Die Entwicklung des durchschnittlichen Zinssatzes für Spareinlagen

Abbildung 2: Der Effektivzins für Hypothekendarlehen

Tabelle 1: Die Inflationsrate in Deutschland von 2009 bis

Tabelle 2: Ein Auszug der Bonitätsbewertung nach Moody’s, Standard & Poor’s
und Fitch Ratings

Tabelle 3: Die Grunderwerbsteuer in Deutschland, Stand: Juli

Tabelle 4: Die Nutzungsdauer einzelner Immobilienbauteile

Tabelle 5: Ein Auszug der Durchschnittspreise 2010 für Wohnungseigentum

Tabelle 6: Ein Auszug der Durchschnittspreise 2014 für Wohnungseigentum

1 Einleitung

1.1 Problemstellung

In den vergangenen Jahren kam es zu Veränderungen am Kapitalmarkt, die nicht nur Deutschland und seine Banken vor neue Herausforderungen stellten, sondern auch Privatinvestoren. Es wird eine Alternativanlage gesucht, um das eigene Anlageportfolio zu diversifizieren. Zudem soll eine passende Anlagestrategie je nach Kundenvorstellung her. Mit der Veränderung des Zinsniveaus in ein historisches Tief und den geldpolitischen Entscheidungen an den Handelsplätzen, war der Startschuss gegeben, sich mit Anlagealternativen noch intensiver auseinanderzusetzen.

Eine Anlage sollte die folgenden drei wichtigsten Komponenten erfüllen: Sicherheit, Liquidität und Rendite. Diese drei Komponenten bilden ein „magisches Dreieck“, welches visualisiert deutlich macht, dass die 3 Komponenten zueinander in Konkurrenz stehen. Eine hohe Sicherheit unterliegt in der Praxis meist einer täglichen Verfügbarkeit. Zudem unterliegt eine steigende Rentabilität einem wachsenden Risiko. Zusätzlich kann eine Erweiterung in ein Viereck erfolgen, indem man die Ethische Verantwortbarkeit als Komponente hinzufügt.1

Die Anlagealternativen verringerten sich im laufe der letzten Jahre aufgrund dem fallendem Zinsniveau. Da die Mittelaufnahme im Aktivbereich zu niedrigen Zinsätzen möglich ist, änderte sich somit auch das Verhältnis im Passivbereich. Die damaligen Investmentangebote mit jährlichen Vergütungen von 5-10% schmälerten sich auf Sätze von 0,5-2% p.a..2 Entweder ist die Rendite zu gering, oder das Risiko einer Anlage in volatile Papiere zu hoch. Nicht nur der Privat- oder Geschäftskunde sucht nach Alternativen die eine gewisse Zufriedenheit liefern, sondern auch die Kreditinstitute sorgen sich um die Renditeneinbrüche in ihrem Anlagegeschäft. Die Margen in der Baufinanzierung entwickeln sich, aufgrund der günstigen Konditionen, auf ein nicht vorhersehbares niedriges Niveau. Die eigenen bankinternen Investments sind gefragt und die Portfolio Diversifikation3 ist das aktuelle Thema Nummer 1.

Das deutsche Nettovermögen schlägt sich, mit ca. 64%, laut Statistischem Bundesamt, in Immobilieneigentum wieder.4 Immobilien bleiben aus den damaligen Erfahrungen eine Anlage mit hoher Sicherheit. Nicht umsonst werden sie als Betongold bezeichnet. Die Greifbarkeit des Sachwertes bleibt ein positiver Nebeneffekt, deren Risiken jedoch genau geprüft werden müssen.5

1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit

Im Rahmen dieser Bachelorarbeit wird die Problemstellung der aktuell herrschenden Niedrigzinsphase und der damit verbundenen Suche nach qualitativen Anlageentscheidungen mit einem ausgewogenem Chancen- und Risikoprofil bearbeitet. Das erste Kapitel stellt die Einleitung in dieses Thema dar und befasst sich mit der Problemstellung. Im Kapitel zwei werden die vertikalen und horizontalen Finanzierungsregeln vorgestellt. Es wird dabei ein Bezug zum statischen und dynamischen Verschuldungsgrad und zu den goldenen Bank, Bilanz bzw. Finanzregel, aufgebaut. Zusätzlich wird der Wandel am Kapitalmarkt beschrieben. Es werden einzelne finanzwirtschaftlichen Entscheidungen durch die Europäische Zentralbank aufgeführt und das Zins- und Inflationsniveau, wird durch Illustration veranschaulicht. Deren Entwicklung wird näher gebracht und visuell vorgestellt.

Das dritte Kapitel stellt einen Auszug der klassischen Anlageinstrumente vor. Diese Produkte sind, bzw. waren, stark am Markt nachgefragt. Es werden von Inhaberschuldverschreibungen, über Aktienanleihen und Fonds, Eindrücke und Inhalte vermittelt. Es werden verschiedene Varianten, Ausgestaltungen und Chancen, bzw. Risiken gegenübergestellt. Zusätzlich wird das Kapitel durch steuerliche Aspekte und rechtliche Grundlagen angereichert. Das darauffolgende Kapitel stellt die direkte Beteiligung in Immobilien vor. Es wird untersucht, ob Immobilien als Sachwerte eine Alternative in dem aktuellen Niedrigzinsniveau werden können. Eine gewisse Anzahl an Chancen und Risiken werden unter die Lupe genommen und dabei auch Möglichkeiten vorgestellt, wie sie genutzt bzw. gemindert werden können. Zudem wird ein Auszug aus den steuerlichen Aspekten beleuchtet, die für einen Kapitalanleger wichtig sind. Die Arbeit endet mit einem Fazit und liefert ein Resümee über die ausgearbeiteten Ergebnisse. Zusätzlich wird die direkte Anlage in Immobilien als Alternativinvestment auf Wahrheit und Bestätigung geprüft. Schlussendlich wird ein Ausblick über die zukünftige Entwicklung des Immobilienmarktes gegeben.

2 Finanzierungsregeln und der Wandel am Kapitalmarkt

2.1 Finanzierungsregeln

2.1.1 Vertikale Finanzierungsregeln

2.1.1.1 Statischer Verschuldungsgrad

Unter dem statischen Verschuldungsgrad versteht man den Zusammenhang zwischen dem Eigenkapital und den bereits von außerhalb gewilligten finanziellen Mitteln. Der Kerngedanke dieser Kennzahl ist, dass die Verhältnisse eines Unternehmens bezüglich seiner Kreditwürdigkeit für potenzielle Investoren darzustellen.6 Um einen Investor für ein Investment zu gewinnen, spielt die Kreditwürdigkeit eine wichtige Rolle. Zudem wird beleuchtet welche Wege genutzt worden, bzw. wie die Verhältnisse im Bereich der Beteiligungen eigen, oder fremd finanziert sind. Lebt ein Unternehmen vom Fremdkapital, so entwickelt sich eine Unselbstständigkeit und führt zu einer Steigerung des Verschuldungsgrades, was das Potenzial der weiteren Kreditmittelaufnahme einschränkt.7

Der statische Verschuldungsgrad wird wie folgt bestimmt:

Statischer Verschuldungsgrad = Fremdkapital / Eigenkapital

In diesem Zusammenhang wird auch eine Verbindung und Bedeutung vom statischen Verschuldungsgrad zum Leverage-Effekt8 aufgebaut. Hintergrund ist die Bedeutung des Verschuldungsgrades auf die Eigenkapitalrentabilität. Blickt man auf die Eigenkapitalrentabilität, so kann ein hoher statischer Verschuldungsgrad auch eine positive Auswirkung auf die vorhandene Rentabilität haben. Bei dieser Vorgehensweise ist es wichtig zu erwähnen, dass die Verzinsung des Gesamtkapitals, die Vergütung der fremden Mittel übersteigen muss. Bezüglich der unternehmerischen Ausrichtung bleiben die eigenen Prinzipien und Vorgehensweisen im Vordergrund und die Resonanz bzw. das Feedback der ggfs. vorhandenen Kapitalgeber.9

Mit dieser betriebswirtschaftlichen Kennzahl werden auch die Vorboten signalisiert, wenn eine gewisse Überschuldung eines Unternehmens sich anbahnt. Setzt man in der Unternehmensphilosophie auf einen hohen statischen Verschuldungsgrad, steht im Falle eines Engpasses nur ein geringes finanzielles Polster zur Verfügung. Somit bleibt eine gewisse Unsicherheit, dass die vorhandenen Mittel nicht zur Deckung der Verluste ausreichen. Aus Sicht der Investoren wird daher ein niedriger statischer Verschuldungsgrad angestrebt.10 Da diese Kennzahl sich direkt aus der Bilanz herleiten lässt und sich damit auf historische Datensätze bezieht, werden damit zukünftige Entwicklungen und bereits wichtige geschäftspolitischen Entscheidungen außer Acht gelassen. Dieses Defizit soll durch die Anwendung einer weiteren Kennzahl, dem dynamischen Verschuldungsgrad, aufgehoben werden.11

2.1.1.2 Dynamischer Verschuldungsgrad

Mit dem bereits oben aufgeführten statischen Verschuldungsgrad wurden Informationen vermittelt, wie die aktuelle Situation eines Unternehmens hinsichtlich seiner Verschuldung aus der Bilanz ermittelt wird. Mit dem dynamischen Verschuldungsgrad soll nun eine Verbindung mit gleichbleibenden Bedingungen zur Dauer der Tilgung des Fremdkapitals hergestellt werden. Hier soll eine möglichst geringe Wertigkeit angestrebt werden, da ein geringeres Ergebnis eine niedrigere Abhängigkeit an die Fremdkapitalgeber visualisiert.12

Mit dieser Solvenz-Kennzahl soll der Blick über den Tellerrand hinweg ermöglicht und auch zukünftige Entwicklungen und bereits getätigte finanzielle Transaktionen berücksichtigt werden. Damit bildet der Cashflow13 eine wichtige Grundlage zur Bewertung der Kreditwürdigkeit einer Organisation.

Errechnet wird die Kennzahl wie folgt:

Dynamischer Verschuldungsgrad = Fremdkapital / Cashflow

Der Inhalt dieser Formel zeigt, dass die Höhe des Cashflows die Grundlage zur ggfs. notwendigen Schuldentilgung ist. Wunschgemäß sollte die gesamte Verschuldung einer Organisation nicht über dem 3,5-fachen des durchschnittlichen Cashflows aus den vergangenen drei Geschäftsjahren liegen. Werden diese Maßstäbe nicht eingehalten können diese Gegebenheiten Auswirkungen auf die externe Kreditmittelvergabe haben.14 Grundsätzlich ist anzumerken, dass bei der Anwendung des dynamischen Verschuldungsgrades grundlegende Tatsachen nicht berücksichtigt werden. Kommt es in den Perioden zu Veränderungen des Cashflows, oder sind anderweitige Anschaffungen notwendig, bleiben diese außer Acht. Sind es jedoch Leistungen die aus dem Cashflow bedient werden, so verringert sich die Chance diese Mittel in die Tilgungsleistungen zu investieren. Werden sie komplett ausgegrenzt, kann es gut möglich sein, dass der jeweilige Cashflow nicht erreicht werden kann. Zusätzlich sind für das statistische und dynamische Verfahren keine einheitlichen Normen für eine gewisse Tilgungsdauer, von z.B. drei oder vier Jahren festgelegt. Es werden daher unterschiedliche Verhaltensregeln je nach Branche an den Tag gelegt.15

2.1.2 Horizontale Finanzierungsregeln

2.1.2.1 Goldene Bankregel

Die goldene Bankregel ist eine horizontale Finanzierungregel, die verstärkt in der Vergangenheit den Grundgedanken der Banken hinsichtlich der Fristentransformation prägte. In der heutigen Zeit wird sie allerdings des Öfteren gebrochen. Hintergrund dieser Norm ist die gleiche Behandlung von Werten auf der Aktivseite und auf der Passivseite. Die Klasse und Güter auf der einen Seite sollten auf der anderen Seite mit der jeweiligen Menge übereinstimmen, sodass es zu keinen Risiken der Refinanzierung eines Geschäftes kommt. Den Grundstein dieser Überlegungen legte Mitte des 19. Jahrhunderts Herr Otto Hübner, der als Statistiker und Volkswirt tätig war.16

Seine Aussage zur goldenen Bankregel lautete wie folgt:

„Der Credit, welchen eine Bank geben kann, ohne Gefahr zu laufen, ihre Verbindlichkeiten nicht zu erfüllen zu können, muß nicht nur im Betrage, sondern auch in der Qualität dem Credit entsprechen, welchen sie genießt.“17

Zusätzlich war es Herr Otto Hübner, der mit seiner Forderung einer übereinstimmenden Laufzeit von Geschäften auf der Aktiv- und Passivseite, den Begriff der Fristenkongruenz ins Leben rief. Werden diese Regularien nicht konkret eingehalten kann es zu Problemen bzw. einen Zusammenbruch des jeweiligen Marktes kommen, wie z.B. in der Vergangenheit nach dem ersten Weltkrieg. Die damaligen Entscheidungen der Aufnahmen von kurzfristigen Verbindlichkeiten von Nachbarstaaten, wurden in möglichst langfristige Anlagewerte geparkt. Zudem waren Finanzierungen, die nicht über genügend Eigenkapital verfügten, mit langfristigen Fremdmitteln geschlossen worden. Als dann aber die Tilgung der offenstehenden Verbindlichkeiten verlangt wurde, waren keine notwendigen liquiden Mittel zur Deckung vorhanden. Diese wurden für langfristige Investitionen genutzt und waren nicht kurzfristig liquidierbar. Der folgenschwere Kollaps war somit am 13. Mai 1927 unter dem Begriff des „Schwarzen Freitags“ bekannt.18

2.1.2.2 Goldene Finanzregel

Hinter der Kennzahl, der goldenen Finanzregel, verbirgt sich die Verbindung zwischen der Fristigkeit von Schulden und der jeweiligen Verwendung von finanziellen Mittel. Kerngedanke dieser Regel ist es, dass beide Fristigkeiten parallel verlaufen sollten.19 Somit spielt die jeweilige Verfügbarkeit im Gegensatz zur festen Bindung von Vermögen eine wichtige Rolle, da ansonsten die Bedrohung der Fristenüberschreitung nicht ausgeschlossen ist.20

Aus diesem Grund bildet sich der Grundsatz auf der einen Seite, dass das Vermögen auf lange Sicht auch mit nachhaltigen Mitteln bestritten werden sollte. Auf der anderen Seite wird deutlich, dass kurzzeitige Investitionen auch mit kurzlebigen Krediten finanziert werden sollten. Besteht aus der jeweiligen Situation die Chance punktuelle Anteile mit kürzerer Sicht langfristig zu entrichten, so können daraus, bei Beendigung des langfristigen Geschäftes, schneller mit dem auf kurze Sicht gehaltenen Vermögen gearbeitet werden. Zusätzlich erhöht sich damit die Reaktionsgeschwindigkeit.21 Damit diese Regel zum Tragen kommt, muss eine punktgenaue Rückzahlung der damaligen Verbindlichkeiten verbürgt sein. Zudem ist eine Struktur im jeweiligen Unternehmen beizubehalten, die daraus Rückschlüsse auf die bestehende Liquidität ziehen lässt. Das Befolgen und Umsetzen dieser Finanzierungsregel birgt nach heutigen Beobachtungen jedoch nicht das erwartete Ergebnis, sondern stellt Unternehmen eher vor Probleme.22

Damit eine Sicherheit der liquiden Mittel herrscht, sollten die resultierenden Erträge aus einem Investment mindestens so hoch sein, wie die jeweilige investierte Summe. Zudem sollte eine fortlaufende Liquidität ohne große Einschränkungen herrschen, damit, wenn neues Kapital benötigt wird und das alte noch investiert ist, dieses reibungslos beschafft werden kann. Sind die Laufzeiten von Verbindlichkeiten zeitlich festgeschrieben und auch für die Zukunft, aufgrund bereits festgelegter Anschlussfinanzierungen abgesichert, so können die Erkenntnisse der goldenen Finanzierungsregel vernachlässigt werden. Resultierend bleibt diese Finanzierungsregel ein Hilfsmittel was zu Rate gezogen werden kann und Bedrohungen von Fehlern in Investitionen verringern soll. Mit der goldenen Bilanzregel sind neue Inhalte und Formulierungen an den Tag gelegt worden.23

2.1.2.3 Goldene Bilanzregel

Mit der goldenen Bilanzregel wird das Augenmerk auf ein ausgewogenes Verhältnis des vorhandenen Vermögens und der Kapitalstruktur gelegt. Der Kerngedanke dieser klassischen Finanzierungsregel ist, dass das Anlagevermögen auf der Aktivseite einer Bilanz, durch vorhandene eigene Mittel oder nachhaltige fremde Mittel, abgedeckt wird. Konzentriert man sich auf das Umlaufvermögen, so soll dieses mit kurz- und mittelfristigen externen Mitteln finanziert werden. Mit dem Grundsatz der Fristenkongruenz wird ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen dem vorhandenen Eigenkapital und dem Fremdkapitel essenziell.24

Mit diesem Grundsatz, der Bindung von Kapital und seiner Verwendung, wird der Begriff der Fristenkongruenz begründet und damit seine Position als horizontale Finanzierungsregel gefestigt. Zu unterscheiden sind die differierenden Betrachtungen, die sich in eine engere und eine weitere Fassung gliedern. In der Vergangenheit war es so, dass das Anlagevermögen auf der Aktivseite einer Bilanz durch vorhandenes Eigenkapital entrichtet werden sollte. Mit dieser Denkweise vertrat man eine konservative Sicht bzw. Ansatz und wollte somit mögliche Risiken ausschließen. Mit der Veränderung der Kapitalmärkte und der Strukturen in den Unternehmen entwickelte sich eine weitere Fassung. Diese weitere Fassung verfolgte den Gedanken, dass das Anlagevermögen, zuzüglich dem langfristigen Umlaufvermögen, dividiert durch die eigenen finanziellen Mittel und den langfristigen Fremdmitteln, finanziert werden sollte.25

Die Qualität der Aussagekraft und das Beschaffen der notwendigen Daten mit Blick in die Bilanz, können nur einen Bruchteil an Informationen liefern und damit nur ein vages Ergebnis herbeiführen. Diesbezüglich werden nur punktuelle Segmente künftiger Ein- und Auszahlungen beleuchtet und weitere wichtige reproduzierende Wertigkeiten, wie z.B. Gehälter oder Steuern, aus den Inhalten nicht ersichtlich. Zudem werden weitere Sparten, wie z.B. zukünftige freie Liquiditätsflüsse, der mögliche steigende Kapitalbedarf oder weitere Indikatoren in Bezug auf Beschaffungsmöglichkeiten für neues Kapital, außer Acht gelassen. Die eingeschränkte Anwendungsmöglichkeit der goldenen Bilanzregel, die die monetäre Stabilität wiederspiegeln soll, liefert somit keine exakten Aussagen zu den einzelnen Bilanzstellen mit deren Ein- und Auszahlungen.26

Aus diesem Grund stellt sich eine Zusammenfassung verschiedener Positionen aus der Bilanz, z.B. Anlage- und Umlaufvermögen oder langfristige fremde Mittel, zur Herleitung der monetären Stabilität als kritisch dar. Mit der goldenen Bilanzregel können Engpässe der Liquidität ausgeschlossen werden, wenn der Verkauf von Vermögensteilen mit der zukünftigen Rückzahlungsverpflichtung „pari“ und auch fortführende Auszahlungen, durch diverse Einzahlungen abgedeckt sind. Zusätzlich ist es für das jeweilige Unternehmen von Notwendigkeit so aufgestellt zu sein, dass bei weiterem Kapitalbedarf zusätzliche Finanzierungsmöglichkeiten bzw. Verlängerungen von Verbindlichkeiten problemlos eingegangen werden können.27

2.2 Finanzwirtschaftliche Entscheidungen durch die EZB

Am 5. Juni 2014 hat der Rat der Europäischen Zentralbank weitere geldpolitische Veränderungen in Frankfurt am Main beschlossen. Hintergrund dieser Einigung war die allgemeine niedrige Inflation im Euroraum, die damit angegangen werden sollte. Zusätzlich wurde ein weiteres historisches Tief des Hauptfinanzierungssatzes28 von 0,15% beschlossen, was eine weitere Korrektur von 0,10% ergab und der Spitzenrefinanzierungszinssatz29 von 0,75% auf 0,40% gesenkt. Weitere umfangreiche Maßnahmen wurden ins Auge gefasst, die die Kreditmittelvergabe von Banken an Unternehmen und private Haushalte fördern sollte. Mit der Bereitstellung von weiteren finanziellen Mitteln über eine Laufzeit von vier Jahren können sich Kreditinstitute zu einem festen Zinssatz, der 0,1% über dem Hauptrefinanzierungssatz dotiert ist, weitere Liquidität abrufen. Damit soll die Refinanzierung gewährleistet werden und bis zu 400 Mrd. Euro den Kredithäusern zusätzlich, zu den bereits bewilligten Finanzierungen, z.B. an nicht-finanzielle Unternehmen und Privatpersonen, zum Abruf bereit stehen.

Weiterführend und in die Zukunft blickend wurde die Option durch die Europäische Zentralbank eingeführt, sich zwischen März 2015 und Juni 2016 in einem Dreimonatsrhythmus weitere Liquidität zu beschaffen. Natürlich ist die weitere Zeichnung vom frischen Kapital nicht frei von Regelungen, sondern die Menge ist an bestimmte Richtwerte gekoppelt. In diesem Zusammenhang wird das Kreditgeschäft der jeweiligen Bank für die letzten 12 Monate vor dem 30. April 2014 als Grundlage gewertet und auf das Dreifache, der in dieser Zeit vergebenen Kredite, begrenzt. Auch die jeweiligen Rückzahlungsmodalitäten sind über das Eurosystem fest geregelt.30

Zusätzlich zu den bereits aufgeführten geldpolitischen Maßnahmen wurde der Gedanke durch den EZB-Rat geschürt, in der Zukunft auch Kreditverbriefungen anzukaufen. Dieser Grundgedanke wurde mit gemischten Gefühlen in der Europäischen Wirtschaft aufgenommen, da diese Papiere in der Vergangenheit mitunter für die Wirtschaftskrise verantwortlich gemacht wurden. Hinter den so genannten Asset Backed Securities verbergen sich verbriefte Kredite die von der EZB angekauft werden.31

Mit diesem Vorgehen soll weiterer Spielraum für Kreditvergaben geschaffen und die Inflation in Schacht gehalten werden. Jedoch sind diese Bündel an verbrieften Forderungen mit einem Risiko verbunden, dass nicht eindeutig bewertet werden kann. Es sollen vorab Prüfungen erfolgen, die die Bündel an Papieren nach dem Risiko durchleuchten. Auch Immobilienfinanzierungen sind ein Thema für einen Ankauf.32 Aufgrund dieser Maßnahmen und weiteren punktuellen Intentionen sind Wege eröffnet worden, um die weitere Kreditvergabe anzukurbeln, die Wirtschaft zu unterstützen und Investitionen zu fördern. Zudem bleibt eine Inflationsrate von unter, nahe 2%, als mittel- bis langfristige Erwartung fixiert.

2.3 Entwicklung des Zins- und Inflationsniveaus in Deutschland

2.3.1 Entwicklung des Spareckzinses

Im Laufe der letzten Jahre kam es zu einer Veränderung der Kapitalmärkte und dadurch zu einem Umdenken bei der Anlage von freier Liquidität. Die Menschen in Deutschland sind eher sicherheitsorientiert in ihren Anlagen. Ihr Augenmerkt liegt seit vielen Jahren eher in einem konventionellen Investment, z.B. einem Sparbuch, als ihr Geld in, z.B. Aktien zu investieren. In so einer Anlage ist zwar mit einer geringeren Verzinsung zu rechnen, jedoch überwiegt die Sicherheit als das höhere Risiko.33

Zudem ist von 2012 bis 2014 die Entwicklung zu beobachten, dass das Geldvermögen, inklusive dem Bargeld und den Einlagen, kontinuierlich gestiegen ist. Nach dem Monatsbericht der Deutschen Bundesbank vom Juni 2015 wuchs der Betrag von 1.847,60 Mrd. € im Jahr 2012 bis auf 1.997,60 Mrd. € im Jahr 2014.34 Damit wird deutlich, dass die Bevölkerung über steigendes Kapital verfügt, das in Krisenzeiten und im Hinblick der Geldentwertung geschützt werden muss. Aufgrund des aktuellen niedrigen Zinsniveaus, sind strukturierte und sichere Anlagen nur mit einem Blick über den Tellerrand hinweg erzielbar.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Die Entwicklung des durchschnittlichen Zinssatzes für Spareinlagen.35

Diese Illustration über die Entwicklung des Zinssatzes für Spareinlagen zeigt, dass sich im Zeitraum von 2011 bis 2014 die Werte um fast 50% halbiert haben. In den beiden Jahren 2010 und 2011 hielt sich der Satz von 1,4% noch stabil. Im Jahr 2008 stiegen die Zinssätze noch von 2,3% auf 2,5%. Dies war die letzte positive Entwicklung für alle Kunden von Spareinlagen. Ab dem Jahr 2009 kam es zu einem Einbruch, der sich bis 2014 fortsetzte. Bei einer Geldanlage von 100.000 EUR konnten somit nur 700 EUR im Jahr 2014 erwirtschaftet werden. Somit begaben sich die Spareinlagen ins Abseits und verloren an Interesse. Das von den Kunden hinterlegte Geld auf Spareinlagekonten ist jedoch für Kreditinstitute von besonderer Bedeutung, da die finanziellen Mittel als langfristige Kredite auf der Aktivseite herausgegeben werden. Resultierend aus dieser Situation kann es bei einem Abzug der Gelder zu einem Engpass bei der Bank kommen.36 In diesem Zusammenhang wird auch die Suche nach weiteren Erlösquellen erschwert. Das eigentliche Geschäftsmodell einer Bank ist das Einnehmen von Spareinlagen und das Ausgeben von Krediten. Dieses Konstrukt gerät jedoch ins Schwanken. Im Zuge dieser Niedrigzinsphase verringern sich die Margenergebnisse und die Rentabilität nimmt ab. Die andere Seite der Medaille ist, dass die weiter vorhandenen Aufwands- und Kostenstrukturen bedient werden müssen. Zusätzlich laufen die Hypothekendarlehen mit höheren Renditen aus und werden zu geringeren Konditionen prolongiert.37

2.3.2 Hypothekenzinsentwicklung

Die Nachteile in der Entwicklung der Zinssätze für Spareinlagen, sind wiederrum die Vorteile der Hypothekenzinsen in Deutschland für den Verbraucher. Unterdies ergeben sich aus diesen Ereignissen neue Möglichkeiten und vergrößern den Kreis der Leute die sich nun eine Immobilienfinanzierung und damit ein Investment leisten können. Somit steigt die Nachfrage am Immobilienmarkt gezielt in den Ballungsorten an und erheitert dabei das Wachstum im Baugewerbe. Dieser Schwung wird sich 2016 weiter ausbauen.38

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Der Effektivzins für Hypothekendarlehen.39

Die Abbildung veranschaulicht die Entwicklung der Hypothekendarlehenszinsen vom Jahr 2008 bis 2015. Es wird eine fühlbare Anpassung über die Jahre deutlich. Im Jahr 2015 konnte die niedrigste Effektivverzinsung für Baufinanzierungen festgestellt werden. Dies ist eine Korrektur von 1% zu dem Jahr 2013 und zum Jahr 2008 von fast 3%. Dieser Verlauf brachte das Immobiliengeschäft immer mehr in den Vordergrund, denn die Diversifikation des Portfolios ist nicht außer Acht zu lassen. Das sich um Umlauf befindende Brutto-Geldvermögen sollte für Investitionen sinnvoll eingesetzt werden. Aus den Augen eines Kreditinstitutes, sinken von Jahr zu Jahr die Margen aus dem Baufinanzierungsgeschäft. Die Zinsergebnisse aus der Vergangenheit waren deutlich höher. Unterstellt man eine Baufinanzierung im Gesamtvolumen von 300.000 EUR wird eine Abweichung von knapp 7.200 EUR p.a. deutlich, was auf eine reguläre Finanzierungsdauer von mindestens 10 Jahren bereits 72.000 EUR ausmacht. Zusätzlich hat der BGH am 13. Mai 2014 entschieden, dass Bearbeitungsgebühren bei Krediten gesetzeswidrig sind.40

Somit ist durch diese neue Rechtslegung ein weiterer Provisionspunkt, wenn auch nur in Höhen von 2-3% der Darlehenshöhe, weggebrochen. Diese Situation bringt Kreditinstitute in eine bedrohliche Lage, die sie über die Masse an Finanzierungen ausgleichen müssen. Ungeachtet von dem Punkt, dass mehr Volumen gleich auch mehr Risiko birgt. Zusätzlich werden Investments bewilligt, die ohne einen Eigenkapitalstock geplant werden und nur aufgrund eines Zinsaufschlages die Bewilligung zur Auszahlung erhalten.41

2.3.3 Inflationsniveau

Der Blick auf die Inflationsrate ist ein gängiges Thema in der Presse, in der Politik und bei der Europäischen Zentralbank, die ihr Hauptaugenmerk auf die Preisstabilität legt. Schon in der Vergangenheit wurde die Inflation streng beobachtet, um Preisexplosionen und die Geldentwertung zu vermeiden.42 Der Begriff „Inflation“ ist ein breit diskutiertes Thema, dass mit der Minderung der Kaufkraft von finanziellen Mitteln und dem dabei ansteigendem Preisniveau verstanden wird. Die Messung ist an einen Preisindex gekoppelt und spiegelt einen Produktwarenkorb wieder, der durch das Statistische Bundesamt ermittelt wird. In diesem Warenkorb befinden sich Produkte, die ein durchschnittlicher Endverbraucher innerhalb eines Jahres mit seinem verfügbaren Einkommen erwirbt. Die zu erwähnenden Werte sind z.B. Miete, Strom, Kleidung, Lebensmittel, Telekommunikation oder Rohstoffe.43

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Die Inflationsrate in Deutschland von 2009 bis 2014.44

Wie diese Tabelle zeigt, haben sich die Werte gegenüber den Vorjahren kontinuierlich verändert. Die Verbraucherpreise waren im Jahr 2009 mit 0,3% zum Vorjahr der niedrigste Wert. Das Jahr 2011 hingegen wurde mit 2,1% und damit mit dem höchsten Wert dieser Zeitreihe bewertet.

Die Währungsunion legte den Grundstein mit seinen geldpolitischen Zielen und den angestrebten Rahmenbedingungen für Europa. Unter anderem war die Geldpolitik eines der gefragten Ziele, die im Vordergrund standen, um auch in der Thematik der Inflationsraten eine gemeinsame Marschrichtung zu finden. Es wurde in einem Arbeitskreis der Europäischen Zentralbank eine Dimension von 0 bis max. 2% als Ziel festgelegt. Diese Marschroute wird als ambitioniert im internationalen Vergleich angesehen, denn z.B. die USA sind mit einer Inflation knapp über 3% zufrieden und deklarieren es in ihren Augen auch als Preisstabilität. Mit der vereinbarten Zielvorstellung der Europäischen Zentralbank ist eine Zielerreichung nicht umgehend verständlich, sondern birgt Risiken, wie die Entwicklung von 2013 auf 2014 zeigt. Der Preisindex verringerte sich zum Vorjahr um weitere 0,6%, was deutlich von einem Wert im Bereich von ca. 2% ist.45

Diese Abwärtsspirale ist ein Signal, was nicht ignoriert werden darf, obwohl eine abwertende Korrektur erst einmal einen Preisrückgang und damit den internationalen Wettbewerb anregt. Zudem verlieren gewisse Produktgruppen, z.B. Rohstoffe an Wert, die temporär jedoch kein ernstzunehmendes Risiko darstellen. Kommt es jedoch zu einem gesamtwirtschaftlichen Nachfragerückgang, die Arbeitslosigkeit und die Einkommen fallen, sind diese Entwicklungen dann weit verheerender. Damit so eine Situation in der Wirtschaft eintritt, müssen bedenkliche Zusammenhänge wie damals, z.B. in der Finanzkrise, eintreffen. Es kann eine Verknüpfung aus den verfassten Inhalten zum aktuellen Zinsniveau und den geldpolitischen Maßnahmen hergestellt werden. Die aktuelle Kapitalmarktlage mit niedrigen Zinsen, die durch die Europäische Zentralbank aufgrund einer expansiven Geldpolitik bestimmt wird, sorgt in den gängigen Anlagen, wie z.B. Termingelder oder Spareinlagen für Werte, die unter der Inflationsrate liegen. Resultierend ergibt sich ein negativer Realzins, der sich aus dem Zinssatz der Anlage, abzüglich der Inflationsrate berechnet. Somit verlieren die vorhandenen finanziellen Mittel an Kaufkraft und der Sparer schreitet in die Realzinsfalle.46 Darüber hinaus kam es durch das Bundesministerium für Finanzen47 zu einer Korrektur des Höchstrechnungszinses von 2,25% auf 1,75%, was gerade das Standbein für das Geschäft mit Lebensversicherungen traf.48

Aufgrund der schwindenden Anlagemöglichkeiten und der Angst einer Geldentwertung steigt die Nachfrage nach z.B. Konsumgütern, Immobilien und Gold. Gerade Immobilien werden als eine traditionelle sichere Anlage deklariert. Sie sollen auch als Schutz vor drohender Inflation dienen.49

3 Klassische Anlageinstrumente

3.1 Kauf von Inhaberschuldverschreibungen

3.1.1 Länder- und Staatsanleihen

Länder- und Staatsanleihen sind eine weitere Form von Wertpapieren, die jedoch Fremdkapital und kein Eigenkapital garantieren. Die begrifflichen Definitionen bewegen sich von „Renten“ in Deutschland, über „Obligationen“ in der Schweiz und im angelsächsischen Bereich „Bonds“ genannt.50

Der Markt für Anleihen unterteilt sich in einen Primär- und Sekundärmarkt. Unter dem Primärmarkt versteht man die erstmalige Positionierung von Kapitalmarktpapieren, wie z.B. Anleihen.

Dieses erstmalige Arrangement ist völlig losgelöst vom Handel an der Börse. Mit dem Sekundärmarkt wird der erstmalige Handel betrieben, wo der Kauf- und Verkauf für Dritte ermöglicht wird.51 Hinter einer Anleihe verbergen sich langwierige Verbindlichkeiten, die mit einem festen Nennwert beziffert, gehandelt und als Wertpapiere ausgewiesen werden. Sie sind mit fest vereinbarten Zinszahlungen und Laufzeiten ausgestattet, die auch das jeweilige Rückzahlungsdatum verkörpern. Dieses bestehende Verhältnis zwischen den beiden Vertragsparteien ist nur in bestimmten Sonderfällen kündbar. Dieser Fall tritt ein, wenn z.B. einer der Partner sich in Zahlungsschwierigkeiten befindet und seine Leistung mehrmals nicht erbracht hat, oder eine gewisse Illiquidität vorliegt. Mit einer Platzierung von Anleihen an der Börse ist es möglich, dass diese Papiere ihren Besitzer wechseln und die geschlossene Vereinbarung auf einen anderen Investor übergehen.52 Länder- und Staatsanleihen sind auch in der nahen Vergangenheit im Themenbereich der Europäischen Zentralbank zu finden. Der Rat der Europäischen Zentralbank hatte ab März 2015 weitere Programme zum Ankauf von Staatsanleihen mit einem Volumina von 60 Milliarden Euro pro Monat auf den Weg gebracht. Hintergrund dieser Absichten ist die Preisstabilität auf einem konstanten Niveau zu halten. Zudem sollen aufgrund günstiger Zinskonditionen die Anreize für Unternehmen und private Haushalte weiter steigen. Sie sollen dadurch weitere Anschaffungen tätigen und die Konjunktur ankurbeln. In dieser Thematik kommen jedoch Stimmen auf, die Kritik und Risiken an dieser Vorgehensweise schildern. Mit Aussagen des Bundesbankpräsidenten Jens Weidmann werden weitere Befürchtungen in Bezug auf die Bewilligungen des EZB-Rates laut.53

3.1.2 Varianten der festverzinslichen Anleihen

3.1.2.1 Nullkuponanleihen

Dieses Konstrukt ist eine Abwandlung der festverzinslichen Anleihe und verfügt über die längste Existenz am Markt. Bei einer Nullkuponanleihe bleiben die laufenden Zins- oder Rückzahlungen über die vereinbarte Laufzeit aus und der Investor erhält seine angelegten finanziellen Mittel zum Abschluss der Einigung in einer Summe mit der jeweiligen Verzinsung erstattet. Die Nullkuponanleihe verfügt über die Ausgestaltung, dass es zwei Zahlungstermine gibt: die Ausgabe am Markt zum jeweiligen Kurs der geordert werden kann und die Rückzahlung zum verfügbaren Kurs. Die erzielte Verzinsung dieser Anlage resultiert aus dem Ergebnis vom Rückzahlungswert und dem Kurs der damaligen Ausgabe.54

In den meisten Fällen ist es möglich Nullkuponanleihen am Markt zu zeichnen, die mit dem Ausgabekurs unter „pari“ liegen und bei der zukünftigen Rückzahlung mit 100% ausbezahlt werden. Der erstmalige Kurs, zu dem die Anleihe erworben werden kann, ergibt sich aus dem Rückzahlungsbetrag, der mit dem hinterlegten Zins, auf den Tag der Ausgabe der Wertpapiere abgezinst wird. Eine weitere verfügbare Variante am Markt ist die Ausgabe der Anleihe zu 100%, die dann mit Zinsen und Zinseszinsen zum jeweiligen Stichtag entrichtet werden muss. Diese Version wird als Aufzinsungsvariante deklariert, da der zu entrichtende Betrag am Ende der Laufzeit auf gezinst und mit dem vorhandenen Marktzins zurückgezahlt werden muss.55

Aus der Sicht des Emittenten spielt der vereinbarte Zins eine wichtige Rolle, da dieser die Kosten der Finanzierung präsentiert und aus Sicht des Anlegers, wiederrum der Marktzins nicht außer Acht gelassen werden darf. Dieser stellt die am Ende erzielbare Effektivverzinsung dar. In der Konstellation sind für beide Seiten die Laufzeit, die jeweilige Bonität und die angegebene Währung eine bedeutende Grundlage. Mit dem Konstrukt des Zerobonds hat der Anleger über die Laufzeit hinweg, keine Entscheidungen zu treffen, die sich auf Zinszahlungen beziehen, da es keine in der gesamten Laufzeit gibt und somit eine exakte Sicherheit in der Planung herrscht. Die Chancen und Risiken einer Wiederanlage sind somit minimiert bzw. ausgeschlossen und liegen einzig beim Emittenten. Aufgrund der festgelegten Parameter über die Dauer der Anlage hinweg, ist der genaue Rückzahlungsbetrag bekannt und die Verzinsung abgesichert. Eine fest vereinbarte Verzinsung bringt den Vorteil, dass bei fallenden Kapitalmarktzinsen eine höhere Rendite erzielt wird, jedoch bei steigenden Marktzinsen die Rahmenbedingungen nicht verändert werden können.56

Aus diesem Hintergrund spielt das Zinsänderungsrisiko für beide Parteien eine wichtige Rolle, da der Emittent oder der Anleger entweder positiv oder negativ von Veränderungen profitieren kann. Es kann in ein Marktwert- und Endwertänderungsrisiko eingruppiert werden. Zum einem kann es zu Opportunitätskosten für den Herausgeber kommen, wenn der Marktzins sinkt und zum anderem, kann er bei steigenden Werten sich einen Vorteil verschaffen.57

Aus der Sicht des Emittenten können auch Vorteile in der Liquidität erzielt werden, da keine Zinszahlungen in der gesamten Laufzeit erfolgen. Mit diesem Produkt werden gerne in der Praxis längerfristige Investitionen finanziert, bei denen mit höheren Verkaufspreisen zu rechnen ist und am Anfang nur minimale Rückzahlungen beglichen werden müssen. Rückt das Ende der veröffentlichten Anlage immer näher, muss das jeweilige Unternehmen als Emittent über ein gewisser Kapital- und Vermögensstruktur verfügen, um der Rückzahlung samt Zinsen und Zinseszinsen nachzukommen. Eine ausgiebige und genaue Planung ist daher bedeutsam.58

[...]


1 Vgl. Pinner, W., (2003), S. 28.

2 Vgl. hierzu ausführliche Informationen zur Entwicklung in Kapitel 2.3.1.

3 Anm.: Für nähere Informationen siehe: Markowitz, H., (1952), S. 77-91.

4 Vgl. Sauren, E., (2015), S. 109.

5 Vgl. Sauren, E., (2015), S. 109 f..

6 Vgl. Küting, K.-H., Weber, C.-P., (2012), S. 139.

7 Vgl. Wöltje, J., (2012), S. 62 f..

8 Unter dem Begriff „Leverage-Effekt“ versteht man den Zusammenhang der Eigenkapitalrentabilität und dem Verschuldungsgrad. Der Begriff lässt sich auf Deutsch als „Hebelkraft-Effekt“ über-setzen. Angestrebt wird ein positiver Leverage-Effekt, der sich über eine steigende Eigen-kapitalrendite visualisiert, sofern der Anteil der fremden Mittel am gesamten Kapital an steigt. Das wird erreicht, wenn die gesamte Kapitalrendite größer ist als der Zins für das Fremd kapital. Vgl. Schuster, T., Uskova, M., (2015), S. 176 und Kapitel 4.3.2.1..

9 Vgl. Hölscher, R., (2010), S. 431 f..

10 Vgl. Hölscher, R., (2010), S. 432.

11 Vgl. Behringer, S., (2014), S. 99.

12 Vgl. Bleiber, R., (2014), S. 59.

13 Der Cashflow spiegelt die zahlungswirksamen Erträge gegenüber den Aufwendungen wieder und wird im jeweiligen Jahresabschluss nicht ausgewiesen. Der damit ermittelte, für die Periode geltende Zahlungsmittelüberschuss, bildet für einige betriebswirtschaftliche Kennzahlen eine mathematische Grundlage. Vgl. Franke, G., Hax, H., (2004), S. 120.

14 Vgl. Staab, J. (2015), S. 42 f..

15 Vgl. Franke, G., Hax, H., (2004), S. 120 f..

16 Vgl. Marzahl, B., (2014), S. 28 ff..

17 Vgl. Hübner, O., (1854), S. 28.

18 Vgl. Klimmer, A., (1970), S. 465.

19 Vgl. Jung, H., (2010), S. 792.

20 Vgl. Geyer, H., (2013), S. 343.

21 Vgl. Bleiber, R., (2014), S. 103 ff..

22 Anm.: Für nähere Informationen siehe: Härle, D., (1961), S. 83 ff.., Mülhaupt, L., (1966).

23 Vgl. Vormbaum, H., (1990), S. 88 f..

24 Vgl. Mroß, M., (2015), S. 56 ff..

25 Vgl. Ganzer, D., (2015), S. 31 f..

26 Vgl. Behringer, S., (2010), S. 47 ff..

27 Vgl. Bilstein, J., Ernst, D., Häcker, J., Wöhe G., (2011), S. 38 f..

28 Unter dem Hauptrefinanzierungssatz verbirgt sich ein Offenmarktgeschäft mit einer einwöchentlichen Laufzeit, wo Banken bei vorhandenen Sicherheiten sich Geld leihen können. Dies ist das wichtigste geldpolitische Steuerungsinstrument, da hiermit die Zinssätze und die Liquidität am Finanzmarkt beeinflussen werden können und wichtige Signale gesendet werden. Vgl.https://www.bundesbank.de/Navigation/DE/Service/Glossar/_functions/glossar.html?lv2= 32034&lv 3=62192, Abruf am 28.10.2015.

29 Dieses Instrument ermöglicht es, das sich Kreditinstitute über Nacht liquide Mittel zu einem fest- gelegten Zinssatz, meist die Obergrenze des Tagesgeldsatzes, beschaffen können. Dies soll die kurzfristige Notwendigkeit abdecken, wenn auch hier Sicherheiten hinterlegt sind. Vgl. https:// www.bundesbank.de/Navigation/DE/Service/Glossar/_functions/glossar.html?lv2=32052 &lv3=61856#61856, Abruf am 28.10.2015.

30 Vgl. https://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Themen/2014/2014_06_05_ezb-rat_beschliesst_umfangreiche_geldpolitische_massnahmen.html, Abruf am 28.10.2015.

31 Kreditinstitute sammeln Posten ihrer Forderungen zusammen, bündeln sie und veräußern sie als Wertpapiere z.B. an die EZB weiter. Durch den Ankauf soll die Bilanz des veräußernden Kreditinstitutes entlastet, das Risiko vermindert und zusätzlich weiterer Freiraum für neue Finanzierungen geschaffen werden. Vgl. http://www.wiwo.de/politik/europa/kreditver- briefungen-und-pfandbriefe-was-die-europaeische-zentralbank-kaufen-will/10659038.html, Abruf am 30.10.2015.

32 Vgl. http://www.handelsblatt.com/politik/international/euro-krise-ezb-will-kreditverbriefungen- wiederbeleben/9751038.html, Abruf am 30.10.2015.

33 Vgl. http://www.handelsblatt.com/finanzen/vorsorge/altersvorsorge-sparen/strafzinsen-auf- spareinlagen-das-brennt-ein-loch-in-die-tasche/11014462.html, Abruf am 30.10.2015.

34 Vgl. Dt. Bundesbank, Monatsbericht Juni 2015, S. 117.

35 Eigene Abbildung nach: URL: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/202295/umfrage/ entwicklung-des-zinssatzes-fuer-spareinlagen-in-deutschland/, Abruf am 04.11.2015

36 Vgl. Keller, H., (2013), S. 402.

37 Vgl. Böhnke, W., Rolfes, B., (2015), S. 31.

38 Vgl. Traud, G.-R., (2015), S. 4.

39 Eigene Abbildung nach: URL: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/155740/umfrage/ entwicklung-der-hypothekenzinsen-seit-1996/, Abruf am 04.11.2015.

40 Der Bundesgerichtshof hat entschieden (Az.: XI ZR 170/13 u. XI ZR 405/12), das der Ansatz einer Bearbeitungsgebühr widerrechtlich ist. Das am 13.05.2014 in Karlsruhe gefällt Urteil stützt somit den Verbraucher. Zusätzlich zu den jährlich zu zahlenden Zinsen wurde beschlossen, dass eine Bearbeitungsgebühr gesetzeswidrig ist. Vgl. https://beckonline.beck.de/?VPATH= bibdata%2freddok%2fbecklink%2f1032488.htm&POS=2&LINKNOTE=off, Abruf am 9.11.2015.

41 Vgl. http://www.faz.net/aktuell/finanzen/meine-finanzen/mieten-und-wohnen/nachrichten/riskanter- trend-hauskauf-ohne-eigenes-geld-12867479.html, Abruf am 9.11.2015.

42 Anm.: Für nähere Informationen siehe: https://www.dhm.de/lemo/kapitel/weimarerrepublik/innenpolitik/inflation-1923.html, Abruf am 10.11.2015.

43 Vgl. Wildmann, L., (2012), S. 48 ff..

44 Eigene Abbildung nach: URL: https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesamtwirtschaftUmwelt/Preise/_Grafik/VPI_Deutschland_Jahr.png?__blob=poster, Abruf am 10.l1.2015.

45 Vgl. Köhler, C., Rohde, A., (2003), S. 105 f..

46 Vgl. Kater, U., (2013).

47 Anm: Für nähere Informationen siehe: http://www.bundesfinanzministerium.de/Web/DE/Home/home.html, Abruf am 11.11.2015.

48 Vgl. Demircan, O., (2013), S. 59.

49 Vgl. Huber, F., (2014), S. 46.

50 Vgl. Spremann, K., Gantenbein, P., (2007), S. 17.

51 Vgl. Buck-Heeb, P., (2014), S. 24.

52 Vgl. Busse, F.-J., (2003), S. 511.

53 Vgl. https://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Themen/2015/2015_01_26_weidmann_kauf_staatsanleihen_birgt_risiken.html, Abruf am 13.11.2015.

54 Vgl. Pape, U. (2015), S. 153.

55 Vgl. Eller, R., (1995), S. 193 ff..

56 Vgl. Geyer, A., Hanke, M., Littich, E., Nettekoven, M., (2015), S. 167 f..

57 Vgl. Kästner, M., (2012), S. 79 f..

58 Vgl. Hasler, P.-T., (2014), S. 34 f..

Ende der Leseprobe aus 76 Seiten

Details

Titel
Niedrigzinspolitik und die Suche nach qualitativen Anlageentscheidungen. Direkte Immobilienbeteiligung als Chance?
Hochschule
FOM Essen, Hochschule für Oekonomie & Management gemeinnützige GmbH, Hochschulleitung Essen früher Fachhochschule  (Studienzentrum Marl)
Note
2,7
Autor
Jahr
2016
Seiten
76
Katalognummer
V502815
ISBN (eBook)
9783346037619
ISBN (Buch)
9783346037626
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Immobilien, Zinspolitik, Niedrigzinspoltik, Immobilienwirtschaft, Kapitalanlage, Vertikale Finanzierungsregeln, Horizontale Finanzierungsre, Finanzwirtschaftliche Entscheidungen durch die EZB, Entwicklung des Zins- und Inflationsniveaus in Deutschland, Klassische Anlageinstrumente, Kauf von Inhaberschuldverschreibungen, Ankauf von Aktienanleihen, Erwerb von Investmentfonds, Immobilienbeteiligung als Alternativinvestment, Steuerliche Aspekte, Risiken und Chancen einer Immobilienbeteiligung, Verminderung des Risikos
Arbeit zitieren
Kamil Orschulka (Autor:in), 2016, Niedrigzinspolitik und die Suche nach qualitativen Anlageentscheidungen. Direkte Immobilienbeteiligung als Chance?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/502815

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