Diese Arbeit befasst sich mit den zwei gegensätzlich positionierten Philosophen Robert Nozick und Charles Taylor unter der Maßgabe des Leitmotivs Freiheit. Denn sie ist nicht nur ein wichtiger Grundbegriff der Philosophie im Allgemeinen, sondern insbesondere die politische Philosophie leitet einen Großteil ihrer Themen aus Bezügen zu ihr ab. Als am kompatibelsten für das Thema der Arbeit wird vom Verfasser Isaiah Berlins Freiheitstheorie angesehen. Dessen Unterscheidung von negativer Freiheit und einer positiven Freiheit erscheint am passendsten und wird daher verwendet.
Die Vertreter des Kommunitarismus betonen die Rahmengebundenheit des Menschen und negieren die Möglichkeit der Existenz von Individuen als weitgehend unabhängigen Subjekten. Besondere Bedeutung unter ihnen kommt Charles Taylor zu, dessen Gesellschaftskritiken die Debatte mit neuen Argumenten gegen den (in seinen Augen) libertären Zeitgeist gestärkt haben. Er beschreibt und kritisiert die Individualisierung der Moderne und damit einhergehende Entfremdungen. Das von Taylor postulierte "Gute" und das daraus folgende gute Leben nimmt den Rang eines Hyper-Gutes an. Es kann bei ihm nicht erreicht werden bei einem gegenseitigen Desinteresse am Leben anderer Menschen, sondern im Gegenteil. Alle Menschen bewegen sich für ihn innerhalb eines Rahmens, der aus durch Gesellschaft aufgebauten allgemeingültigen Bindungen besteht.
Libertaristische politische Ethiken wie die von Robert Nozick dagegen sind zunächst nicht am guten oder glücklichen Leben orientiert, sondern an einem normativen Konzept von Gerechtigkeit. Libertaristische Theorien postulieren einen Vorrang von Gerechtigkeitsprinzipien vor der gemeinschaftsstiftenden Funktion des "Guten". Im Libertarismus im Allgemeinen, Nozick im Speziellen, ergeben sich alle Freiheitsrechte aus dem unhintergehbaren Recht am Eigentum an der eigenen Person. Nozicks Rechts- und Sozialphilosophie fußt damit auf naturrechtlichen Gedanken von John Locke, dessen Vertragstheorien die Rechte auf menschliche Freiheit, körperliche Unversehrtheit und Eigentum a priori setzen. Robert Nozick blieb nicht durchgehend bei den philosophischen Positionen seiner Frühphase, die in seinem Werk "Anarchy, State, and Utopia" (1974) ihren Höhepunkt fand. Da es den Rahmen der Arbeit sprengen würde, diese Entwicklung nachzuzeichnen, konzentriert sich die Arbeit vorrangig auf Nozicks politische Philosophie, die er in seinem Hauptwerk entfaltet.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Grundzüge des Freiheitsbegriffs von Isaiah Berlin
- Die Mikroebene – die Verortung des Individuums in der Ontologie von Nozick und Taylor
- Der Atomismus Nozicks
- Das Selbst bei Taylor
- Die Ebene mittlerer Reichweite: Nozicks und Taylors Ansichten zu Wirtschaft und Arbeit
- Die höchste, gesellschaftliche Ebene - das Staatsverständnis der Philosophen
- Robert Nozick
- Minimalstaat und Utopia
- Exkurs - Anmerkungen zur amerikanischen Ideengeschichte zur Einordnung der individualistischen Staatstheorie Nozicks
- Charles Taylor
- Entfremdete Moderne: Taylors Kulturkritik
- Die republikanische These als Taylors Antwort auf die behauptete Leere des Atomismus
- Robert Nozick
- Die Konfrontation: (Gegenseitige) Kritiken
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die gegensätzlichen politischen Philosophien von Robert Nozick und Charles Taylor im Hinblick auf den Freiheitsbegriff. Sie analysiert, wie diese beiden Denker den Begriff der Freiheit konzeptionieren und welche Auswirkungen dies auf ihre jeweiligen Staats- und Gesellschaftsmodelle hat. Dabei wird besonderes Augenmerk auf die Einordnung der beiden Denker in den Diskurs über positive und negative Freiheit im Sinne von Isaiah Berlin gelegt.
- Der Freiheitsbegriff von Isaiah Berlin und seine Unterscheidung zwischen negativer und positiver Freiheit
- Der Atomismus von Robert Nozick und seine Auffassung von individueller Freiheit als Grundlage für eine minimalstaatliche Ordnung
- Charles Taylors Gesellschaftskritik und sein Konzept des „Guten“ als Voraussetzung für ein erfülltes Leben in einer Gemeinschaft
- Die unterschiedlichen Staatsverständnisse von Nozick und Taylor und ihre Implikationen für die Gestaltung von Gesellschaften
- Die Auseinandersetzung zwischen den beiden Philosophen und ihre Kritik an den jeweiligen Positionen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einführung: Die Arbeit stellt die beiden Philosophen Robert Nozick und Charles Taylor als Vertreter konträrer politischer Philosophien vor und skizziert ihre unterschiedlichen Standpunkte zum Thema Freiheit.
- Grundzüge des Freiheitsbegriffs von Isaiah Berlin: Das Kapitel erläutert die Unterscheidung von Isaiah Berlin zwischen negativer und positiver Freiheit und zeigt deren Relevanz für die Analyse der beiden Philosophen auf.
- Die Mikroebene – die Verortung des Individuums in der Ontologie von Nozick und Taylor: Dieses Kapitel untersucht, wie Nozick und Taylor das Individuum in ihrer jeweiligen Philosophie positionieren. Nozicks individualistische Position wird als Atomismus bezeichnet, während Taylor eine gemeinschaftsbezogene Sichtweise vertritt.
- Die Ebene mittlerer Reichweite: Nozicks und Taylors Ansichten zu Wirtschaft und Arbeit: Das Kapitel beleuchtet die Ansichten von Nozick und Taylor zu Wirtschaft und Arbeit und wie diese sich aus ihren jeweiligen politischen Philosophien ergeben.
- Die höchste, gesellschaftliche Ebene - das Staatsverständnis der Philosophen: Dieses Kapitel analysiert die unterschiedlichen Staatsverständnisse von Nozick und Taylor. Nozick plädiert für einen Minimalstaat, während Taylor eine republikanische Staatsordnung favorisiert, die auf einem gemeinsamen „Guten“ basiert.
- Die Konfrontation: (Gegenseitige) Kritiken: Das Kapitel widmet sich den gegenseitigen Kritikpunkten der beiden Philosophen und analysiert die Schwächen ihrer Positionen im Lichte der Gegenargumente.
Schlüsselwörter
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den Begriffen Freiheit, Minimalstaat, Kommunitarismus, Libertarismus, Anthropologie, Gerechtigkeit, Selbstverwirklichung, Entfremdung, Kulturkritik und dem „Guten“ als zentrale Elemente der politischen Philosophie von Robert Nozick und Charles Taylor.
- Arbeit zitieren
- Raimo Riedel (Autor:in), 2019, Der Freiheitsgedanke bei Robert Nozick und Charles Taylor. Ein Vergleich zweier politischer Philosophien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/503034