Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die Dichtung Walthers von der Vogelweide aus einem politischen Blickwinkel zu betrachten und die künstlerische Eigenart bei der Verzahnung zwischen Lyrik und Politik zu beleuchten. Als Korpus wird der Spruch L. 8,28 aus dem Reichston zur Analyse herangezogen. Die zentralen Fragestellungen der vorliegenden Ausarbeitung lauten: Inwiefern fungiert L. 8,28 als politische Rede? Welche sprachlichen Merkmale weist er auf, die ihn als politische Rede kategorisieren lassen?
Der mittelalterliche Dichter Walther von der Vogelweide gehört zu den bedeutendsten Lyrikern der deutschen Literatur. Er wird als Hauptvertreter des deutschen Minnesangs im Mittelalter angesehen. Allerdings ist bei näherer Betrachtung der überlieferten Texte Walthers zu erkennen, dass eine Reduktion des Dichters auf seine Liebeslyrik dem facettenreichen Wesen seines Werkes nicht gerecht wird. Denn durch zahlreiche Sangsprüche, die im Gegensatz zum Minnesang durch agitatorische und lehrhafte Tendenzen geprägt sind, lässt sich das Bild Walthers als Liebesdichter durchaus relativieren. Im Rahmen seiner Minnesangdichtung orientierte sich der Dichter auch an traditionellen Formen. Im Hinblick auf die Tradition der Sangspruchdichtung hingegen gilt Walther als Vorreiter, der diese erst etablierte. Er vereinte zwei gegensätzlich erscheinende Pole miteinander, indem er seine Sprüche dem Minnesang anglich. So erweiterte er das Themenspektrum seiner Dichtung um Politik, Ethik und Moral. Demnach sind die Werke Walthers von der Vogelweide nicht nur aus literaturwissenschaftlicher Perspektive interessant. Auch aus Sicht der Geschichtswissenschaft wird Walther im Zusammenhang mit politisch-historischen Ereignissen seiner Zeit eine wichtige Rolle zugesprochen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Rolle des Reichstons im historischen Kontext
- Betrachtung des Reichstons im Gesamtkontext
- Analyse des Spruchs L. 8,28
- Der politische Sprachgebrauch
- Die Sprache der Überredung
- Analyse von L. 8,28 im Hinblick auf die politische Sprachverwendung
- Persuasive Mittel in L. 8,28
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der politischen Dimension der Dichtung Walthers von der Vogelweide und analysiert den Spruch L. 8,28 aus dem Reichston, um die künstlerische Verzahnung zwischen Lyrik und Politik zu beleuchten.
- Die Funktion des Reichstons in zeitgenössischen politischen Kontexten
- Die sprachlichen Merkmale, die L. 8,28 als politische Rede kategorisieren
- Die Analyse des Spruchs im Hinblick auf seinen politischen und persuasiven Charakter
- Der Einfluss des Reichstons auf die Rezeption der Werke Walthers
- Die Relevanz der Analyse für weitere Untersuchungen der politischen Lyrik des Mittelalters
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik ein und beleuchtet die einseitige Betrachtung der Werke Walthers von der Vogelweide. Es stellt den Reichston im historischen Kontext dar und erläutert die Entstehung des Thronstreits zwischen Philipp und Otto.
Das zweite Kapitel analysiert den Spruch L. 8,28 im Hinblick auf seinen Inhalt, seine Struktur und seine Sprache. Es beleuchtet die Thematik der Unordnung im Heiligen Römischen Reich und die Bedeutung der übernatürlichen Kompetenzen des lyrischen Ichs.
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit den theoretischen Grundlagen des politischen Sprachgebrauchs. Es stellt die Ansätze von Heiko Girnth und Walther Dieckmann dar und beleuchtet die Sprache der Überredung im Kontext des Reichstons.
Das vierte Kapitel analysiert L. 8,28 im Hinblick auf seinen politischen und persuasiven Charakter. Es untersucht die sprachlichen Mittel, die Walther einsetzt, um seine Botschaft zu vermitteln und das Publikum zu überzeugen.
Schlüsselwörter
Reichston, Walther von der Vogelweide, politische Lyrik, Sprachverwendung, Persuasion, Thronstreit, mittelalterliche Literatur, Heiko Girnth, Walther Dieckmann, L. 8,28.
- Arbeit zitieren
- Hicret Aslan (Autor:in), 2019, Politische Dichtung in den Werken Walthers von der Vogelweide. Merkmale politischen Sprachgebrauchs im Reichston L. 8,28, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/503064