Der Pommersche Kunstschrank. Ein Meisterwerk der Renaissance


Hausarbeit, 2019

14 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Die Epoche der Renaissance

2. Kunst und Wunderkammern

3. Philipp Hainhofer

4. Herzog Philipp II. Von Pommern-Stettin

5. Der Pommersche Kunstschrank
5.1 Beschreibung und Ikonographie des geschlossenen Schrankes
5.2 Beschreibung und Ikonographie bei geöffneten Türen

6. Fazit

7. Anhang

8. Literaturverzeichnis

9. Abbildungsverzeichnis

1. Die Epoche der Renaissance

Die Renaissance (um 1420 bis 1600) ist als Epoche nach dem Mittelalter und als Beginn der Neuzeit einzuordnen und steht eng mit dem Humanismus in Verbindung.

Anfänglich entwickelte sie sich In Italien (Rinascimento), in der Stadt Florenz. Sie breitete sich bis zum Jahr 1500 immer weiter in Europa, auch bis nach Deutschland aus. Dort entwickelte sich die Renaissance, mit Künstlern wie Albrecht Dürer, zeitgleich mit der 1517 eingeleiteten Reformation, wobei sich beide Bewegungen gegenseitig förderten.

Die Renaissance brachte weitreichende Veränderungen mit sich, welche sich sowohl in der Kunst, als auch in der gemeinen Gesellschaft auswirkten. In Deutschland war Augsburg zu dieser Zeit ein großes Zentrum für Kunsthandwerk und belieferte Fürsten und hohe Persönlichkeiten in ganz Europa.

Zuvor im Mittelalter war die Kunst untrennbar mit der Kirche verknüpft. Die Hauptthematik dieser Kunst waren Bibelthemata, welche der Ehrerbietung gegenüber Gott dienten.

In der Renaissance kehrte sich die Gesellschaft nun von den alten Gewohnheiten und der Kunst des Mittelalters ab und entdeckte die Antike, mit ihrer Architektur, Philosophie und der Literatur wieder. Die Architektur zeichnete sich jetzt zum Beispiel wieder durch den Einsatz zahlreicher Säulen aus und in der Kunst lösten sich Skulpturen von den Bauwerken und wurden nun freistehend mit ihrer Allansichtigkeit wieder als eine hohe Kunstform angesehen.

Jedoch sollte diese alte Kultur nicht nur nachgeahmt werden, sondern auf die neue Zeit angewendet und in diese eingebettet werden.1

Ein zentrales Motiv der Kunst, Philosophie und Wissenschaft der Renaissance war die Freiheit des Menschen und die Selbstbestimmung, welche durch die Bildung erlangt werden kann.2 Der Mensch verstand sich selbst als Individuum, welches selbstbestimmt wirken und bewirken kann. Auch Protagoras Leitspruch: „Der Mensch ist das Maß aller Dinge“, fand sich in der Denkweise wieder.3

In der Renaissance richtete man sich nicht mehr nach dem transzendenten Gottesverständnis des Mittelalters. Man versuchte die Natur zu begreifen und detailgetreu, oder sogar idealisiert darzustellen. So fand zunehmend die Berechnung und Darstellung von Perspektive Einzug in die Kunst der Zeit, wie zum Beispiel in den Gemälden Giottos.

Der Kunstverstand der Renaissance wurde durch den Schriftsteller Giovanni Paolo Lomazzo zusammengefasst: „Der Kenner schätzt weniger das, was man sieht, weit mehr dagegen das darin tief Verborgene, so wie ein Gedicht mehr durch seinen Inhalt und seine Gedankenwelt als durch den harmonischen Klang seiner Worte erfreut.“ 4

Um damals die tieferen allegorischen, symbolischen Bedeutungen der Kunst zu verstehen, brauchte man ein breites Hintergrundwissen.

Allgemein galt in der Renaissance das Idealbild des „uomo universale“, eines gelehrten, allwissenden und alles könnenden Mannes, wie zum Beispiel Leonardo DaVinci dies verkörperte. Und die Fürsten und Mitglieder der hohen Gesellschaftsschichten eiferten diesem Idealbild nach.5

2. Kunst und Wunderkammern

Der Natur wurde in der Renaissance ein hoher Stellenwert beigemessen und so hatte sie auch großen Einfluss auf die Kunst der Zeit.

Die enge Verknüpfung von Natur und Kunst in der Renaissance wird in den Kunst- und Wunderkammern deutlich, bei denen menschengemachte Kunstwerke gleichwertig neben natürlichen Raritäten standen und sich dabei oft auch gegenseitig ergänzten.

Nach dem Idealbild des Universalgelehrten Menschen, versuchten sich die Fürsten der Zeit auch durch ihre sogenannten Kunst- und Wunderkammern als besonders herausragend gebildet und vielseitig begabt darzustellen.

In diesen Kammern wurden herausragende Kuriositäten und besondere Gegenstände gesammelt und bildeten gewissermaßen eine Welt „en miniature“ ab.

Des weiteren entwickelten sich auch die Kunstschränke, welche gewissermaßen eine Kunstkammer im kleinen darstellten. Es handelte sich um kunstvoll ausgearbeitete Aufbewahrungsmöbel, welche den gleichen Zweck wie jene Kammern hatten.6

In nahezu allen dieser Kammern sammelte man Gegenstände, welche in vier Kategorien eingeteilt werden können: Artificialia, Naturalia, Scientifica und Exotica.

In der Kategorie der Naturalia wurden seltene und fremdartige ausgestopfte Tiere, Elfenbein, Muscheln und Edelmetalle gesammelt. Diese seltsamen Naturphänomene wurden für versteckte Hinweise Gottes gehalten.

Bei den Artificialia handelte es sich um künstlerisch, von Menschenhand erschaffene Kunstwerke. Meist waren diese aus besonders wertvollen und seltenen Materialien gearbeitet. Wie zum Beispiel ein Pokal aus Bergkristall, oder verschiedene Bernsteinkabinette.

Die Exotica waren ein besonders zentrales Element der vielen Kunst- und Wunderkammern. Nach der Entdeckung Amerikas und Indiens brachten Abenteurer und Kaufleute neben Wertgegenständen auch fremdartiges und Kuriositäten aus den fremden Ländern mit in die Heimat. Dort entfachten sie auf Grund ihrer Fremdartigkeit und der unbekannten Kulturen eine rege Nachfrage. Unter ihnen waren zum Beispiel exklusive Stoffe, vergoldete Kokosnüsse, oder Straußeneier.

Mit der zunehmenden Entwicklung der Astronomie, Physik, Schiffsnavigation und Kartographie entwickelten sich auch zahlreiche Werkzeuge der Wissenschaften.

In der Kategorie der Scientifica wurden diese besonders kunstvoll gearbeiteten Objekte zusammengefasst und zeigten den Willen der Renaissance der Welt durch Wissenschaft auf den Grund zu gehen.7

Außerdem versprachen sich die Sammelnden, im Streben nach dem Idealbild der Renaissance, neue Erkenntnisse durch diese Gerätschaften.

Die Sammlung immer neuer Kuriositäten verlangte ein gutes Netzwerk von den Sammlern. Diese in den Kunstkammern zusammengetragenen Gegenstände wurden daher nun auch öffentlich an Besucher, Kaufleute und Reisende präsentiert und schafften dabei gute Kontakte und Beziehungen.

Ein Mensch der es verstand, diese Netzwerke aufzubauen und zu erhalten war Philipp Hainhofer.

3. Philipp Hainhofer

Bei Philip Hainhofer handelte es sich um einen gelehrten Staatsmann aus Augsburg.

Er wurde 1578 in Augsburg, als Sohn einer vornehmen, adeligen Familie der Reichsstadt geboren. Nach seinem Rechtsstudium, unternahm er zahlreiche Reisen in Europa, durch welche er sich in Sprachen und Politik weiterbildete. Außerdem eignete er sich ein großes Wissen über Kunst an und etablierte sich darauf in Augsburg als Kunstkenner bei zahlreichen Fürstenhäusern. Dadurch, dass sich die Kunst- und Wunderkammern immer größerer Beliebtheit erfreuten, arbeitete er für große Politiker der Zeit, wie Gustav Adolf von Schweden oder auch Philip II.8

Dabei konzipierte er Gegenstände, wie seine berühmten Kunstschränke und gab diese Aufträge an Augsburger Kunsthandwerker weiter.

So wird er auch für den, in dieser Arbeit behandelten, Pommerschen Kunstschrank als Urheber gesehen, da ihm 1610 der Auftrag von Philipp II. von Pommern übertragen wurde.

Er kümmerte sich persönlich um die Übergabe des Schrankes an seinen Auftraggeber und musste im Zuge dessen auch die Beschaffenheit und Benutzung des Schrankes vorführen und eine genaue Beschreibung dessen machen.9

Er interessierte sich vor allem für die Materialität der Kunst und für Kuriositäten, Naturspiele, Seltenheiten, und fremdländische Gegenstände.

Seine Kunstschränke und andere Werke hoben sich von den anderen Augsburger Werken ab. Um 1600 steht das Kunsthandwerk in Augsburg in voller Blüte und die Nachfrage aus ganz Europa dafür war so groß, dass man sogar dazu überging, bestimmte Motive in Serie herzustellen. Deshalb kann man heute viele Parallelen bei den Motiven der Augsburger Kunstschränke finden, manchmal sogar an ein und dem selben Kunstwerk. Dadurch konnte sich bei manchen Stücken auch eine eher unpersönliche, oder unstimmige Wirkung einstellen.

Hainhofers Kunstwerke hingegen stellen sich trotzdem als einheitliche und gut konzipierte Werke dar.

Der Dreißigjährige Krieg bringt den porotestantischen Hainhofer schließlich in erhebliche berufliche und finanzielle Schwierigkeiten, sodass er sogar seine eigene Kunstsammlung vollständig verkaufen muss. 1647 stirbt er in Augsburg.10

4. Herzog Philipp II. von Pommern-Stettin

Herzog Philipp II. Von Pommern-Stettin wurde 1573 als Sohn des Herzogs Bogislaw XIII. Und der Herzogin Clara geboren.

Statt an der Jagd oder anderen herzoglichen Unternehmungen der Zeit teilzunehmen beschäftigte er sich, womöglich auch wegen seiner zahlreichen Krankheiten, lieber mit wissenschaftlichen Themen und der Kunst.

Er interessierte sich schon in jungen Jahren für solche Themen und genoss die gute Bildung eines Fürstensohns.

Auch er unternahm zahlreiche Reisen durch Europa und lernte dort die verschiedenen Fürstenhöfe kennen.

Während seiner zwanzig jährigen Herrschaft von 1606 bis 1626 machte er sich einen Namen als besonders großzügiger und milder Herrscher.

Des weiteren war er ein großer Auftraggeber für Kunstwerke, wie dem Maierhof, dem Pommerschen Kunstschrank, der Lubinischen Landkarte und des Visierungsbuchs mit zahlreichen Portraits der Pommerschen Herzogfamilie.11

5. Der Pommersche Kunstschrank

Die Kunstschränke der Zeit stellten gewissermaßen die Kunst- und Wunderkammern in einem kleineren Format dar. Sie fassten in zahlreichen verborgenen Fächern und Schubladen meist die selben Kategorien, oder zumindest Teile dieser, zusammen und waren oft Teil dieser Kammern.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.1: Der Pommersche Kunstschrank

[...]


1 Vgl. Charles, Victoria: Die Kunst der Renaissance, Parkstone International 2007

2 Vgl. Tönnesmann, Andreas: Die Kunst der Renaissance, München: C.H. Beck 2007, S. 7-15

3 Fuchs, Peter: Das Maß aller Dinge: Eine Abhandlung zur Metaphysik des Menschen, Weilerswist-Metternich: Velbrück 2007, S. 10-11

4 Giovanni Paolo Lomazzo

5 Vgl. Von Gleichen-Rußwurm, Alexander: Kultur und Geist der Renaissance, Hamburg: Hoffmann und Campe Verlag 1781, S. 5-24

6 Vgl. Nutz, Thomas: Varietäten des Menschengeschlechts. Die Wissenschaften vom Menschen in der Zeit der Aufklärung, Köln: Böhlau Verlag 2009, S. 229-234

7 Vgl. Schramm, Helmar: „Kunstkammer - Laboratorium - Bühne“, in: Schramm, M. / Schwarte, L. Lazardzig, J. (Hg.), Kunstkammer- Laboratorium - Bühne, Berlin Walter de Gruyter 2004

8 Vgl. Mundt, Barbara: Der Pommersche Kunstschrank des Augsburger Unternehmers Philipp Hainhofer für den gelehrten Herzog Philipp II. von Pommern, München: Hirmer 2009 S. 33-77

9 Vgl. Lessing, Julius / Brüning, Adolf (Hg.): Der Pommersche Kunstschrank, Berlin: Ernst Wasmuth 1905 S.17-20

10 Von Statten, Paul: „Philipp Hainhofer“, in: Emmendörfer, Christoph / Trepesch, Christof (Hg.), Wunderwelt, der Pommersche Kunstschrank, Berlin: Deutscher Kunst Verlag 2009, S. 10-20

11 Vgl. Mundt, Barbara: Der Pommersche Kunstschrank des Augsburger Unternehmers Philipp Hainhofer für den gelehrten Herzog Philipp II. von Pommern, München: Hirmer 2009 S. 77-110

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Der Pommersche Kunstschrank. Ein Meisterwerk der Renaissance
Hochschule
AMD Akademie Mode & Design GmbH
Note
1,3
Autor
Jahr
2019
Seiten
14
Katalognummer
V503629
ISBN (eBook)
9783346046017
ISBN (Buch)
9783346046024
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kunstschrank, Rennausance, Pommerscher Kunstschrank, Kunstkammer, Wunderkammer, Kunst und Wunderkammern, Philipp Hainhofer, Herzog Philip II.
Arbeit zitieren
Elias Hackenberg (Autor:in), 2019, Der Pommersche Kunstschrank. Ein Meisterwerk der Renaissance, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/503629

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