Unsere Gesellschaft hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte durch gesetzliche Umbrüche und revolutionäre Technologien verändert. Keine Generation zuvor hatte die Möglichkeit sich auf diese Weise frei und individuell zu entfalten. Diese gelebte Vielfalt ist das, was uns tagtäglich begegnet. Doch was für uns im Alltag selbstverständlich klingt, ist im Schulunterricht noch Zukunftsmusik. Lehrer müssen weitestgehend einem strikten Lehrplan folgen, um die vorgegeben Lernziele zu erreichen (Magerl 1999). Dabei geht die Individualisierung des Unterrichts durch strukturelle Richtlinien verloren. Lehrerinnen und Lehrer stehen vor der Herausforderung heterogene Klassen, die aufgrund individuellen Leistungen, Lernvoraussetzungen, Motivationen und Interessen so unterschiedlich sind, dass eine Gleichbehandlung aller Schülerinnen und Schüler nicht umgesetzt werden kann (Helsper et al. 2007). Gerade in den letzten Jahren scheint sich dies noch verstärkt zu haben. Beispielweise dadurch, dass Eltern über die Schullaufbahn ihrer Kinder selbst entscheiden können. Es wird Individualisierung im Unterricht gefordert und aufgrund dieser Beobachtungen wird auch in der Forschung der differenzierte Unterricht oftmals als beste Lösung betrachtet (Hofmann et al. 2011). Es könnte dadurch für alle Schülerinnen und Schüler zu einer Chancengerechtigkeit und damit zum bestmöglichen persönlichen Erfolg führen.
Es zeigt sich, dass der Wandel unserer Gesellschaft schneller voran schreitet und Individualisierung eine immer wichtiger werdende Rolle spielt. Der Unterricht der heutigen Zeit kommt diesen Veränderungen jedoch nicht nach. Strikte Vorgaben durch Lehrpläne hemmen die Individualisierung und es wird ausschließlich versucht, die Lernziele zu erreichen. Es entsteht eine Paradoxie zwischen dem Verlangen nach Individualisierung und der Standardisierung des Unterrichts. Vor diesem Hintergrund ist das Ziel dieser Arbeit die Illustration dieses Paradoxes und Maßnahmen zur Lösung des Widerspruchs zu finden.
Dafür bedarf es einer definitorischen Abgrenzung und einer theoretischen Grundlage des Paradoxiebegriffes. Danach werden Beispiele zur Paradoxie aufgezeigt. Anschließend werden die Begrifflichkeiten Individualisierung und Standardisierung näher erläutert und daraufhin die Paradoxie erklärt. Abschließend werden praktische Anwendungsmöglichkeiten aufgezeigt und ein Fazit gegeben.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Paradoxie
- 2.1 Definitorische Abgrenzung
- 2.2 Einführung in den Paradoxiebegriff
- 2.3 Beispiele für Paradoxe Formen
- 2.3.1 Das Paradox der Bewegung
- 2.3.2 Das Paradox der Gefangenen
- 3 Die Paradoxie der Individualisierung und der Standardisierung des Schulunterrichts
- 3.1 Individualisierung nach Zygmunt Bauman
- 3.2 Standardisierung der Didaktik
- 3.3 Das Paradox Individualisierung und Standardisierung des Schulunterrichts
- 3.4 Subjekt-Objekt Problematik
- 3.5 Lösung der Paradoxie
- 3.6 Umsetzungsmöglichkeiten in der Schule
- 4 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist es, die Paradoxie zwischen Individualisierung und Standardisierung im Schulunterricht aufzuzeigen und Lösungsansätze für diesen Widerspruch zu entwickeln. Die Arbeit analysiert die historische Entwicklung und die aktuelle Bedeutung des Begriffs der Individualisierung, betrachtet die Standardisierungsprozesse im Bildungswesen und untersucht die daraus resultierenden Spannungen und Konflikte.
- Individualisierung im Bildungssystem
- Standardisierung im Bildungssystem
- Das Paradox der Individualisierung und Standardisierung im Schulunterricht
- Mögliche Lösungsansätze zur Bewältigung des Paradoxes
- Praktische Umsetzungsmöglichkeiten in der Schule
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1 stellt die Problematik des Paradoxes zwischen Individualisierung und Standardisierung im Schulunterricht dar und erläutert die Zielsetzung der Arbeit.
- Kapitel 2 definiert den Begriff der Paradoxie und zeigt die verschiedenen Arten und Interpretationen dieses Begriffs auf. Es werden außerdem Beispiele für Paradoxe Formen aus der Philosophie und Logik vorgestellt.
- Kapitel 3 beleuchtet die Paradoxie zwischen Individualisierung und Standardisierung im Schulunterricht im Detail. Es werden die Konzepte der Individualisierung nach Zygmunt Bauman und der Standardisierung in der Didaktik vorgestellt und die Herausforderungen für die Unterrichtsgestaltung analysiert.
Schlüsselwörter
Individualisierung, Standardisierung, Paradoxie, Schulunterricht, Didaktik, Heterogenität, Unterrichtsgestaltung, Lernziele, Chancengerechtigkeit, Bildungswesen.
- Arbeit zitieren
- Claudia Körner (Autor:in), 2018, Die Paradoxie der Individualisierung und Standardisierung des Schulunterrichts, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/503631