Am 23. Juli 1908 in Siracus in Sizilien geboren, folgt Elio Vittorini in der Kindheit seinem Vater, der als Eisenbahner aufgrund seiner Versetzungen durch ganz Sizilien kommt.
Als es 1936 zum spanischen Bürgerkrieg kommt, unterbricht Vittorini die Arbeit an seinem Roman Erica e i suoi fratelli und plant mit seinen Freunden Romano Bilenchi und Vasco Pratolini eine Kriegsteilnahme zur Unterstützung der republikanischen Franco-Gegner. In einem Artikel der Zeitschrift Bargello, für die er schon seit 1932 schreibt, fordert er als Angehöriger des linksintellektuellen Flügels der italienischen Faschisten seine Partei offen dazu auf, die republikanischen Kräfte zu unterstützen, was zu seinem Ausschluss aus dem PNF („Partito Nazionale Fascista“) führt.
1942 beteiligt er sich aktiv an der Resistenza und nähert sich im Untergrund zunehmend der kommunistischen Partei (PCI) an. 1945 wird er Parteimitglied und leitet eine Zeit lang die Mailänder Ausgabe des Parteiorgans L’Unità. 1945 veröffentlichte er bei Bompiani seinen Widerstandsroman Uomini e no.
Der Roman entsteht und spielt in einer Zeit, in der der Norden Italiens noch von Deutschen besetzt ist.
Der Widerstand der Intellektuellen und Künstler gegen den Faschismus ist seit Mitte der dreißiger Jahre durch das Auseinanderdriften zwischen faschistischer Propaganda einerseits, und der gesellschaftlichen Realität andererseits, verstärkt worden.
Erst durch den Kriegseintritt Italiens 1940 allerdings gewinnt die Resistenza auch zunehmend breiten Rückhalt in der Bevölkerung.
Nach der Befreiung Süditaliens durch die Alliierten kam es im besetzten Norden zu einem langwierigen Partisanenkampf, in der Sekundärliteratur bezeichnet als eine quasi glühende Esse, in welcher der Gedanke der Demokratie in Extremsituationen geschmiedet wird. Durch den Bürgerkrieg und den Zusammenbruch des Faschismus entsteht im Norden Italiens ein so großer intellektuell - ideologischer Orientierungsbedarf, das die Autoren einen starken Einfluss bekommen, verleichbar mit der Zeit des Risorgimento.
In diese “edukative Bresche” schlägt Vittorini mit „Uomini e no“. Sein Roman kursierte bereits in ungebundener Form bevor er erschien und fand auch nach seiner Veröffentlichung reissenden Absatz. In wie weit allerdings das Werk nur als Resistenza-Roman betrachtet werden kann, wird mich in meiner Arbeit noch beschäftigen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung – Der Autor, seine Zeit, sein Werk
- Vittorini: Biographische Angaben zum besseren Verständnis des Romans
- Historisch-literarischer Kontext des Romans
- „Uomini e no“ – Inhalt und Stil
- Hauptteil – Das Menschenbild in „Uomini e no“
- Das Menschenbild – Vittorinis Kriterien
- Allgemeine Darstellung und Menschenbild der Widerständler
- Enne - ein Beispiel für den vollkommenen Sieg des „mondo offeso“
- Figlio-di-Dio - Eine gescheiterte Erlöserfigur
- Der operaio - Ein düsterer Ausblick?
- Allgemeine Darstellung und Menschenbild der Nationalsozialisten
- Capitano Clemm - Der personifizierte Nazi
- Pipino der Präfekt – Ein Gefangener des Systems
- Italienische Milizen - Einfache Männer
- Resümee – Eine autobiographisch gefärbte Warnung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert das Menschenbild in Elio Vittorinis „Uomini e no“, wobei sie den Fokus auf die Darstellung der Widerstandskämpfer und der Nationalsozialisten legt. Ziel ist es, Vittorinis Verständnis von Menschlichkeit im Kontext der italienischen Geschichte und des Zweiten Weltkriegs zu beleuchten.
- Die Darstellung der Widerstandskämpfer und ihre moralische Integrität
- Die Komplexität der menschlichen Natur und ihre Ambivalenz im Angesicht des Krieges
- Der Einfluss der politischen und historischen Umstände auf die menschliche Entwicklung
- Die Rolle der persönlichen Erfahrungen und der Erinnerung im literarischen Werk
- Der Einfluss der sozialen und politischen Verhältnisse auf die Lebensentwürfe der Charaktere
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Autor Elio Vittorini und seine Zeit vor, sowie den historischen und literarischen Kontext des Romans „Uomini e no“. Sie skizziert die Biographischen Stationen Vittorinis, seine literarische Entwicklung und seine politische Einstellung.
Der Hauptteil analysiert das Menschenbild in „Uomini e no“. Die Arbeit untersucht Vittorinis Kriterien für die Darstellung menschlicher Charaktere und analysiert die Widerständler, sowie die Nationalsozialisten im Roman. Sie beleuchtet die Motivationen und Handlungen beider Gruppen und die moralischen Dilemmata, denen sie gegenüberstehen.
Das Resümee fasst die zentralen Erkenntnisse der Arbeit zusammen und bietet eine Interpretation des Romans als eine autobiographisch gefärbte Warnung vor den Folgen des Krieges.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter des Textes sind: Elio Vittorini, „Uomini e no“, Menschenbild, Widerstandskämpfer, Nationalsozialisten, Zweiter Weltkrieg, italienische Geschichte, soziale und politische Verhältnisse, moralische Dilemmata, Kriegserfahrung, Erinnerung, Literatur und Politik.
- Quote paper
- Tobias Reff (Author), 2006, Das Menschenbild in Elio Vittorini 'Uomini e no', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/50364