Im 6. Semester meines Studiums der Sozialpädagogik hatte ich die Chance, mein Hauptpraktikum in einer „Intensiv Sozialpädagogischen Einzelmaßnahme“ (ISE) im Süden Frankreichs zu absolvieren. Ein wesentlicher Bestandteil des Konzeptes vor Ort ist es, gemeinsam mit einem bzw. einer Jugendlichen diesen Weg für einen bestimmten Zeitraum zu wandern. Das Wandern bzw. Pilgern schien durch die Nähe zur Natur und die Aktivität an sich eine wunderbare Methode, verloren gegangene und verschüttete Ressourcen wieder ins Bewusstsein zu holen. Derzeitig war eine Jugendliche vor Ort, die diesem Projekt aufgeschlossen gegenüber stand und bald wurde eine Pilgerreise mit Lisa K. und mir geplant, besprochen und vorbereitet.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Pilgern als intensivsozialpädagogische Einzelmaßnahme. Gerade was die Umsetzung von erlebnispädagogischen Intensivmaßnahmen betrifft, scheinen der Phantasie keine Grenzen gesetzt zu sein. Besonders in den letzten Jahren haben sich vielfältige Formen von intensiver Einzelbetreuung mit erlebnispädagogischen Inhalten entwickelt. Dennoch gibt es immer wieder Kinder und Jugendliche, die von den verschiedenen erzieherischen Angeboten nicht erreicht werden. Unterschiedliche Faktoren tragen dazu bei, dass Jugendliche immer schwieriger werden, d.h. es für die Betreuer immer schwerer wird, erzieherisch Einfluss auf sie zu nehmen.
Auf die Frage, wie mit diesen Jugendlichen umzugehen sei, hält die öffentliche Erziehung mehrere Antworten bereit.
Tatsache ist, dass dieses Klientel besondere Aufmerksamkeit braucht. Intensität und Individualität sind dabei entscheidende Faktoren. Durch besondere Zuwendung und eine individuelle, intensive Betreuung wird der Hilfeprozess durch den Kontakt zwischen Betreuer und Jugendlichen geprägt und die Wahrscheinlichkeit, den Jugendlichen tatsächlich zu erreichen und erzieherisch zu beeinflussen, dementsprechend erhöht. So soll die in dieser Arbeit untersuchte intensivpädagogische Wandermaßnahme zeigen, dass durch einen Betreuerschlüssel von 1:1 und ‚rund um die Uhr Betreuung’ für den Jugendlichen bei der erlebnispädagogischen Maßnahme Situationen geschaffen werden können, in denen das eigene Tun und Handeln und damit die Wirksamkeit der eigenen Handlungen und Handlungsplanung unmittelbar erkannt, reflektiert und erfahren werden können. Konkret soll damit eine Änderung des Verhaltens, ein neuer Bezug zu sich selbst und bessere Konfliktbearbeitungsfähigkeit eingeleitet werden.
Inhaltsverzeichnis
- I. VORWORT
- I. 1. MOTIVATION
- I. 2. THESE
- II. THEORETISCHE GRUNDLAGEN
- II. 1. HILFEN ZUR ERZIEHUNG
- II. 1.1. Erziehungshilfen für Jugendliche im Wandel
- II. 1.2. Erlebnispädagogischer Hintergrund
- II. 1.2.1. Geschichte und Wirkungsmodelle
- II. 1.2.2. Stellenwert der Erlebnispädagogik in der Jugendhilfe
- II. 1.3. Intensiv Sozialpädagogische Einzelmaßnahmen
- II. 1.3.1. Letzte Instanz vorm sozialen Abstieg?
- II. 1.3.2. Rechtliche Rahmenbedingungen
- II. 1.3.3. Überblick über Maßnahmengebote
- II. 1.3.4. Kritik und persönliche Bewertung
- II. 1.3.5. Weiterentwicklung und Perspektiven
- II. 2. PILGERN
- II. 2.1. Spezielles Wandern
- II. 2.2. Wandern als Therapie
- II. 2.3. Wandern als Angebot für Jugendliche
- III. AUF DEM JACOBSWEG
- III. 1. VORSTELLUNG DES JACOBSWEGES
- III. 2. DIE MAẞNAHME
- III. 3. METHODIK
- III. 3.1. Der thematische Leitfaden
- III. 3.2. Beobachtung
- III. 3.3. Befragung
- III. 4. VORSTELLUNG DER JUGENDLICHEN
- III. 4.1. Biografisches
- III. 4.2. Persönliche Erwartungen von Lisa an das Reiseprojekt
- III. 5. DURCHFÜHRUNG DES REISEPROJEKTES
- III. 6. AUSWERTUNG
- III. 6.1. Bezug zu Lisas Biografie
- III. 6.2. Lisas Einstellung zum Projekt
- III. 6.3. Verhalten in Konfliktsituationen
- III. 6.4. Einfluss der Umgebung
- III. 6.5. Beziehung zum Betreuer
- III. 6.6. Die Wirkung von positiven Erlebnissen
- III. 6.7. Lisas körperliches Befinden
- IV. ABSCHLIEBENDE BETRACHTUNG
- Erziehungshilfen für Jugendliche im Wandel
- Erlebnispädagogischer Hintergrund
- Intensiv Sozialpädagogische Einzelmaßnahmen (ISE)
- Pilgern als Therapie und pädagogisches Angebot
- Bedeutung des Jacobswegs für die Praxis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit Pilgern als einer spezifischen Form von sozialpädagogischer Einzelfallhilfe, analysiert anhand eines konkreten Falls. Die Autorin zeigt, wie die Methode des Pilgerns als ein handlungsorientiertes Konzept bei Jugendlichen mit besonderen Herausforderungen wirkt.
Zusammenfassung der Kapitel
Das Vorwort beleuchtet die Motivation der Autorin, sich mit dem Thema Pilgern als sozialpädagogischer Einzelfallhilfe auseinanderzusetzen. Die These der Arbeit wird vorgestellt. Im zweiten Kapitel werden die theoretischen Grundlagen der Arbeit behandelt. Es werden verschiedene Formen von Hilfen zur Erziehung beleuchtet, insbesondere die Entwicklung und Bedeutung der Erlebnispädagogik und intensiv sozialpädagogischer Einzelmaßnahmen. Anschließend wird das Pilgern als spezifische Form des Wanderns im Kontext der Jugendhilfe vorgestellt. Das dritte Kapitel befasst sich mit dem konkreten Fall der Pilgerreise auf dem Jacobsweg. Die Autorin beschreibt den Jacobsweg, die Maßnahme, die Methodik, die jugendliche Teilnehmerin und die Durchführung des Projekts. Die Auswertung der Reise beinhaltet die Betrachtung von Lisas Biografie, ihrer Einstellung zum Projekt, ihrem Verhalten in Konfliktsituationen, dem Einfluss der Umgebung, ihrer Beziehung zum Betreuer und der Wirkung von positiven Erlebnissen.
Schlüsselwörter
Sozialpädagogische Einzelfallhilfe, Erlebnispädagogik, Intensiv Sozialpädagogische Einzelmaßnahmen (ISE), Pilgern, Jacobsweg, Jugendhilfe, biografische Arbeit, Beziehungsgestaltung, Resilienzförderung.
- Quote paper
- Claudia Franke (Author), 2005, Pilgern als eine spezifische Form von sozialpädagogischer Einzelfallhilfe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/50404