Die vorliegende Hausarbeit bemüht sich darum, den Beginn der koranischen Offenbarung besser zu verstehen. Dabei ist ausdrücklich zu betonen, dass der Autor mit den Augen des christlich-katholischen Theologen auf - ihm zwar aus der Literatur vertraute - letztlich aber doch auch fremde religiöse Traditionen blickt. Diese Arbeit versteht sich somit als Versuch aus einer klaren theologischen Positionierung heraus die drei monotheistischen Traditionen ins Gespräch zu bringen. Dabei soll es in Anlehnung an P. Christian Troll SJ und P. Tobias Specker SJ nicht darum gehen, die Gemeinsamkeiten der Traditionen zu betonen, sondern vielmehr einer „Hermeneutik der Differenz“ Raum gegeben werden, um Missverständnissen und Konflikten durch theologische Differenzen von vornherein den Nährboden zu entziehen. Dass eine solche Hermeneutik auch aus der islamischen Tradition gut zu begründen ist, zeigt Sure 5:48: "Für jeden von euch haben Wir ein (verschiedenes) Gesetz und eine Lebensweise bestimmt. Und wenn Gott es so gewollt hätte, Er hätte euch alle sicherlich zu einer einzigen Gemeinschaft machen können: aber (Er wollte es anders,) um euch zu prüfen durch das, was Er euch gewährt hat. Wetteifert denn miteinander im Tun guter Werke!" Demnach sind die Differenzen Gott gewollt und böten eine Chance zu gegenseitigem Wachstum, sofern man dem Anruf zum Wetteifer folgte. Dass aus christlicher Sicht an dieser Stelle zwei Jesuiten-Theologen zur Sprache kommen ist kein Zufall. Ermutigt doch besonders deren ignatianische Spiritualität - zurück gehend auf den Ordensgründer Ignatius von Loyola – in den Geistlichen Übungen, „bereitwilliger […] die Aussage des Nächsten zu retten, als sie zu verurteilen“. Einer Hermeneutik der Differenz tritt also eine Hermeneutik des Vertrauens hinzu. Diese Haltung soll auf den folgenden Seiten die Basis für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Thematik bilden. Sie konterkariert damit eine Vorgehensweise, die vor allem mit dem Namen Thilo Sarrazin verbunden ist. Der Volkswirt, ehemalige SPD-Politiker und Autor vielgelesener „islam-kritischer“ Bücher nimmt sich in seinem neuesten Werk „Feindliche Übernahme“ den Koran selbst vor. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die historische Ausgangslage - Mekka zur Zeit des Propheten
- Die Banu Qaynuqa-Episode (BQay)
- Die Banu n-Nadir-Episode (BN)
- Die Banu Qurayza-Episode (BQur)
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit hat das Ziel, den Beginn der koranischen Offenbarung besser zu verstehen, indem sie das Verhältnis des Propheten Muhammad zu den arabischen Juden im Lichte der Sira beleuchtet. Die Arbeit strebt eine Hermeneutik der Differenz an, um die drei monotheistischen Traditionen ins Gespräch zu bringen und theologischen Differenzen Raum zu geben. Der Text untersucht die historische Ausgangslage in Mekka zur Zeit des Propheten und analysiert drei wichtige Episoden: die Banu Qaynuqa-, die Banu n-Nadir- und die Banu Qurayza-Episode. Die Arbeit beschäftigt sich mit den Herausforderungen, die mit der Interpretation des Koran verbunden sind, insbesondere für Nichtmuslime, und argumentiert für eine respektvolle und wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Islam.
- Die historische Ausgangslage in Mekka zur Zeit des Propheten Muhammad
- Die Beziehungen zwischen Muhammad und den arabischen Juden, insbesondere in Bezug auf die drei genannten Episoden
- Die Hermeneutik der Differenz als Ansatzpunkt für den interreligiösen Dialog
- Die Bedeutung des Koran und seine Herausforderungen für die Interpretation
- Die Notwendigkeit einer wissenschaftlichen und respektvollen Auseinandersetzung mit dem Islam
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung befasst sich mit der Motivation und Zielsetzung der Arbeit. Sie stellt die Notwendigkeit einer theologischen Hermeneutik der Differenz zwischen den drei monotheistischen Traditionen heraus und stellt die Bedeutung des Themas im Kontext des aktuellen Diskurses über den Islam dar.
- Das Kapitel „Die historische Ausgangslage - Mekka zur Zeit des Propheten“ bietet einen Einblick in die soziale und politische Situation in Mekka zum Zeitpunkt der ersten Offenbarung. Es beleuchtet die Bedeutung des Judentums in dieser Zeit und skizziert die Herausforderungen, denen sich die frühen Muslime gegenüber sahen.
- Die Kapitel „Die Banu Qaynuqa-Episode (BQay)“, „Die Banu n-Nadir-Episode (BN)“ und „Die Banu Qurayza-Episode (BQur)“ analysieren drei bedeutsame Episoden aus der frühen Geschichte des Islams. Sie untersuchen die Konflikte zwischen Muhammad und den jeweiligen jüdischen Stämmen und beleuchten die unterschiedlichen Perspektiven auf diese Ereignisse.
Schlüsselwörter
Die Arbeit widmet sich dem Verhältnis zwischen Muhammad und den arabischen Juden im frühen Islam, untersucht die historischen und theologischen Hintergründe der Konflikte und beleuchtet die Bedeutung der Hermeneutik der Differenz für den interreligiösen Dialog. Schlüsselwörter sind: Muhammad, Judentum, Islam, Koran, Sira, Mekka, Banu Qaynuqa, Banu n-Nadir, Banu Qurayza, Hermeneutik der Differenz, interreligiöser Dialog, theologische Differenzen.
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- Sebastian Riedel (Author), 2019, "Muhammad und die Juden". Das Verhältnis des Propheten zu den arabischen Juden im Lichte der Sira, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/504061