Der von Edmund Husserl in seinem Spätwerk entwickelte Begriff der Lebenswelt wurde wegen der widrigen zeitgeschichtlichen Umstände erst spät rezipiert, dann jedoch umso in- und auch extensiver. Die Aufnahme blieb nicht auf die Philosophie, speziell Phänomenologie, beschränkt: die verschiedensten Wissenschaften: Soziologen, Kulturwissenschaftler, Pädagogen, Ökologen, sogar Politiker sprachen und sprechen von Lebenswelt. War derart erst einmal ein Modebegriff geprägt, blieb von den Husserlschen Überlegungen freilich nicht mehr viel übrig.
In dieser Arbeit soll im Gegensatz dazu die ursprüngliche Konzeption dieses Begriffs, wie sie Husserl in der 'Krisis'-Schrift entfaltet, und deren Impetus dargestellt werden. Da Husserl nie eindeutig definierte, was er unter Lebenswelt verstand, sogar anscheinend widersprüchliche Aussagen dazu traf, möchte ich anschließend die Probleme und Zweideutigkeiten seines Ansatzes herausarbeiten. Hinweise auf mögliche Anwendungen unter heutigen Paradigmen sollen die Ausführungen abschließen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Lebenswelt bei Husserl
- Entstehung und Funktion der Husserlschen Lebenswelt-Theorie
- Lebenswelt und neuzeitliche Naturwissenschaft
- Das lebensweltliche Fundament der Naturwissenschaft
- Die Mathernatisierung der Natur und das Vergessen dieses Fundaments
- Möglichkeiten der Aufhebung der Lebenswelt-Vergessenheit
- Lebenswelt als schillernder Begriff bei Husserl
- Verschiedene Aspekte
- Zweideutigkeiten
- Mögliche Anwendungen
- Thematisierung des Unthematischen über die Pluralität von Sonderwelten
- Konstruktive Wissenschaftstheorie
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Lebenswelt-Konzept von Edmund Husserl, das in seinem Spätwerk „Die Krisis der europäischen Wissenschaften und die transzendentale Phänomenologie“ erörtert wird. Ziel ist es, die ursprüngliche Konzeption des Begriffs und seinen Impetus darzustellen, sowie die Probleme und Zweideutigkeiten des Husserlschen Ansatzes herauszuarbeiten. Die Arbeit beleuchtet zudem mögliche Anwendungen des Lebenswelt-Konzepts in heutigen Paradigmen.
- Entstehung und Entwicklung des Lebenswelt-Konzepts in Husserls Spätwerk
- Kritik an der Entwicklung der neuzeitlichen Naturwissenschaft und deren Auswirkungen auf das Lebenswelt-Vergessen
- Analyse der Problemstellungen und Zweideutigkeiten in Husserls Lebenswelt-Begriff
- Exploration von potenziellen Anwendungen des Lebenswelt-Konzepts in aktuellen Kontexten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und erläutert den historischen Kontext sowie die Bedeutung des Lebenswelt-Begriffs in der Philosophie und anderen Wissenschaften. Kapitel 1 analysiert Husserls Lebenswelt-Konzept in der „Krisis“-Schrift und untersucht die Entstehung und Funktion der Theorie. Es wird auf die Kritik an der neuzeitlichen Wissenschaft und deren Vergessen des lebensweltlichen Fundaments eingegangen, sowie auf die verschiedenen Aspekte und Zweideutigkeiten im Begriff der Lebenswelt. Kapitel 2 widmet sich möglichen Anwendungen des Lebenswelt-Konzepts in aktuellen Kontexten, wie der Thematisierung des Unthematischen und der konstruktiven Wissenschaftstheorie.
Schlüsselwörter
Lebenswelt, Husserl, Phänomenologie, Kritik der Wissenschaft, Naturwissenschaft, transzendentale Reduktion, Subjektvergessenheit, Objektivismus, Sonderwelten, Unthematisches, Wissenschaftstheorie.
- Quote paper
- Thomas Keith (Author), 1996, Husserls Lebenswelt-Konzept: Intentionen, Probleme, mögliche Anwendungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/50409