Verehrung der Heiligen Thekla und der Jungfrau Maria. Parallelen, Kontinuitäten und Brüche


Seminararbeit, 2015

18 Seiten, Note: 2,00


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Inhalt und Ziel der Arbeit

2. Einleitung

3. Paulus und Thekla

4. Die Thekla-Akten
4.1. Gattung, Entstehung und Bedeutung
4.2. Inhalt
4.3. Thekla-Überlieferung

5. Kult und -Verehrung
5.1. Frauen im frühen Christentum
5.2. Der Thekla-Kult
5.3. Marienverehrung

6. Fazit, Diskussion, Conclusio

7. Literaturverzeichnis
7.1. Bücher
7.2. Kirchliche Schriften und Dokumente
7.2. Internetquellen

1. Inhalt und Ziel der Arbeit

Die vorliegende Seminararbeit bezieht sich auf die Lehrveranstaltung (LV) „Mariologie und Pneumatologie“, abgehalten im Sommersemester 2015 an der Universität Salzburg unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Hans-Joachim Sander.

Es soll zunächst ein genaueres Licht auf Leben, Wirken und Kult der Hl. Thekla geworfen werden. Auf Basis dessen soll dann versucht werden, Parallelen, Kontinuitäten oder ev. Brüche zwischen der Verehrung der Hl. Thekla und jener von Maria, der Mutter Jesu, aufzuzeigen und zu diskutieren.

2 . Einleitung

Die Hl. Thekla ist eine prägende Frauengestalt des frühen Christentums. Sie war Zeitgenossin und Schülerin des Apostels Paulus1. Dieser soll auch der Grund für Theklas Leben als „heilige Jungfrau“ sein. So wird es jedenfalls in den apokryphen Thekla-Akten (lat. Acta Pauli et Theclae), deren Haupt-Protagonistin sie ist, erzählt.2 Obwohl Thekla gemäß den Thekla-Akten eines friedlichen Todes gestorben sein soll, gilt sie auch als Erste Märtyrerin bzw. Erz-Märtyrerin der Christenheit3.

Der Kult zu Ehren der Hl. Thekla geht zurück bis ins 4. Jahrhundert und gilt als einer der Bedeutendsten seiner Zeit4. Auch weil gerade heute die Debatte rund um Aufgaben und Ämter von Frauen in der katholischen Kirche so drängend ist, lohnt sich ein genauerer Blick auf das Leben dieser Heiligen der frühen Christenheit.

3. Paulus und Thekla

Die Hl. Thekla wird zwischen 30 und 40 n. Chr. in Ikonium, dem heutigen Konya im türkischen Kappadokien, geboren. Ihr griechischer Name bedeutet „Gott die Ehre“. Während die orthodoxe Kirche ihren Gedenktag am 24. September begeht, feiern die Katholiken diesen bereits am 23. September.5

Der, unter seinem jüdischen Namen „Saulus“ geborene, Jude „Paulus“ wurde nicht lange vor 10 v. Chr. in Tarsus, ebenfalls auf dem Gebiet der heutigen Türkei, geboren6. Ebenso wie der Hl. Petrus, erlitt er vermutlich während der Christenverfolgung des Kaisers Nero um 64 n. Chr. in Rom das Martyrium7. Nach seiner Bekehrung wirkte Paulus jahrelang als Mitarbeiter der Ur-Gemeinde von Antiochia8. Unter deren Ägide brach er, zusammen mit Barnabas, wahrscheinlich um 45 – 47 n. Chr., zu einer 1. Missionsreise auf9. Gemäß der Apostelgeschichte kommt der Hl. Paulus dabei auch nach Ikonium: „ In Ikonion gingen sie ebenfalls in die Synagoge der Juden und redeten in dieser Weise, und eine große Zahl von Juden und Griechen wurde gläubig. “ (Apg 14,1). Die Hl. Thekla wird hier nicht erwähnt.

4. Die Thekla-Akten

4.1. Gattung, Entstehung und Bedeutung

Schon erwähnt wurde, dass die Thekla-Akten zu den apokryphen (= verborgenen) Schriften zu zählen sind. Dabei handelt es sich um Schriften, die schon früh, teilweise >sogar schon vor dem Abschluss der Kanon-Bildung im 2. – 3. Jh. aus dem kirchlichen Gebrauch ausgeschieden wurden. 10 Diese Schriften zählen damit nicht zum neutestamentlichen Kanon der Hl. Schrift.

Im Weiteren sind die Thekla-Akten einer von drei Teilen der so genannten Paulus- Akten. Diese werden von zahlreichen Kirchenvätern erwähnt und geschätzt und direkt unter die kanonischen Schriften gestellt. Die Paulus-Akten dienen in erster Linie der Erbauung, ihr historischer Wert ist, durch die darin vorherrschende Phantasie, nur gering. Gemäß Tertullian sollen die Paulus-Akten aus der Feder eines asiatischen Priesters stammen, der sie in Antiochien in Pisidien zwischen 180 und 200 n. Chr. verfasst haben soll.11

4.2. Inhalt

Im Folgenden soll ein inhaltlicher Überblick über die Thekla-Akten gegeben werden, um wichtige Stationen im Leben und Wirken der Hl. Thekla kennen zu lernen:

Paulus kommt zur Predigt nach Ikonium und bekehrt Thekla dadurch. Thekla entdeckt die Enthaltsamkeit für sich, ihr Verlobter fühlt sich um sie betrogen. Er hetzt Bevölkerung und Behörden gegen Thekla auf, was letztlich zur Verhaftung des Paulus führt. Thekla besucht Paulus heimlich im Gefängnis, wird dabei jedoch entdeckt. Während Paulus aus der Stadt vertrieben wird, verurteilt man Thekla zum Feuertod. Auf wundersame Weise verhindern Regen und Hagel die Hinrichtung jedoch und Thekla kommt frei. Sie folgt Paulus, der sich zwischenzeitlich mit Onesiphorus und dessen Familie in einem Grabgewölbe an der Straße nach Daphne aufhält, nach. Dieser nimmt sie schließlich mit nach Antiochien. Dort verliebt sich ein Syrer namens Alexander in Thekla, wird von dieser jedoch zurückgewiesen. Er rächt daraufhin, indem er Thekla durch den Statthalter zum Tierkampf verurteilen lässt. Die Königin und Verwandte des Kaisers, Tryphäna, nimmt Thekla in ihre Obhut. Tryphäne hat ihre Tochter Falconilla verloren und bittet Thekla um Fürbitte für ihre verstorbene Tochter. Beim folgenden Tierkampf, bei dem unzählige wilde Tiere auf Thekla losgelassen werden, spendet sich Thekla die Nottaufe. Dies geschieht durch Sprung in ein Becken wilder Robben mit den Worten: „Im Namen Jesu Christi taufe ich mich selbst am letzten Tag.“ Währenddessen tötet ein Blitzschlag die wilden Robben und auch die anderen Tiere lassen von Thekla ab. Sowohl eine Löwin, als auch andere Frauen der Stadt stehen Thekla bei. Da schließlich Tryphäna in Ohnmacht fällt und deren Tod befürchtet wird, wird Thekla freigelassen. Tryphäna und ihre Dienerschaft bekehren sich daraufhin zum Glauben. Nachdem sich Thekla selbst im Haus Tryphänas von den Strapazen erholt hat, sehnt sie sich nach Paulus. Sie erfährt, dass er in Myra sei und reist ihm nach. Dieser schickt sie nach kurzem Zusammensein nach Ikonium, ihren Geburtsort zurück. Sie soll dort das Wort Gottes lehren, findet ihren Verlobten nicht mehr am Leben, versucht ihre Mutter zu bekehren und reist weiter nach Seleukia. Dort bekehrt sie Viele durch die Verkündigung des Wortes Gottes und stirbt schließlich eines friedlichen Todes.12

4.3. Thekla-Überlieferung

Mit Blick auf das voranstehende Kapitel „4.2. Inhalt“, wird schnell klar, dass die Thekla-Akten innerhalb der Paulus-Akten eine Sonderstellung einnehmen, insofern es sich bei ihnen um eine eigenständige und geschlossene Komposition handelt. Unübersehbar steht weniger Paulus, vielmehr Thekla im Mittelpunkt des Geschehens. Dies zeigt sich zum Beispiel daran, dass, obwohl Paulus der eigentlich Schuldige ist und im Gefängnis sitzt, nach dem Besuch der Thekla nur der Stadt verwiesen wird, während man Thekla zum Feuertod verurteilt. Nicht der Apostel, sondern Thekla soll also das Martyrium erleiden. Auch die Begebenheit nach Theklas 2. Martyrium, bei der sie Paulus erst suchen muss, weil dieser scheinbar ohne Nachricht zu hinterlassen, die Stadt verlassen hat, weist auf die Aufnahme und Gestaltung einer eigenständigen Thekla-Überlieferung hin. Für die Sonderstellung der Thekla-Akten spricht auch die mehrfache Darstellung von Thekla in ihrer Rolle als „aktiver Apostolin“, die ausgesandt wird, um das Wort Gottes zu verkündigen.13 Während diese Rolle Theklas in der Ostkirche bis heute als selbstverständlich gilt, kam es in der röm.-kath. Kirche zu einer Umdeutung ihrer Funktion zur Märtyrerin und Jungfrau bzw. zurückgezogenen Asketin14.

Zu guter Letzt sollte hier noch erwähnt werden, dass die Hl. Thekla wohl auch die einzige Frau der gesamten Apostel-Akten ist, für die sich überhaupt ein Kult entwickelt hat. Dass dieser Kult außerdem von höchster Bedeutung war, wird sich im folgenden Kapitel zeigen.

5. Kult und -Verehrung

5.1. Frauen im frühen Christentum

Bevor die Rolle der Hl. Thekla als Apostolin, Missionarin, Jungfrau und Märtyrerin näher betrachtet werden kann, bedarf es zunächst eines Blickes auf die Rolle der Frauen zur Zeit der Thekla. Als Zeitgenossin des Paulus, lohnt sich vor allem ein Blick in dessen Schrifttum, in das Corpus Paulinum (= Paulus-Briefe).

Hier finden sich zwei Passagen, die eine sehr anti-feministische Tendenz aufweisen, bzw. Frauen in ein starkes Unterordnungs-Verhältnis drängen. Zunächst ist hier eine Passage aus dem authentischen, also definitiv von Paulus selbst verfassten, 1. Korinther-Brief zu nennen: „… sollen die Frauen in der Versammlung schweigen; es ist ihnen nicht gestattet zu reden. Sie sollen sich unterordnen, wie auch das Gesetz es fordert. Wenn sie etwas wissen wollen, dann sollen sie zu Hause ihre Männer fragen; denn es gehört sich nicht für eine Frau, vor der Gemeinde zu reden. “ (1Kor 14,34-35). Direkt damit zusammenhängend ist die Perikope im 1. Timotheus- Brief, denn vieles „ spricht dafür, dass 1Tim 2,11-15 eine überarbeitete, präzisierte und situativ zugespitzte Neufassung von 1Kor 14,33b-36 ist.15. Das Klischee, wonach dieser Topos in der zeitgenössischen hellenistischen Sozialethik Allgemeingültigkeit hatte, gilt mittlerweile als überholt16. Wahrscheinlicher ist eine Beeinflussung durch Elemente aus der jüdischen Tradition 17. Diese wies einerseits, basierend auf altorientalischer Sitte, die Tendenz auf, Frauen aus dem öffentlichen Leben fernzuhalten und ihren Wirkungskreis auf das Haus zu beschränken18. Andererseits hat das Judentum (z.B. Josephus, Philo) in seinen Stellungsnahmen zur Frauenfrage stets mit Verweis auf den Schriftbeweis des 1. Buch Mose (Gen 2 und 3) argumentiert und die Herrschaft des Mannes über die Frau von ihm her begründet19.

[...]


1 Vgl. Schauber / Schindler, Heilige und Namenspatrone, 495.

2 Vgl. Daniel-Rops, Die apokryphen Evangelien, 208.

3 Vgl. LThK 10, 18.

4 Vgl. Schauber / Schindler, Heilige und Namenspatrone, 495.

5 Vgl. Schauber / Schindler, Heilige und Namenspatrone, 495.

6 Vgl. LThK 8, 216.

7 Vgl. Schnelle, Einleitung in das Neue Testament, 32.

8 Vgl. Schnelle, Einleitung in das Neue Testament, 47.

9 Vgl. Schnelle, Einleitung in das Neue Testament, 40.

10 Vgl. Hennecke / Schneemelcher, Neutestamentliche Apokryphen, 1, 1.

11 Vgl. Daniel-Rops, Die apokryphen Evangelien, 205f.

12 Vgl. Hennecke / Schneemelcher, Neutestamentliche Apokryphen, 2, 227f.

13 Vgl. Hennecke / Schneemelcher, Neutestamentliche Apokryphen, 2, 228f.

14 Vgl. Jansen, Gottes selbstbewusste Töchter, 175.

15 Roloff, Der Erste Brief an Timotheus, 128.

16 Vgl. Roloff, Der Erste Brief an Timotheus, 135.

17 Vgl. Roloff, Der Erste Brief an Timotheus, 137.

18 Vgl. Ebda.

19 Vgl. Ebda.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Verehrung der Heiligen Thekla und der Jungfrau Maria. Parallelen, Kontinuitäten und Brüche
Hochschule
Universität Salzburg  (Systematische Theologie - Dogmatik)
Veranstaltung
PNEUMATOLOGIE UND MARIOLOGIE (GOTTES WEIBLICHES GENDER)
Note
2,00
Autor
Jahr
2015
Seiten
18
Katalognummer
V504095
ISBN (eBook)
9783346041548
ISBN (Buch)
9783346041555
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Mariologie, Maria, Hl. Maria, Hl. Thekla, Dogmatik, Typologie
Arbeit zitieren
Sebastian Riedel (Autor:in), 2015, Verehrung der Heiligen Thekla und der Jungfrau Maria. Parallelen, Kontinuitäten und Brüche, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/504095

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