„Dada ist eine Geistesart, die sich in jedem Gespräch offenbaren kann“; „Dada ist die beste Medizin und verhilft zu einer glücklichen Ehe“; „Dada ist der Urgrund aller Kunst. Dada ist für den ´Ohne-Sinn´ der Kunst“; „Dada ist die Weltseele, Dada ist der Clou, Dada ist die beste Lilienmilchseife der Welt.“ Dada ist Dada. Dada ist Techno. Dada ist Alles und Nichts (je nach Situation, man beachte das Prinzip der Kontextdependenz und der basalen Wirkungsabsicht!) und Dada ist vor allem eins: nicht zu fassen. Unfaßbar vielfältig. Unfaßbar einfältig, zweifältig, dreifältig, multifältig, multikultifältig... So will ich denn im folgenden auf einen einzelnen bedeutenden Vertreter der dadaistischen Weltsicht zu sprechen kommen, der als einer der „extreme[n] Individualisten“, die „jeder für sich, ihren eigenen beschwerlichen Weg [gingen]“ den Dadaismus gründete und sich, als er glaubte, die Zeit wäre gekommen, davon abwandte: Hugo Ball. Ich beschränke mich in meinen Ausführungen im wesentlichen auf Balls TextDas Carousselpferd Johann,unter Berücksichtigung damaliger (und heutiger) zeit- und kunstpolitischer Fragestellungen. Zweifelsohne ein problematischer Versuch, hatten doch die Dadaisten selbst wiederholt den Aktualitätswert von Kunst problematisiert und deren „Ablaufdatum“ zur Diskussion gestellt: „Die echten Werke Dadas dürfen höchstens sechs Stunden leben.“Für die Verfasserin dieser Zeilen ergibt sich somit die Frage, inwiefern einem solchen Werkbegriff Rechnung getragen werden muß, in concreto: inwiefern die vorhandenen Energien (zur Analyse des Ball-Textes) nicht vielmehr in die Produktion eines eigenen Textes gesteckt werden sollten, der in seinen „Bewußtseinsinhalten die tausendfachen Probleme der Zeit“, unserer Zeit präsentiert?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Versuch einer Positionierung Hugo Balls
- Lautgedichte: Nonsens-Produkte oder Nonsens-Verse?
- Bemerkungen zum Carousselpferd Johann
- Textsorte und Erzählperspektive
- Die Feindeslager oder: Narrentreiben in der Wüste
- Interpretatio mundi
- Idealismuskritik
- Zum (Un-)Wert der Intelligenz
- Schlußwort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit dem literarischen Schaffen von Hugo Ball, einem bedeutenden Vertreter der Dada-Bewegung. Im Fokus steht dabei sein Text „Das Carousselpferd Johann“. Die Arbeit untersucht die Intentionen und Hintergründe von Balls Werk sowie die Beziehung zwischen Form und Inhalt. Darüber hinaus werden zeitgenössische und aktuelle kunst- und gesellschaftspolitische Fragestellungen in den Kontext von Balls Werk gestellt.
- Die Positionierung von Hugo Ball innerhalb der Dada-Bewegung und seine Rolle in der Entwicklung des Dadaismus
- Die Bedeutung von Sprache in Balls Werk, insbesondere die Lautgedichte und die Auseinandersetzung mit der „fragwürdig gewordenen“ Sprache
- Die Beziehung zwischen Form und Inhalt in Balls Text „Das Carousselpferd Johann“ sowie die Bedeutung von dessen Interpretation im Kontext der dadaistischen Kunstauffassung
- Die Bedeutung von Balls Werk für die Entwicklung der Avantgarde im frühen 20. Jahrhundert
- Die Rolle des politischen Kontextes (Erster Weltkrieg, Weimarer Republik) in der Entwicklung und Rezeption von Balls Werk
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung führt in die Thematik der Seminararbeit ein und stellt Hugo Ball als zentralen Vertreter des Dadaismus vor. Sie beleuchtet die Besonderheiten von Balls Text „Das Carousselpferd Johann“ und die Herausforderungen, die sich aus der Interpretation eines dadaistischen Textes ergeben.
- Versuch einer Positionierung Hugo Balls: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Einordnung von Balls Werk in den Kontext der Dada-Bewegung. Es untersucht die Intentionen der Dadaisten, ihre Kritik an der damaligen Gesellschaft und ihre Suche nach einer „neuen Kunst“ und einem „neuen Leben“.
- Lautgedichte: Nonsens-Produkte oder Nonsens-Verse?: Dieses Kapitel analysiert Balls Lautgedichte, insbesondere „Seepferdchen und Flugfische“, und stellt die Frage nach deren Bedeutung. Es werden die formalen Elemente der Lautgedichte betrachtet, die sich von traditionellen Formen der Poesie abheben, sowie die politische Dimension von Balls Auseinandersetzung mit der Sprache.
- Textsorte und Erzählperspektive: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Textsorte und Erzählperspektive von „Das Carousselpferd Johann“ und untersucht die Verbindung zwischen Form und Inhalt. Es beleuchtet die Bedeutung von Balls Sprache und die in dem Text enthaltene Kritik an der gesellschaftlichen Situation.
Schlüsselwörter
Hugo Ball, Dadaismus, Lautgedicht, Carousselpferd Johann, Avantgarde, Sprache, Kritik, Politische Kunst, Erster Weltkrieg, Weimarer Republik, Interpretatio mundi, Idealismuskritik, Nonsens, Form und Inhalt, Sprache und Bedeutung.
- Quote paper
- Kristina Werndl (Author), 2006, Hugo Ball: Aspekte seines literarischen Schaffens, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/50439